Hallo Forum,
ich habe heute einen Sand aus Cannes, Plage 12, aufgenommen.
Da sind einige Glasobjekte (Vermutung) drin versteckt, die ich nicht zuordnen kann.
Es scheinen Reste einer 'Industrieproduktion' zu sein, aber was
erzeugt die Kugeln und Hanteln. Weiß jemand etwas darüber
und auch wie die dahin kommen??
Übersicht (Canon Macro 1:1, 60mm):
(http://www.cuwohler.de/sandphotos/0655%20-%20Frankreich%20Cannes%20Plage%2012%2001.jpg)
Detail (Nikon 10x E-Plan):
(http://www.cuwohler.de/sandphotos/0655%20-%20Frankreich%20Cannes%20Plage%2012%2003.jpg)
Hallo Cai-Uso,
solche kleinen Glaskugeln werden u.a. im Straßenbau für die Reflexionsstreifen eingesetzt. Wenn mal wieder eine Straße mit neuen Streifen ausgestattet wird, sammle Dir mal etwas von dem weißen Zeug ein, dass dann lose daneben liegt. Der feine Glaskugelsand wird nämlich zum Schluss auf die noch frische Farbe gestreut.
Schau mal hier: Reflexionsperlen Fahrbahnbelag (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=26826)
LG Gerd
Hallo Gerd,
das könnte auch eine Möglichkeit sein, Abrieb von der Straße.
Aus Schornsteinen der Industrie sollen sie auch kommen können, sagte man mir woanders.
Moin,
Winzige Glasperlen werde zum Beispiel auch im Modellbau bei der Verarbeitung von Kunstharz verwendet.
Hierbei dienen sie als Füllstoff. Möglicherweise hat jemand sowas dort entsorgt.
Hallo Cai-Uso,
Zitat von: cuwohlerAus Schornsteinen der Industrie sollen sie auch kommen können, sagte man mir woanders.
"Nichts ist unmöööglich!" Der Werbespruch einer bekannten Automake, mag auch hier stimmen, aber was ich aus dieser Richtung gesehen habe war nie so klar. Die Schmelzkügelchen aus allem möglichen Abbrand haben alle möglichen Farben, aber fast nie sind sie so klar. Wo bleibt schon derart reines Si0
2 übrig, für das die Glasindustrie einen so hohen Aufwand treibt?.
Für "Die Jagt nach dem Sternenstaub (https://www.amazon.de/Jagd-nach-Sternenstaub-erstaunlichen-Mikro-Meteoriten/dp/3956130553)" hat John Larsen zunächst alle möglichen Schmelzkugeln untersucht und klassifiziert, um die irdischen Schmelzkügelchen von denen der geschmolzenen Mikrometeorite unterscheiden zu können. Ein absolut lesenswertes Buch, nicht nur über Meteoriten sondern auch über den Dreck, den wir Menschen so verteilen, der z.T. natürlich auch sehr schön aus sieht unter dem Mikroskop.
Wie gesagt wird der Glaskügelchensand auf die frische Farbe gestreut und ich wette, das mehr als die Hälfte nicht kleben bleibt und über die Kanalisation seinen Weg in das Meer findet, so wie
alles früher oder später im Meer landet. Das ist für Geologen eine Gewissheit. Allerdings sollte der Transportweg Deiner Kügelchen nicht sehr weit gewesen sein, sonst wären sie trüber. Aber auch der restliche Sand hat keinen sehr weiten Weg hinter sich. Er ist sehr "unreif", wie es in der bildlichen Sprache der Sedimentologen heißt. Die Körner sind wenig gerundet. Das ist fast noch frischer Verwitterungsschutt, der lediglich nach Korngröße sortiert wurde.
LG Gerd
Hallo Cai-Uso,
es gibt auch industriell hergestellte, winzig kleine Glashohlkugeln, die für sehr vielfältige Anwendungen als leichter, fester und chemisch resistenter Füllstoff für Polymere und Kunstharze verwendet werden:
https://www.3mdeutschland.de/3M/de_DE/p/c/advanced-materials/glashohlkugeln/
https://www.mz-modellbau-shop.de/Microballons-Glasbubbles-1-Liter
Esgibt nicht nur Mikroplastik, sondern auch Mikro-Glas. Sozusagen die Weihnachtskugel für Mikroskopiker.
Viele Grüße, Jochen
Glasperlen werden auch zum Sandstrahlen verwendet. Z.B. um alten Lack von Booten herunterzubekommen...
Grüße
Martin
Ja, aber nicht diese Hohlkugeln, die haben zu wenig Wumms.
Hallo,
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=5145.msg34831#msg34831
Übrigens: Ich habe hier ein Buch, das ich zu meiner Schande noch nicht gelesen, sonmdern nur mal locker durchgeblättert habe (so ist das eben, wenn man voll im Berufsleben steht).
Ich habe es auf eindringliche Empfehlung von Olaf Medenbach gekauft, der berichtete, selten ein so interessantes (und reichhaltigst bebildertes) Sachbuch mit einer solchen Begeisterung gelesen zu haben.
Das Buch behandelt umfassend nahezu alle denkbaren Facetten des Themas "Sand".
Wer sich für Sand interessiert, macht damit sicher nichts falsch (so nach meinem ersten Eindruck dieses wirklich sehr bilderreichen und umfangreichen Werkes) und es ist sicher die 39 EUR wert.
https://www.amazon.de/Das-gro%C3%9Fe-Buch-vom-Sand/dp/3258082707?asin=3258082707&revisionId=&format=4&depth=1
Herzliche Grüße
Peter
Zitat von: Dr. Jekyll in August 11, 2024, 09:14:39 VORMITTAGMoin,
Winzige Glasperlen werde zum Beispiel auch im Modellbau bei der Verarbeitung von Kunstharz verwendet.
Hierbei dienen sie als Füllstoff. Möglicherweise hat jemand sowas dort entsorgt.
Richtig! Und beim Bootsbau werden u.a. solche Glashohlkügelchen als Zuschlagstoff zu Epoxidharz regelmäßig eingesetzt. Durch Abrieb und Verschleiß werden sie wieder freigesetzt und am Strand abgelagert.
Gruß
Peter G.
Hallo Leute,
ich danke euch, auch für die ausführlichen Antworten!
@ Gerd: das Buch von Jon Larsen habe ich natürlich auch - und immer noch keinen Mikrometeoriten gefunden ;) .
@ Peter: auch 'Das große Buch vom Sand' von Oliver Lenzen habe ich und kann es uneingeschräkt empfehlen!
Hallo,
es ist schon so, wie Gerd schrieb. Der Sand ist für einen Strand insofern ungewöhnlich, dass die Körner nicht gerundet sind. Ich habe auf die Schnelle mal verschiedene deutsche und skandinavische Strandsande geknipst. So und ähnlich sähen die alle aus.
img240811145359.jpg
Diese, wie von Gerd beschrieben und oben gezeigt unreifen Sedimente, findet man sonst eher in Flüssen und Seen. Cannes Strand 12 hatte ich noch nicht unter dem Mikroskop. Vielleicht ist in der Nähe eine Flussmündung?
Viele Grüße
Michael
Hallo Michael,
eine Flußmündung ist mehr als einen km entfernt. Ich favorisiere auch Gerds Meinung, dass es sich um Reflexionskügelchen aus dem Straßenbau handelt. Natürlichen Ursprungs sind sie jedenfalls nicht. Dafür sind es zu viele perfekt gerundete Kügelchen.
Hallo,
ich hab mir mal den Spaß gemacht und den Fundort bei Google-Maps eingegeben: Da sind ja wirklich in unmittelbarer Umgebung (keine 100m) jede Menge Straßen mit großen Flächen Makierungen.
Zitat von: beamishGlasperlen werden auch zum Sandstrahlen verwendet.
Zitat von: Jochen53Ja, aber nicht diese Hohlkugeln, die haben zu wenig Wumms.
Ich bezweifle, dass diese Kugeln hohl sind. Das ist ein Brechungseffekt. Wenn sie hohl wären, würden sie schwimmen.
Auch waren die Strahlkügelchen mit denen ich bisher gearbeitet habe oder dabei zusehen durfte nie so klar. Auch hier wird eher billiges unreineres Material verwendet.
Zitat von: John Larsen - Die Jagt nach dem Sternenstaub - S.94In bewohnten Gebieten auf der ganzen Erde sind die am häufigsten anzutreffenden nichtmagnetischen Glaskügelchen, die beim Straßenbau entstehenden...Diese retroreflektierenden Glasperlen entstehen im industriellen Fertigungsprozess durch die Verwendung von lupenreinen, farbneutralem Silizium in festgelegten Fraktionen. Manchmal sind sie der Hauptbestandteil von Straßenstaub.
Zum Thema der Unreife des Sandes: Für mich sieht der ganze Küstenabschnitt auf den Satellitenbildern sehr künstlich aus. Gut möglich, dass aus dem Landesinneren dafür Sand herangeschafft wurde, um den Urlaubern einen schönen Sandstrand zu bieten. Das ist doch eine von vorne bis hinten touristisch durchgestylte Gegend.
LG Gerd