Herzlichen Gruß liebe Runde!
Da mich Blutausstriche interessieren, und – wie allgemein bekannt ist –im Hellfeld ohne Färbung der ,,smears" wenig zu wollen ist, habe ich mir enorm umständlich über meine Stammapotheke eine MG-Lösung besorgt. Und zwar diese von Sigma Aldrich (den Preis wollt ihr nicht wissen :) ) mit ,,modifiziert" in ihrer Bezeichnung.
Ich habe 3 Blutausstriche gemacht, mich exakt an die Anleitung von Sigma Aldrich gehalten, jedoch habe ich als ,,Pufferlösung" Aqua dest. verwendet, das ich über Nacht nur mit einer Gaze an der Flaschenöffnung verschlossen hatte. Zwar habe ich nicht gemessen, aber ein Drift in saure ph-Werte erschien mir als sehr unwahrscheinlich.
Danach führte ich die Einfärbung korrekt nach Sigma Aldrich Vorschrift durch, d.h. mit genauer Wahrung der Zeiten, nachfolgender Verdünnung mit Aqua dest. usw.
Schlussendlich: Einbettung in Malinol nach der Trocknung: Danach erfolgten einige erste Aufnahmen mit dem Objektiv 100 × mit Ölimmersion. Köhlerbeleuchtung. Verwendetes Mikroskop war ein Revue 1600 (das ist ein chin. Nachbau des Zeiss Standard). Kamera: QHY 183c mit 20 MPix-Sony-Sensor, kühlbar bis Minus 40° C gegenüber Umgebungstemperatur
Der erste Eindruck waren enorm kräftige Farben, ABER leider AUCH: in weiten Bereichen waren ALLE Blutzellen wie mit Streusel dicht mit Pünktchen bedeckt.. Wären das Bakterien, hätte ich diesen Bericht nur aus dem Jenseits schreiben können, :) ;)
Die Frage an Euch ist mutmaßlich vorhersehbar: :D Habt Ihr bitte eventuell einen Verdacht, was das verursacht haben könnte?
Liebe Grüße
Jakob
Hallo,
ups, das ist in der Tat ein interessates Ergebnis. Grüne Erythrocyten kannte sich schon, aber jetzt auch gelb und braun!?
Warum deckst Du die Ausstriche ein? Hast Du sie mal vor dem Eindecken angeschaut? Blutausstriche werden üblicherweise nicht eingedeckt. Ehrlich gesagt, würden mich die Punktchen hier noch am wenigsten stören (was sie genau verursacht, weiß ich auch nicht). Aber sieht der Ausstrich wirklich s o aus? Die Erythrocyten sind ja fast nicht mehr als solche zu erkennen, weder morphologisch noch farblich. Insbeondere die Farben kann man doch gar nicht durch May-Grünwald erzeugen. Gelb! Wie geht das?? Hast Du ein Handy? Mach bitte mal ein Handyfoto des Ausstrichs und zeige uns das. Ich fürchte, dass hier einige Dinge falsch gelaufen sind, u.a. letztlich auch die kamera massiv fehleingestellt ist.
Beschreib doch bitte mal genau Deinen Arbeitsgang.
Hezrliche Grüße
Peter
Hallo Jakob,
das sind Farbstoffniederschläge, May-Grünwald neigt dazu.
Außerdem scheint die Fixierung schlecht zu sein.
Ich würde:
1. Blutausstrich machen und 20 min lufttrocknen
2. 2min in abs Ethanol oder besser Methanol fixieren
3. Ausstrich kurz wässern
3. May-Grünwald Lösung 1 zu 20 mit Wasser verdünnen und filtrieren
4. Küvettenfärbung z.B. in einer kleinen Objektträgertransportbox,
der Objektträger muss senkrecht stehen damit keine Farbstoffniederschläge darauf sinken.
5. in dest. Wasser waschen, trocknen.
LG Ralf
Zitat von: Peter V. in Dezember 20, 2022, 08:33:28 VORMITTAG
Hallo,
ups, das ist in der Tat ein interessates Ergebnis. Grüne Erythrocyten kannte sich schon, aber jetzt auch gelb und braun!?
Warum deckst Du die Ausstriche ein? Hast Du sie mal vor dem Eindecken angeschaut? Blutausstriche werden üblicherweise nicht eingedeckt. Ehrlich gesagt, würden mich die Punktchen hier noch am wenigsten stören (was sie genau verursacht, weiß ich auch nicht). Aber sieht der Ausstrich wirklich s o aus? Die Erythrocyten sind ja fast nicht mehr als solche zu erkennen, weder morphologisch noch farblich. Insbeondere die Farben kann man doch gar nicht durch May-Grünwald erzeugen. Gelb! Wie geht das?? Hast Du ein Handy? Mach bitte mal ein Handyfoto des Ausstrichs und zeige uns das. Ich fürchte, dass hier einige Dinge falsch gelaufen sind, u.a. letztlich auch die kamera massiv fehleingestellt ist.
Beschreib doch bitte mal genau Deinen Arbeitsgang.
Hezrliche Grüße
Peter
Hallo Peter,
Danke. ich muss jetzt ein wenig schmunzeln, denn ich wollte Dich zum Thema Blutausstriche bereits per Privatmitteilung (da ich mitbekommen habe, dass Du Mediziner bist) kontaktieren, habe allerdings dann von wegen ,,nicht aufdringlich sein wollen" davon abgesehen.
Dass für einen Fachmann solche Bilder eigenartig bis belustigend erscheinen, ist vollkommen nachvollziehbar. :)
Da ich leider das Präparat unklugerweise ;) weggeworfen habe, kann ich keine Fotos zeigen. Alternativ wäre das auch ohne Handy viel besser mit einer DSLR (Canon EOS 600D) möglich gewesen, allerdings ist die Fotoadaption mit dieser momentan noch eine ,,Baustelle", da ich erstmal diverse Okulare durchprobiere, um festzustellen welches die geringsten Aberrationen aufweist.
Aber zur höchst merkwürdigen Färbung der Bilder: Die verwendete Kamera ist für Astrofotografien konzipiert. Das heißt u.a., dass sie nicht mit jeder gängigen Software für Fotografie ,,kann". Momentan nutze ich ,,SharpCap", das ist allerdings eine Software, bei der man keinen automatischen Weißabgleich machen kann und gleichsam nach Belieben RGB-Werte, Helligkeit und Kontrast festlegen muss.
Wie Du sehr richtig festgestellt hast, Peter, können somit die Ergebnisse (nobel formuliert :) ;) ) sehr eigenartig aussehen ...
Zur Einbettung:
Diese mache ich deswegen, weil ich mich gerade bemühe, akzeptable, gelungene Bilder der unterschiedlichen Leukozyten zu sammeln. Ist ja an sich kein großer Aufwand und besser als verstaubte Objektträger. ;D
Der Arbeitsgang erfolgte genau nach der Anleitung des Herstellers der MG-Lösung, https://www.sigmaaldrich.com/deepweb/assets/sigmaaldrich/product/documents/430/305/101424-de-mk.pdf (https://www.sigmaaldrich.com/deepweb/assets/sigmaaldrich/product/documents/430/305/101424-de-mk.pdf) allerdings ohne eine ph-bestimmte Pufferlösung, da ich angenommen habe, dass destilliertes Wasser einen Tag lang ,,offen" gewesen eher unkritisch sein sollte.
Danke nochmals, Peter, liebe Grüße, schöne Festtage
Jakob
Zitat von: Ralf Feller in Dezember 20, 2022, 14:11:49 NACHMITTAGS
Hallo Jakob,
das sind Farbstoffniederschläge, May-Grünwald neigt dazu.
Außerdem scheint die Fixierung schlecht zu sein.
Ich würde:
1. Blutausstrich machen und 20 min lufttrocknen
2. 2min in abs Ethanol oder besser Methanol fixieren
3. Ausstrich kurz wässern
3. May-Grünwald Lösung 1 zu 20 mit Wasser verdünnen und filtrieren
4. Küvettenfärbung z.B. in einer kleinen Objektträgertransportbox,
der Objektträger muss senkrecht stehen damit keine Farbstoffniederschläge darauf sinken.
5. in dest. Wasser waschen, trocknen.
LG Ralf
Hallo Ralf,
vielen Dank für diese präzise Anleitung! Das ist wirklich hilfreich. Ich werde dies mal mit 20 Minuten Färbedauer probieren und danach berichten.
Liebe Weihnachtsgrüße
Jakob
Zitat von: Jakob_Wittmann in Dezember 22, 2022, 10:28:00 VORMITTAG
... allerdings ohne eine ph-bestimmte Pufferlösung, da ich angenommen habe, dass destilliertes Wasser einen Tag lang ,,offen" gewesen eher unkritisch sein sollte.
Hallo Jakob,
Da wäre ich mir nicht so sicher. Wenn ich destilliertes Wasser in ein Glas gebe und die Sonde des PH-Meters reinstelle, kann ich zusehen wie der PH-Wert fällt. Das Wasser bindet Kohlendioxid aus der Luft und es bildet sich Kohlensäure. Nach einer Stunde ist der PH-Wert auf 5 gesunken. Die Pufferlösung in der Rezeptur hat schon ihren Grund.
Viele Grüße
Alexander
Hallo,
da ich selber auch keine Pufferlösung habe, hatte ich mir immer mit frisch abgekochtem Wasser beholfen, was ganz gut geklappt hat.
LG Gerd
Hallo Alexander,
Deine Erklärung finde ich absolut nachvollziehbar, ich danke Dir dafür. Ein pH-Meter anzuschaffen, wäre keine schlechte Idee. Wobei ich mich über die teils sehr großen Preisunterschiede bei diesen Geräten wundere. Von weniger als € 20,- bis paarhundert € ...
Da muss ich mich noch schlau machen, worauf man achten sollte.
Bei den Anleitungen für Blutausstriche habe ich (auch ,,nur" für MG-Färbungen) zumindest teilweise Unterschiede bemerkt. Manchmal wird die Fixierung nicht extra erwähnt, möglicherweise wegen des Anteils an Methanol in der Lösung, zumindest theoretisch ist damit ja eine Fixierung gleichzeitig mit der Färbung gegeben. Bei Verdünnungen könnte das aber nicht ausreichend sein. Sicher bin ich mir damit bitte nicht, das sind bloße Mutmaßungen.
M-Fix Fixationsspray habe ich mir auch verschafft. Da dies ein gängiges Mittel in der medizinischen Praxis ist und Blutausstriche auch archiviert werden, sollte die Fixierung damit ok sein. Glaub ich zumindest. :)
Bei den Angaben für die Dauer der Lufttrocknung unmittelbar nach dem Ausstreichen schwanken die Angaben manchmal auch. Eigentlich dachte ich, dass sich bei Raumtemperatur sehr schnell Echinozyten bilden.
Wie auch immer, das werde ich alles im Laufe der Zeit merken. ;)
Jedenfalls finde ich, dass Blutausstriche ausgesprochen interessant sind.
Ach ja, nebenbei bemerkt: Laienhafte Eigendiagnosen kommen bei mir nicht vor. Ganz sicher nicht. :) ;)
Liebe Grüße
Jakob
Zitat von: plaenerdd in Dezember 22, 2022, 13:06:17 NACHMITTAGS
Hallo,
da ich selber auch keine Pufferlösung habe, hatte ich mir immer mit frisch abgekochtem Wasser beholfen, was ganz gut geklappt hat.
LG Gerd
Dankeschön, Gerd!
Ein guter Hinweis von Dir. Jetzt
nachdem ich dies gelesen habe, kommt mir vor, dass eben dieser gute Tipp in ,,Mikroskopie für Jedermann" oder ,,Mikroskopie im Alltag" stand. Zwei Bücher, die Du höchstwahrscheinlich kennen dürftest. Echte Klassiker für die Mikroskopie. :)
Liebe Grüße, alles Gute
Jakob
Zitat von: Jakob_Wittmann in Dezember 22, 2022, 19:17:01 NACHMITTAGS
Ein pH-Meter anzuschaffen, wäre keine schlechte Idee. Wobei ich mich über die teils sehr großen Preisunterschiede bei diesen Geräten wundere. Von weniger als € 20,- bis paarhundert € ...
Da muss ich mich noch schlau machen, worauf man achten sollte.
Hallo Jakob,
PH-Meter unterscheiden sich in der Messgenauigkeit und der Eichfähigkeit. Dazu kommen weitere Merkmale, wie die Möglichkeit die Sonde auszustauschen.
Die einfachen Geräte messen auf eine Nachkommastelle genau, die Profi-Geräte auf zwei Nachkommastellen. Nun ist es eine uralte Regel bei Messgeräten, dass man in der praktische Anwendung die letzte Nachkommastelle vergessen kann. Bei den preiswerten Geräten kannst Du faktisch also nur in ganzzahligen Schritten messen. Da ist jeder PH-Teststreifen genauer. Beim Vergleichen aufpassen. Anzeigegenauigkeit und Messgenauigkeit sind unterschiedliche Parameter. Zwei Nachkommastellen zeigen auch die Geräte für 20 Euro an.
Für ein PH-Messgerät brauchst Du auch einen Satz Pufferlösungen zum eichen, sonst kommt da nichts brauchbares raus. Messtreifen guter Qualität sind eine brauchbare und kostengünstige Alternative, wenn man nur gelegentlich misst.
Leider kosten Geräte, die auf zwei Nachkommastellen messen ab ca. 200 Euro.
Viele Grüße
Alexander
Hallo Jakob,
vielleicht hilft Dir das etwas weiter.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=43195.msg318597#msg318597
Viele Grüße,
Peter