Hallo liebes Forum,
in einer Petrischale "reift" seit einer Woche eine Probe mit Spirogyra. Heute habe ich beim Durchmustern mit dem inversen Mikroskop etwas entdeckt, dass ich vor dem Hintergrund der aktuellen Algenpilz Euphorie natürlich erstmal für einen Pilz gehalten habe. Mit dem Stereomikroskop habe ich ein erstes Bild gemacht und danach die Alge mit einer Pipette rausgefischt und auf einen Objektträger überführt. Mit dem Stereomikroskop geht das wesentlich einfacher als mit dem inversen Mikroskop - vor allem wenn man nicht so geübt ist wie Martin ;D
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/29664_19342748.jpg)
Spirogyra mit Parasit - Stereomikroskop, Durchlicht, schiefe Beleuchtung, ca. 180x
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/29664_65117297.jpg)
40x, DIK
Erst mit dem 100x Objektiv konnte ich Details erkennen. Jetzt war ich doch erstaunt. Dies sah mehr nach einer Amöbe als nach einem Pilz aus. Jetzt hiess es abwarten, dünn wird es von selbst - wenn man sauber pipettiert und keinen Schmodder auf den Objektträger überführt hat! Nach 10 Minuten war endlich die optimale Schichtdicke erreicht und ich konnte die Amöben beobachten. Die Bilder zeigen ,wie sich die Form mit abnehmender Schichtdicke verändert. Es ist dieselbe Algenspitze, die auf dem ersten Bild nach unten zeigt:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/29664_44597241.jpg)
100x, DIK
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/29664_60718826.jpg)
100x, DIK
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/29664_47992654.jpg)
100x, DIK
Herzliche Grüsse
Eckhard
Lieber Eckhard,
danke für die tollen Bilder! Die Darstellung der Auswirkung der Schichtdicke auf die Bildqualität finde ich sehr interessant.
Die Amöben scheinen sich allerdings nicht mehr wohl zu fühlen, sie sehen recht inaktiv aus und es sind keine Pseudopoden zu sehen. Das ist ja auch schon bei den Bildern mit geringerer Vergrößerung und größerer Schichtdicke so.
Ob man die Gattung oder Art wohl bestimmen kann?
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Eckhard,
zufällig gucke ich gerade ins Forum und sehe das! Phantastisch. Du weißt ja, dass ich Algenparasiten kultiviere.
Daher meine direkte Frage: Schickst Du mir ein Pröbchen? Das Futter habe ich bereits griffbereit.
Für sämtliche Unkosten komme ich auf, oder aber revanchiere mich gerne mit einer Einzellerkultur deiner Wahl.
Wichtige Frage: Konntest Du Geißeln erkennen? Ich tippe auf einen Flagellaten, der gerade in der Fressphase ist und deshalb seine Flagellen nicht zeigt/diese nicht deutlich sichtbar sind.
Viele liebe Grüße,
Sebastian
Hier eine meiner Vampiramöben
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/29748_10801856.jpg)
Lieber Jörg, lieber Sebastian,
Zitat von: JörgDie Darstellung der Auswirkung der Schichtdicke auf die Bildqualität finde ich sehr interessant.
Der Arbeitsabstand bei dem 100x Objektiv ist lächerliche 0.2 mm! Martins Video mit dem Anpressen, um die notwenige geringe Schichtdicke zu erreichen, hat mir seinerzeit die Augen geöffnet. Nun würde die Alge zerquetscht werden wenn man kräftig drückt. Ich habe deswegen sehr sorgfältig präpariert und dann mit einem Tempo etwas Wasser entfernt. Danach wird es von selbst hinreichend dünn.
Zitat von: Sebastianzufällig gucke ich gerade ins Forum und sehe das! Phantastisch.
Schön wieder etwas von Dir zu hören. Da siehst Du mal - regelmässige Forenbesuche sind lohnend. Sehen wir uns dieses Jahr wieder in Darmstadt? Schick mir Deine Adresse per PN. Diese Woche ist etwas hektisch und ich bin schon auf allen Fronten hinter dem Zeitplan aber mal sehen was ich schaffe.
Geisseln konnte ich nicht erkennen - auch nicht im Phasenkontrast. Ich habe aber den Titel entsprechend geändert. Mal sehen, vielleicht äussern sich die Experten ja auch noch ;)
Hübsche Vampyrellas hast Du da :D
Herzlicher Gruss
Eckhard
Lieber Eckhard,
ja, so mache ich das auch meistens (mit einem Stück Filterpapier), wenn ich nicht der Physik ihren Lauf lasse und warte, bis genügend Wasser verdunstet ist.
Trotzdem ist die von Dir gezeigte Bildreihe von höherer zu geringer Schichtdicke in der Gegenüberstellung interessant.
Viel plastischer kann man die Wirkung nicht demonstrieren.
Lieber Sebastian,
schön, mal wieder von Dir zu lesen! Auch ich bin gespannt, was sich noch zu den Amöboflagellaten ergibt. ;D
Berichte mal, wenn Du die Probe von Eckhard untersucht hast.
Herzliche Grüße!
Jörg
Hallo,
nachdem ich von kundiger Seite auf die Gattung Pseudospora hingewiesen wurde habe ich endlich etwas entdeckt. Im Lehrbuch der Protozoenkunde, Doflein/Reichenow, Jena 1929:
ZitatP. parasitica kommt in Alge, vor allem Spirogyra und Verwandten vor, deren Zellwände die zweigeisseligen Schwärmer durchbohren, um im Inneren zu amöboiden Stadien heranzuwachsen, ...
Herzliche Grüsse
Eckhard
Lieber Eckhard,
also doch Amöboflagellaten!
;D
Herzliche Grüße
Jörg
Hallo Zusammen,
entschuldigt meine seltene Aktivität: Ich bin vor Weihnachten nach Köln gezogen und habe aufgrund eines Kurzschlusses noch immer kein Internet in der Wohnung.
@ Eckhard:
Ich danke sehr für die Probe. Gestern habe ich sie bekommen und bis spät nachts befallene Spirogyrafäden isoliert. Ganz genau habe ich diese in zwei versch. Zygnema-Stämme gegeben.
Meiner ersten Einschätzung nach ist es NICHT Pseudospora, sondern eine nucleariide Amöbe. Viele dieser Amöbenarten leben sozusagen "aasfressend" von morbiden Algenzellen, sind jedoch nicht in der Lage vitale Zellen zu öffnen und zu befallen. Eine Ausnahme stellt die Gattung Vampyrellidium dar. V. perforans Surek & Melkonian kann ähnlich Vampyrella algale Zellwände perforieren und den Zellinhalt phagocytieren. Ob es sich um "aasfressende" Amöben wie beispielsweise Nuclearia oder vllt. doch um einen richtigen Parasiten/Räuber (kann man im Protistenreich nicht so sauber trennen) handelt, bleibt also abzuwarten. Ich werde von meinen Beobachtungen berichten.
@ Jörg:
Fotos vom bonner Diatomeenfundort folgen noch. letzte Woche war der bot. Garten wegen Glätte geschlossen. Ich bin nur noch einmal die Woche in Bonn und versuche gleich mein Glück noch einmal.
Viele Grüße und bis dann,
Sebastian
Lieber Sebastian,
das liest sich ja spannend! Es wäre schön, wenn Du uns Deine Ergenisse hier vorstellen würdest.
Auch auf Deinen Fundort im Botanischen Garten Bonn bin ich gespannt.
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Sebastian, lieber Jörg,
tja, ich habe auch noch keinen Flagellaten gesehen, der an einer Spirogyra andockt und sich "einschleust" :( Eine spannende Sache.
Zwei oder drei befallene Algenfäden habe ich zurückbehalten, der Rest ist nun bei Sebastian.
Herzlicher Gruss
Eckhard
Hallo,
hier noch zwei neue Bilder meiner Parasiten. Diesmal habe ich die Freunde im Phasenkontrast aufgenommen. Ich freue mich, dass ich trotz des "Aderlasses" an Sebastian immer noch welche habe :D
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/33764_8963119.jpg)
100x
Deutlich sieht man die im DIK nicht sichtbaren "Haare".
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/33764_687191.jpg)
100x
Hier mag ich keine laienhafte Deutung anbringen. Sebastian, vielleicht kannst Du hier eine Vermutung äussern? Was macht denn Deine Kultur?
Herzliche Grüsse
Eckhard
Hallo Eckhard!
Tolle Aufnahmen.
Eine deutliche Vermehrung der isolierten Amöben in den Zygnema-Stämmen habe ich nicht beobachten können, habe sie aber auch einige Tagenicht angeguckt. Ich hatte daraus und aus morphologischen Merkmalen auf die nucleariiden Amöben geschlossen. Vllt. soetwas wie Nuclearia simplex. Das sind keine Parasiten, sondern eher Amöben, die in beschädigte Zellen eindringen, oder aber ganze Algenzellen phagocytieren können.
Hier zum Vergleich Nuclearia delicatula, die einzige bekannte Art der Gattung mit mehreren Zellkernen und einer Vorliebe für fädige Cyanobacterien der Gattung Oscillatoria.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/33784_63840421.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/33784_54246671.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/33784_25181126.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/33784_59408853.jpg)
Mehr dazu später... (morgen früh letzte Dipl.-Prüfung. Danach nehme ich die Amöbenbeobachtungen wieder auf!) ;-)
Viele Grüße
Sebastian
Halo Sebastian,
ja, auch das erste meiner Bilder erinnert stark an Nuclearia.
Viel Erfolg bei der Prüfung!
Herzliche Grüsse
Eckhard
Klasse gefällt mir gut
Lg Alex
Lieber Sebastian,
die Bilder sind wunderschön!!!!
Ich drücke alle verfügbaren Daumen für Deine Prüfung!!!!!
Liebe Grüsse von der Insel sendet Kathleen
Lieber Sebastian,
obgleich ja auch DIK nicht die "Wirklichkeit" zeigt und uns nur Dreidomensionalität vorgkaugelt, die aber "echt" wirkt, kommt mir Phasenkontrast immer sehr artifiziell vor. Wie formulierte Erik mal so schön: So sieht die Welt einfach nicht aus! ( womit er allerdings seinerzeit den Interpako-DIK meinte ). Alle Geschmacksache.
Aaaaber: Dieses ist für mich persönlich das äthtetischste und eindrucksvollste Phako-Foto, das ich je gesehen habe! Posterreif!
Die DIK-Bilder sind natürlich auch sehr schön.
Alles erdenklich Gute für die Prüfung!!!
Herzliche Grüße
Peter
Lieber Sebastian,
wirklich sehr schöne Bilder!
... und noch ein paar gedrückte Daumen für heute Morgen!
Herzliche Grüße
Jörg
Bevor ich gleich nach Bonn starte noch kurz ein paar Kommentare:
a) Erik (wer auch immer das ist) hätte ergänzend hinzufügen müssen: "So sieht die Wirklichkeit _ im Gehirn eines Menschen, der durch ein etwa 400x vergrößerndes Instrument mit Hellfeld sieht _ einfach nicht aus."
Das soll mal anregen, darüber nachzudenken, was "Wirklichkeit" / Realität ist und was es mit "Bildern von der Wirklichkeit" auf sich hat die wir mit unseren wenigen und äußerst beschränkten Sinnelleistungen erfassen. (Vgl. Platons Höhlengleichnis usw.)
Ich kann nur sagen: Hätten wir ein Sehorgan, dass Phasenunterschiede in Amplitutenunterschiede umwandelte, dann sähe die "Wirklichkeit" genau so für uns aus. Ihr merkt: Die Diskussion ist müßig! Wir können uns viel mehr freuen, dass der Phasenkontrast es vermag uns die REALEN Differenzen im Brechungsindex sichtbar zu machen. Es ist halt eine "Konversion" nicht wahrnehmbarer Informationen in wahrnehmbare. Schön ist er zudem!
b) Die anderen Aufnahmen sind nicht mit DIK entstanden. 2007 habe ich noch mit einer mod. Schiefen Beleuchtung und in diesem speziellen Falle mit dem 40er Neofluar von Zeiss gearbeitet.
Beste Grüße und bis dann,
Sebastian
Lieber Sebastian,
Du hast natürlich völlig Recht!
Die Sache mit der "Wirklichkeit" ist schon klar! Ich weiss ja noch nicht einmal, ob unser beider Wirklichkeit identisch ist. Wer weiss schon, ob Du das Gleiche siehst wie ich, also, ob das Wellenlängengemisch, das vom gleichen Gegenstand unsere Kamera "Auge" trifft, von unseren Gehirnen zum gleichen Sinneseindruck verarbeitet wird?
Und natürlich "sieht" ein Lebewesen mit einer anderen spektralen Empfindlichkeit des Sehorgangs die Umwelt ganz anders als wir. Und wenn wir empfindlich für IR wären, sähen wie die Welt wie eine Wärmebildkamera und bei Empfindung für Röntgenstrahlen vielleicht wie ein Röntgenbild.....oder Nackscanner ( Gott bewahre! )
Das alles weiss Erik natürlich ebenso gut wie ich und er hat eine solche Äußerung auch in einem anderen Zusamehang getätigt, womit eher wie ich eher eine persönliche Geschmacksempfindung ausdrücken wollte als eine physikalisch-biologisch-philosophische Betrachtung. http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?1,36038,36074#msg-36074
Zitat
b) Die anderen Aufnahmen sind nicht mit DIK entstanden. 2007 habe ich noch mit einer mod. Schiefen Beleuchtung und in diesem speziellen Falle mit dem 40er Neofluar von Zeiss gearbeitet.
Das freut mich!!!
Warum?
1) Auch Klaus Herrmann glaubte, es sei DIK. Und ich habe mich immer gefragt, warum ich DIK und Schieflicht nicht immer auseinanderhalten kann und mich gefargt, ob nur ich dazu zu "doof" bin? Ich wollte auch schon einmal fragen, ob es ein Kriterium gibt, an welchem man relativ sicher die verwendete Methode indentifizieren kann, habe mich aber nicht getraut...
2) Es bestätigt nochmals diese meine Aussage:
http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5017.msg33814#msg33814
Herzliche Grüße
Peter