Hallo in die Runde,
meine Anfrage bezieht sich auf die Beurteilung einiger ,,unbekannter Partikelobjekte", die ich in 19 Mikrofotos mittels verschiedener Beleuchtungs- und Kontrastierungsverfahren festgehalten habe (siehe Download-Link zu meinem Cloud-Ordner und drei Beispielbilder im Anhang). Die Fotos wurden allesamt mit 40-, 63- und 100-fachen Objektiven erstellt. Entsprechend klein sind diese Partikel.
Die kleinen ovalen Formen entsprechen ungefähr der Größe von Mundschleimhautzellkernen, liegen also im Längsduchmesser bei etwa 10-15 Mikrometern.
https://magentacloud.de/s/iiMGTr35YoEtT9a
Es handelt sich um anisotrope, farblos-transparente Partikel in einer Gewebeprobe, die chirurgisch aus dem Mediastinum (mittlerer Brustraum zwischen den Lungenflügeln) nahe des Herzens und der Speiseröhre entnommen wurde. Die Partikel befinden sich in mehreren aufeinanderfolgenden Einzelschnitten an übereinstimmenden Positionen. Der Pathologe kann sie nicht weiter zuordnen. Es ist aber unstrittig, dass diese nicht in normalem menschlichem Gewebe zu finden sind. Auch erscheint klar, dass es sich um Reste von biologischem Material handelt. Zur Diskussion stehen etwaige Reste von Parasiten/Wurmeiern, aber auch etwaige alte pflanzliche Nahrungsreste. Operiert wurde die Patientin an dieser Körperstelle zuvor noch nie. Es kann sich daher auch nicht um alte Fadenreste oder andere operationsbedingt eingebrachte Fremdpartikel handeln. Auch etwaige frische Fremdpartikel infolge der Probenentnahme schließt der Chirurg definitiv aus. Die Patientin (42 J.) hat seit Längerem eine gravierende Symptomatik, die mit einer gedeckten Mikroperforation der Speiseröhre vereinbar sein könnte, ebenso aber auch mit einer parasitären Erkrankung. Sie befindet sich in einem sehr schlechten klinischen Zustand. Die Ursächlichkeiten konnten dennoch bisher nicht geklärt werden. Somit wäre eine morphologische Zuordnung dieser Fremdpartikel diagnostisch sehr weiterhelfend und therapeutisch richtungsweisend.
Daher meine Frage in die Runde, speziell an die Biologen und biologisch interessierten Mikroskopiker:
Hat jemand schon einmal solche Strukturen gesichtet? Und falls ja, in welchem Kontext bzw. bei welchen Objekten?
Für ,,erhellende" Hinweise wäre ich sehr dankbar.
Herzliche Grüße
Jörg Piper
PS: Zusätzlich zum Download-Link versuche ich, einige Beispielbilder beizufügen.
Hallo Jörg
Ich wage mal einen kläglichen Versuch.
Ich habe jahrelang Mikroplastik am Schülerforschungszentrum in allen möglichen Hautcremes und auch in Lebensmitteln untersucht. Bei diesen Bildern ist mir sofort der Gedanke gekommen, dass es sich um feste Partikel handeln muss, die im polarisierten Licht glänzen und die so hart sein müssen, dass sie sich bei Bewegungen des umliegenden Gewebes einen Freiraum schaffen. Jedes, ich nenne es mal Partikel, ist nicht fest vom Gewebe umgeben. Das könnte zwei Ursachen haben: Entweder stößt das Gewebe die Partikel ab und isoliert sie, oder sie "arbeiten" sich durch das Gewebe, wie Glassplitter.
Könnte es sein dass die Patientin es mit irgendeiner Art von Feinstaub zu tun hatte?
ich hoffe, dass es viele Foristen aus der Histologie gibt, die Dir bei dieser schwierigen Analyse Denkanstöße geben können.
Es braucht manchmal ja nur einen Denkanstoß und sei er noch so banal.
Herzliche Grüße
Horst-Dieter
Fischgräten?!
Hallo Jörg,
vielleicht kannst Du die Konstrastierungsverfahren näher beschreiben?
Untersuchungen im polarisierten Licht führt man eigentlich immer unter möglichst standardisierten Bedingungen durch: Erst im linear polarisierten Licht, dann mit gekreuzten Polarisatoren. Da kann man feststellen, ob die Partikel entlang einer bestimmten Richtung (z. B. Längserstreckung) auslöschen. Dann bringt man sie in Diagonalstellung um die maximale Doppelbrechung beurteilen zu können, evtl. noch unter Hinzunahme eines Phasenschiebers (Rot I).
Viele Grüsse
Florian
Hallo,
vielen Dank für Eure Antworten und Vorschläge zur Einordnung:
Zu HDD:
Zumindest beruflich war die Patientin nie feinstaubbelastet. Sie hatte eine administrativ-managende Funktion ausgeübt, ehe sie krank wurde. Auch hat sie nicht Heimwerken als Hobby betrieben, also weder gesägt, noch gefräst oder Schleifarbeiten verrichtet. Andererseits könnte überlegt werden, ob es womöglich Mikroplastik-Partikel sein könnten. Die Partikelgröße der rundlich-ovalären Formationen liegt ungefähr in der Größenordnung von Epithelzellkernen, beispielsweise der Mundschleimhautzellen, die man ja in jeder Speichelprobe findet, geschätzt also etwa 10-15 Mikrometer im Längsdurchmesser.
Zu Thomas Böder:
Das müssten ganz kleine Fragmente von Fischgräten sein. Ich weiß nicht, ob solch winzige Bruchstücke zum Beispiel in Fischstäbchen herumliegen könnten, müsste die Produktionsprozesse mal recherchieren und die Patientin fragen, ob sie jemals Fischstäbchen gegessen hat. Verschluckt hat sie sich an solchen meines Wissens nie.
Zu Florian D:
Gerne schreibe ich noch Details zu den Kontrastierungsverfahren, gehe die Einzelbilder nach ihrer Nummerierung durch:
337-38: Gekreuzte Polarisatoren (Dunkelstellung), Hellfeld-Kondensor, Objektiv 40x, Fokus-Stack aus zwei Einzelfotos.
339-40: Polfilter in Intermediärstellung, Verstellwinkel etwa 45 Grad, Hellfeld-Kondensor, Objektiv 40x, Stack aus zwei Einzelfotos. Das Bild 339-4 zeigt die originale Kontrastierung, beim Bild mit dem Zusatz "Surreal" wurden zwei Einzelbilder mit Photomatix Pro überlagert (HDR).
341-42: Drei Einzelbilder, eines mit gekreuzten Polarisatoren (Dunkelstellung), zwei mit ca. 45 Grad-Stellung, Originalbild und HDR-Rekonstruktion (wie oben), auch hier Objektiv 40x, HF-Kondensor.
353-90: Mehrere Fokus-Stacks, 7 Bilder (353-59), 3 Bilder (362, 63, 65), 4 Bilder (372-75), 6 Bilder (380-85), 3 Bilder (388-90). Jeweils Polfilter in Intermediärstellung (ca. 45 Grad), zusätzlich Lambda-Kompensator. Hinweis: In dem Routinepräparat wurde das Paraffin nicht vor der Eindickung entfernt. Alle diese Bilder mit Objektiv 63x.
396-97: Fokus-Stacks (2 Einzelbilder), reines Hellfeld, Kondensor relativ stark abgeblendet, Normalansicht und HDR (Zusatz "Surreal). Objektiv 63x.
406, 7, 9: DIC (Leitz Interferenzkontrast T nach Smith), Objektiv NPL Fluotar 40 ICT, optionaler Lambda-Kompensator eingeschoben, Fokus-Stack (3 Einzelbilder).
415, 17: Polarisatoren in Intermediärstellung (ca. 45 Grad). Lambda-Kompensator, Hellfeld-Kondensor, Objektiv 63x, Fokus-Stack (2 Einzelbilder).
420, 22: wie 415, 17.
430-32: Polarisatoren in Intermediärstellung (ca. 45 Grad). Lambda-Kompensator, Hellfeld-Kondensor, Objektiv 40x, Fokus-Stack (3 Einzelbilder).
472-74: DIC (Leitz Interferenzkontrast T nach Smith), Objektiv NPL Fluotar 40 ICT, optionaler Lambda-Kompensator eingeschoben, Fokus-Stack (3 Einzelbilder).
481-85: DIC (Leitz Interferenzkontrast T nach Smith), Objektiv NPL Fluotar 40 ICT, ohne Lambda-Kompensator, Fokus-Stack (5 Einzelbilder).
503-4: Objektiv 100x, gekreuzte Polarisatoren, Hellfeld-Kondensor, Fokus-Stack (2 Einzelbilder).
HInweis: Alle Bilder wurden mit einem Standard-Labormikroskop aufgenommen, nicht mit einem Polarisations-Messmikroskop. Es ging also nur darum, die anisotropen Partikel hinsichtlich ihrer Form und Anordnung deutlicher hervorzuheben. Im Hellfeld sind sie farblos und so transparent, dass man sie ohne Kondensorabblendung nahezu übersehen würde.
Herzliche Grüße
Jörg
Hallo Jörg,
irgendwie erinnert mich dieser Fall an eine Erfahrung, die ich im PJ (lang ist´s her!) machen durfte: Ein Patientin , die mit merkwürdigen Granulomen -auch pulmonal- erkrankte. Sie bot nahezu das Bild eines Morb. Boeck, aber irgendwie passte alles nicht so richtig. Sie wurde "durchdiagnostiziert", einschließlich Leber- und Muskelbiopsie. In allen Geweben konnten die ominösen Granulome nachgewiesen werden. Des Rätsels Lösung war letztlich, dass die Patientin über 15-20 Jahre täglich (!) eine i.v.-Injektion mit Helfergin bei ihrem Hausarzt abholte. Die Granulome hatten sich um eine Substanz (wenn ich mich recht erinnere ein Lösungsvermittler) gebildet, die sich in den diversen Geweben lokal über die Jahre angesammelt hatte. Allerdings weiß ich nicht mehr, ob hier Doppelbrechung eine Rolle spielte. Gab es evtl. bei Deiner Patientin da etwas in der Anamnese in dieser Art?
Hallo Herr Piper,
Es handelt sich um histologische Schnitte. Deshalb wäre es naheliegend, die 3-Dimensionalität dieser 'Strukturen' in einer Schnittserie zu analysieren: Sind es längliche Formen, stehen diese untereinander in Beziehung, bilden sie eine erkennbare Struktur?
Die Tatsache, das sich die Partikel NICHT anfärben lassen und optisch aktiv sind, deutet auf eine homogene, 'strukturierte' Substanz hin: Zellulose, Fischgräte, Schale, Plastikteil oder Ähnliches.
Parasiten würe ich ausschließen. Da offenbar eine Fistel zum Oesophagus besteht, liegt es nahe, Reste einer Mahlzeit zu vermuten.
Ich der Hoffnung, damit zur Klärung beigetragen zu haben,
Alfons
Hallo Jörg,
evtl. wäre noch Bilder mit gekreuzten Polarisatoren, Lambda Kompensator (Angabe der Richtung) interessant, wobei das Präparat um mehrere Winkel gedreht werden sollte.
Viele Grüsse
Florian
Zitat von: Piper in Februar 01, 2023, 14:38:44 NACHMITTAGS
Zu Thomas Böder:
Das müssten ganz kleine Fragmente von Fischgräten sein. Ich weiß nicht, ob solch winzige Bruchstücke zum Beispiel in Fischstäbchen herumliegen könnten, müsste die Produktionsprozesse mal recherchieren und die Patientin fragen, ob sie jemals Fischstäbchen gegessen hat. Verschluckt hat sie sich an solchen meines Wissens nie.
Meine Frau ist Russin.
Und bei den Russen ist Trockenfisch traditionell ein beliebter Snack am Abend.
Wir lieben beide Trockenfisch.
Je nach Fischart sind die Gräten ziemlich übel und auch wirklich fest/stachelartig.
Besonders problematisch sind kleine Fische, bei denen die Gräten mitgegessen werden.
Goldband-Selar, eine Stachelmakrelenart zum Beispiel.
Wer weiß...
Ich habe zwar auch keine richtungsweisende Idee, was es sein könnte. Aber vieleicht würden hier auch ungefärbte Schnitte in gewöhnlichem Hellfeld und auch Dickschnitte, z. B. 50 um (oder sogar noch dicker) weiter helfen. Ungefärbt, um ggf. die Eigenfrabe der Partikel besser beurteilen zu können. Und Dickschnitte, um Hinweise auf die Form zu bekommen. Es sieht irgendwie nach kollabierten Röhren oder Schläuchen aus, für Fischgräten sicherlich viel zu klein, aber vieleicht könnten doch irgendwelche Faserreste von Mikroplastik infrage kommen. Oder gibt es doppelbrechende Wandablagerungen an Kapillaren? So etwas habe ich aber noch nie gehört oder gelesen.
Zitat von: Alfons Renz in Februar 01, 2023, 15:11:32 NACHMITTAGS
Es handelt sich um histologische Schnitte. Deshalb wäre es naheliegend, die 3-Dimensionalität dieser 'Strukturen' in einer Schnittserie zu analysieren: Sind es längliche Formen, stehen diese untereinander in Beziehung, bilden sie eine erkennbare Struktur?
Kann man solche Schnittserien nicht einfach stacken? Hat das hier schonmal jemand probiert? Bei Fossilien macht man dies manchmal, indem man sie mü für mü abschleift.
Viele Grüsse
Florian
Hallo in die Runde,
ganz herzlichen Dank für die bisherigen vielgestaltigen Ideen und Hinweise.
Ich habe auf gegebene Anregung hin die Partikel auch noch im Phasenkontrast fotografiert, zusätzlich in einer Kombi Phaco plus Pol.
Dabei habe ich auch noch mehr Formen gesichtet. Besonders augenfällig erschien mir eine gefiederte Formation und ein flaches dreieckiges Plättchen mit parallelen Querlamellen.
Könnte letzteres vielleicht ein winziges Fragment eine Fischschuppe sein, wie es sich vielleicht schon mal in eine Fischfrikadelle verirren könnte? Fischschuppen wurden ja schon ins Kalkül gezogen.... :-)
Leider habe ich kein spezifisches Polarisationsmikroskop mit Drehtisch, sonstigem Spezialtisch oder Winkelgradangaben.
Ich kann daher nur eine rein qualitative Polarisationsmikroskopie beisteuern, wobei man hier mittels Lambda-Plättchen die Partikel je nach Orientierung und Filterstellung blau, grün oder gelb hervorheben kann.
Wie schon erwähnt, finden sich diese Partikelanhäufungen in zwei bis maximal drei aufeinanderfolgenden Schnitten. Für eine räumliche Rekonstruktion ist das m.E. zu wenig. Auch sind mehrere Partikel so flach, dass sie scheinbar nur in einer Schnittebene vorhanden sind. Man findet aber im Umfeld dieser Partikel reaktive Zellaggregate, was auch belegt, dass es keine externen Verunreinigungen sein können.
Ich persönlich gehe von einer winzigen Perforation der Speiseröhre aus. Das klinische Bild ist passend. Hier können Nahrungspartikel mitunter der einzig beweisende diagnostische Hinweisgeber sein. Röntgen und Endoskopie können im Nachweis versagen - so auch hier. Leider überschätzen viele ärztliche Kollegen ihre Verfahren und beachten nicht deren Limitationen im Einzelfall.
So schreibt auch hier der Radiologe, es sei keine Perforation, weil er nichts sieht, ebenso verfährt der Endoskopiker. Aber es gelegentlich auch kleine Perforationen, die man im Röntgen oder in der Endoskopie schon mal nicht sieht. Das ist auch publiziert. Trotzdem glauben das dann die involvierten Kollegen nicht. denn sie haben ja schließlich nichts gesehen.
Daher suche ich mikroskopisch hier in diesen Präparaten ie Stecknadel im Heuhaufen. Und etwas ist klar: Solche Partikel gehören nicht in gesundes Gewebe.
Somit wäre es für die Diagnose einer kleinen Perforation beweisend, wenn man den Nachweis führen könnte, dass es Nahrungspartikelchen sind.
Auch Mikroplastik könnte passen. denn die Patientin trinkt Cola. Flaschengetränke können auch Mikroplastik enthalten. Und auch dieses könnte dann natürlich über ein winziges Loch in den Brustraum gelangen.
Ich habe ein PDF mit den weiteren gefundenen Formen erstellt. Falls dies zu weiteren Ideen oder Erleuchtungen führen könnte, würde mich das sehr freuen. Bin jedenfalls für jeden Hinweis dankbar.
Viele Grüße
Jörg
Lieber Herr Piper,
ist die Patientin psychisch auffällig? Bei derart ungewöhnliche Befunden denke ich auch immer an ein Münchhausen-Syndrom im weitesten Sinne mit ungewöhnlichen Praktiken, die zu anscheinend unerklärlichen Befunden führen.
Hezrliche Grüße
Peter
Lieber Herr Voigt,
ein Münchhausen-Syndrom scheidet aus. Ich selbst hatte den Fall im Sommer des Vorjahres stationär über drei Wochen internistisch behandelt: Nahrungskarenz, Clont plus Meronem hochdosiert i.V. (via ZVK, periphere Venen perdu), parenterale Flüssigkeit i.V., das Ganze über 14 Tage. Danach war der ZVK dicht. Anschließend Kostaufbau. Die Patientin war unter Sicht bei laufender Antibiose wie Phönix aus der Asche gestiegen und letztlich beschwerdefrei. Sämtliche Schmerzen waren abgeklungen, ebenso auch die vorbestehenden, teils septisch imponierenden Fieberschübe. Kein Münchhausen-Syndrom interessiert sich für Antibiose.
Der Ärztliche Direktor der Klinik hatte mich noch am Tag nach der notfallmäßigen Aufnahme angerufen und wollte den Fall in einer anderen (größeren) Klinik wissen, weil er dessen Ableben binnen 2 Tagen auf Grund seiner eigenen ärztlichen Inaugenscheinnahme befürchtet hatte. Ich hatte damals die persönliche ärztliche Verantwortung alleinig auf mich genommen, weil ich wuste, was ich tue.
Die Frau hat übrigens schon 6 Organe verloren, nur eine dieser Resektionen war indiziert, der Rest war alleiniges lukratives chirurgisches "Ausweiden" ohne jegliche stichhaltige Indikation. Entsprechende Begutachtungen sind schon gelaufen.
Der Fall ist seit langem bettlägerig erkrankt, seine Existenz fährt an die Wand. Der sog. "sekundäre Krankheitsgewinn" ist Null.
Herzliche Grüße
Jörg Piper
Lieber Herr Piper,
Zitat
Kein Münchhausen-Syndrom interessiert sich für Antibiose.
ich dachte auch nicht an das Vorspielen von Symptomen, sondern an irgendwelche bewussten "Manipulationen" der Patienten, die zu Verletzungen und Migration dieser Partikel ins Mediastium führen können.
Herzliche Grüße
Peter
Lieber Herr Voigt,
auch für selbstverletzendes Verhalten besteht kein Anhalt.
Es ist aber so, dass die Patientin nach einer gynäkolog. OP mit einer dicken Hinterhauptplatzwunde aus der Narkose aufwachte.
Niemand hatte ihr trotz mehrfacher Nachfrage in der Klinik Auskunft zu deren Entstehung gegeben.
Der Operateur hat sich nicht mehr blicken lassen, denn er hätte ja Auskunft geben müssen. Er ist mittlerweile verstorben, schweigt also für immer darüber.
Ein ehemaliger gyn. Chefarzt (Uni) hat mir aber bestätigt, dass es gelegentlich passiert und auch publiziert ist, dass Patienten in Kopftieflage schon mal brüsk vom OP-Tisch oder mitsamt selbigem zum Boden rutschen können. Entweder löst sich die Arretierung der verstellbaren Tischplatte, oder die Fixierung des Patienten selbst. Ein Fall sei sogar einmal dabei zu Tode gekommen, weil direkt im Gefolge dieses Sturzes der ganze OP-Tisch auf den Patienten gefallen sei und diesen erschlagen habe. Alles sehr traurig und tragisch, aber halt seltene Tücke der Technik.
Wie auch immer..... Meine persönliche Vermutung ist, dass es zu einem solchen Sturz oder Rutschen auf den Boden kam, während der OP. Dabei dürfte der Tubus herausgerutscht sein. Am Boden wird man dann versucht haben, ggf. auch zunächst einmal blind, den Tubus wieder hineinzuschieben. Dabei könnte es zu einer flüchtigen Fehlintubation mit Ösophagusläsion gekommen sein. Auch solche Ösophagusläsionen infolge Fehlpositionierung eines Tubus sind in der Literatur beschrieben.
Das ist natürlich nur Spekulation. Aber die postoperative Kopfplatzwunde und das Schweigen darüber bis zum Schluss, selbstverständlich auch das Fehlen einer jeglichen Erwähnung im Arztbrief, sind Fakten. Unmittelbar postop. hat die Patientin rezidivierende Fieberschübe, teils septisch imponierend, entwickelt. Hieraus hat sich dann ein bis dato fortbestehendes entzündlich imponierendes Krankheitsbild entwickelt. Unter Nahrungskarenz und Vermeiden eines Verschluckens von produziertem Speichel bessert sich das klinische Bild passager und partiell. Bei oraler Nahrungsaufnahme und Speichelschlucken verschlechtert es sich. Antibiosen führen zu passageren. teils kompletten, teils inkompletten Resets. Zusätzlich bestehen eine Dysphagie, eine Dyspnoe und ein massiver Retrosternalschmerz. Histopathologisch wurde eine "ungewöhnlich" sich präsentierende, leicht fibriosierende Mediastinitis mit Beteiligung von Perikard, Pleura und Thymus beschrieben (Thorakoskopie).
Jetzt sind wir schon sehr von der Mikroskopie abgedriftet.
Die Krux ist, dass man bisher radiologisch und Endoskopisch keine Perforation sichern konnte. Wobei ja bekannt ist, dass dies auch nicht immer gelingt. Je kleiner der Defekt, desto schwieriger dessen Nachweis. Auch die Partikel sind ja sehr klein (ca. 14-20 Mikrometer). Falls man diese Partikel hinreichend klar einem organischen Ursprung (Nahrungspartikel) und/oder Mikroplastik zuordnen könnte (selbiges ist ja auch bereits in nahezu jedem kommerziellen Flaschengetränk), wäre der indirekte Nachweis einer "Miniperforation" mikroskopisch erbracht.
Dann könnte man leitliniengerecht behandeln.
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Herr Piper,
Zitat
Niemand hatte ihr trotz mehrfacher Nachfrage in der Klinik Auskunft zu deren Entstehung gegeben.
wann war das denn? Das muss aber schon in der 60er oder 70er Jahren gewesen sein... :o
Die Pathologie ist sicher auch nicht geeignet, herauszufinden, um welche Art Partkel es sich handelt. Aber zumindest eine Differnzierung Kunststoff vs. biogenes Material sollte mit modernen physikalisch-chemisch-analytischen Methoden relativ problemlos möglich sein. Fragt sich nur, welche Einrichtung man damit beiaftragen könnte und wer die Kosten übernähme.
Natürlich wäre es nicht schlecht, das zu wissen, allerdings ist mir nicht ganz klar, wie das eine ggf. Therapie ändern würde.
Bitte seien Sie mir nicht böse, als Außenstehender betrachtet man die Dinge ja oft aus einem anderen Blickwinkel:
Das
ZitatDie Frau hat übrigens schon 6 Organe verloren, nur eine dieser Resektionen war indiziert, der Rest war alleiniges lukratives chirurgisches "Ausweiden" ohne jegliche stichhaltige Indikation.
kommt mir auch "seltsam" vor. Ich möchte nichts unterstellen, aber ich kenne durchaus Fälle, in denen psychische Störungen durch Simulation zu Pseudo-Krankheitsbildern führen, die Chirugen zu operativen Eingriffen verleiten (sollen). Aber das sind alles nur Dinge, die ich - ohne nähere Umstände zu kennen - grundsätzlich ins Kalkül ziehe.
Herzliche Grüße
Peter Voigt
Lieber Herr Voigt,
die nicht erläuterte Platzwunde nach der Narkose entstand vor etwa 7 Jahren. :)
Viele Grüße
Jörg Piper
Lieber Herr Piper,
Zitat von: Piper in Februar 10, 2023, 21:55:15 NACHMITTAGS
Lieber Herr Voigt,
die nicht erläuterte Platzwunde nach der Narkose entstand vor etwa 7 Jahren. :)
Viele Grüße
Jörg Piper
meine Äußerung war durchaus leicht provokant, da es ist meinen Augen undenkbar ist, dass so etwas nicht geklärt werden konnte, wenn man als Patient insistiert. Das Krankenhaus bzw. die behandelnden Ärzte müssen doch irgendeine Erklärung geliefert haben und wenn nicht, gibt es eine Verwaltung, ein Beschwerdemanagement und letztlich eine Ärztekammer.
Herzliche Grüße
Peter