Hallo zusammen,
vom 5. September bis zum 10. September fand in Zagreb das 16. Symposium für Rädertiere statt.
https://www.rotiferaxvi.biol.pmf.hr (https://www.rotiferaxvi.biol.pmf.hr)
Es ist m.E. bemerkenswert, dass sich dort für eine solch kleine Gruppe von Organismen (Anzahl der Arten circa 2400) immerhin 120 Wissenschaftler aus (fast) aller Welt getroffen haben. In diesem Zusammenhang sollte aber ebenfalls erwähnt werden, dass keine Wissenschaftler aus Afrika dabei waren.
Von verschiedenen Wissenschaftler(inne)n wurde betont, dass es auch heute unbedingt erforderlich ist, die Ökosysteme -auch in Europa- auf Bio-Diversität hin zu untersuchen, wobei den Rädertieren eine sehr große Bedeutung als Mitglieder in Nahrungsnetzen oder als Bioindikatoren zukommt.
Weiterhin ist mir aufgefallen, dass auf einige Fragen, die auch hier im Forum von einigen Mitgliedern immer wieder mal thematisiert worden sind, immer noch keine befriedigenden Antworten existieren. Als Beispiel möchte ich anführen: die von Martin Kreutz vor einigen Jahren beobachtete Parasiteninfektion beim Teleskop-Rädertier Rotaria sowie die von ihm ebenfalls thematisierte Gallertschicht auf dem Integument von Notommata copeus sowie weitere Parasiten, zu denen ich an anderer Stelle noch Beispiele aufzeigen werde.
Ein weiteres Beispiel ist ein besonderes Organ der Rädertiere, das Retrocerebralorgan: dazu gab es sogar einen konkreten Beitrag mit Bezug zu der Art Trichocerca similis. Hier ein Bild:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/330490_63208015.jpg)
mehr dazu hier:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Trichocerca%20similis.html (https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Trichocerca%20similis.html)
Zwar ist die Ultrastruktur dieses Organs ziemlich gut untersucht, aber die Frage nach der Funktion dieses Organs, das hier von einigen Mitgliedern dieses Forums ebenfalls beobachtet worden ist, bleibt immer noch unbeantwortet.
Dabei ist noch zu erwähnen, dass dieses RCO selbst in einer Gattung sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann;
beispielsweise ist es bei bei Cephalodella forficata deutlich zu sehen:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Cephalodella%20forficata.html (https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Cephalodella%20forficata.html)
während es bei anderen Arten dieser Gattung nicht auffindbar ist:
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Cephalodella%20gigantea.html (https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Cephalodella%20gigantea.html)
Ein besonders interessantes Beispiel für neue erstaunliche Beoabachtungen an Rädertieren sei hier hier zum Schluss erwähnt: eine Arbeitsgruppe um den Neurophysiologen Zsolt Datki
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0147651320315037?via%3Dihub#ec0005 (https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0147651320315037?via%3Dihub#ec0005)
hat herausgefunden, dass bei einigenen monogononten Rädertieren wie z.B. der hier schon mal angesprochenene Euchlanis dilatata
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Euchlanis%20dilatata.html (https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Euchlanis%20dilatata.html)
unter dem Einfluss bestimmter Faktoren auf dem Integument ein Biopolymer ("Rotimer") zu finden ist, das in der Lage ist, Proteine zu zerstören, die u.a. im menschlichen Gehirn Alzheimer auslösen.
Welche Funktion diese Rotimer-Schicht für die Rädertiere hat, ist unklar. Zwar ist die Schicht zu dünn, um sie lichtmikroskopisch nachzuweisen, aber vielleicht lässt sich aus diesen Forschungen auch ein neuer Ansatz zum Verständnis von dickeren Gallerthüllen nicht nur von Rädertieren wie z.B: Notommata copeus
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Notommata%20copeus.html[/url]
oder auch Proalinopsis caudatus
https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Proalinopsis%20caudatus.html (https://www.plingfactory.de/Science/Atlas/KennkartenTiere/Rotifers/01RotEng/source/Proalinopsis%20caudatus.html)
ableiten, sondern auch von solchen bei Algen; siehe hier:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=44666.0 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=44666.0)
Viele Phänomene sind bei diesen kleinen Rädertieren noch nicht verstanden. Deshalb werden Beobachtungen zur Biologie dieser kleinen Tiere dringend gebraucht!
Mit den zuvor genannten Beispielen möchte ich zum Ausdruck bringen, dass es auch heute noch für Amateur Mikroskopiker(innen) durch aus lohnenswert ist, die Rädertiere genauer auf ihre Biologie hin zu untersuchen und diese Beobachtungen zu kommunizieren.. Es gibt noch jede Menge Informationen und auch Arten zu entdecken, an denen auch etablierte Wissenschaftler Interesse haben.
Beste Grüße
Michael Plewka