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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Bernd Miggel in Mai 28, 2022, 10:17:25 VORMITTAG

Titel: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Bernd Miggel in Mai 28, 2022, 10:17:25 VORMITTAG
Hallo miteinander,

Querschnitte von Moosblättern fertige ich gerne manuell mit Hilfe von Rasierklingen an. Dazu wird das trockene Moospflänzchen unter dem Zeigefinger festgeklemmt und längs des Fingernagels geschnitten.
Das funktioniert immer dann einwandfrei, wenn es sich um eine Moosart handelt, deren Blätter sich beim Trocknen eng an das Stämmchen anlegen, z.B. Polytrichum. Dann erhält man unzählige brauchbare Querschnitte, siehe Anhang.

Meine Frage: Wie kann man es bewerkstelligen, dass auch Moose, deren Blätter abgespreizt sind, zum Schneiden dicht am Ast oder Stamm anliegen?

Danke im Voraus!
Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Bob in Mai 28, 2022, 10:38:48 VORMITTAG
Hallo Bernd,
ich hatte hier mal Flechten in PEG eingebettet und geschnitten, das hat im Ergebnis ganz gut funktioniert:

https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=39942.0

Viele Grüße,

Bob
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Bernd Miggel in Mai 28, 2022, 13:43:56 NACHMITTAGS
Hallo Bob,

das Verfahren kenne ich auch, lässt sich mit PEG oder auch mit Gießseife machen. Funktioniert mit Flechten- oder Pilz-Apothecien einwandfrei.

Das Problem bei Moosblättchen ist, dass man exakt rechtwinklig zur Blattachse schneiden muss. Dabei haben die Moosblättchen unter Umständen nur eine Länge von 1 mm und stehen schräg nach allen Seiten vom Ästchen oder Stämmchen ab! Wenn man dann Handschnitte macht, bekommt man alles Mögliche, nur keine sauberen Schnitte rechtwinklig zur Blattachse.

Viele Grüße
Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: unkenheini in Mai 28, 2022, 14:20:33 NACHMITTAGS
Moin Bernd,
Würde es funktionieren wenn man das Moosstämmchen  mit einem Faden in einen Schlauch oder noch besser in einen Strohalm zieht und dann beides zusammen schneidet? Ich,meine mit Strohhalm die richtigen aus Stroh zum basteln. Eventuell anfeuchten damit sie nicht so spröde sind. War nur eine Überlegung von mir, nicht ausprobiert!
Viel Spaß beim ausprobieren und ich bin gespannt.
Mit freundlichen Grüßen Jörg
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: A. Büschlen in Mai 28, 2022, 15:43:39 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

ich habe es nie geschafft, Laub- und Lebermoose trocken zu schneiden und auch mit PEG bin ich nicht warm geworden. Das spricht nicht gegen diese Methoden ich kann es einfach nicht.-

Laubmoosblätter  schneide ich immer nass. Ich löse sie vom Stängel oder Aestchen und schneide sie immer einzel.
Nehmen wir als Beispiel Blätter der Polytrichum Arten. Mit Blattquerschnitten möchten wir wichtige Bestimmungsmerkmale sichtbar machen. Bei den Polytrichum werden durch den Blattquerschnitt im besonderen drei Merkmale sichbar:
- Anzahl Lamellen?
- Ausbildung der Endzelle an den Lamellen?
- Ist die Lamina umgeschlagen, wie viele Zellen breit ist die Lamina?
Ich löse mit der feinen Pinzette einzelne Blätter vom Stängel, schneide mit der Rasierklinge die abstehende Blattscheide ab, nehme ein OT, richte Diesen am Stereomikroskop in der Nord - Süd Richtung aus, gebe einen Tropfen Wasser darauf, lege das Blatt in den Tropfen, decke mit einem DG ab so, dass das Blatt mit der Basis unter dem DG liegt, mit dem Spitz unter dem DG hervorlugt und das zu schneidende Blatt ebenfalls in der Nord- Süd Richtung liegt.
Das Ganze richte ich am Stereomikroskop so aus, dass ich mit beiden Händen die Rasierklinge führen und mit den Augen den Schnitt kontrollieren kann.
Nun einfach schneiden, schneiden, schneiden.

Gutes Gelingen!

Arnold


Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Bernd Miggel in Mai 28, 2022, 19:36:08 NACHMITTAGS
Danke für die interessanten Tipps! Angeregt durch Jörgs "Strohhalmmethode" habe ich folgendes Experiment gemacht:

o   20 Sphagnumäste auf einem OT parallel nebeneinander abgelegt, trocknen lassen.
o   einen Streifen Gießseife danebengelegt und das Ganze eingeschmolzen.
o   Je 1 OT von rechts und von links neben die Astpackung als seitliche Begrenzung angelegt und einen weiteren OT als Deckel von oben aufgelegt.
o   Jetzt die seitlichen Begrenzungs-OTs zusammengeschoben und den Deckel-OT dabei niedergehalten. Die mit Gießseife durchzogenen Äste sind jetzt noch weich. Es ergibt sich durch das Zusammenschieben und Zusammenpressen eine 1 mm dicke, rechteckige Packung aus ausgerichteten Moosästchen mit ihren Blättchen.
o   Das Ganze inkl. der OTs habe ich im gepressten Zustand erkalten lassen und anschließend die seitlichen OTs und den Deckel-OT abgezogen, so dass die Packung auf dem Träger-OT festgeklebt blieb.
o   Schließlich habe ich die Rasierklingen-Schnitte geführt, die Seife herausgewaschen und das Präparat mikroskopiert.

Es ergeben sich zahlreiche, recht brauchbare Schnitte, siehe Anhang (Querschnitt durch Astblättchen und Ästchen). Die Seife hätte ich natürlich noch wesentlich gründlicher herauswaschen müssen.

Viele Grüße - Bernd


Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: unkenheini in Mai 29, 2022, 07:15:03 VORMITTAG
Moin Bernd,
vielen Dank für die Beschreibung.Ich fange ja erst an mit meinem umgebauten Gefriermikrotom zu schneiden.Ich habe mir für die Moosstämmchen-PEG1500 Schnitte zum Auswaschen Siebzylinder gebastelt.An einem Ende von Kabel Leerrohren habe ich Siebgaze geklebt, so kann ich die Schnitte problemlos zusammen von eine Lösung in die nächste überführen(sind aber nicht xylolbeständig).Die Leerrohre gibt es im Baumarkt in verschiedenen Durchmessern,und die Siebgaze stammt aus einem Wäschetrockner.In den Fusselsieben sind meistens sogar verschiedene Maschenweiten verbaut.
Viele Grüße Jörg
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Bernd Miggel in Dezember 17, 2022, 10:18:47 VORMITTAG
Hallo zusammen,

die einzige Methode, bei der mir bisher manuelle Astblatt-Querschnitte von Sphagnen einigermaßen gelingen, ist das Einbetten in PEG auf einem OT mit anschließendem Rasierklingenschnitt. Die Astblätter sind 0,3-0,5 mm breit, und die Schnittdicke sollte ca. 30 µm betragen. Das 1. Bild unten zeigt so ein Astblatt in Aufsicht, das 2. Bild ein Schnittergebnis.
Die Schnitte bringt man nach dem Schneiden in mehreren Stufen in sauberes Wasser, um das PEG vollständig herauszulösen.
Aber: Wie schaffe ich es, diese sehr feinen, kaum sichtbaren Schnitte einzeln "anzufassen" und von Wasserbad zu Wasserbad zu überführen? Alle Werkzeuge, die ich bisher verwendet habe, (feine Pinzette, feine Kanüle, Akkupunkturnadel, feiner Aquarellpinsel) sind viel zu grob.

Wer kann mir einen heißen Tipp geben, wie man auf praktikable Weise die Schnitte auswäscht, um das PEG los zu werden?

Herzlichen Gruß
Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: A. Büschlen in Dezember 17, 2022, 10:36:33 VORMITTAG
Hallo Bernd,

kannst du die Schnitte mit deiner feinsten Pinzette fassen?

Arnold
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Bernd Miggel in Dezember 17, 2022, 10:55:54 VORMITTAG
Hallo Arnold,

mit meiner feinen Schweizer Pinzette: keine Chance.

Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: A. Büschlen in Dezember 17, 2022, 10:59:40 VORMITTAG
Bernd,

schwimmen die Schnitte im Wassertropfen?

Arnold
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Bernd Miggel in Dezember 17, 2022, 11:04:23 VORMITTAG
Hallo Arnold,

sie setzen sich unten ab. Wenn ich aber das Wasser vorsichtig abziehe, kommen diese feinen Schnitte leider mit.

Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: A. Büschlen in Dezember 17, 2022, 11:30:23 VORMITTAG
Bernd,

hast du die Schnitte auf dem OT in einem Wassertropen? Wenn ja, dann würde ich das Wasser nicht absaugen, sondern
du legst auf dem OT mehrere kleine Wassertropfen nebeneinander und und beginnst z.B. von li nach re in dem du li im ersten Wassertropfen die Schnitte hineingibst und diese von einem Tropfen in den Anderen mit der Pinzette überträgst. Das sollte aus meiner Sicht am Stereomikroskop möglich sein. Versuche es!

Zum eindecken würde ich auch Chloralhydrat versuchen.

Arnold
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Bernd Miggel in Dezember 17, 2022, 11:38:56 VORMITTAG
Hallo Arnold,

das will ich gerne versuchen. Vielleicht ist es der Königsweg. Vielen Dank!
Warum Chloralhydrat?

Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: A. Büschlen in Dezember 17, 2022, 13:35:06 NACHMITTAGS
Hallo Bernd,

noch zum Transfer der Schnitte: wenn du die Schnitte mit deiner Pinzette nicht greiffen kannst, versuche die Schnitte im Wassertropfen mit der Pinzettenspitze auf zu wirbeln so, dass sie frei schwimmen dann näherst du dich mit einer Pinzettenspitze von der Seite an die schwimmenden Schnitte damit sie an der Oberfläche der Pinzettenspitze hängen bleiben. Das geht manchmal recht gut.

Warum Chloralhydrat? Ich verwende Chloralhydrat bei nicht gefärbtem Schnittgut gerne weil:
- Es hellt auf.
- Luftblasen die oftmals in kleinsten Poren oder Öffnungen sitzen, entfernen sich.
- Weil Glycerin mit dabei ist, hält das Arbeitspräparat länger.

Einfach mal probieren.

Du bekommst noch eine Email.

Gruss Arnold
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: unkenheini in Dezember 17, 2022, 19:22:29 NACHMITTAGS
Moin Bernd,
Ich bastel mir Siebzylinder und überführe diese dann in die verschiedenen Lösungen.Kabelleerrohren oder unten abgeschnittenen Eppendorf Reaktionsgefässe mit Siebgaze verschliessen.Gefäße anschmelzen und dann auf die Gaze drücken.Ich hab auch ein Kunststoffeierbecher mit Ablass versehen und einen zweiten Boden aus Siebgaze eingeklebt.Mir der Wasserstrahlpumpe sauge ich die Flüssigkeiten unten ab die Schnitte bleiben auf der Gaze zurück.Die Siebgaze stamme vom Flusensieb eines alten Wässetrockners.Es geht aber auch Seide aus dem Bastelladen.Zum überführen meine Schnitte(zum Objektträger) nutze ich Schnittfänger,Mikrospatel,Zahnarztmundspiegel,Impfösen,oder Ösen mit Gaze(Gaze auf eine Schrauben Unterlegscheibe kleben)der Griff ist eine angeklebte Fahrradspeiche.
Viel Spaß,mit freundlichen Grüßen  Jörg
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Rawfoto in Dezember 17, 2022, 19:49:37 NACHMITTAGS
Hallo Bernd

Ich habe mir die unterschiedlichsten Schnittheber zusammengebaut, mit dem kleinsten verschiebe ich von einem Tropfen zum nächsten. Der Vorteil, keine Spitzen oder Kanten, keine Verletzungsgefahr der Proben.

Liebe Grüße

Gerhard
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Bernd Miggel in Dezember 17, 2022, 20:13:23 NACHMITTAGS
Hallo Jörg,

deine Methode klingt interessant, scheint mir aber etwas aufwändig. Auch möchte ich die winzigen Schnitte unter dem Stereomikroskop einzeln selektieren und übertragen.


Hallo Gerhard,

kannst du mir Näheres zu deinen "Schnitthebern" mitteilen, damit ich einen nachbauen kann?


Liebe Grüße
Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Rawfoto in Dezember 18, 2022, 17:20:46 NACHMITTAGS
Lieber Bernd,
Anbei eine Auswahl von unterschiedlichen Schnitthebern, wie ich sie verwende.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures013/335063_32001227.jpg)

Der größte ist für bis zu 6mm große Schnitte gedacht, der auf 3 Uhr war einmal mit einer Messerschneide versehen, die habe ich aber abgeschliffen und abgerundet. Das ist der für die Verschiebung von einem Tropfen in den nächsten

liebe Grüße
Gerhard
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: Bernd Miggel in Dezember 19, 2022, 11:23:50 VORMITTAG
Lieber Gerhard,

danke für deine Hilfe! So etwas Ähnliches in Miniaturausführung wird es wohl werden.
Oder ich bestele mir eine Legeborste und versuche es damit. Die Schnitte sind halt winzig.

Herzlichen Gruß
Bernd
Titel: Re: Brauche Hilfe bei Moos-Handschnitten
Beitrag von: A. Büschlen in Dezember 19, 2022, 12:10:58 NACHMITTAGS
Lieber Gerhard, lieber Bernd,

grösser geht immer! Diese Werkzeuge sind für bryologisches Schnittgut einfach zu gross.-

Ich benutze dafür eine Pinzette. z. B. wie auf dem Bild abgebildet. Damit kann ich ohne weiteres Objekte im Bereich von 50µm fassen. Kleiner Objekte kann man aus dem Wassertropfen fischen, in dem sie an der Oberfläche des Werkzeugs haften bleiben.

Das geht kontrolliert sehr gut.

Gruss Arnold