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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Gerd Schmahl in September 20, 2024, 22:34:20 NACHMITTAGS

Titel: SEIBERT Nr.4 - wie öffnen
Beitrag von: Gerd Schmahl in September 20, 2024, 22:34:20 NACHMITTAGS
Hallo,
als Ergänzung zu meinem Seibert-Mikroskop von 1930, das nur ein 12fach und ein 65-fach vergrößerndes Objektiv mitbrachte, habe ich mir ein Nr.4 = 30fach gekauft.
SeibertNr4.JPG

Ich hatte es sogar getestet und man sieht auch etwas, aber ich hatte das flaue Bild auf Verschmutzungen geschoben, die sich sicher leicht beseitigen lassen würden. Nach dem Putzen wurde es aber leider nicht besser und beim Blick durch ein Einstellfernrohr wusste ich dann auch warum. Zum einen ist der Linsenkitt konzentrisch eingerissen:
SeibertNr4-Risse-in-Linsenkitt.JPG

Aber was noch viel schlimmer ist: Es sind Tröpfchen auf der Rückseite der Frontlinse:
SeibertNr4-Tröpfchen.JPG

Ich konnte das Objektiv zwar in 3 Teile auseinander schrauben, aber an die Linsen komme ich trotzdem nicht.
SeibertNr4-zerlegt.JPG

Weiß jemand wie man da ran kommt?

Für den gerissenen Linsenkitt würde ich die Backofenmethode versuchen, um den wieder zu schmelzen, oder weiß da noch jemand was Besseres? Letztlich wäre es ein verzweifelter letzter Versuch, denn so wie es jetzt ist, kann ich es nicht gebrauchen.

Beste Grüße
Gerd
Titel: Aw: SEIBERT Nr.4 - wie öffnen
Beitrag von: Jürgen Boschert in September 20, 2024, 23:32:48 NACHMITTAGS
Lieber Gerd,

bitte nicht Backofen, das zerstört alles, der Kitt ist nicht zu schmelzen; es handelt sich um Canadabalsam oder Dammarharz, da musst Du etwas Xylol dran. Bei diesen alten Objektiven kommt man eigentlich ganz gut an die einzelnen Element dran, da sie oft separat von außen zugänglich verschraubt sind. Ist das bei Deinem Objektiv auch so? Allerdings bin ich mir bei dem Bild nicht sicher, ob das wirklich Kitt-Risse sind, das könnten auch Alterserscheinungen innerhalb des Glases selbst sein, dann ist nichts mehr zu retten. Wenn Du willst, kann ich mr das gerne einmal anschauen und auch ggf. einen Rettungsversuch unternehmen. Dann gerne weiter mit PM oder Email. Habe gerade zwei Zeiss-Objektive in der Mache, bei denen ein Element delaminiert ist, sieht ganz gut aus. Ein Stemi-Objektiv habe ich gerade schon erfolgreich gerettet.
Titel: Aw: SEIBERT Nr.4 - wie öffnen
Beitrag von: Gerd Schmahl in September 21, 2024, 08:03:27 VORMITTAG
Hallo Jürgen,
herzlichen Dank für Deine Hinweise und Dein Angebot.

Die Backofenmethode wäre, wie ich geschrieben habe eine "letzte Verzweiflungstat", weil ich davon ausgehe, dass die Harze auch ohne Lösungsmittel schmelzen. Zumindest macht man das ja bei Dünnschliffen so, dass man die Anschliff-Fläche mit xylolfreiem Kanadabalsam auf den Objektträger aufschmelzt, aber vielleicht ist die Xylolfreiheit doch nicht so 100%-ig wie bei einer 100 Jahre alten Kittfläche. Natürlich würde ich viel lieber öffnen und mit Xylol darangehen.

Die Abbildungsleistung wird aber sehr viel mehr von den vielen Tröpfchen gemindert, die auf der Rückseite der Frontlinse sitzen und diese Fläche zu einem Diffusor machen. Ich glaube mit den feinen Rissen, die zudem auch noch überwiegend konzentrisch verlaufen, könnte man fast noch leben.

Wenn da eine offensichtliche Möglichkeit zum Öffnen gewesen wäre, hätte ich sie genutzt. Anders als bei Nachkriegs-Zeiss-Jena-Objektiven (so alte hatte ich noch nicht in der Mache) finde ich zumindest keinen Gewindering, den man herausschrauben könnte. Ich kann mir eigentlich nur vorstellen, dass vielleicht noch das vernickelte Vorderteil und das zaponierte Hinterteil des vorderen Objektivstückes sich noch mal auseinander schrauben lassen. Da es dort aber nur einen Rändelring gibt und alles noch eine Nummer kleiner ist im Durchmesser, hab ich mich noch nicht getraut, dort "herzhafter" anzufassen. Dazu müsste ich mir aus Holz erst noch genau passende Backen bauen. Da mag ich auch mit Gummipolster nicht einfach mit einer Zange anpacken, zumal darin ja das Glas sitzt.

Ich habe ja immer noch die Hoffnung, dass jemand schon mal so ein Objektiv geöffnet hat und mir sagen kann wo die Tür ist und welchen Schlüssel man dazu braucht. Deshalb warte ich jetzt noch ein wenig ab (Geduld war in diesen Dingen schon immer die beste Strategie) und werde auch noch eine Auseinanderschraubversuch mit Holzbacken machen. Wenn das alles nicht fruchtet, komme ich gerne auf Dein Angebot zurück.

Beste Grüße
Gerd
Titel: Aw: SEIBERT Nr.4 - wie öffnen
Beitrag von: Gerd Schmahl in September 21, 2024, 11:18:27 VORMITTAG
Hallo,
nach dem ich noch einmal mit X-Pol-durchleuchtet habe, ist alle Hoffnung verflogen: Es ist wohl doch Glasbruch und keine Delamination:
SEIBERT-Nr4-Glasbruch.JPG

:'( Das taugt nur noch zum Angucken, nicht mehr zum Durchgucken.

LG Gerd
Titel: Aw: SEIBERT Nr.4 - wie öffnen
Beitrag von: Jürgen Boschert in September 21, 2024, 23:12:54 NACHMITTAGS
Hallo Gerd,

jetzt würde ich gebrochenen Kitt nicht mehr von der Hand weisen. Nur wie kommt man ran. Habe meine Seiberts heute Abend durchgesehen; zwar habe ich kein No. 4, aber die, die ich vom gleichen Bautyp habe, sehen leider so aus, als wären die Elemente verpresst., Vielleicht wissen ja Olaf Medenbach oder Timo Mappes darüber mehr.