Glückauf Forum,
Dünnschliffe werden in letzter Zeit ja eher wenige gezeigt. Ob des schönen Wetters anfang Mai, hält sich aber auch meine Lust in Grenzen, die Abende mit Schleifen zu verbringen.
Trotzdem habe ich jetzt einige Schliffe fertig gestellt. Einer davon ist von einem Kugelpechstein aus dem Tharandter Wald aus einer Probe einer alten Sammlung (danke Gerd!).
Dabei handelt es sich um eine Grundmasse aus schwarzem Gesteinsglas ( Obsidian), in dem grössere Sanidinkristalle und felsische Einsprenglinge vorhanden sind. Das Glas ist optisch isotrop und damit mit gekreuzten Polarisatoren dunkel.
Viele Grüsse
Florian
Hallo Florian,
Ich denke, die viele Arbeit die du gemachst hast die Dünnschliffe an zu fertigen verdient bessere Bilder. Das ist jetzt kein Kritik oder so, das ist nur um raus zu finden ob etwas verbessert werden kann. Welches Mikroskop / Objektiv / Okular / Kamera hast du verwendet für die Bilder? Beste Grüsse,
Rolf
Hallo Rolf,
Ich habe ein Leitz Orthoplan mit einer Orthomatkameraadaption von Olaf Medenbach sowie einer Canon EOS R. Man sollte meinen, dass sich damit bessere Bilder machen liessen.
Ich habe die Leitz Pol Okulare im Verdacht, insbesondere das P 3.5/0.10 170/-
Zum Vergleich 2 Bilder, eines mit dem 3,5, das andere mit dem P 10/0.25 aufgenommen und etwa auf gleiche Bildgrösse und Helligkeit gebracht. Bei dem mit dem 3,5 aufgenommenen Bild sieht man die lila Farbsäume sehr stark.
Für weitere Hinweise bin ich dankbar.
Viele Grüsse
Florian
Hier nochmal 2 Bilder mit dem P 25/0.50 aufgenommen. Auch hier im x-Pol diese lila Halos.
Hallo Florian,
schön, dass Du Dich mal an dieses doch sehr außergewöhnliche Gestein heran gewagt hast.
Der Kugelpechstein von Spechtshausen ist heute ein streng geschütztes Geotop, aber in den Bauerngärten des kleinen Dorfes Spechtshausen sieht man es in jedem zweiten liegen, so auch in dem meiner Schwiegermutter (Ü90). Ich hänge mal ein Foto von der Schautafel an, die am Originalfundort, einem nur wenige Quadratmeter umfassenden Areal, steht.
LG Gerd
Hallo Florian,
Mir fällt vor Allem in das erste Bild (am Anfang des Threads) die stärke Verzerrung und CVD auf. Da ist nur ein kleiner Teil im Bildmitte wirklich ohne Fehler. Ich habe noch ein Paar Fragen:
- Hat das P3.5/0.10 eine Abgleichlänge von 37 mm (und dann mit Plezy verlängert?) oder 45 mm?
- Welches Okular verwendest du für die Fotografie?
- Sind die Bilder gemacht mit der Canon? Wie ist die Kamera adaptiert?
Beste Grüsse,
Rolf
Hallo Rolf und vielen Dank für Dein Interesse,
ich würde mich wirklich sehr freuen, wenn ich meine Bildqualität verbessern könnte.
Daher schicke ich Dir lieber mal 2 Bilder der Kameraadaption. Zu den Details kann vielleicht Olaf was beisteuern?
Die Objektive sind aber alle von Leitz und mit 170 mm Tubuslänge.
Ob die Objektive 37 oder 45 mm Abgleichlänge haben, weiss ich ehrlich gesagt nicht. Allerdings verwende ich keine Zwischenringe, von daher sollte das ja ohne Belang sein, oder?
Allerdings haben nicht alle Objektive dieselbe Abgleichlänge, weil ich beim Objektivwechsel Nachstellen muss.
Viele Grüsse
Florian
Hallo Florian,
ZitatAllerdings verwende ich keine Zwischenringe, von daher sollte das ja ohne Belang sein, oder?
Die Verwendung von Zwischenringe könnte zu eine schlechtere Bildqualität führen, muss aber nicht immer deutlich sichtbar sein.
ZitatAllerdings haben nicht alle Objektive dieselbe Abgleichlänge, weil ich beim Objektivwechsel Nachstellen muss.
Muss du viel nachstellen? Das könnte auch an die Kamera-Adaption liegen. Was wir noch nicht wissen ist welches Okular du für die Fotografie verwendest und wie. Hast du eine Optik zwischen Okular und Kamera oder projizierts du mit dem Okular im Fototubus auf dem Sensor? Ist das Bild vom Kamera parfokal mit dem visuelle Bild oder muss du umfokussieren? Beste Grüsse,
Rolf
ZitatDaher schicke ich Dir lieber mal 2 Bilder der Kameraadaption. Zu den Details kann vielleicht Olaf was beisteuern?
Ja, kann ich: es handelt sich um das optische Innenleben der automatischen Mikroskopkamera ORTHOMAT von Leitz, sicher einer der besten und optisch einwandfreien Fotoadaptionen überhaupt. Sie ist vieltausendfach gebaut worden und ihre optische Qualität steht außer Frage. Ich selbst habe lediglich alles Entbehrliche, wie z.B. das Gehäuse und den Fotomultiplyer für die Belichtungsmessung entfernt und die kameraseitige Adaption für eine Systemkamera - im Florians Fall für eine Canon EOS - gefertigt.
Das optische Innenleben des ORTHOMATS besteht aus einem Variookular und einem dazu passenden Objektiv und das reelle Bild wird dadurch direkt auf den Kamerasensor abgebildet. Bei Verwendung der richtigen Mikroskopobjektive ist alles perfekt parfokal und im Rahmen des Korrektionszustandes der Objektive auch scharf und ohne chromatische Bildfehler. Einzig der erfasste Bildausschnitt gibt manchmal Anlass zur Kritik: diese Kameraadaption ist für Kleinbildformat konzipiert und bei den kleineren Sensoren vieler Digitalkameras erhält man daher zwangsläufig einen kleineren Bildausschnitt als es dem mit dem Auge sichtbaren Bild im Okular entspricht.
Viele dieser Umbauten sind im Gebrauch (ich selbst nutze sie natürlich auch), ohne dass jemals solche Bildfehler bekannt wurden. Da wir aber alle Menschen sind, und damit fehlbar, würde ich diese Adaption einmal an einem anderen Mikroskop mit erwiesenermaßen intakter Optik testen. Vielleicht ist mir doch ein Fehler unterlaufen, obwohl ich diesen Umbau routinemäßig und eigentlich immer erfolgreich durchgeführt habe.
Für wahrscheinlicher halte ich allerdings wirklich falsche Mikroskopobjektive oder andere Fehler im Strahlengang.
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo,
Ich benutze ebenfalls so eine Kameraadaption von Olaf und eine Canon EOS R. Daran liegt es mit Sicherheit nicht, wenn die Bildqualität nicht stimmt.
Viele Grüße
Alexander
Jetzt habe ich schnell nach dem Frühstück mit dem Phaco NPL 10/025 170/- verglichen.
Das zeigt eine deutlich geringere sphärische Aberration.
Hallo Florian,
Ich vermute das die Korrektur für dem P3.5 Objektiv nicht stimmt. Ich kenne dieses Objektiv nicht aber es könnte sein das es weniger Kompensation braucht als die andere Objektive. Bei Zeiss Oberkochen war das auch der Fall: da liefert das 3.2/0.07 ein schreckliches Bild mit ein Kpl Okular und mit alle andere Objektive funktioniert dieses Okular gut. Also, du könntest mal ein anderes Okular probieren, kein Periplan aber weniger kompensierendes Okular, wenn du eins hast. Beste Grüsse,
Rolf
Lieber Florian,
Deine Objektive sind einfache Achromaten mit 37mm Abgleichlänge. Das entspricht bei Objektiven ab 25fach ungefähr der Gehäuselänge ohne Gewinde.
Ich schließe das aus der Bezeichnung. 3.5 gab es nicht mit 45mm.
3.5 und 10 sollten mit Huygens-Okularen benutzt werden, die höheren mit Periplanen. Ich mache das aber auch nicht und nutze ausschließlich Periplane.
Wenn ich mich recht entsinne, dann ist die Orthomat-Optik Okular und Kamera-Objektiv in einem. Somit hast Du ohnehin keine Möglichkeit, andere Okulare zu nutzen.
Eigentlich sind diese alten Achromate recht brauchbar. Aber manchmal halt einfach auch kaputt.
Dass das NPl 10 planer ist als die Achromaten, liegt im Objektiv begründet. NPl = Normplan. Es sollte über das ganze Gesichtsfeld plan sein. Nur nicht, wenn Du den normalen Orthoplan-Tubus nutzt, da dieser mit seinen 30mm Okularen ein größeres Feld betrachtet. Hierfür wurden die Pl-Objektive (Plan) entwickelt.
An welchem Revolver hast Du Deine Objektive geschraubt? Doch nicht etwa an den Auflich-Revolver?
Wolfgang
Hallo Florian,
das ist aber schon ein bisschen Äpfel-Birnen-Vergleich: Das P3,5 ist ein einfacher Achromat, nur eben spannungsarm für Pol; das NPL ist ein Plan-Achromat und hat deswegen natürlich weniger Bildfeldwölbung. Die chromatischen Abweichungen nehmen natürlich in den unscharfen Bereichen imm er zu.
Hallo Florian,
Auch wenn das P3.5 nur ein einfacher Achromat ist, die CVD am Rand sollte nicht so stark sein. Es ist deutlich das die Kompensation dieses Objektiv nicht stimmt. Wenn die Korrektur stimmt, dan sollte es moglich sein das du mit dem P3.5 durch nachfokussierung das Bild im Randbereich ohne Fehler siehst. Und offenbar hat das P3.5 eine Abgleichlänge von 37 mm. Kann man das überhaupt am Orthoplan ohne Zwischenring verwenden? Grüsse,
Rolf
Zitat von: rhamvossen in Juni 03, 2022, 09:16:34 VORMITTAG
Kann man das überhaupt am Orthoplan ohne Zwischenring verwenden? Grüsse,
Rolf
Ja, das geht. Man kann schließlich auch mit dem Heine-Set arbeiten.
Nutzt man nicht den Pol-Revolver, so sollte der Revolver ,,1,25x" verwendet werden, da durch die höhere Vergrößerung die unscharfen Randbereiche abgeschnitten werden.
Wolfgang
Zitat von: ortholux in Juni 03, 2022, 09:08:57 VORMITTAG
An welchem Revolver hast Du Deine Objektive geschraubt? Doch nicht etwa an den Auflich-Revolver?
Nein, ein zentrierbarer Durchlichtrevolver.
Viele Grüsse
Florian
Hallo Florian,
Weil du wenig ändern kannst an deine Kamera-Adaption wurde die einfachste Lösung sein das P3.5 zu ersetzen durch ein Pl 4/0.10. Beste Grüsse,
Rolf
Zitat von: rhamvossen in Juni 03, 2022, 10:59:13 VORMITTAGdas P3.5 zu ersetzen durch ein Pl 4/0.10.
Welches dann aber 45mm Abgleichlänge hat.
Wolfgang
Also wenn jemand einen Satz Pol Fluotare für mich hat...
ZitatWelches dann aber 45mm Abgleichlänge hat.
Gab es die auch nicht schon mit 37 mm Abgleich? Ik habe hier ein Dokument "Polarizing microscopes and other instruments for examinations in Polarized light". Das scheint aus 1961 zu sein, da wird das Pl 4/0.10 schon genannt. Beste Grüsse,
Rolf
Nein,
die sind zwar sehr kurz gebaut. Aber NPl und Pl gab es nur mit 45mm.
Wolfgang
Zitatdie sind zwar sehr kurz gebaut. Aber NPl und Pl gab es nur mit 45mm.
Ab wann hatte Leitz 45 mm Objektive? Beste Grüsse,
Rolf
Jetzt wollte ich doch nochmal auf das Gestein zurückkommen. Ich hatte mir das eigentlich angesehen, weil ich mich mit Gesteinsglas noch nicht beschäftigt hatte. Macht unterm Mikroskop ja auch nicht so viel her. Man erkennt die glasigen Stellen ja schon daran, dass sie im x-pol schwarz erscheinen. Diese Regionen sehen auch feingepunktet aus und ich habe jetzt das 100 Ölobjektiv bemüht, um das mal näher anzusehen. Ich denke, diese Punkte sind feinste Ausscheidungen von Magnetit.
Viele Grüsse
Florian
Hallo Florian ,
ist der Schliff abgedeckt oder noch polierbar?
Bei opaken Mineralen sollten dann Reflexe im Auflicht zu sehen sein?
LG
Jürgen
Hallo Jürgen,
der Schliff ist leider schon eingedeckt.
Viele Grüsse
Florian
Hallo Florian ,
in Antwort #3 Bild oben ,scheinen die kleinen Einschlüsse teils oxidiert teils dicht an die großen Kristalle angelagert und oxidiert?
In Gerd´s Beitrag #4 werden die einsäumenden roten Ringe als Hämatit beschrieben , quasi das Reduktions-Produkt des Magnetits im Kontakt mit dem Al der
Einsprenglinge, also nicht Hämatit sondern Aluminiumoxyd?
LG
Jürgen
Hämatit als Oxidationsprodukt von Magnetit würde doch passen?
Ja schon, aber irgendwie spielt der Kontakt eine Rolle und die Kugelform mancher Kristalle im Handstück lassen an anlösen der Kristalle denken.
LG
Jürgen
Um jetzt was die Optik anbetrifft nicht als der totale Noob dazustehen, hab ich jetzt das Objektmikrometer mit dem 3,5 Objektiv bei 3 Wellenlängen abgelichtet, 625 nm (rot), 550 nm (grün) und 425 nm (lila). Scharfgestellt wurde im Weisslicht, das Bildzentrum ist bei 2mm. Das passt gut im Grünen, halbwegs im Roten und gar nicht im Blauen. Man sieht auch, dass das Vergrösserungsverhältnis (CVD), insbesondere insbesondere im Blauen, stark von dem im Grünen abweicht. Ich denke, das erklärt gut die violetten Halos im x-pol, zumal ich mit einer LED Beleuchtung arbeite, die ja im blauvioletten einen intensiven Peak aufweist.
Viele Grüsse
Florian
Interessanterweise wurde ich heute über Google News auf einen Artikel aufmerksam, die Gesteinsglas (wenngleich eher basaltischer Zusammensetzung) als Agens für die Bildung von Polyribonucleinsäuren auf der frühen Erde vorschlagen:
https://dx.doi.org/10.1089/ast.2022.0027
Leben ,,in vitro" so zu sagen,
danke für die Interessante Schnittstelle zur Astrobiologie
LG
Jürgen