Die Pflanze ist ein sogenannter ,,Nachtblüher". Die Blüten sind vom späten Nachmittag bis zum Morgen geöffnet. Tagsüber wirken sie aufgrund ihrer eingerollten Blüten wie verwelkt. Nachts duften die Lichtnelken dann intensiv und werden von verschiedenen Nachtfaltern besucht. Es gibt insgesamt über 3.500 Nachtfalterarten in Deutschland.
Bild 01 Habitus, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319176/1.jpg)
Urheber: Udo Schmidt (Deutschland)
Die Lichtnelke ist eine Staude, die Wuchshöhen zwischen 30 bis 120 cm erreicht. Sie hat entweder männliche Blüten mit zylindrischem Kelch oder weibliche Blüten mit bauchigem Kelch.
Die weißen Kronblätter der Blüte sind 2-spaltig. Der gesamte Stängel der Lichtnelke ist behaart und die lanzettlichen Blätter sind gegenständig angeordnet. Die Pflanze ist schwach giftig.
Bild 02 männliche Blüte, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319175/2.jpg)
Die Blätter sind gegenständig, lanzettich.
Foto: H.-J_Koch
Standort: Ristedter Moor – Niedersachsen
Die Weiße Lichtnelke (Silene latifolia) gehört zur Familie der Nelkengewächse (Caryophyllaceae).
Die Weiße Lichtnelke ist in Europa und Asien heimisch, in Nordamerika wurde sie erst durch menschliche Einflüsse verbreitet. Sie gedeiht in meridionalen bis borealen Klimazonen - die Pflanze kommt in der Nordhalbkugel von Nord-Amerika über Europa bis nach West-Asien sowohl im Flach- als auch im Hügelland vor. In Tiefen bis mittleren Höhenlagen (max. 700 Meter). Man findet die Weiße Lichtnelke ziemlich häufig in Unkrautfluren der Schuttplätze, sowie an Wegen und Ackerrändern. Sie liebt ziemlich stickstoffreiche.
Es ist eine Lichtpflanze und bevorzugt helle, leicht basische und stickstoffreiche Standorte.
Der Stängel, meist mit großen Ästen, ist dicht weich behaart.
Silene latifolia ist zweihäusig, das heißt, es gibt männliche und weibliche
Pflanzen.
Bild 03 Frontalansicht der Blüte, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319174/3.jpg)
Silene latifolia weist fünf geteilte Blütenkronblätter und gegenständige Blätter auf.
Fotograf: Didier Descouens
Muséum de Toulouse
Bild 04 Blüte, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319179/4.jpg)
Weibliche Blüte mit aufgeblasen Kelch (Calyx)
Foto: H.-J_Koch
Bild 05 Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319178/5.jpg)
Tagsüber wirken die Blüten durch eingerollte Kronblätter (Petalen) wie verwelkt.
Foto: H.-J_Koch
Nur bei der weiblichen Blüte und bei zwittrigen Blüten ist der Kelch aufgeblasen. Die Zwitterblüten sind vormännlich. Das bedeutet, dass zuerst der Pollen gebildet ist, und erst wenn die Blüte älter und sich im weiblichen Stadium befindet, nehmen die nun reifen Narben den mitgebrachten Pollen bestäubender Insekten (langrüsselige Nachtfalter) auf. Mit diesem Mechanismus wird verhindert, dass sich die Pflanze selbst bestäubt.
Kleinere Insekten werden zurückgewiesen. Dafür sorgen die 2 mm hohen Schlundschuppen, die als Nebenkrone den Schlundeingang umgeben. Der Nektar wird vom fleischigen Blütenboden abgeschieden. Bei weiblichen Blüten ist er 2,0 bis 2,5 cm, bei männlichen 1,5 bis 1,8 cm tief verborgen. Die Blütezeit dauert von Juli bis September.
Die Blüten enthalten entweder nur Staubgefäße oder nur Stempel. Die verschiedenen Geschlechter zeigen äußerlich Unterschiede und zwar sind die weiblichen Blüten öfters kleiner und besitzen stets einen 20 - rippigen Kelch, während die Kronblätter der männlichen Blüten oftmals länger, aber etwas schmäler sind. Der Kelch dieser Blüten ist nur 10 - rippig. Die Blüten stehen getrennt auf verschiedenen Pflanzen (eine zweihäusige Pflanzenart).
Bild 06 Illustration aus Strasburger, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319177/6.jpg)
Das Werk ist gemeinfrei.
1 Blütenzweig, 2 männliche Blüte, 3 weibliche Blüte, 4 Kapselfrucht, 5 Samen.
SystematikOrdnung: Nelkenartige (Caryophyllales)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae)
Unterfamilie: Caryophylloideae
Tribus: Sileneae
Gattung: Leimkräuter (Silene)
Art: Weiße Lichtnelke
Wissenschaftlicher Name: Silene latifolia
Trivialnamen: Breitblättrige Nachtnelke, Weißes Leimkraut, Nacht-Lichtnelke und Nachtnelke
Englische Bezeichnung: white campion
Silene: n. Silen, dem Begleiter des Bacchus, der der Sage nach immer mit Geifer (= sialon) bedeckt war; "Leim�kraut"
latifolius: breitblättrig
Die Weiße Lichtnelke hat eine ganze Reihe von Synonymen. Der vollständige Taxonname ist Silene latifolia subsp. alba (Mill.) Dazu existieren die folgenden Synonyme (jeweils mit den Referenzen).
•Lychnis alba Mill. - Gard. Dict., ed. 8: no. 4 (1768)
•Lychnis arvensis P. Gaertn., B. Mey. & Scherb. - Oekonom.-Techn. Fl. Wetterau, 2: 117 (1800)
•Lychnis pratensis Rafn - Danm. Holst. Fl., 2: 792 (1800)
•Melandrium pratense (Rafn) Röhl. - Deutschl. Fl., ed. 2,, 2: 274 (1812)
•Lychnis divaricata Rchb. - Iconogr. Bot. Pl. Crit., 4: 3 (1826)
•Silene pratensis (Rafn) Godr. - Mém. Soc. Roy. Sci. Nancy, 1846: 171 (1847)
•Melandrium album (Mill.) Garcke - Fl. N. Mitt.-Deutschland, ed. 4: 55 (1858)
•Silene alba (Mill.) E. H. L. Krause - in: Sturm, Deutschl. Fl., ed. 2,, 5: 98 (1901) non Muhl. ex Britton 1893, nom. illeg.
•Silene alba subsp. Alba
Bild 07 Kapselfrucht,
Weiße Lichtnelke Silene latifolia, Klatschmohn (Papaver rhoeas)
(https://www2.pic-upload.de/img/37319182/7.jpg)
Foto: H.-J_Koch
Dieses Bild ist versehentlich eingestellt worden.
Die Kapselfrüchte sind von einem vergrößerten Kelch umgeben, der als Windfang dient. Bei feuchtem Wetter ist er geschlossen. Die Kapselzähne sind in trockenem Zustand nach außen gekrümmt und dienen als Klettorgan.
Bild 08 Schnittstelle Spross, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319180/8.jpg)
Foto: H.-J_Koch
Die Laubblätter sind gegenständig und 3 bis 10 Zentimeter lang. Die Blattspreiten sind eiförmig bis eiförmig-lanzettlich, am Ende spitz und behaart. Die grundständigen Blätter sind gestielt und die oberen sitzend.
Die filzigen Blätter einiger Arten der Lichtnelken wurden zur Herstellung von Dochten verwendet.
Teil 1
Spross, Querschnitte
25 Mikrometer
Der Stängel ist an der Basis verzweigt und drüsig weich behaart.
W-3A-Färbung nach Wacker (
Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)
Arbeitsablauf:1.Pflanzenprobe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 7 Minuten
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca.30 Sekunden !!
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 1 Minuten
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 3x gewechseltem Isopropylalkohol (99,9 %)
10. Einschluss in Euparal.
Ergebnis:Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3 mm dick) erreicht.
Fotos: Nikon D5000, Sony alpha 6000
Bild 09 Übersicht, älterer Spross, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319181/9.jpg)
Im Zentrum erkennt man einen Hohlraum – Markhöhle.
Bild 10 Detailaufnahme mit Beschriftung, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319184/10.jpg)
EP = Epidermis, R = Rindenparenchym, SK = Sklerenchymring, K = Kambium, PH = Phloem, XY = Xylem, T = Trachee, MP = Markparenchym.
Sklerenchymatische Gewebe bestehen stets aus toten Zellen. Ihre Festigkeit erhalten Sklerenchymzellen durch sehr dicke Sekundärwände.
Bild 11 Trichome, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319183/11.jpg)
Bei vielen Haaren stirbt nach deren Fertigstellung der plasmatische Inhalt der Zellen ab. Sie sind stellenweise dann von Luft erfüllt und sehen infolge der Totalreflektion des Lichtes weiß aus.
Bild 12 Detailaufnahme, Autofluoreszenz, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319185/12.jpg)
LED Modul 455 nm
Reflektormodul FL mit Filtersatz 67
Erregerfilter: BP 470 nm
Strahlenteiler: FT 477 nm
Emission (Sperrfilter): LP 485
Bild 13 Übersicht, junger Spross Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319186/13.jpg)
Bild 14 Detailaufnahme mit Beschriftung, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319187/14.jpg)
MP = Markparenchym, XY = Xylem, PH = Phloem, K = Kambium, SK = Sklerenchym, Ep = Epidermis, RP = Rindenparenchym
Bild 15 Detailaufnahme, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319188/15.jpg)
Bild 16 Trichom, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319190/16.jpg)
Bild 17 Gliederhaare, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319189/17.jpg)
Bild 18 Detailaufnahme, Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319191/18.jpg)
Bild 19 Dunkelfeld, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319193/19.jpg)
Einlagerung von Calciumoxalat – Kristallen.
Bild 20 Unterschiedliche Darstellungen vom älteren Spross, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319192/20.jpg)
Bild 21 Gegenüberstellung: älterer Spross, junger Spross Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319194/21.jpg)
Bei dem älteren Spross (Bild links) ist der Sklerenchymring dicker und verholzt.
Bei dem jüngeren Spross (Bild rechts) ist der Sklerenchymring schmaler und noch nicht verholzt.
Sklerenchymatische Gewebe bestehen stets aus toten Zellen. Ihre Festigkeit erhalten Sklerenchymzellen durch sehr dicke Sekundärwände.
Als Sklerenchym bezeichnet man ein Festigungsgewebe bei Pflanzen. Es tritt meist als Schicht um ein Leitbündel auf. Sklerenchymzellen bilden sekundär verdickte, meistens verholzte Zellwände aus. Diese sind oft mit Lignin verstärkt, durch dessen Einlagerungen die Zellen sterben.
Teil 2
Wurzeln, Querschnitt
30 Mikrometer
Die Wurzeln sind rübenförmig, sie wurden früher wegen ihres Gehalts an Saponinen als ,,Weiße Seifenwurz" arzneilich sowie zum Waschen benutzt.
Saponine (lat. Sapo ,Seife') werden so bezeichnet, da sie beim Schütteln mit Wasser oft einen seifenartigen Schaum ergeben
Man findet Saponine auch in Gemüsepflanzen, wie Sojabohnen, Erbsen, Spinat, Tomaten und Kartoffeln.
Bild 22 Pfahlwurzel, Schnittstelle, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319197/22.jpg)
Es handelt sich um eine alte Wurzel, mit einer kräftigen Seitenwurzelabzweigung bei 14.00 Uhr.
Eine bis zu 60 Zentimeter in die Tiefe reichende Pfahlwurzel.
W-3A-Färbung nach Wacker (
Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)
Bild 23 Übersicht, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319195/23.jpg)
Eine alte Wurzel, mit einer kräftigen Seitenwurzelabzweigung bei 14.00 Uhr.
Bild 24 Detailaufnahme mit Beschriftung, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319196/24.jpg)
R = Rindengewebe, K = Kambium, PH = Phloem, T = Trachee, XY = Xylem, XYP = Xylem – Parenchym, St = Strahl (elliptische Zellen)
Hier handelt es sich um eine ältere Wurzel mit fortgeschrittenem sekundären Dickenwachstum.
Die Trachee ist von einem Kranz flacher, lebender Zellen umgeben, das ist das Xylem – Parenchym.
Bild 25 Detailaufnahme mit Beschriftung, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319198/25.jpg)
Bild 26 Zentrum der Wurzel, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319199/26.jpg)
Bild 27 Auflichtbeleuchtung, Fluoreszenz, Weiße Lichtnelke Silene latifolia
(https://www2.pic-upload.de/img/37319200/27.jpg)
Fazit: Die sehr robust aussehende Wurzel (siehe Bild 23 Schnittstelle) lag ca. 1 Woche in AFE III und die Schnitte habe ich 14 Tage in Ethanol 70 % aufbewahrt. Trotzdem blieb das Zellgewebe weich und schwammig (einige Zellen sind längs angeschnitten).
Verzeichnis der benutzten Literatur:Wikipedia; Freie Enzyklopädie
Aichele ,,Der Kosmos Pflanzenführer", ISBN: 3-86047-394-8
Aichele ,,Was blüht denn da?", 03553-5
Lüder, ,,Grundkurs Pflanzenbestimmung", ISBN: 3-494-01418-3
Schmeil ,,Leitfaden der Pflanzenkunde", 1952
,,Botanica" Das Abc der Pflanzen, ISBN: 3-8290-0868-6
,,Das große Blumen & Pflanzenbuch", 1978
,,Was blüht denn da?", ISBN: 978-3-440-11379-04
,,Was blüht denn da?", 1968
,,Das große illustrierte Pflanzenbuch", 1977
,,Pflanzen bestimmen für Dummies", ISBN: 978-3-527-7128-5
Die Informationen für Beschreibungen werden von mir selbst aus verschiedenen Quellen zusammengetragen. Dabei benutze ich sowohl Bücher als auch Internet Quellen.
Ich recherchiere dann weiter, suche die zugrundeliegenden Studien heraus, werte sie aus und verbinde alles miteinander.
Beim Recherchieren öffnet sich oft nicht nur eine neue Tür, sondern gleich mehrere. Dahinter verbargen sich weitere spannende Informationen.
Für konstruktive Kritik bin ich ebenso offen wie für lobende Worte.
Hans-Jürgen