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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: KayZed in Oktober 12, 2022, 09:00:31 VORMITTAG

Titel: Schwimmendes Deckglas und Ölimmersion
Beitrag von: KayZed in Oktober 12, 2022, 09:00:31 VORMITTAG
Halle Tümplerexperten,

ich arbeite gerne mit schwimmenden Deckgläsern, von denen ich meisten ein, zwei in einer Petrischale auflege.
Trotz vieler Vorzüge entstehen dabei regelmäßig zwei Probleme.

Je länger (ab ein, zwei Wochen) ein Deckglas auf der Wasseroberfläche schwimmt, umso mehr sammeln sich Bakterien an, die manchmal einen dicker werdenden Film bilden.
So lässt sich kaum mehr eine geringe Schichtdicke für höhere Vergrößerungen realisieren.

Wenn ich ein schwimmendes Deckglas mit Ölimmersion einsetze, kann ich es eigentlich kein zweites Mal verwenden, weil es verschmiert ist.

Klar, dass man in beiden Fällen einfach ein neues Deckglas verwenden kann.
Schade ist dabei, dass sich manchmal Organismen festgesetzt haben, die man mehrfach beobachten möchte.
Auch Entwicklungsvorgänge sind dann nicht mehr feststellbar.

Wie geht ihr bei schwimmenden Deckgläsern vor, die man nicht nur einmal unters Objektiv legen möchte?

Herzliche Grüß
KlausZ
Titel: Re: Schwimmendes Deckglas und Ölimmersion
Beitrag von: Silber_und_Licht in Oktober 12, 2022, 11:28:19 VORMITTAG
Moin!

Ich benutze gerne einen bzw. mehrere sehr(!) dünne Abstandshalter und fixiere darauf ein Deckglas. D.h. ich klebe das Deckglas unverrückbar fest. Meist mit einer Umrandung aus flüssigem Paraffin, manchmal aber auch mit TESAfilm. Ich benutze für ein Wasserpräparat übrigens gerne eine Wasserimmersion. Das passt optisch etwas besser wenn man tiefer ins Präparat möchte und verträgt sich mit dem TESAfilm besser. Dadurch dass das Deckglas fixiert auf dem Objektträger sitzt lässt es sich auch vorsichtig vom Immersionsöl befreien. Lupenbrille, Fließpapierdreiecke in der Pinzette oder auch Wattestäbchen und Wundbenzin. Mit etwas Übung geht das sehr gut, habe ich auch in Kursen für andere Leute tausende Male so gemacht.

Noch sehr viel besser ist allerdings ein Inversmikroskop in Verbindung mit Kulturschalen mit Deckglasboden .... wenn man auf diesen Deckglasboden von oben das Deckglas auflegt geht das auch exzellent sogar mit dem 100er .... im Zweifelsfall über Wochen mit demselben Präparat. Das Öl kann man sehr gut abwischen, problemlos auch mit Benzin ohne die Organismen zu schädigen. Nur abdecken sollte man die Schale wenn das wenige Wasser zwischen Deckglas und gläsernem Schalenboden nicht verdunsten soll. Will man DIC jedoch nutzen, benötigt man u.U. auch einen Deckel aus Glas wenn der Kondensorabstand dies erlaubt. Ansonsten kommt man nicht drum herum, den Deckel für die Dauer der Beobachtung zu entfernen.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang
Titel: Re: Schwimmendes Deckglas und Ölimmersion
Beitrag von: KayZed in Oktober 12, 2022, 12:41:52 NACHMITTAGS
Hallo Wolfgang,

Inversmikroskop besitze ich keines und Wasserimmersion (ich nehme an mit Deckglas) kommt wahrscheinlich mit einem normalen Trockenobjektiven nicht in Frage.
Wenn man das Deckglas festklebt (Womit? Welche dünnen Abstandshalter?) kann zwar das Immersionsöl abputzen, aber es nicht mehr als schwimmendes Deckglas einsetzen.

Also irgendwie für mich auch keine gute Lösung.

LG KlausZ
Titel: Re: Schwimmendes Deckglas und Ölimmersion
Beitrag von: liftboy in Oktober 12, 2022, 13:01:45 NACHMITTAGS
Hallo Klaus,

ein russisches Lomo-Wasserimmersionsobjektiv 40x0,75 hätte ich noch für Dich übrig.
Du könntest es testen und hättest nur die Portokosten wenn es nicht gefällt; ansonsten 40€+Porto.

Grüße
Wolfgang
Titel: Re: Schwimmendes Deckglas und Ölimmersion
Beitrag von: Silber_und_Licht in Oktober 12, 2022, 13:22:48 NACHMITTAGS
Zitat von: KayZed in Oktober 12, 2022, 12:41:52 NACHMITTAGS
Inversmikroskop besitze ich keines

Da kann man erst einmal nix machen, aber ich kann Dir für die Tümpelei nur dazu raten mal eines anzuschaffen. Es eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten. Nicht umsonst sind Inversmikroskope in der biologischen Forschung so sehr verbreitet.


Zitat von: KayZed in Oktober 12, 2022, 12:41:52 NACHMITTAGSund Wasserimmersion (ich nehme an mit Deckglas) kommt wahrscheinlich mit einem normalen Trockenobjektiven nicht in Frage.

Nein, mit einem Trockenobjektiv geht das selbstverständlich nicht, aber Wasserimmersionen kann man bekommen, auch für Dein Mikroskop. Allerdings habe ich nicht gemeint dass eine Wasserimmersion (nicht Tauchobjektiv!) nun die sofort sichtbare ganz große Verbesserung gegenüber einer Ölimmersion sei. Es ist nur so dass die Inhomogenität der Immersion Öl-Deckglas-Wasser sich bildqualitativ bemerkbarer macht je tiefer man ins Präparat eindringt und zweitens Dein Problem der Reinigung des Deckglases bei weitem nicht in dem Maße existiert. Destilliertes Immersionswasser kann man u.U. so abdunsten lassen ohne das Rückstände auf dem Deckglas verbleiben.


Zitat von: KayZed in Oktober 12, 2022, 12:41:52 NACHMITTAGSWenn man das Deckglas festklebt (Womit? Welche dünnen Abstandshalter?) kann zwar das Immersionsöl abputzen, aber es nicht mehr als schwimmendes Deckglas einsetzen.

Wie ich oben schon schrieb kann man zum fixieren flüssiges Paraffin benutzen. Einen damit angebrachten Klebepunkt oder -rand kann man problemlos mit einem Skalpell wieder lösen und das Deckglas vorsichtig mit einer Pinzette abheben und eventuell übertragen. Als Abstandshalter eignen sich auch Streifen/Splitter vom Deckglas oder auch - besser - Angelschnurstückchen die man in unterschiedlichen Stärken kaufen, abschneiden und unter dem Deckglas positionieren kann. Man kann auch auf einem Objektträger Paraffintropfen in den entsprechenden Abständen aufbringen und das Deckglas darauf ablegen, oder aber man streift mit jeweils einer Deckglasecke ein wenig Paraffin von einem nicht zu festen Paraffinblöckchen und schafft so an jeder Ecke ein kleines Füßchen, welches man dann durch vorsichtiges andrücken auf dem Objektträger in der Höhe korrigieren und so die Schichtdicke einstellen kann. Allerdings ist das nicht ganz so präzise wie die Angelschnurstückchen, dafür klebt ein solcher Punkt schon von Haus aus ein bisschen.

Wichtig bei der Manipulation mit flüssigen Paraffin ist, dass der Pinsel mit dem das flüssige "Wachs" aufgetragen werden soll, zusammen mit dem Paraffin erwärmt wird. Macht man das nicht, erstarrt das Paraffin schneller als Du damit arbeiten kannst. Ein bisschen üben und schnelles arbeiten schadet bei alledem überhaupt nicht.

Im Übrigen kann man auch ein mit TESAfilm fixiertes Deckglas wieder lösen indem man den Klebefilm an an der Deckglaskante mit einer kleinen und sehr scharfen Klinge (Cutterklinge oder Skalpell beispielsweise) durchtrennt. Da man beim Ankleben des Deckglases sehr umsichtig mit schmalen Stückchen und Pinzette gearbeitet hat, können die kleinen Filmreste problemlos auf der Deckglasoberseite verbleiben. Das Deckglas schwimmt trotzdem auf einer Wasseroberfläche.

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang
Titel: Re: Schwimmendes Deckglas und Ölimmersion
Beitrag von: KayZed in Oktober 12, 2022, 14:09:11 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

danke für die ausführlichen Informationen.
Da ich vorwiegend im Jenaval-DIK wird wohl ein Lomo-Objektiv für mich nicht in Frage kommen.

LG KlausZ
Titel: Re: Schwimmendes Deckglas und Ölimmersion
Beitrag von: Rawfoto in Oktober 12, 2022, 14:50:02 NACHMITTAGS
Hallo Klaus

Aquarium-Silikon eignet sich auch sehr gut als Abstandshalter und Fixierung der Deckglas-Position. Der Vorteil, wenn du das rundherum aufbringst ist das Verdunstungsproblem auch weg :D
Liebe Grüße
Gerhard
Titel: Re: Schwimmendes Deckglas und Ölimmersion
Beitrag von: Michael Müller in Oktober 13, 2022, 08:35:58 VORMITTAG
Hallo Klaus,

zum Fixieren und Abdichten des Deckglases ist meiner Erfahrung nach Vaseline die einfachste Möglichkeit: Etwas Vaseline auf dem Handballen dünn verreiben und mit allen Deckglasrändern einen dünnen Steg vom Handballen mit dem Deckglas abstreifen. Das Deckglas dann auf den Objektträger an den Rändern mit einem Holzstäbchen andrücken -> das Deckglas sitzt fest und ist wasserdicht, aber noch einigermaßen luftdurchlässig. Die Objekte können problemlos über Stunden beobachtet werden (irgendwann ändert sich die Chemie in dem kleinen Wasservolumen und empfindliche Organismen sterben ab; andere halten sich auch einige Tage). Die Prozedur dauert unter einer Minute...
Immersionsöl kann beim Beobachten nicht unter das DG ziehen und kann anschließend vorsichtig mit Benzin entfernt werden. Das DG kann wieder abgenommen werden (dünne Nadel unter den DG-Rand schieben) und mitsamt dem Vaselinerand wieder zum Schwimmen aufgelegt werden (Vaseline ist nicht wasserlöslich). Einfach mal ausprobieren!

Viele Grüße

Michael
Titel: Re: Schwimmendes Deckglas und Ölimmersion
Beitrag von: KayZed in Oktober 13, 2022, 09:31:20 VORMITTAG
Danke allen zusammen

für die vielen anregenden feedbacks

LG KlausZ