Einen deutschen Namen für Peperomia urocarpa konnte ich nicht finden. Die Pflanze gehört zur Gattung der Peperomien, die als Zier- oder Zwergpfeffer bezeichnet werden. Ihre Heimat ist das tropische und subtropische Südamerika. Sie wächst kriechend und oft epiphytisch, was ihr das Aussehen einer Kletterpflanze gibt. Allerdings fehlen ihr Haftorgane, was sie von echten Kletterern unterscheidet. Da Peperomia ziemlich anspruchslos ist, kann sie in unseren Breiten als Zimmerpflanze gehalten werden.
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Ich habe mir einen Blattstiel mit zugehörigem Blatt angeschaut.
Alle Färbungen wurden mit FCA nach Etzold durchgeführt. Einige Bilder sind gestackt, um Details hervorzuheben.
Zunächst der Blattstiel in der Übersicht (Pano aus 3 Bildern, 10x Obj.)
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Man erkennt, dass der Blattstiel insgesamt sehr weich ist, es finden sich kaum Verholzungen, selbst Skleroderm-Bereiche muss man suchen. Ich könnte mir vorstellen, dass bei der quasi kletternden Lebensweise von Peperomia flexible Triebe ein Vorteil sein könnten.
Die Leitbündel sind wie kleine Farbtupfer im Parenchym, alles sehr diskret.
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Vereinzelt findet man im proximalen (blattfernen) Blattstiel Haare
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Nähert man sich dem Blatt, nehmen Verholzung der Epidermis und Haare zu. Die Skleroderm-Bereiche dehnen sich aus und werden prominenter (Pano aus 3 Bildern, 10x Obj.)
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Die behaarte Stelle im Detail
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Im Bild des einzelnen Haares konnte man bereits erkennen, dass Peperomia über einen wirkungsvollen Fraßschutz verfügt. Dazu ein weiteres Bild
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Man erkennt im Parenchym eine Vielzahl von Kristallnadeln. In so ein Blatt beisst man kein zweites Mal ...
Hier die Nadeln im polarisierten Licht
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Im zweiten Teil schaue ich mir das Blatt an.
So, nun also das Blatt von Peperomia urocarpa im Querschnitt.
Zunächst die Übersicht (Pano aus 6 Einzelbildern, 10x Obj.)
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Man erkennt, dass das Blatt sehr schnell sehr breit wird. Die Leitbündel in der Blattmittelrippe sind klar erkennbar, in den Blattlappen dagegen nicht. Tatsächlich konnte ich in den Blattlappen keine Leitbündel finden, was mich verwundert hat, denn (analog zur Kambium-Zellschicht bei dikotylen Pflanzen) – sie ,,müssten doch eigentlich da sein".
In der Detailaufnahme erkennt man weitere Besonderheiten.
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Entgegen den meisten anderen Blättern, die ich unter dem Mikroskop hatte, gibt es hier keine Einteilung in Pallisadenparenchym und Schwammparenchym. Die Ober- und die Unterseite des Blattes sind gleich, das heißt, Peperomia urocarpa hat äquifaziale Blätter. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist dies ein Vorteil in den oft lichtarmen Lebensbereichen der Pflanze im Urwald, da diese Blätter sowohl an der Ober- wie an der Unterseite Licht aufnehmen können.
Interessant auch die einzellige Schicht aus bräunlich gefärbten Zellen, die sich durch die Mitte des Blattes zieht. Welche Zellform ist das? Möglicherweise sind Stärkekörner in den Zellen (ich habe nicht mit Lugol nachgefärbt), sicher aber Kristalldrusen, die bereits im Durchlicht erkennbar sind.
Die Darstellung des Blattquerschnitts im polarisierten Licht hat mich ehrlich gesagt schwer begeistert. Schade, dass ich dieses Bild nicht schon an Weihnachten (oder Silvester) parat hatte.
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Die Vielzahl an Drusen und Kristallnadeln ist doch einfach wunderbar. Der Reiz unterschiedlicher Darstellungen in der Mikroskopie kommt hier voll zum Tragen.
An einer anderen Stelle des Blattquerschnitts habe ich mich gefragt, ob immer wir es sind, die durch das Okular beobachten oder ob das Präparat uns nicht manchmal auf umgekehrtem Wege auch beobachtet ...
;)
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Wie immer freue ich mich über Kommentare, Ergänzungen und Berichtigungen.
Lieber Peter,
vielen Dank für den schönen Beitrag, den ich gerne gelistet habe.
Beste Grüße
Jörg
Lieber Jörg,
vielen Dank!