Liebe Forum,
wo die ersten Mikroskopiker schon ihre Frühlingsbilder zeigen, möchte ich nicht nachstehen. Oder ist doch noch Winter? Heute habe ich eine Radtour an der Nidda (Zufluss zum Main) gemacht und auch an den Altarmen in der Nähe von Rödelheim. Ich vermute, dass sich dort die kleine Eintagsfliege (Baetis rhodani) auf mich gesetzt hat. Gesehen habe ich sie erst zuhause. Ungewöhnlich für Mitte Februar? Nein, denn auch im Januar und Februar können die ersten Tiere fliegen, wenn es die Temperaturen zulassen (Klimawandel). Aus der Subimago schlüpfen nach 1-1,5 Tagen die fertigen erwachsenen Eintagsliegen. Die Eintagsfliegen haben eine unvollkommene Verwandlung (hemimetabol).
Eintagsfliegen gehören nicht zu den Fliegen (Dipteren) und sind auch keine Mücken, die ebenfalls Dipteren (Zweiflügler) sind. Eintagsfliegen haben vier Flügel und bilden eine eigene Insektenordnung. Sie stechen auch nicht und die erwachsenen Eintagsfliegen nehmen überhaupt keine Nahrung auf.
Einige interessante Details zu Baetis rhodani. Die Art hat keinen deutschen Namen (Übersicht Bild 1 und 2). Es handelt sich bei dem gezeigten Exemplar um ein Männchen:
1. Am spannendsten sind die großen braunen Turbanaugen, die über den eigentlichen Augen sitzen. Sie dienen dazu, die potenziellen Partnerinnen in der Dämmerung besser zu erkennen (Bild 3 und 4). Die Männchen bilden Schwärme, in die die Weibchen einfliegen.
2. Die Vorderflügel haben zahlreiche Längsadern, aber nur relativ wenige Queradern (Bild 5).
3. Die Hinterflügel sind sehr klein, nur ca. ein Siebtel der Länge der Vorderflügel (Bild 2 und 6).
Diese Eintagsfliege ist übrigens recht häufig zu finden und hat ein oder zwei Generationen im Jahr. Die einzelnen Individuen leben zwei Tage. Die Larven der Eintagsfliegen leben im Wasser und ernähren sich von Algen und Detritus. Es gibt bei den Larven je nach Temperatur ein oder zwei Generationen mit bis zu 20 Häutungen pro Jahr. Die Larven überwintern, weshalb die Adulten so früh fliegen können.
Das Exemplar des adulten Männchens, das ich zeige, lebte noch, deshalb konnte ich die Augen nicht putzen, das hätte das Tierchen selber machen müssen. Es ist deshalb auch kein Stacking im Spiel. Mein Exemplar ist 10 mm lang (ohne Anhänge) und hat eine Flügelspannweite von 20 mm. Charakteristisch sind auch die Schwanzfäden, hier zwei, bei den meisten Eintagsfliegen sind es drei.
Viele Spaß beim Anschauen, auch wenn es kein Mikroorganismus ist.
Stephan
P. S.: Aufgenommen wurde die Eintagsfliege mit dem Zeiss Stemi 508 mit verschiedenen Vergrößerungen von 6,3fach bis 50fach mit einer Sony alpha 6500.
Lieber Stephan,
ja, das Frühjahr hat viele Gesichter.
Tolle Bilder, vor allem das zweite imponiert mir sehr.
Und interessante Informationen, da merkt man den Fachmann.
Steigst du jetzt verstärkt in die Makro/Lupen-Fotografie ein?
LG Klaus
Hallo Stephan,
danke für 's Zeigen. Die Turbanaugen sind witzig. Hatte ich schon mal irgendwo gesehen als Bild, aber leider noch nie live.
Die Nidda-Aue zwischen Niddatal und Bad Vibel habe ich von meiner großen Radtour 2016 noch immer als einen sehr schönen Naturraum in Erinnerung.
LG Gerd
Hallo erstmal,
ja, die hübschen Tierchen hab ich auch im Teich. Sehr interessant, besonders wenns zur Paarung geht.
Grüße
Wolfgang
Hallo Makro-Stephan,
danke fürs Zeigen!
Interessante Details dieser Spezies, habe ich in Natura auch noch nicht wahrgenommen. Wozu braucht man Wikipedia, wenn hier alles so schön vom Fachmann erklärt wird! 8)
Interessant auch, dass die Fliege so lange still gehalten hat fürs Foto. Dafür hätte sie sich wirklich mal besser putzen können. ;D
LG Frank
https://hagewe.com/
Aha aleo987,
suchen die Eintagsfliegen Mietwohnungen???
Da sollte mal ein Moderator nachschauen!
Klaus