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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Bernd Miggel in Januar 16, 2025, 09:03:25 VORMITTAG

Titel: Interessante Pilz- und Flechtenfunde 169 – Trüffel-Sandborstling
Beitrag von: Bernd Miggel in Januar 16, 2025, 09:03:25 VORMITTAG
Trüffel-Sandborstling (Geopora cooperi)

Fundberichte Nr. 1-158 in der Übersicht: https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=42360.msg312080#msg312080
ab Nr. 159:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=49256.new#new

Vielen Dank an Yvonne Fleder für Bild 1 und das Überlassen des Exsikkats.


Es ist immer eine große Freude, wenn man einen sehr seltenen Pilz zu Gesicht bekommt. So erging es mir Anfang 2024 während eines Pilzseminars in Hornberg, als uns Björn Wergen mehrere Exemplare des Trüffel-Sandborstlings (Geopora cooperi) zeigte. Die Fruchtkörper wuchsen hypogäisch und semihypogäisch direkt neben einem Weg bei Blaubeerbüschen am Fuß einer großen Waldkiefer. Der Boden dort ist sandig-sauer, anstehendes Gestein ist Granit. In der Roten Liste 2016 wird die Art für Deutschland in der Gefährdungskategorie 2 (stark gefährdet) geführt.

Bild 1 - G. cooperi, Yvonne Fleder, IMG_20241106_114741_b.jpg
Bild 1 – Zwei Exemplare am Fundort, zwischen Blaubeeren, bei Waldkiefern. Foto: Yvonne Fleder.


Bild 2 - Geopora_cooperi, commons.wikimedia.org,  user jrussula, Geopora cooperi, CC BY-SA 3.0 .jpg
Bild 2 – Foto: commons.wikimedia.org,  user jrussula, Geopora cooperi, CC BY-SA 3.0


Die Fruchtkörper sind unregelmäßig, kartoffelförmig, trüffelartig geschlossen, meist 2–4 cm, in Ausnahmefällen bis 7 cm im Durchmesser, außen höckrig, jung wollig-filzig, alt glatt. Das sporenbildende Innere (die Gleba) ist weiß bis milchkaffeebraun und in Form labyrinthischer Falten gewunden.

Bild 3 - Geopora_cooperi_138401, wikipedia.org,  Ron Lawrence (Rondango), Geopora cooperi 138401, CC BY-SA 3.0 .jpg
Bild 3 – Foto: wikipedia.org,  Ron Lawrence (Rondango), Geopora cooperi 138401, CC BY-SA 3.


Es handelt sich um einen Schlauchpilz (Ascomyzet) mit zylindrischen bis schlank keuligen, 8-sporigen, 170-230 x 15-20 µm messenden Asci. Die Sporen sind hyalin, ellipsoid, glatt, dünnwandig, an den Enden gerundet und mit einem großen Tropfen versehen. Sie liegen einreihig (uniseriat) im Ascus. Eigene Sporenmessung ergaben:
L x B = 18,5-24,5 x 11,5-15 µm, Schlankheitsgrad Q = L/B = 1,4-1,8.

Bild 4 - IMG_0023, Wasser, x40-Öl.JPG
Bild 4 – Ein zylindrischer Ascus, mit glatten, dünnwandigen Sporen, die uniseriat im Ascus angeordnet sind. Foto: Bernd Miggel


In Lugolscher Lösung zeigt sich keinerlei Blaufärbung der Ascusspitze, die Asci sind also ,,IKI-negativ" (inamyloid).

Bild 5 - IMG_0020, Lugol, x40-Öl.JPG
Bild 5 – Ein schlankkeuliger Ascus, angefärbt mit Lugolscher Lösung. Die Ascusspitze ist inamyloid. Foto: Bernd Miggel


Die Paraphysen sind schlank zylindrisch, hyalin, dünnwandig, septiert und mit geraden, gleichdickem oder leicht verdicktem Apikalteil.

Bild 6 - IMG_0017, Lugol, x40-Öl.JPG
Bild 6 – Fädige, dünnwandige Paraphysen zwischen den Asci, angefärbt in Lugolscher Lösung. Foto: Bernd Miggel


Notizen
• Arten der Gattung Geopora gelten als Mykorrhizapilze. G. cooperi kommt gemäß MONTECCHI & SARASINI 2000 vorwiegend unter Nadelbäumen, seltener unter Laubbäumen vor.
• PASSAUER 1998 fand die Art in einer Höhle. Die Fruchtkörper wuchsen dort epigäisch, anscheinend ohne Mykorrhiza-Bindung.

Verwechslungsmöglichkeiten
• Alle anderen, in Deutschland vorkommenden Arten der Gattung Geopora, z.B. der Zedern-Sandborstling (Geopora sumneriana), wachsen epigäisch und besitzen einen schüsselförmigen Fruchtkörper.

Empfehlenswerte Literatur
• BENKERT, D. (2010):  Die Gattung Geopora Harkn. (Pezizales) in Deutschland – Erfahrungen und offene Fragen. In: Z. Mykol. 76/2: 129-152.
• DÄMMRICH et al. (2016): Rote Liste der Großpilze und vorläufige Gesamtartenliste der Ständer- und Schlauchpilze (Basidiomycota und Ascomycota) Deutschlands: 184.
• MONTECCHI, A & SARASINI, M. (2000): Funghi  Ipogei d'Europa: 173-175.
• PASSAUER, U. (1998): Geopora cooperi Harkness, ein weltweit seltener Pilz in der ,,Bockhöhle". In: Mitt. Geol. und Paläont. Landesmuseum Joanneum, Heft 56, Graz 1998: 87-94.
• https://en.wikipedia.org/wiki/Geopora_cooperi
• https://ascomycete.org/2000-Pezizales/Species/Geopora-cooperi?mapid=157
• https://www.123pilzsuche.de/daten/details/Tannentrueffel.htm


Viel Freude beim Anschauen!
Bernd


Alle Fundberichte in der Übersicht:
Nr. 1-158:
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Fachausdrücke, Abkürzungen:
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=41611.msg306729#msg306729