Silbrige Kuchenflechte Lecanora argentata
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Einführung, Lebensweise und Verbreitung
Schaut man sich in einem Wäldchen einmal die Rinde einer Hainbuche genau an, am besten mit Hilfe einer Lupe, so wird man neben vielen anderen Flechten vielleicht auch die Silbrige Kuchenflechte (Lecanora argentata) entdecken. Sie gehört zu den epiphytischen Krustenflechten mit Lagerrand und findet sich auf der Rinde von Laubbäumen, vor allem im Waldesinneren, wo die Eutrophierung von Luft und Substrtat rel. gering ist. Sie ist an ihren dichtstehenden, regelmäßigen, rotbraunen Apothecienscheiben mit weißem Rand und weißlichem Lager gut erkennbar. Die Rote Liste Flechten Deutschlands 2011 führt die Art in der RL-Kategorie V (Vorwarnliste) auf. Wir fanden sie im Waldesinneren in großer Zahl an der Rinde von Hainbuchen.
Bild 1 - L. argentata, 1000x.jpg
Bild 1 – Lecanora argentata auf Hainbuchenrinde. Foto: Stefan Miggel.
Bild 1a - L. argentata PMax, Detail, 800x.jpg
Bild 1a – Asschnitt aus Bild 1. Auffallend sind das weißliche Lager und die strahlend weißen Apothecienränder. Foto: Stefan Miggel.
Morphologische Merkmale
Lager weißlich, nicht sorediös. Apothecien bis 1,0 mm im Durchmesser, zahlreich, teils dicht an dicht, dem Lager dicht anliegend. Scheibe meist dunkel rotbraun, unbereift. Rand z.T. schwach gekerbt, etwa lagerfarben, jedoch deutlicher weiß. Das Epihymenium, also die oberste Schicht, ist braun gefärbt (Bild 2). Im Epihymenium zeigen sich keine, im Apothecienrand und unter dem Hymenium dagegen große, im pol. Licht hell leuchtende Kristalle (Bild 3). Bei Zugabe von Kalilauge bleiben sowohl die braune Färbung des Epihymeniums als auch die großen Lagerrand-Kristalle erhalten (Bild 4). In jedem Ascus befinden sich acht Sporen, die Sporen sind ellipsoid, einzellig und messen 12-15 x 6-9 µm.
Bild 2 - Längsschnitt durch Ap, 800x.jpg
Bild 2 – Man. Längsschnitt durch ein Apothecium des Fundes. Auffällig ist das braun gefärbte Epihymenium. Mikroskopiert in Wasser. Foto: Bernd Miggel.
Bild 3 - Längsschnit in polarisiertem Licht, 800x.jpg
Bild 3 – Apothecium des Fundes in polaris. Licht. Foto: Bernd Miggel.
Bild 4 - H2O dann KOH20%, BM, 800x.JPG
Bild 4 – Apothecium des Fundes nach Zugabe von Kalilauge 20%. Foto: Bernd Miggel.
Farbreaktionen (K: Kalilauge 10-20%, C: Natrium-Hypochlorit, KC: erst K dann darauf C, P: para-Phenylendiamin):
Lager K+ stark gelb, C-, KC-, P+ gelblich.
Ähnliche Flechtenarten (nach KIRSCHBAUM & WIRTH 2010)
• Bei der Hellen Kuchenflechte (Lecanora chlarotera) ist die Apothecienscheibe nicht rotbraun, sondern hell- bis schmutzigbraun. Das braun gefärbte Epihymenium enthält eine Vielzahl kleinster Kristalle. Sowohl die braune Färbung als auch die Kristalle des Epihymeniums lösen sich in Kalilauge auf. Weiterhin ist L. chlarotera eher eine Flechte des Freilandes und verträgt eine höhere Eutrophierung der Luft bzw. des Substrats.
Literatur
• KIRSCHBAUM, U. & WIRTH, V. (2010): Flechten erkennen – Umwelt bewerten: 107.
• Wirth, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 467.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.
• https://de.wikipedia.org/wiki/Lecanora_argentata
Viel Freude beim Anschauen!
Bernd
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Dankeschön für den spannenden Beitrag, Bernd!
"Kuchenflechte" ist ein passender Name. Wer nicht weiß was das ist, könnte die ersten beiden Bilder für Aufnahmen von einem kreativen Gebäck halten 🙂
Hallo Liss,
schön, dass dir das Portrait gefällt. Der Fund stammt vom Biotop "Hasenschlag", Gemeinte Karlsbad in Baden-Württemberg.
Viele Grüße
Bernd
Hallo zusammen,
den Fundbericht oben habe ich wesentlich erweitert, um eine problemlose Unterscheidung gegenüber ähnlichen Arten zu ermöglichen.
Herzliche Grüße
Bernd