Ich versuche gerade Salz zu fotografieren und die Fotos nachträglich mit Helicon und Photomatix zu bearbeiten.
Die Ergebnisse sehen echt bescheiden aus. Der Farbabgleich war sicher nicht in Ordnung, was meint ihr? Kann ich das noch durch einen erneuten Weißabgleich und Nachbearbeiten retten oder lohnt es sich eher eine neue Aufnahmeserie zu starten?
Im ersten Anlauf hatte das noch ganz gut geklappt...
Hallo Christian,
was erwartest du denn? Dunkler Hintergrund und die kubischen Kristalle in Farben? Das wird mit kubischen Kristallen nicht funktionieren.
Oder geht es dir darum dass auf dem zweiten Bild die "Jahresringe" in allen Ebenen schärfer zu sehen sind?
Grüße
Peter
Das zweite Bild hat einen Blaustich, den ich auch mit nachträglichem Weißabgleich nicht wegbekomme.
Den sieht man auch bei den Histogrammen. Die Struktur ist bei der ersten Aufnahme irgendwie auch besser obwohl ich bewusst nichts anders gemacht hab.
Hallo Christian,
das Problem besteht bei Aufnahmen mit hohem Kontrastumfang - wie es speziell bei der Fotografie von Kristallen je nach Art der Beleuchtung leicht sein kann - dass dieser über die Dynamik des Sensors hinaus geht. Wenn dann der Weißabgleich nicht vor der Aufnahme gut gemacht wird, geht die Farbe des vorhandenen Farbstichs bei den Lichtern in Sättigung, die der anderen Farben eher im Schatten. Hier gehen also speziell die blauen Lichter besonders stark in Sättigung, der Weißabgleich lässt sich nachträglich nicht mehr (genauer: nur mit Aufwand) über den gesamten Dynamikumfang durchführen.
Am Histogramm des zweiten Fotos sieht man die zu starke Verschiebung des Blaukanals nach rechts:
Kristall 1 original.jpg
Wenn man versucht, bei diesem Foto Weißabgleich zu machen, bleibt in Teilbereichen ein Stich übrig (hier ausgeprägt in den ausgefressenen Lichtern von Kristallen, unten im Bild).
Kristall 1 korrigiert.jpg
Beim ersten Foto waren wohl die Beleuchtung oder die Kristallreflexion etwas anders mit weniger Helligkeitsdynamik, siehe schmaleres Verteilung der Peaks im Schattenbereich des Histogramms. Die Sättigung in den Lichtern ist geringer wie auch der Blaustich. Das Foto habe ich hier manuell noch etwas neutraler abgeglichen (das eingeblendete Histogramm ist das des orginalen Fotos):
Kristall 2 korrigiert.jpg
Hubert
Danke Hubert, sehr aufschlussreich. Ich halte dann also fest, dass ich auf den "richtigen" Weißabgleich vor dem Fotografieren achten sollte.
In dem Fall helfe ich meinem Programm besser und erhöhe einfach die Lichtmenge, indem ich den Kondensor voll öffne.
Hallo Christian,
ZitatIn dem Fall helfe ich meinem Programm besser und erhöhe einfach die Lichtmenge, indem ich den Kondensor voll öffne.
den Satz verstehe ich nicht. Was hat der Weißabgleich mit der Lichtmenge insgesamt zu tun? Abgesehen davon dient die Aperturblende auf keinen Fall der Helligkeitsregelung sondern der Anpassung an die NA des Objektives und teilweise zur Kontraststeuerung. Die Kamera sollte für reproduzierbare Ergebnisse immer mit manuellen Einstellungen betrieben werden (Weiabgleich und Belichtungszeit).
Hubert
Also wenn ich die Aperturblende öffne gelingt der Weißabgleich besser weil mehr Licht von der Kamera verarbeitet werden kann. Soweit mein Eindruck.
Ich mach mir auch nicht soviel daraus, ich nehme statt dem Objektträger ein weißes Blatt und mach damit den Weißabgleich.
Mich würde interessieren wie du den Abgleich nachträglich so gut hinbekommst. Ich war mit der software von gimp noch nicht so erfolgreich.
Hallo Christian,
ZitatAlso wenn ich die Aperturblende öffne gelingt der Weißabgleich besser weil mehr Licht von der Kamera verarbeitet werden kann. Soweit mein Eindruck.
Welche Kamera verwendest Du?
ZitatMich würde interessieren wie du den Abgleich nachträglich so gut hinbekommst. Ich war mit der software von gimp noch nicht so erfolgreich.
Ich verwende ganz selten GIMP, sonst paint.net https://www.getpaint.net/index.html
GIMP hat deutlich mehr eingebaute Funktionen, die braucht aber kein Mensch. Paint.net ist im Vergleich extrem übersichtlich und man kann alles was für normale Mikro-Fotografie erforderlich ist damit machen.
Hier gab es eine längere Diskussion u.a. auch über falschen Weißabgleich bei der Aufnahme https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48057.0
Daraus ein kurzes Beispiel einer manuellen Korrektur mittels Histogramm mit paint.net
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=48057.msg353737#msg353737
Generell mache ich das immer manuell indem die Farbkanäle R, G und B der Flächen, von denen klar ist dass sie neutral gefärbt sein sollen, individuell mit den Histogramm-Schiebereglern auf möglichst vollständige Überlappung verschoben werden (diese Fläche kann man zur Kontrolle vorher kurz markieren und dessen Histogramm prüfen). Gleichzeitig kann man dabei bei Bedarf die Helligkeit der Lichter und der Schatten für maximalen Kontrast an den Rand des Histogramms verschieben. Und mit dem zentralen Regler für das "Ausgabehistogramm" noch den Helligkeitseindruck des gesamten Bildes anpassen.
Hier aus einer anderen Diskussion ein Beispiel zur Bildbearbeitung mit dem Programm
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42168.msg314806#msg314806
Hubert
Die Canon EOS 650D, aber wir reden aneinander vorbei. Für den Weißabgleich öffne ich die Aperturblende des Kondensors. Die Aperturblende der Kamera lasse ich meistens zu, man hat dann theoretisch mehr Tiefenschärfe.
Und danke, mir kam auch schon die Idee die Rot Grün und Blaukanäle einzeln abzugleichen. Das ist beim automatischen Weißabgleich irgendwie alles eins. Ich wusste halt nur nicht wie sowas geht...
Und beim nächsten Mal klappt das dir zum Dank hoffentlich besser ;-)
Hallo Christian,
Du lässt die Blende des Kameraobjektivs zu ? ? ? Habe ich so auch noch nie gehört. Ich kenne Mikrofotografie nur mit vollständig geöffneter Blende des Kameraobjektivs.
Ich bin nun nicht der große theoretische Optikexperte, aber dass sich bei der Mikrofotografie die Tiefenschärfe bei der Aufnahme des Okularbildes verbessern könnte, erschließt sich mir nicht. Man fotografiert doch quasi nur eine "Ebene" (ist jetzt sicher nicht optisch korrekt ausgedrückt, ich hoffe, dass Hubert mir das verzeiht). Das ist doch eine ganz andere Aufnahmesituation als wenn ich frei in den Raum fotografiere.
Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, bis dahin finde ich das Schließen der Blende der sogenannten "Relaisoptik" (also des Kameraabjketivs) zumindest ungewöhnlich.
Hezrliche Grüße
Peter
Hallo Christian,
Zitataber wir reden aneinander vorbei. Für den Weißabgleich öffne ich die Aperturblende des Kondensors. Die Aperturblende der Kamera lasse ich meistens zu, man hat dann theoretisch mehr Tiefenschärfe.
Ich habe schon von der Aperturblende des Kondensors gesprochen. Es klingt so dass Du die Kamera mit Objektiv an das Mikroskopokular adaptiert hast. Es macht absolut keinen Sinn die Objektivblende zu schließen, die Tiefenschärfe wird nur durch das Mikroskopobjektiv bestimmt. Und bei geschlossener Objektivblende kann es Probleme mit der Vignettierung des Bildfeldes geben.
Hubert
Hallo Hubert,
Zitat von: Lupus in April 08, 2024, 18:22:48 NACHMITTAGSHallo Christian,
Zitataber wir reden aneinander vorbei. Für den Weißabgleich öffne ich die Aperturblende des Kondensors. Die Aperturblende der Kamera lasse ich meistens zu, man hat dann theoretisch mehr Tiefenschärfe.
Ich habe schon von der Aperturblende des Kondensors gesprochen. Es klingt so dass Du die Kamera mit Objektiv an das Mikroskopokular adaptiert hast. Es macht absolut keinen Sinn die Objektivblende zu schließen, die Tiefenschärfe wird nur durch das Mikroskopobjektiv bestimmt. Und bei geschlossener Objektivblende kann es Probleme mit der Vignettierung des Bildfeldes geben.
Hubert
Danke, das beruhigt mich. ;)
Ich kenne auch nur als einzigen - und negativen - Effekt die Vignettierung. Meines Wissens hat Christian eine Adaption 40mm-Pancake über einem Okular.
Herzliche Grüße
Peter
Und ich bin kein Experte für Mikrofotografie aber ich weiß dass bei normaler Fotografie die Blende geschlossen wird um die Tiefenschärfe zu erhöhen. So gesehen hab ich am Mikroskop dann zwei Blenden und habe auch gemerkt dass sich die Schärfe erhöht wenn man die Aperturblende des Kondensors schließt.
Dann kann ich die Kamerablende also beliebig weit öffnen? Wusste ich nicht.
Zur Kameraadaption: Ja, ich hab ein 40mm pancake-Objektiv am Trinokulartubus angeschlossen. Hat sich bisher sehr gut bewährt und ich würde es wieder tun.
Hallo Christian,
das ist eine bewährte Adaption und die 650D eine solide und einfach zu bedienende Kamera. Also alles gut. Und ja, Du solltest die Blende des Pancake auf jeden Fall maximal geöffnet lassen.
Hezrliche Grüße
Peter
Danke, dann ist soweit alles geklärt. Ich stelle die fertigen Fotos dann in den Thread der Mikrofotografie. Bin gespannt was jetzt rauskommt.
Zitat von: ChristianS in April 08, 2024, 19:52:56 NACHMITTAGSSo gesehen hab ich am Mikroskop dann zwei Blenden und habe auch gemerkt dass sich die Schärfe erhöht wenn man die Aperturblende des Kondensors schließt.
Hallo Christian,
das ist ein Irrtum. Die Schärfe erhöht sich nicht, wenn man die Kondensorblende schließt. Es gibt etwas mehr Tiefenschärfe. Dafür geht die Auflösung flöten.
Gruß
Peter