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Einführung, Lebensweise und Verbreitung
Der Buchen-Heringstäubling Russula faginea ist ein Täubling, die auf Grund seiner oft trüben, blassen Farben nicht direkt ins Auge fällt (siehe unten wikipedia.org). Wir haben es mit einem sehr große werdenden, festfleischigen Pilz mit meist ,,schmutzig" weinbraunem Hut, reif gelblichen Lamellen und weißem Stiel zu tun. Der Standort: besonders gerne bei Rotbuchen auf kalkhaltigen Böden. In der Roten Liste (2016) wird die Art in der Kategorie * (ungefährdet) geführt.
Ein großes ,,Dankeschön" an Helga Marxmüller, Achim Bollmann und Uwe Winkler für Zeichnungen und Fotos!
Bild 1 – Russula faginea am Fundort mit relativ freudigen Farben. Foto: Uwe Winkler.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures013/348803_36849274.jpg)
Makroskopische Merkmale
Die Hüte können bis 14 cm breit werden. Sie sind anfangs halbkugelig und bleiben noch lange konvex, bevor sie sich ausbreiten und schließlich ein leicht vertieftes Zentrum bekommen. Die Huthaut ist glatt, feucht etwas glänzend und klebrig und lässt sich höchstens zu einem Drittel des Radius abziehen. Der Hutrand ist ungerieft. Die Hutfarben können recht variabel ausfallen. Nach EINHELLINGER 1985 und KRÄNZLIN 2005 kommen folgende Nuancen vor: kupferocker, blass weinbräunlich-ockerlich, gedämpft dunkel braunrot, reiner rötlich, weinrot, kupferrot, schmutzig weinbraun, schmutzig violettlich, dunkel weinrot, oft mit gelben oder braunen Tönen gemischt. Die Lamellen nehmen im reifen Zustand einen creme bis ocker Farbton an. Sie sind brüchig, nicht mit Lamelletten untermischt und nur selten gegabelt. Die Schneiden sind ganzrandig und und mit den Flächen gleichfarbig. Die Stiele sind zylindrisch bis schlankkeulig, längsaderig und jung weiß, bräunen allerdings im Alter oder nach Abgreifen. Das Fleisch ist weiß, im Stiel voll und bräunt im Schnitt oder bei Verletzung. Der normalerweise verzögert fischige Geruch kann bei kaltem Wetter im Spätherbst auch völlig ausbleiben. Der Geschmack ist mild.
Bild 2 – Russula faginea in gelblichen bis violettlichen Hutfarben, bräunlichen, längsadrigen Stielen und leicht bräunlichem Fleisch. Foto: Achim Bollmann.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures013/348804_63208015.jpg)
Sporenstaubfarbe
Das frisch ausgefallene Sporenpulver ist ocker bis hellgelb, d.h. IIIb-IVa nach der Farbtafel in MARXMÜLLER, H. 2014.
Makrochemische Farbreaktionen
FeSO4 ergibt eine verzögert grüne Reaktion, der ein Röten vorausgehen kann. Phenol ergibt eine bräunliche Reaktion.
Mikroskopische Merkmale
Die Sporen sind rundlich bis breitellipsoid. Das Ornament kann man als derb isoliertwarzig mit nur wenigen zusammenfließenden Warzen und feinen Verbindungslinien bezeichnen. Die Ornamenthöhe beträgt maximal 1,5 µm. Die Ornamentation ist stark amyloid. Die Größe wird in der Fachliteratur recht unterschiedlich angegeben. Eigene Messwerte auf Grund von 21 repräsentativen Sporen für L (Länge), B (Breite), Q = L/B (Schlankheitsgrad) und V = (Volumen):
L X B = 7,7-11 x 6,8-8,9 µm Q = L/B = 1,16-1,21 V = 275-330 µm3
Bild 3 – Sporen in Melzer's Reagenz. Foto: Bernd Miggel.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures013/348805_32001227.jpg)
Die Epikutis (oberste Schicht der Huthaut) besteht aus Epikutishaaren und Pileozystiden. Die Epikutishaare (,,eh" in Bild 4) sind zylindrisch bis gewellt, vielfach septiert, vielfach verzweigt, apikal manchmal verjüngt und mit 3-12 µm sehr unterschiedlich im Durchmesser. Es kommen regelrecht ,,aufgeblasene" Glieder vor. Die Pileozystiden (,,pz" in Bild 4) sind meist schlank zylindrisch, ja fast fadenförmig, 1-3-zellig, nur 2-4 µm breit und reagieren schwach in Sulfobenzaldehyd.
Bild 4 – Mikromerkmale von R. faginea : pz = Pileozystiden, eh = Epikutishaare, sp = Sporen, hz = Hymenialzystiden. Aus MARXMÜLLER 2014.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures013/348806_19575591.jpg)
Notiz
• Alle Heringstäublingsarten sind gute Speisepilze.
Ähnliche Täublinge
• Der Fleischviolette Heringstäubling (Russula graveolens) kann ähnlich aussehen, bleibt jedoch meist kleiner, weichfleischiger und besitzt schlankere Sporen mit niedrigeren, teils durch dünne Linien verbundenen Warzen.
• Der Nadelwald-Heringstäubling (Russula xerampelina) riecht und schmeckt zwar ähnlich, wächst jedoch nur bei Nadelbäumen, besitzt einen hochroten Hut und meist roten Stiel, so dass eine Verwechslung ausgeschlossen ist.
• Der Rotstielige Ledertäubling (Russula olivacea) sieht der hier beschriebenen Art oftmals sehr ähnlich. Er besitzt jedoch meist einen roten oder rosa überhauchten Stiel, riecht nicht nach Heringslake und besitzt eine auffällige, rotviolette Phenolreaktion, wohingegen die Eisensulfat-Reaktion rosa ausfällt.
• Der Kurzstielige Ledertäubling (Russula curtipes) kann ebenfalls ähnlich aussehen. Sein Hut ist jedoch meistens auffällig zweifarbig: außen weinbraun bis weinrot, im Zentrum ockerfarben. Außerdem ist seine Eisensulfat-Reaktion rosa.
• Der Harte Zinnobertäubling (Russula lepida) besitzt ,,Bleistiftgeschmack" und ist geruchlos, sein Sporenstaub ist heller und die Eisensulfat-Reaktion rosa.
Literatur
• EINHELLINGER, A. (1985): Die Gattung Russula in Bayern. Hoppea, Denkschr. Regensb. Bot. Ges. 43: Nr. 56.
• GALLI, R. (1996): Le Russule: 368-369.
• KRIEGLSTEINER, G.J. (2000): Die Großpilze Baden-Württembergs, Bd. 2: 525-527.
• KRÄNZLIN F. (2005): Pilze der Schweiz Bd. 6, Russulaceae: Nr. 130.
• MARXMÜLLER, H. (2014): Russularum Icones: 510-513.
• MICHAEL, M., Hennig, B. & Kreisel, H. (1983): Handbuch für Pilzfreunde Band V Blätterpilze – Milchlinge und Täublinge: Nr. 107c.
• https://de.wikipedia.org/wiki/Buchen-Herings-T%C3%A4ubling
(heruntergeladen am 3.10.2023)
• https://fundkorb.de/pilze/russula-faginea-buchen-heringst%C3%A4ubling
Viel Freude beim Anschauen!
Bernd
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