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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Michael K. in Oktober 17, 2023, 15:49:24 NACHMITTAGS

Titel: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: Michael K. in Oktober 17, 2023, 15:49:24 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,


nur eine Annahme:

Ist es möglich ein anaglyphenbild mittels Mikroskop zu erzeugen? Bei red/cyan Anaglyphen Bildern werden die entsprechenden Kanäle horizontal gegeneinander verschoben
für linkes Auge --> rotes Bild nach links, für rechtes Auge --> cyan Bild nach rechts. 
Wie in dem Beispiel hier:
http://www.anaglyphe.de/2d-bilder-in-3d-umwandeln/589 (http://www.anaglyphe.de/2d-bilder-in-3d-umwandeln/589)
Überlegung: Man müsste in die jeweiligen Okulare Farbfilter für rot und cyan einsetzen, zudem müsste ein Prisma verschiebbar sein um das jeweilige Bild horizontal verschieben zu können. Das ganze geht nur mit einem Binokular.

Ist sowas mal gestestet worden? Oder ist es Blödsinn?
Vllt kann es mal jemand testen, der bessere Mikroskope hat wo  schon von Haus aus Teile verschiebbar sind.
Wie gesagt es ist nur eine Überlegung....

Gruss
Michael
Titel: Re: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: Heribert Cypionka in Oktober 17, 2023, 17:04:32 NACHMITTAGS
Hallo Michael,

ZitatIst es möglich ein anaglyphenbild mittels Mikroskop zu erzeugen?

Im Prinzip: Ja. Aber einfaches Verschieben wird nie ein gutes Ergebnis liefern. Beim Mikroskop ist die Schärfentiefe extrem gering. Da ist Focus-Stacking hilfreich, das dieses Problem löst und gleich eine Tiefenkarte mitliefert....

ZitatWie in dem Beispiel hier: http://www.anaglyphe.de/2d-bilder-in-3d-umwandeln/589
In dem ersten verlinkten Beispiel kann man die Statue nach vorn oder hinten platzieren, aber das Objekt selber bleibt platt wie eine Flunder bzw. ein ausgeschnittenes Stück Karton. Bei der Katze mit Tiefenkarte sieht die Sache besser aus. Aber woher bekomme ich die Tiefenkarte? -> Beim Focus-Stacking mit PICOLAY wird sie automatisch erzeugt :))

ZitatMan müsste in die jeweiligen Okulare Farbfilter für rot und cyan einsetzen, zudem müsste ein Prisma verschiebbar sein um das jeweilige Bild horizontal verschieben zu können. Das ganze geht nur mit einem Binokular.
Das braucht man alles nicht. Eine Binokular-Lupe macht sogar Extra-Probleme, da beim Fokussieren die Objekte seitwärts wandern weil die Fokussierung nicht entlang der optischen Achse läuft. (Man kann das durch automatische Ausrichtung der Bilder kompensieren.) Farbfilter in den Okularen braucht es nicht. Die Bilder für linkes und rechtes Auge werden digital gefiltert (nur den Rot-, bzw. den Grün- und den Blau-Kanal). Man kann dann auch noch weitere Farbfilterkorrekturen (z.B. nach Dubois) einrechnen und auch andere Darstellungen (Kreuzblick, Interlaced etc.) nutzen.   

Hier ein Video zum Verfahren: http://www.picolay.de/forum/picolay-abc.mp4
(Das ist schon 6 Jahre alt, ich habe auch schon ein neueres mit Ton, das ich aber noch bei YouTube hochladen muss...)

Herzliche Grüße,

Heribert

Titel: Re: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: Gerd Schmahl in Oktober 17, 2023, 17:57:31 NACHMITTAGS
Hallo,
ja das geht tatsächlich auch live mit Bewegung und nicht nur starr digital! Schau mal hier im Forum.  (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13119.msg98616#msg98616)Habe ich selber auch ausprobiert. Ist schon cool, wenn einem eine Amöbe die Arme entgegenstreckt, auch wenn natürlich die Schärfentiefe sehr begrenzt ist. Wichtig ist, dass im Beleuchtungsstrahlengang Rot und Cyan deutlich getrennt sind wie in Antwort #2 im verlinkten Faden zu sehen. Es geht übrigens auch, wenn man die Trennung nicht mit Rot-Cyan-Filtern macht, sondern mit Polfiltern, die jeweils um 90 Grad gedreht sind wie im 3-D-Kino. Nur doppelbrechende Objekte machen dann natürlich Schwierigkeiten.
LG Gerd
Titel: Aw: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: Michael K. in Oktober 19, 2023, 18:42:47 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,


Vielen Dank für die Antworten.

Ich habe es heute mal mit einfachen rot / grün Farbfilter Folien angetestet. Dazu habe ich eine runde Farbfilterscheibe, jeweils eine Hälfte rot die andere Grün. Mit Bertrantlinse hab ich das senkrecht ausgerichtet. Rechte Seite grün, links rot. In der Mitte habe ich noch eine schwarze Line gezogen zur besseren Trennung. Auf die Okulare habe ich jeweils ein Stück der selben Farbfolie ;rechts grün, links rot aufgelegt.
Es funktioniert zwar so einigermassen, aber es ist bei weitem nicht so gut wie bei normalen Anaglyphen Bildern.  Es mag vllt. an der Folie bzw dessen Farbe liegen.
Am besten sieht man den Effekt wenn mehrere Objekte, z.B in einem Streupräparat; im Sichtfeld liegen.
Da sieht man gleicht welches oben bzw. unten liegt. Wenn diese dann noch in etwa in der selben Schärfeebene
liegen sieht man es noch besser.
Ob sowas praktikabel ist, ich sag mal eher nein.


Gruss
Michael
Titel: Aw: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: Gerd Schmahl in Oktober 19, 2023, 21:30:51 NACHMITTAGS
Hallo Michael,
und dann gibt es noch die Halbschattenmethode. Dazu braucht man aber einen echten Stereotubus mit zwei getrennten Strahlengängen, keinen Binokulartubus, an dem auf beiden Okularen das gleiche Bild landet.
Dieser Bastler (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=46867.msg345416#msg345416) hat das offensichtlich hinbekommen. Leider hat es sich etwas ungeschickt angestellt und dem Forum recht bald wohl wegen fehlendem Applaus wieder den Rücken gekehrt. Hätte mich schon noch etwas genauer interessiert, wie er das gemacht hat.
LG Gerd
Titel: Aw: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: HCLange in Oktober 19, 2023, 22:14:15 NACHMITTAGS
Hallo Gerd,

das ist ganz einfach:
Der Binotubus stammt von einem Jena Stemi, und hat, wie üblich, zwei Tubuslinsen integriert (f = 160mm üblicherweise).
Der Zwischentubus enthält einen "Strahlteiler", d.h. die rechte Hälfte der Apertur des Unendlich-Strahlengangs wird zum rechten Okularrohr geleitet, und links entsprechend. Es ist ein Bauteil aus einem Mitarbeitertubus für ein Jena Opmi, der an einem der Fotoausgänge angebracht wird. Die Stereobasis ist natürlich klein, vielleicht etwa 12mm.
Zu bewundern und zu kaufen auch bei BW-Optik...

Einen solchen "Y-Tubus" bietet auch Leica für die Z-Apo Makroskope an.

Herzliche Grüße
Christoph
Titel: Aw: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: Gerd Schmahl in Oktober 21, 2023, 06:59:45 VORMITTAG
Hallo Christoph,
danke für die Erklärung. Den Strahlenteiler entsprechend hin zu bekommen, dürfte beim Selbstbau das Hauptproblem sein.
LG Gerd
Titel: Aw: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: rlu in Oktober 23, 2023, 10:39:33 VORMITTAG
Hallo Gerd,
er hat also ein Stemi nicht mit dem Greenough-Prinzip,sondern mit dem Fernrohr-Prinzip verwendet.
z.B. hier ein Citoval.
Falls jemand so was zu Hause hat, dann könnte man das mal auf ein Mikroskop setzen.

Die Frage, die ich mir stelle, gibt es neben den
Rotfilter/Cyan Filter
diese mit unterschiedlicher Anordnung a la Kreutzblende
Polfilter

- auch noch die Möglichkeit mit einem Shuttereffekt, z.B. eine schiefe Beleuchtung von zwei Seiten, einmal für das linke und einmal für das rechte Auge freizuschalten.
Bin mir nicht sicher, ob sich daraus ein 3D-Effekt ergibt.

Man müßte entweder die Schnittstelle von einer Shutterbrille kennen oder vielleicht gibt es optische Elemente die man elektronisch verdunkeln kann und dann kann man das mit einem Ardurino steuern.
Ein klassisches "Jugend forscht"-Projekt. Und wir sind ja alle jung geblieben. ;-)

Vielleicht geht es auch anders. Man braucht eigentlich nur ein Kamera, die elektronisch den Fokus dauernd ändert/rolliert, um die Stackinginformation an ein Programm wie picolay in Echtzeit zu übermitteln, um daraus einen Live-3D Film zu machen. Dazu müßte picolay schneller werden oder man sieht sich den Film mit Versatz oder einfach später an.

Oder man läßt den Tisch oder Kamera oder Linsensystem heben/senken = vibrieren mit einem Piezoelement.

Liebe Grüße
Rudolf



Titel: Aw: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: Jürgen Boschert in Oktober 23, 2023, 15:02:41 NACHMITTAGS
Hallo Rudolf,

genau so ein Shuttersystem hatte Zeiss Mitte/Ende der 90er serienmäßig im Programm !
Titel: Aw: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: Michael K. in Oktober 23, 2023, 17:02:45 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,

Ich habe es mal testweise mit der halbseitigen Abschattung mittels 2er Scheibenhälften aus Polfolie
probiert. Es ist ja meiner Meinung nach analog zu den red cyan Farbfiltern. Ich habe den Eindruck das es einen 3 dimensionalen Effekt gibt.
Der zusammengesetzte Polfilter wird in den Filterhalter gelegt und senkrecht ausgerichtet.
Ich habe mal ein Prinzipbild bei gefügt.
Evtl. testet das jemand mal und berichtet dazu.

LG
Michael
Titel: Aw: Theoretische Überlegung: Anaglyphen Bild mit Mikroskop
Beitrag von: Rene in Oktober 23, 2023, 17:36:22 NACHMITTAGS
Yes, made it for my inverted microscope and works well in sedimentation cuvettes. That's mainly because of the feeling of depth in that part of the sample that is not in focus. For that part of your specimen in focus, the effect is not spectacular.

Here's an example by simply covering left and right condenser entrance, basically working in a similar way: /www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?f=14&t=29055&p=178898
 (https://www.photomacrography.net/forum/viewtopic.php?f=14&t=29055&p=178898)

In historical context this method of observation is quite old, check eg the Wenham type of binocular in the 1860's or so.


HTH, René