Heute wieder ein botanischer Beitrag abseits der Pflasterritzenflora.
Die großblättrige Feige stammt ursprünglich aus Australien und wird als Ziergehölz in Europa kultiviert. Der immergrüne Baum wird bis zu 55 m hoch und bildet große Brettwurzeln aus.
Ein bizarrer Anblick sind Luftwurzeln, die der Baum ausbildet und die sich bei entsprechender Länge in der Erde verwurzeln. Dieser Baum steht im Botanischen Garten in Palermo.
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(Quelle Wikimedia Commons CC-BY-SA Giuseppe ME)
Das nächste Bild zeigt mich kurz vor der Ernte eines Blattes, dessen Stiel ich hier vorstellen möchte. Das Bild ist in Sevilla aufgenommen worden. Man sieht sehr schön die Ausmaße der Feige und die Brettwurzeln.
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Aber jetzt zu den Schnitten. Wie gesagt, ein Blattstiel. Färbung FCA nach Etzold.
Zunächst die Übersicht (Pano aus 3 Bildern, 4x Obj.)
Fm 1.jpg
Man erkennt den ausgedehnten Bereich des Rindenparenchyms und die im Zentrum des Blattstiels befindlichen Leitbündel. Sieht man genau hin, so sind im unteren Bereich magenta angefärbte Zellen zu erkennen. Meines Wissens färbt Etzold lignifizierende Zellen magenta. Meine Interpretation ist, dass es sich bei dem Bereich mit diesen Zellen um die Unterseits des Blattstiels handelt. Die Blätter sind sehr schwer und möglicherweise lignifizieren einige Zellen an der Unterseits des Blattstiels, um diesem mehr Festigkeit zu verleihen.Auffällig ist auch die Asymmetrie bei den Leitbündeln mit einer Betonung ausgedehnterer Xylemanteile auf der unteren Stielseite.
Das ist aber nur meine Mutmaßung, wenn ich da falsch liegen sollte, bitte ich um Berichtigung.
Die Ansammlung lignifizierender Zellen ist wohl auch schon das Interessanteste am Blattstiel der großblättrigen Feige.
Hier noch einmal ein Überblick über diesen Bereich (10x Obj.)
Fm 2a.jpg
Ich zeige hier noch die ausgeprägte Cuticula (40x Obj.)
Fm 5.jpg
Und eine Aufnahme eines Leitbündels mit Phloem, Xylem und den beide trennenden ziegelförmigen Cambiumzellen (40x Obj.).
Fm 3.jpg
Allerdings gibt es noch einen Beauty-Effekt. Im Parenchym finden sich mehrere Strukturen, bei denen sich Zellen blütenblattartig um einen kleine runde Zentralzelle gruppieren. Der Sinn dieser Formationen ist mir nicht klar; vielleicht kann jemand das aufklären.
Immerhin ist das ein aesthetisches Blumenmuster im Präparat. Sozusagen ein Bonuspunkt fürs Schneiden und Färben ;)
Die "Blümchen" erkennt man am besten, wenn man das Bild aus etwas größerer Entfernung betrachtet. (40x Obj.)
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Wie immer freue ich mich über Kommentare, Ergänzungen und Berichtigungen.
Lieber Peter,
ein eindrucksvoller Vertreter der Gattung Ficus und eng verwand mit unserem "Gummibaum" (Ficus elastica). Und das ist auch die Lösung für die "Blümchen": in der Mitte liegt ein Milchgang.
Hier eine Aufnahme aus dem Blattstiel von F. obliqua mit den selben Strukturen:
(https://up.picr.de/48960287xa.jpg)
Zu F. elastica hatte ich hier im Forum vor einigen Jahren schon mal geschrieben:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=11903.0
Die Blattquerschnitte von F. elastica sind sehr interessant und dabei relativ einfach zu schneiden und einen Gummibaum gibt es für wenig Geld im Pflanzenhandel ...
Beste Grüße
Jörg
p.s.
Gelistet! :)
Hallo Jörg,
vielen Dank für die Aufklärung, wie das mit den Blümchen so funktioniert. ;)
Deine W3Asim II-Färbung zeigt hier ja schön die Milch im Gang, das erhellt natürlich die Funktion.
Wunderbar auch die Ähnlichkeit Deines Blattstiels, was die Anordnung der Leitbündel angeht. Die Gattung Ficus scheint sich treu zu bleiben.
Ganz herzlichen Dank auch für das Listing.