Hallo liebe Foristen,
nachfolgend stelle ich konoskopische Abbilder von Disthen vor.
Disthen ist ein Silikat mit der gleichen chemischen Zusammensetzung wie Andalusit und Sillimanit. Die Bezeichnung bezieht sich auf die starke Anisotropie der Härte. Eine andere Bezeichnung ist Kyanit.
Diese erhielt es durch seine häufig blaue Färbung. Die Brechunungsindizes liegen zwischen 1,71 und 1,73. Optisch ist es zweiachsig negativ. Der Winkel 2V ist 82°. Die Minerale entstehen metamorph. Sie kommen auch
in Schwermineralanreicherungen vor. Bei den konoskopischen Untersuchungen muss auf eine exakte Köhlerung und Zentrierung des Objektivs geachtet werden. Außerdem habe ich bei meinem Mikroskop eine fokussierbare
Bertrandlinseneinheit nachgerüstet.
Wie Olaf in seinem wunderbaren Artikel über historische Achsenbild-Objektive zeigte https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?PHPSESSID=253ecad530385bdd4f0b0d3a36f3be4e&topic=35974.msg263144#msg263144
verwendet man in der Mineralogie meist Vergrößerungen bis 40- bzw. 63-fach mit numerischen Aperturen bis 0.70. In dem Artikel zeigte er Aufnahmen von konoskopischen Abbildern mit historischen Achsenbild - Objektiven
mit n.A. 1.0 Luft und 1.45 Oil, sowie mit dem Standardobjektiv 40x n.A. 0.7 und einem modernen Objektiv n.A. 1.32 Oil. Als Kondensor verwendete er einen an sein Mikroskop angepassten Kondensor -
Aufsatz A(chsen)WI(nkel) n.A. 1.53.
Zufällig hatte ich zwei Stücken Disthen in meiner kleinen Sammlung. Eins aus Halsjöberg/Schweden und ein gekauftes aus Itinga/Brasilien. Gute konoskopische Abbilder brachten beide, aber vergleichbare erzielte ich
nur mit glimmerdünnen Disthen-Scheibchen aus Minas Gerais. Die Bilder sind mit der Canon EOS R10 gemacht. Bis auf den Planachromaten Pol 50x/0.95 hatte ich zusätzlich einen Kenko Konverter Teleplus 1.4x DGX für
Canon EOS an die Kamera angebunden. Die Buchstaben D und N hinter den Objektivbezeichnungen bedeuten Diagonal- und Normalstellung. Die Bilder sind mit Irfanview in der Farbe automatisch justiert und auf 640 / 427
Pixel verkleinert.
NPlan40x065Pol zeigt das konoskopische Abbild mit dem bei den meisten Pol-Mikroskopen mitgelieferten Standardobjektiv. 40-fach n.A. 0.65 kommt an Olafs 40-fach n.A. 0.70 heran.
Mein Standardobjektiv für Konoskopie ist der Fluotar 50x/0.85 Pol. Auch davon je ein Bild in Diagonal- und Normalstellung. Die Grenzen der optischen Auflösung mit Objektiven ohne Immersionsflüssigkeit erreicht
der Carl Zeiss Jena Planachromat Pol 50x/0.95. Bei der Apertur von 0.95 erkennt man, dass der Kondensor ausgereizt ist. Das Objektiv von Carl Zeiss Jena mit der numerischen Apertur 0.95 kam mit dem Kondensor
0,90/1,25 Oil an die Leistung des E. Leitz, Luft, n.A. = 1,0 (Gravur: Achsenbild Apert. 1,0) von Olaf heran.
Dann setzte ich das Objektiv NPlan 100x/1.25-0.60 Oil ein. Sowohl der Kondenser als auch das Deckglas bekamen einen Tropfen Immersionsöl. Das NPlan 100x/1.25-0.60 Oil ist für Polarisation geeignet. Der Kondensor
90/1,25 Oil ist nicht speziell für Poluntersuchungen gedacht, funktioniert aber. Die konoskopischen Abbilder meiner Disthenscheibchen sehen Olafs mit den hohen Aperturen gemachten Bildern ähnlich. Funktioniert aber.
Das lag auch daran, dass ich die Blende des Objektives nicht bis zur numerischen Apertur von 1,25 aufdrehen konnte, weil die Ränder extrem verwaschen waren.
Ich denke, mit dem Mikroskop für Studenten von Leica kann man zufrieden sein. Der Kondensor 0,90/1,25 Oil hat sich bewährt. Man braucht also nicht unbedingt ein DM 2700P oder noch größer, um brauchbare Ergebnisse
zu erzielen. Mit dem Immersionsölobjektiv werde ich eher selten arbeiten. Es war auf jeden Fall mal interessant Achsenbilder von einem Mineral mit einem 2V-Winkel von >80° vollständig hinzukriegen. Und Achsenwinkel
dieser Größenordnung sind eher die Regel als die Ausnahme. Von daher bleibt zu wünschen, dass die Mikroskophersteller nicht nur sündhaft teure hochaperturige Pol-Objektive, sondern auch dafür gedachte Kondensoren
anbieten.
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
leider muss ich Dich schon wieder enttäuschen. Dies kann kein Interferenzbild eines Disthens sein. In meinem von Dir mehrfach zitierten Beitrag habe ich, wie ich hoffte allgemeinverständlich, gezeigt, dass man bei Interferenzbilder mit so großen Winkeln aus physikalischen Gründen nielmals gar nie nicht mit Trockenobjektiven beide Achsenausstichpunkte zugleich sehen kann. Man braucht zwingend Ölimmersion und Aperturen deutlich über 1,00!
Ich lehne mich nun mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte, dass Du einen ganz normalen Muskovit erwischt hast.
Beste Grüße,
Olaf
Hallo Michael,
am besten, Du zeigst auch ein orthoskopisches Bild.
Viele Grüsse
Florian
Hallo Olaf, hallo Florian,
da kann ich nur sagen, die Worte höre ich schon. Schreck lass nach! Ich hänge mal zwei Bilder an. Im ersten erkenne ich Spaltbarkeiten, die ich von Muskovit nicht kenne. Fotografiert mit Fluotar 10x/0.30. Dazu das konoskopische Abbild. Die Farbe sieht etwas verunglückt aus. Außerdem sieht das aus, wie zirkularpolarisiert. Da war aber kein Lambda/Viertel-Schieber drin. So richtig wie Muskovit sieht das nicht aus. Das Zeug ist definitiv blau. Sieht aus, wie Disthen. Vom vorher gezeigten Orginal kann ich kein Bild mehr zeigen, weil ich das Deckglas vom Präparat zersemmelt habe. Jetzt frage ich mich aber besorgt, wie Muskovit zwischen meinen Disthen kommen soll.
Viele Grüße
Michael
hier noch das Bild von dem Mineral, von dem die Präparate stammen.
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
das sieht für mich aber aus wie Lagen eines Glimmers. Auch das Mineral erscheint glimmerig.
Habe heute extra Disthen mikroskopiert, weil ich da auch nicht so firm bin. Der sieht deutlich anders aus.
Ein gescheites Achsenbild habe ich aber auch nicht gefunden.
Viele Grüsse
Florian
Hallo Michael,
wenn ich die Unterschrift bei Deinem letzten Achsenbild richtig interpretiere ist das mit dem 100x 1.25 Öl gemacht. Das ist dann wirklich der Disthen! Vergleiche das aber einmal mit Deinen ersten Bildern, dann siehst Du selbst den Unterschied.
Beste Grüße, Olaf
In meinem Fundus habe ich einen präkambrischen Kyanitgneis aus Drumnadrochit, Highlands, Schottland von Rob Gill mit schönen grossen Kyanitleisten (Bilder 1 und 2, LPL und XPL).
Mit dem 100/1,30 Ölimmersionsobjektiv und Ölkondensor bekomme ich beide Achsen gerade noch so abgebildet (Bild 3).
Mit Lambda/2 bestätigt man, dass das Mineral optisch negativ ist (Bild 4).
Aufgrund der eher geringen Doppelbrechung sieht man nicht viele Isochromaten.
Viele Grüsse
Florian
Sehr gut lieber Florian, an einem normalen Dünnschliff ist das eine reife Leistung,
Olaf
Zitat von: PolMik in November 13, 2022, 20:10:26 NACHMITTAGS
Hallo Olaf, hallo Florian,
da kann ich nur sagen, die Worte höre ich schon. Schreck lass nach! Ich hänge mal zwei Bilder an. Im ersten erkenne ich Spaltbarkeiten, die ich von Muskovit nicht kenne. Fotografiert mit Fluotar 10x/0.30. Dazu das konoskopische Abbild. Die Farbe sieht etwas verunglückt aus. Außerdem sieht das aus, wie zirkularpolarisiert. Da war aber kein Lambda/Viertel-Schieber drin. So richtig wie Muskovit sieht das nicht aus. Das Zeug ist definitiv blau. Sieht aus, wie Disthen. Vom vorher gezeigten Orginal kann ich kein Bild mehr zeigen, weil ich das Deckglas vom Präparat zersemmelt habe. Jetzt frage ich mich aber besorgt, wie Muskovit zwischen meinen Disthen kommen soll.
Viele Grüße
Michael
Du hast also an einer dickeren Schicht beobachtet? Kyanit ist ja pleochroitisch (beobachtest Du das?). In dickeren Schichten kann das dann evtl. wie ein Zirkularpolarisator wirken.
Viele Grüsse
Florian
Hallo Olaf und Florian,
danke für die Nachrichten. Tatsächlich hat sich Muskovit in meinen Disthen eingeschlichen. Dazu unten zwei Bilder. Das blaue Ding ist Muskovit. Oben und rechts beides Disthen, die orangen wie rechts bringen besonders gute , aber nicht ausreichende, Bilder. Man erkennt den Muskovit besonders gut ohne Analysator. Bringt in dem Fall kein konoskopisches Bild. Wie Olaf und Florian schrieben, oben die konoskopischen Abbilder sind ein dickerer Muskovit. Die Brechungsindizes unterscheiden sich deutlich. Während Disthen fast immer brauchbare, aber in diesem Fall nicht ausreichende Abbilder bringt. Deshalb hatte ich mich wie ein Schneekönig gefreut, die oben gezeigten Bilder hinzukriegen. Also zurück auf Null. Wieder umrüsten auf Kondensor-Apertur 0,90/1,25, das war mir für den Alltagsgebrauch zu hell. Unten 100x/1,25 ist allerdings mit 100% Sicherheit ein Disthen. Bleibt die Frage wie es kommt, dass der zirkularpolarisiert aussieht. Wie geschrieben, ein Lamda/Viertel-Schieber war, wie auch andere zusätzliche Filter nicht im Einsatz. Ein Mysterium der Optik. Also wieder umbauen und weiter im Text.
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
aha, anscheinend also ein Streupräparat!
Viele Grüsse
Florian
Hallo Florian,
klar ein Streupräparat. Aber die Körner habe ich vorher unter dem Stereomikroskop aussortiert. Nur die Bunten kamen auf den Objektträger. Und deshalb war ich doch ziemlich verblüfft Muskovit dabei zu haben. Ich habe aber mehrere Präparate gemacht und dieses Mal das Korn (Fluotar 10x30) dann mit Analysator, danach konoskopisch Diagonal- und Normalstellung. Man erkennt an den letzten beiden, dass der Kondensor mit Öl offenbar keine Apertur von 1,25 schafft, ansonsten käme das Objektiv über 1,25. In dem Fall hatte ich die Blende des Objektives aufgedreht. Die Bilder sind wieder mit Autokorrektur der Farben nachbearbeitet und dann mit Irfanview verkleinert.
Viele Grüße
Michael
Noch besser als Streupräparate sind natürlich eigens angefertigte doppelseitig polierte "Dickschliffe" wie ich sie für meine Experimente benutzt habe. Mein Vorzeigedisthen hat eine Dicke von 2mm, für die Handhabung habe ich aus einem Objektträger ein Langloch ausgefräst, von unten ein Deckglas aufgeklebt und den Disthen in diesen Trog gekittet. Von Disthen lassen sich sehr leicht orientierte Schliffe gewinnen, da die spitze Bisektrix senkrecht zur besten Spaltbarkeit steht.
Herzliche Grüße,
Olaf
Lieber Olaf,
der Schliff sieht sehr verheissungsvoll aus. Wir warten auf konoskopische Bilder!
Viele Grüsse
Florian
Wieso, die gibt's doch schon in meinem Beitrag den Michael ganz oben verlinkt hat.
Herzliche Grüße, Olaf
Zitat von: olaf.med in November 14, 2022, 20:36:58 NACHMITTAGS
Wieso, die gibt's doch schon in meinem Beitrag den Michael ganz oben verlinkt hat.
Herzliche Grüße, Olaf
Ah, den hatte ich nicht gesehen. Toll!
Viele Grüsse
Florian
Hallo Olaf ,
deine konoskopischen Bilder zeigen auch die Figur eines Zwillings.
Die Beschriftung des Objektträgers trägt auch einen Hinweis auf einen Zwilling.
Bildet eine der ,,Farbzonen" am Objektträger die Verwachsungszone der Zwillinge ,
und wie ist die Interferenz-Figur zum Schliff orientiert?
LG
Jürgen
Lieber Jürgen,
die Farbe hat nichts mit der Zwillingsbildung zu tun, sondern ist eine Wachstumszonierung. Die beiden Zwillings-Individuen liegen parallel aufeinander, die Zwillingsverwachsungsebene ist die (100) (parallel zur Schlifffläche). Anbei findest Du die Graphik für einen Einkristall und das Interferenzbild des Zwillings in der richtigen Orientierung bzgl. des Schliffs.
Herzliche Grüße,
Olaf
Lieber Olaf ,
danke für die Aufklärung.
Die Interferenz Figur des Zwillings lässt sowohl die konzentrischen Isochromaten um die optischen Achsen erkennen,
als auch Hyperbeln in der Beobachtungsrichtung der ,,Flushfigur ,,, also nβ ausstechend. Ich habe das erst für eine Fotomontage gehalten,
ich hoffe du kannst mir verzeihen?
LG
Jürgen
...nein, alles real, nichts gefaked :).
Lieber Olaf ,
ich habe zum Verständnis der Figur noch Fragen.
Zwei Melatope auf einer Isogyre kommen normalerweise nur in der Normalstellung zustande.
Die Isogyren zeigen sich im Erscheinungsbild wie bei einem Einkristall in Diagonalstellung aber
mit zwei Austrittspunkten der optischen Achsen. Welche beiden Melatope gehören zum selben Individuum,
jeweils die beiden auf der roten Linie oder die beiden auf der grünen Linie ? Oder anders gefragt, liegt 2V auf der roten oder der grünen Linie?
Die Schliffbezeichnung lautet ,,ꓕ zur spitzen Bisektrix ,, , somit läge 2V auf der roten Linie?
LG
Jürgen
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures012/333397_63208015.jpg) (https://www.pic-upload.de)
Hallo Jürgen,
ich hätte jetzt gesagt, dass die sich diagonal gegenüberliegenden Melatope jeweils zu einem Individuum gehören.
Viele Grüsse
Florian
Lieber Jürgen, lieber Florian,
Florian hat völlig recht, aber ein Bild sagt mehr... Der blaue Pfeil ist die Zwillingsachse, das grüne Individuum entsteht aus dem roten duch Drehung um 180° um die Zwillingsachse. Was man schließlich sieht ist eine Summenoptik aus beiden überlagerten Individuen.
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo Florian,
super analysiert und
@ Olaf- Bilder sagen wirklich mehr.
vielen Dank
Jürgen
Oh, ich hätte gedacht, dass die Verwachsungsebene senkrecht zur Schliffebene stünde und man da direkt draufschaut!
Viele Grüsse
Florian
Nee, es ist nicht so wie beim Aragonit, wo man die Zwillingsverwachsungsebene sehr genau in die Bildmitte stellen muß, damit man ein pseudovierachsiges Interferenzbild sehen kann, sondern dieses Bild sieht man in gleicher Weise an jedem Ort des Präparats.
Herzliche Grüße, Olaf
Hallo,
ok, dann ist das aber komplizierter. Die Melatope werden dann auch gegenüber denen der Einzelkristalle verschoben sein.
Viele Grüsse
Florian
Wobei ich mich nach wie vor frage, wie Olaf derartig tolle Bilder hinkriegt. Das habe ich mit meinem "Plastikfolien-Zwilling" auch probiert und das Ergebnis im Foto sah erbärmlich aus.
Fakt ist aber, dass sich tatsächlich Muskovit eingeschlichen hatte. Das Maximum mit dem Planachromat Pol 50x/0.95 von Zeiss Jena hänge ich hier an. Das mit dem polierten Klötzchen versuche ich auch noch. Aber wahrscheinlich ist mit meiner Ausrüstung nicht viel mehr rauszuholen.
LG
Michael
Lieber Michael,
das sieht doch prima aus - evtl. könnte die Ausleuchtung noch etwas homogener sein ;) - mehr kann, aus physikalischen Gründen, kein Mensch mit einem Objektiv mit der Apertur von 0,9 sehen.
Herzliche Grüße, Olaf
Lieber Olaf,
an Dein Meisterwerk komme ich leider nicht ran. Schon das polierte Klötzchen sieht richtig gut aus. Wirklich toll. Anbei noch einmal ohne automatische Farbkorrektur. Sollte besser aussehen.
LG
Michael
Lieber Michael,
aber Dein Bild ist doch bzgl. der Interferenzfigur prima. Meine Bemerkung zielte nicht auf den Farbabgleich, sondern auf den Intensitätsabfall vom Zentrum zum Rand. Da ist wohl der Lampenkollektor nicht perfekt eingestellt.
Herzliche Grüße, Olaf