Einführung, Lebensweise und Verbreitung
Der hier beschriebene Lackierte Täubling Russula laccata gehört zu den kleineren Arten mit vielfarbigem Hut. Er ist weit verbreitet, doch recht selten und wird in der Roten Liste Pilze Deutschlands (2016) in der Kategorie ,,3" (gefährdet) aufgeführt.
Wie alle Täublinge lebt die Art mykorrhizisch, wobei er an Weidearten (Salix sp.) gebunden ist. Die Funde wurden in Baden-Württemberg von Alexander Reichert und Uwe Winkler gemacht, und zwar jeweils sehr spät im Jahr (Ende Oktober bis Mitte November). Mykorrhizapartner war bei allen Exemplaren die Salweide Salix caprea.
Makroskopische Merkmale
Wir haben es mit recht kleinen, dünnfleischigen und fragilen Pilzen zu tun. Die Hüte ausgewachsener Exemplare messen im Durchmesser 3-6 (max. 7) cm. Die Huthaut ist bei feuchtem Wetter etwas klebrig, glänzend und glatt und lässt sich etwa zur Hälfte abziehen. Farblich sind die Hüte recht variabel. Meist liegt die Farbe zwischen Rot, Weinrot, Rosa und Violett mit dunklerer Mitte, doch sind auch Mischfarben mit Grau, Oliv und Grün möglich. Sogar Hüte in Violettschwarz und Reinweiß kommen vor. Die Bilder 1, 3, 4 und 5 vermitteln einen guten Eindruck.
Die Lamellen sind dünn und sehr brüchig, farblich weiß bis weißlich.
Die Stiele sind zylindrisch bis schwach keulig,glatt und rein weiß. Das Fleisch ist weich und rein weiß.
Zerkaut man ein Stück einer Lamelle, so wird man einen sehr scharfen Geschmack wahrnehmen. Der Geruch schwach fruchtig.
Makrochemische Farbreaktionen. Betupft man die weiße Stielhaut mit Eisensulfat, nimmt der Fleck einen Rosaton an.
Frisch ausgefallener Sporenstaub ist weiß bis weißlich, etwa Ia-b nach der Farbtabelle in MARXMÜLLER (2014).
Die Sporen der Funde sind ellipsoid mit einem aus Warzen und Graten bestehenden, bis zu 1,2 µm hohen Ornament, wobei Warzen und Grate teilnetzig bis netzig verbunden sind. Ornament und Hilarfleck sind stark amyloid, d.h. sie färben sich in Melzers Reagenz deutlich schwarz.
Bei einer Stichprobe, bestehend aus 29 repräsentativen Sporen, ergaben sich mit 95-prozentigem Vertrauensintervall folgende Werte:
L x B = 6,5-8,9 x 5,2-7,0 µm Q = 1,13-1,39
Darin sind L Länge, B Breite Q Schlankheitsgrad L/B
In der Huthaut finden sich schlankkeulige Pileozystiden, die unseptiert oder einmal septiert sind und sich in Sulfovanillin gut anfärben lassen.
Verwechslungsmöglichkeiten
Der Lackierte Täubling kann mit einigen ähnlich gefärbten, nur mäßig großen Arten verwechselt werden:
• Der Schwarzrote Speitäunling Russula atrorubens besitzt nie Grüntöne im Hut und ist ein Nadelbaumbegleiter.
• Der Hohlstielige Täubling Russula cavipes wächst auf Kalkböden und ist ein obligater Weißtannenbegleiter. Seine Sporenpulverfarbe ist creme.
• Der Wechselfarbige Speitäubling Russula fragilis wächst bei Laub- und Nadelbäumen, besonders gerne bei Eichen.
• Der Vielfarbige Täubling Russula versicolor ist nur in den Lamellen scharf, und auch da nicht so brennend scharf wie der Lackierte Täubling. Er ist ein obligater Birkenbegleiter, und sein Sporenpulver ist ocker.
Literatur
• Ein Feldschlüssel für Täublinge (https://www.pilzforum.eu/board/thread/62455-ein-feldschl%C3%BCssel-f%C3%BCr-t%C3%A4ublinge/?pageNo=1#post591631)
• JURKEIT, W. & KRAUCH, F. (2009) – Russula atrorubens Huijsman und Russula laccata Huijsman – zwei umstrittene Arten, R. olivaceoviolascens Gillet – ein ,,Nomen confusum"! Zeitschr. f. Mykol., Bd. 75/2, 2009: 129-141.
• MARXMÜLLER, H. (2014) - Russularum Icones Bd. II: 378-379.
• https://fundkorb.de/pilze/russula-laccata-lackierter-t%C3%A4ubling
Viel Vergnügen beim Anschauen!
Bernd
Alle Fundberichte in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
Fachausdrücke, Abkürzungen: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729
Lieber Bernd,
nun weiß ich alles über den Lackierten Täubling, nur nicht, wie es mir geht, wenn ich ihn zubereitet und gegessen habe .
;) :-\
Herzliche Grüße
Reinhard
Hallo Reinhard,
da hast du natürlich Recht. Wahrscheinlich wirst du ihn bei seinem sehr scharfen Geschmack gar nicht herunterwürgen können.
Falls doch, gibt es womöglich Magen-Darm-Störungen, wie das bei anderen, sehr scharf schmeckenden Täublingen, auch der Fall ist.
Stark giftig ist er wohl nicht.
Viele Grüße
Bernd
´Wahrscheinlich wirst du ihn bei seinem sehr scharfen Geschmack gar nicht herunterwürgen können.´
Hallo Bernd,
vielen Dank für den Beitrag. Für Russula laccata suche ich schon jahrelang den treffenden Namen. Du hast ihn mir geliefert, alle geschilderten Merkmale treffen zu.
Gruß - EFH
Srry, ich hatte Deinen Namen verwechselt.
Hallo Eckhard,
Der schöne Beitrag ist von Bernd!!
Viele Grüße
Reinhard