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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Bernd Miggel in April 07, 2023, 14:39:46 NACHMITTAGS

Titel: Interessante Pilzfunde 63 - Glänzender Ledertäubling
Beitrag von: Bernd Miggel in April 07, 2023, 14:39:46 NACHMITTAGS
Einführung, Lebensweise und Verbreitung

Vor einigen Jahren hatte ich ein paar mal das Glück, den seltenen Glänzenden Ledertäubling zu finden. Diese, auch ,,Weinroter Ledertäubling" genannte Art, wird In der Roten Liste Pilze Deutschlands (2016) mit ,,D" (Daten unzureichend) geführt. Die Art liebt Kalkböden und geht eine Mykorrhiza mit Laubbäumen, beispielsweise Rotbuchen oder Eichen, ein. Er gleicht dem Rotstieligen Ledertäubling sehr und ist eigentlich nur mikroskopisch von ihm zu unterscheiden.
Titel: ..
Beitrag von: Bernd Miggel in April 07, 2023, 14:45:06 NACHMITTAGS
Eckdaten des Fundes
•   Pilzart: Glänzender Ledertäubling (Russula alutacea (Fr.) Fr.),
•   Funddatum: 31.7., 4.8. und 13-8. 2009.
•   Begleitbäume: Rotbuchen, Traubeneichen.
•   Fundort: Vogelsang-Biotop, Straubenhardt, Baden-Württemberg.
•   Biotopbeschreibung: Ein Kalkbuchenwald mit Rotbuchen, Traubeneichen und Elsbeer-Bäumen sowie vereinzelt Fichten, Kiefern, Weißtannen,
        Birken, Hainbuchen, Süßkirschen, Hybridpappeln und Salweiden.
•   Boden gem. LGRB-Kartenviewer: Pseudogley-Pelosol aus Fließerden auf Unterem Muschelkalk.

Makroskopische Merkmale

Es sind stattliche, robuste, festfleischige Pilze, die Glänzenden Ledertäublinge, mit einem meist bis 10 cm breiten Hut und einem etwas kürzerem Stiel.
Die Hüte liegen farblich von Exemplar zu Exemplar zwischen einem freundlichen Rotbraun, einem Braunrot und Purpurbraun, bei oft hellerer Mitte. Bei feuchter Witterung ist die Hutoberfläche glänzend und klebrig (anhaftende Blätter) und die Huthaut etwa bis zur Hälfte abziehbar.
Die Lamellen sind dick und breit, bei jungen Fruchtkörpern creme, und verfärben sich allmählich in Richtung Gelb. Außerdem sind sie sehr brüchig.
Die Stiele sind stämmig, zylindrig bis keulig, meist bis zu 25 mm dick, längsadrig und etwas bepudert. Die Farbe ist interessant: entweder rein weiß oder im unteren Drittel rosa überhaucht. Weißstielige Exemplare mit einer apikal rötlichen Ringzone kommen ebenfalls, allerdings seltener, vor.
Das Fleisch ist fest, im Stiel bei älteren Fruchtkörpern innen weich. Fraßstellen auf dem Hut bleiben weiß.
Der Geschmack ist angenehm mild, der Geruch sehr schwach fruchtig.
Titel: Re: Interessante Pilzfunde 63 - Glänzender Ledertäubling
Beitrag von: Bernd Miggel in April 07, 2023, 14:46:03 NACHMITTAGS
Makrochemische Farbreaktionen auf der weißen Stielhaut. Eisensulfat hinterlässt einen blass rosa Fleck. Phenol reagiert verzögert, jedoch stark rotviolett (Farbe von Heidelbeer- oder Brombeerflecken), siehe Bild 3.
Titel: Re: Interessante Pilzfunde 63 - Glänzender Ledertäubling
Beitrag von: Bernd Miggel in April 07, 2023, 14:47:25 NACHMITTAGS
Frisch ausgefallener Sporenstaub ist dottergelb, etwa IVb-d nach der Farbtabelle in MARXMÜLLER (2014).

Die Sporen der Funde sind breitellipsoid. das Ornament besteht aus isolierten, reihig verbundenen und teilnetzigen Warzen. Die Warzen sind mit meist 0,5 µm, maximal 0,8 µm, nicht sehr hoch. Ornament und Hilarfleck sind stark amyloid, d.h. sie färben sich in Melzers Reagenz deutlich schwarz.
Bei 15 repräsentativen Sporen ergaben sich mit 95-prozentigem Vertrauensintervall folgende Schätzwerte:

L x B = 8,3-10,3 x 6,8-8,8 µm      Lav x Bav = 9,1-9,6 x 7,5-8,0 µm      Qav = 1,17-1,23      Vav = 270-325 µm3

Darin sind L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad L/B, V Volumen, av Mittelwert (average)
Titel: Re: Interessante Pilzfunde 63 - Glänzender Ledertäubling
Beitrag von: Bernd Miggel in April 07, 2023, 14:48:35 NACHMITTAGS
Die Huthaut des Glänzenden Ledertäublings besteht aus zwei unterschiedlichen Hyphenarten, aus Epikutishaaren und wenigen  ,,Pseudoprimordialhyphen", auch ,,Nicht inkrustierte Primordialhyphen" genannt, siehe SARNARI (2005). Während die Epikutishaare dünnwandig, sich in NH3-Kongorot gut anfärben lassen und 2-3 µm breit sind, sind die ,,Pseudoprimordialhyphen" langgliedriger, dickwandiger, starrer und besitzen eine lichtbrechende Wandung. Sie sind etwa 3-4 µm dick und färben sich in NH3-Kongorot kaum an. In den beiden nächsten Bildern sind letztere mit gelben Pfeilen gekennzeichnet. Bei allen anderen Hyphen handelt es sich um Epikutishaare. Direkt im Mikroskop springen die Unterschiede zwischen den beiden Hyphenarten wesentlich deutlicher als auf den Fotos ins Auge!
Titel: Re: Interessante Pilzfunde 63 - Glänzender Ledertäubling
Beitrag von: Bernd Miggel in April 07, 2023, 14:50:17 NACHMITTAGS
Verwechslungsmöglichkeiten
Der Rotstielige Ledertäubling (Russula olivacea) ist in Habitus und Färbung zum Verwechseln ähnlich. Er unterscheidet sich vor allem im mikroskopischen Bereich:
•    Seine Sporen sind isoliertwarzig mit 1,0-1,5 µm hohen Warzen.
•    Seine Epikutishyphen sind 3-5 µm breit, allerdings immer wieder einmal mit bis zu 12 µm breit angeschwollen Abschnitten.

Literatur
•    Ein Feldschlüssel für Täublinge (https://www.pilzforum.eu/board/thread/62455-ein-feldschl%C3%BCssel-f%C3%BCr-t%C3%A4ublinge/?pageNo=1#post591631)
•    MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones Bd. II: 532-533.
•    ROMAGNESI, H. (1985) - Les Russules d' Europe et d'Afrique du Nord: 730-731.
•    SARNARI, M. Monografia illustrata del Genere Russula in Europa, Tomo Secondo: 1465-1472.
https://fundkorb.de/pilze/russula-alutacea-gl%C3%A4nzender-ledert%C3%A4ubling


Viel Vergnügen beim Anschauen!
Bernd


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