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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Michael L. in November 24, 2024, 10:22:10 VORMITTAG

Titel: UV härtende Einschlussmittel
Beitrag von: Michael L. in November 24, 2024, 10:22:10 VORMITTAG
Liebe Mikro Gemeinde,

das Thema UV-härtende Einschlussmittel ist ja schon öfters aufgekommen irgendwie habe ich für mich aber noch nicht die Antwort gefunden was heute State of the Art ist. Ich selber verwende für Dünnschliffe verschiedene Kleber (wie den von Gerd genannten Connlock) und verschiedene China Kleber das geht alles ganz gut. Was mich aber interessieren würde gibt es eine Empfehlung für den Einschluss biologischer Objekte, idealerweis auch für gefärbte empfindliche Objekte (z. B. Algen mit Alizarinviridin Chromalaunfärbung). Sozusagen ein Ersatz für Euparal, Entellan, Kanadabalsam und co? Ist mir klar das es keine Eierlegende Wollmilchsau gibt aber vielleicht gibt es etwas Neues das ganz gut eine Bandbreite von Standardanwendungen ermöglicht.

Viele Grüße

Michael

Titel: Aw: UV härtende Einschlussmittel
Beitrag von: Michael L. in November 24, 2024, 12:12:09 NACHMITTAGS
Naja mit den Algen habe ich wohl übertrieben da wird man um Glyceringelantine nicht herumkommen  :)
Titel: Aw: UV härtende Einschlussmittel
Beitrag von: jcs in November 24, 2024, 12:30:50 NACHMITTAGS
Zitat von: Michael L. in November 24, 2024, 10:22:10 VORMITTAGWas mich aber interessieren würde gibt es eine Empfehlung für den Einschluss biologischer Objekte, idealerweis auch für gefärbte empfindliche Objekte (z. B. Algen mit Alizarinviridin Chromalaunfärbung). Sozusagen ein Ersatz für Euparal, Entellan, Kanadabalsam und co? Ist mir klar das es keine Eierlegende Wollmilchsau gibt aber vielleicht gibt es etwas Neues das ganz gut eine Bandbreite von Standardanwendungen ermöglicht.

Hallo Michael,

zur eierlegenden Wollmilchsau habe ich auch keine Idee. Aber grundsätzlich ist mit UV-härtenden Systemen viel möglich. In Bezug auf Mikroskopie sollte man aus meiner Sicht Folgendes bedenken:

(1) Wie dick soll die finale Schicht werden? Für dünne Schichten (z.B. botanische oder histologische Schnitte) benötigt man höhere Reaktivität, damit alles aushärtet. Bei dickeren Schichten ist eher weniger Reaktivität gefragt, ansonsten kann die Probe beim Aushärten zu heiß werden.
(2) Bei dicken Schichten (Einbettung von Insekten) muss man auf Schrumpfung achten, bei dünnen Schichten ist das weniger ein Problem. Für dicke Schichten können daher wenig schrumpfende, ringöffnende Systeme (z.B. lichthärtende Epoxide) eine Lösung sein.
(3) Bezüglich Brechungsindex gibt es auch Anforderungen. In manchen Fällen (z.B. botanische Schnitte) wird das eher egal sein, in anderen Fällen will man etwas mit dem Brechungsindex von Glas. Für Diatomeen wären sehr hochbrechende Medien wünschenswert. Gibt es grundsätzlich alles, ist dann oft eine Preisfrage, da speziell hochbrechende Monomere sehr teuer sein können (teilweise bis zu 500 Euro für 50ml).
(4) Die Hydrophobie/Hydrophilie muss auch beachtet werden. Bei allem, wo vorher mit organischen Lösungsmitteln gearbeitet wurde (z.B. Xylol) sollte man in ein hydrophobes Medium einbetten. Bei den von Dir erwähnten Algen wären Hydrogel-artige Systeme (z.B. basierend auf Polyethylenglykol) die bessere Wahl. Je nach gewähltem System muss dann auch der Photoinitiator (Löslichkeit) angepasst werden.

LG
Jürgen
Titel: Aw: UV härtende Einschlussmittel
Beitrag von: Michael L. in November 24, 2024, 12:49:22 NACHMITTAGS
Hallo Jürgen,

vielen Dank für Deine kompetenten Informationen die sehr hilfreich sind für eine weitere Annäherung an die Thematik. Besonders die Anforderungen bei dickeren Schichten (Insekten) interessiert mich sehr so das ich mich mal mit dem Thema lichthärtende Epoxide beschäftigen muss denn Schrumpfung ist echt ein Problem. Bislang habe ich Berlese Mischung verwended welche zwar gute Eigenschften hat und insbesondere aufhellend wirkt aber eine Ewigkeit zur Aushärtung braucht. Du hast offensichtlich eine hohe Expertise bei dieser Thematik kannst Du mir ein Produkt nennen bei dem ich mit einer Recherche anfangen sollte? Nochmals vielen Dank für die wichtigen Informationen.

Viele Grüße

Michael
Titel: Aw: UV härtende Einschlussmittel
Beitrag von: jcs in November 24, 2024, 22:50:38 NACHMITTAGS
Hallo Michael,

mit Einbettung von Insekten habe ich keine persönliche Erfahrung, deshalb sind die folgenden Vorschläge eher theoretischer Natur. Aber vielleicht hilft es Dir ja. Die meisten Photopolymere haben eine begrenzte Eindringtiefe des Lichts, da das Licht absorbiert wird, um die chemische Reaktion zu starten. Viel tiefer als 1mm kommt man üblicherweise mit dem Licht nicht ins Material hinein.

Ich würde deshalb für dünnere Einbettungen ein transparentes 3D-Druck-Harz nehmen (z.B. von Anycubic oder Formlabs). Für dickere Schichten ein thermisch aushärtendes Epoxy-Harz, wie es sie z.B. von Epodex oder ähnlichen Herstellern gibt. Die Epoxy-Harze, die man in der Metallographie verwendet (Struers, Buehler, ..) könnten auch eine Option sein.

LG
Jürgen
Titel: Aw: UV härtende Einschlussmittel
Beitrag von: Lupus in November 25, 2024, 10:16:07 VORMITTAG
Hallo Michael,

ZitatBesonders die Anforderungen bei dickeren Schichten (Insekten) interessiert mich sehr so das ich mich mal mit dem Thema lichthärtende Epoxide beschäftigen muss denn Schrumpfung ist echt ein Problem
ich vermute dass bezüglich Schrumpfung kein so großer Unterschied zwischen UV-härtenden und normalen 2-Komponentenharzen ist. Wichtig ist die sorgfältige Mischung und das Einhalten des Mischungsverhältnisses. Bei Insekten ist die geringe Schrumpfung der Epoxidharze nicht das Problem, wichtig dürfte eher sein dass man auch wegen der Formänderung der Insekten selbst mit möglichst konstanten, niedrigen Temperaturen arbeitet und die reaktive Selbsterwärmung des Harzes durch Verwendung möglichst langsam aushärtender Harzsysteme minimiert. Die Benetzung der Insekten könnte eher ein Problem sein, da soll es angeblich spezielle Benetzungsmittel geben. Jedenfalls muss das Epoxidharz für größere Einschlussblöcke eine "glasklare" Qualität sein.
Für das Laminieren mit Kohlenstofffasern habe ich früher Unterdruck verwendet um Luftblasen zu entfernen. Ob das mit Insekten funktioniert ist die Frage.

https://www.resinstudio.cz/de/ratschlage--tipps--anleitunge/anleitung-zum-einbetten-von-insekten-in-epoxidharz/
https://www.actias.de/forum/thread/17979-insekten-in-giessharz/
https://www.bildhau.de/de/epoxidharze

Hubert
Titel: Aw: UV härtende Einschlussmittel
Beitrag von: Michael L. in November 25, 2024, 15:37:01 NACHMITTAGS
Hallo Hubert,

besten Dank für Deine aufschlussreichen Ergänzungen.

Hier noch ein Link zum Stand der Praxis mit dem im Handel erhältlichen UV Einschlussmittel wobei ziemlich klar demonstriert wird das es nur für dünne, histologische Schnitte geeignet ist, vermutlich kennen die meisten diese Quelle:
https://www.mikroskopie-bonn.de/bibliothek/botanische_mikrotechnik/411.html

Viele Grüße

Michael

PS neben der Schrumpfung ist natürlich die Hitzeentwicklung bei der Polymerisation ein echtes Problem. Das haben bei mir entsprechende Versuche mit Fotopolymerisationsharzen bei der Einbettung von Sedimentproben gezeigt. Araldit als direktes Einschlussmittel für biologische Objekte muss ich mal ausprobieren, also noch viel zu experimentieren.
Titel: Aw: UV härtende Einschlussmittel
Beitrag von: Gerd Schmahl in November 25, 2024, 19:20:24 NACHMITTAGS
Hallo Michael,
bitte beachte auch diesen umfangreichen Faden (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=47539), besonders den von Jürgen entwickelten Primer.
LG Gerd
Titel: Aw: UV härtende Einschlussmittel
Beitrag von: Michael L. in November 25, 2024, 22:00:27 NACHMITTAGS
Danke Gerd!

jetzt wird das Bild langsam vollständig.

Viele Grüße

Michael