Der Echte Lavendel ist ein ausdauernder, bis 60 cm hoher Halbstrauch aus der Familie der Lippenblütengewächse (Lamiciaceae).
Der Echte Lavendel kommt im westlichen Mittelmeergebiet vor; Anbau besonders in Südfrankreich, Spanien, England, USA, UdSSR, Ungarn und Nordafrika.
Die Pflanze ist in den Alpen bis zu 1700 m Höhe zu finden.
Die Pflanze besitzt aufrechte oder aufsteigende verzweigte, im unteren Teil verholzte Äste.
Echter Lavendel blüht im klassischen lavendelviolett.
Bild 01 Habitus, Echter Lavendel Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313124/1.jpg)
Foto: H.-J_Koch
Der Lavendel wächst in einer Kräuterschneck in unserem Garten.
Im Frühjahr treibt der Lavendel steife aufrechte Zweige aus, die teilweise Kurztriebe besitzen.
Die graugrünen Blätter sind gegenständig, bis etwa 5 cm lang, linealisch und nach unten umgerollt. Die blütentragenden Triebe sind nur am Grund beblättert.
Bild 02 Blätter, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313125/2.jpg)
Urheber: Manfred Werner – Tsui
Die blauvioletten, stark riechenden Blüten stehen in unterbrochenen endständigen Scheinähren.
Die Frucht zerfällt in 4 einsamigen Klausen (Nüsschen).
Bild 03 Blütenstand von Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313123/3.jpg)
Urheber: Krzysztof Ziarnek, Kenraiz
Systematik:
Ordnung: Lippenblütlerartige (Lamiales)
Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
Unterfamilie: Nepetoideae
Gattung: Lavendel (Lavandula)
Art: Echter Lavendel
Wissenschaftlicher Name: Lavandula angustifolia
Trivialnamen: Schmalblättrige Lavendel oder kurz Lavendel, Lavander, Kleiner Speik, Medizinischer Lavendel, Duftender Lavendel, Dünnblättriger Lavendel
Englische Bezeichnung: true lavender
Der Gattungsname Lavandula leitet sich vom lateinischen ,,lacare ,, (waschen) ab, da man das Kraut gern dem Waschwasser oder dem Bad zusetzte.
Bild 04 Illustration, Echter Lavendel Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313127/4.jpg)
Dieses Werk ist gemeinfrei (1897)
Quelle: List of Koehler Images
Urheber: Franz Eugen Köhler, Köhler's Medizinal-Pflanzen
A blühende Pflanze, natürl. Größe;
2 Zweigstück mit 2 Blüten;
3 Blüte;
4 dieselbe im Längsschnitt;
5 Staubgefäß;
6 dasselbe, geöffnet;
7 Pollen;
9 Stempel, stärker vergrößert;
10 unterer Theil des Stempels mit Scheibe, zerschnitten;
11 Same.;
12,
13 derselbe im Quer- und Längsschnitt.
Die Erstveröffentlichung von Lavandula angustifolia erfolgte 1768 durch
Philip Miller in
The Gardeners Dictionary: ..., 8. Auflage, Band 3.
Philip Miller (1691 – 1771) war ein englischer Gärtner und Botaniker.
Das
Gardeners Dictionary war eine vielzitierte Nachschlagewerkreihe, die von
Philip Miller geschrieben wurde und sich in der Regel auf in England kultivierte Pflanzen konzentrierte.
Im klassischen Altertum ist wahrscheinlich nicht der Echte Lavendel, sondern der Schopf Lavendel (Lavandula stoechas) benutzt worden.
Im Capitulare de villis wurde Lavendel nicht genannt.
Das
Capitulare de villis vel curtis imperii, kurz Capitulare de villis genannt, ist eine Liste der Pflanzen einer Landgüterverordnung, die Karl der Große als detaillierte Vorschrift über die Verwaltung der Krongüter erließ.
Hildegard von Bingen führte jedoch im 12. Jahrhundert eine Pflanze Lavendula auf.
Hildegard von Bingen (1098 – 1179) war eine deutsche Benediktinerin, Äbtissin, Dichterin, Komponistin und eine bedeutende natur- und heilkundige Universalgelehrte.
Wegen seines aromatischen Duftes wurde der Echte Lavendel vor allem in Bauerngärten gepflanzt und unter anderem als Mottenpulver verwendet. In den Apotheken diente der Lavendel zur Herstellung verschiedener Arzneien und Räucherpulver sowie zur Gewinnung des Lavendel Öls.
Man glaubte auch, dass man damit die Pesterreger, die man als Miasmen (Gifthauch) betrachtete, bekämpfen könnte.
Drogengewinnung:
Die Blüten des Lavendels werden mit dem Kelch vor dem vollständigen Ausblühen in den Monaten Juli und August gesammelt und in dünnen Schichten getrocknet.
Bild 05 getrocknete Lavendelblüten, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313126/5.jpg)
Urheber: Rillke
Drogenbeschreibung:Die Droge Lavandulae flos besteht aus den getrockneten Blüten und Kelchen. Letztere sind röhrenförmig und blaugrau oder violett. Sie besitzen stark behaarte Längsrippen und 5 kleine Kelchzähne, von denen der größte ein ovales oder annähernd herzförmiges Lippchen bildet.
Die in der Droge stark geschrumpften blauen oder auch bräunlich verfärbten Blüten haben eine 2-lappige größere Oberlippe und eine 3-lappige kleine Unterlippe.
Da die Blüten beim Trocknen leicht abfallen, sind meist leere Kelche in der Droge vorhanden. Sie besitzen einen aromatischen Geruch und einen bitteren Geschmack.
Inhaltsstoffe:Das Lavendelöl ist eine der wichtigsten Essenzen in der Parfümerie.
Lavendelöl wird durch Wasserdampfdestillation aus den frischen Blüten oder Blütenständen gewonnen.
Die Droge enthält bis zu 3 % ätherisches ÖL, das ihren charakteristischen Geruch bedient.
Der durchschnittliche Ertrag an ätherischem Öl beträgt 16 - 40 kg/ha oder 400 - 500 kg/ha getrocknete Blüten.
Hauptbestandteil des Öls ist das Linalyacetat (25 bis 46%), daneben sind Linalool (20 bis 45 %), Ocimen, Cineol (1 – 2%) und Campher (0,1- 0,5 %) vorhanden.
Als Verfälschung werden dem Lavendelöl gerne Lavandinöl und Spiköl zugemischt. Beide enthalten erheblich weniger Linalylacetat und sind deshalb als minderwertig anzusehen. Sie stammen von anderen Lavendelarten.
Diese ist sehr häufig die Basis für preiswerte Essenzen, Waschpulver und Öle. Deren Duft ist jedoch schwächer als der von Produkten aus echtem Lavendel. Je kälter die Gegend, desto geruchsärmer der Lavendel.
Bei Spiköl handelt es sich um das ätherische Öl einer Lavendelart, Speiklavendel ( Lavandula latifolia ).
Außerdem kommen in der Droge Gerbstoffe, Cumarinverbindungen und Phenolcarbonsäure vor.
Teil 1
Junger Spross, Querschnitte
25 Mikrometer
Bild 06, Schnittstelle, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313128/6.jpg)
Foto: H.-J_Koch
Bild 07 Übersicht, viereckiger Spross, ungefärbter Schnitt, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313131/7.jpg)
Bild 08 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313129/8.jpg)
Bild 09 Detailaufnahme, ungefärbter Schnitt, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313130/9.jpg)
Bild 10 Dunkelfeld, ungefärbter Schnitt, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313134/10.jpg)
Bild 11 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313132/11.jpg)
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf:1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.30 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.
Ergebnis:Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.
Fotos: Nikon D5000, Sony alpha 6000
Bild 12 Übersicht, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313133/12.jpg)
Bild 13 Detailaufnahme mit Beschriftung, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313136/13.jpg)
MP = Markparenchym, PXY = Protoxylem, K = Kambium, X = Xylem, T = Trachee, RP = Rindenparenchym, PH = Phloem, SK = Sklerenchym, KK = Kantenkollenchym
Bild 14 Detailaufnahme,Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313135/14.jpg)
Bild 15 Detailaufnahme,Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313137/15.jpg)
Bild 16 Detailaufnahme,Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313138/16.jpg)
Bild 17 Übersicht, Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313140/17.jpg)
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
Bild 18 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313139/18.jpg)
Bild 19 Dunkelfeld, Geweihhaar, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313142/19.jpg)
Mehrfach verzweigte Etagenhaare mit kurzem Stiel; Cuticula warzig.
Bild 20 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313143/20.jpg)
Teil 2
Älterer Spross, Querschnitt
30 Mikrometer
Im unteren Bereich (ca. 4 cm vom Boden) ist der Spross verholzt und hat einen runden Querschnitt.
Bild 21 Spross, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313141/21.jpg)
Foto: H.-J_Koch
Aus Achselknospen hervorgehende seitliche Verzweigungen der Sprossachse. Aus den neu angelegten Knospen entstehen Seitensprosse.
Bild 22 Spross mit Styrodur im Probenhalter eingespannt
(https://www2.pic-upload.de/img/37313144/22.jpg)
Foto: H.-J_Koch
Bild 23 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313145/23.jpg)
Bild 24 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313146/24.jpg)
Fotos müssen sehr schnell aufgenommen werden, die Autofluoreszenz (rote Farbe) verschwindet schon nach 1 Minute.
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)
Bild 25 Übersicht, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313147/25.jpg)
Bild 26 Detailaufnahme, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313148/26.jpg)
Bild 27 Detailaufnahme, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313149/27.jpg)
Bild 28 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung Fluoreszenz, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313152/28.jpg)
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
Teil 3
Blatt, Querschnitt
25 Mikrometer
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)
Bild 29 Schmales, am Rand eingerolltes Blatt, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313150/29.jpg)
Die Blätter sind stumpf, ganzrandig und am Rand mehr oder weniger eingerollt. Im jungen Zustand sind die Laubblätter an Ober- und Unterseite graufilzig behaart, später verkahlen sie.
Bild 30 Detailaufnahme, Lavandula angustifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37313151/30.jpg)
C = Cuticula, P = Palisadengewebe, E = Epidermis, SCH = Schwammgewebe, UCU = untere Cuticula
Verzeichnis der benutzten Literatur:Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Dieter Ennet, ,,Lexikon der Heilpflanzen" , ISBN: 3-933203-96-1
Holm / Herbst ,,Botanik und Drogenkunde", ISBN: 978-3-7692-5240-8
E. Löbenberg ,,Drogenkunde", ISBN: 3-7741-0125-6
Walter Eschrich ,,Pulver-Atlas der Drogen", 3-7692-2505-8
Bettina Rahfekd ,,Mikroskopischer Farbatlas der pflanzlichen Drogen", ISBN: 978-3-8274-1951-4
Hans Jürgen Pfänder ,,Farbatlas der Drogenkunde", ISBN: 3-437-00627-4
Rettenmaier-Rißmann- Ziegler ,,Botanik-Drogenkunde", 1986
Schönfelder ,,Das neue Handbuch der Heilpflanzen", ISBN: 978-3-440-12932-6
,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6
,,Heilpflanzen und ihre Kräfte", 1985
,,Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen", ISBN: 978-3-89996-508-7
,,Das neue Handbuch der Heilpflanzen", ISBN: 978-3-440-12932-6
,,Welche Heilpflanze ist das?", ISBN: 978-3-440-10798-0
,,Heilpflanzen erkennen und anwenden", 1987
,,Das Große illustrierte Pflanzenbuch", 1966
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere. Dahinter verbargen sich weitere spannende Informationen.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Hans-Jürgen
Gefällt mir sehr gut! Ich liebe Lavendel! Falls es interessiert: man kann die Lavendelarten und -hybride auch durch eine Analyse des etherischen Öls (https://illumina-chemie.de/viewtopic.php?f=22&t=3576&hilit=lavendel%C3%B6l) differenzieren.
Da habe ich eine Frage die etwas off-topic ist, aber vielleicht doch jemand von der Botanik beantworten kann:
Seit ein paar Jahren gehen mir die Lavendelsträucher, die ich in unseren Balkonkasten pflanze, regelmäßig im Spätsommer ein. Sie werden plötzlich trocken und sterben vollständig ab. Nun ist mir dasslebe mit einem schon 10 Jahre alten Rosmarinstrauch passiert: im vorletzten Herbst starb genau der halbe Strauch ab. Binnen 2-3 Wochen war die eine Hälfte vollkommen braun und vertrocknet, es sah aus, als habe jemand ihn halb durchgeschnitten. Diesen Spätsommer ist von der verbliebenen Hälfte wieder etwa die Hälfte vertrocknet.
Ich vermute eine Pflanzenkrankheit, die Lippenblütler befällt, und die Leitungsbahnen verstopft. Vielleicht ein Pilz? Weiß jemand, was da los ist?
Grüße
Thomas