Das Thema "Turgor" hatten wir hier vor kurzem schon einmal. Im Winter verlieren Pflanzen Flüssigkeit und wenn sie auch deshalb nicht gleich welken, so ist doch ihre Stabilität vermindert. Das wirkt sch auch auf die Schnitte aus.
Ich habe ein Blatt vom Lavendel geschnitten und gefärbt, das ich vor ein paar Tagen auf dem Münchner Südfriedhof "geerntet" habe. Ich war schon gespannt, ob es da wieder Ablöseerscheinungen im Präparat gibt, und tatsächlich war dem so.
Ich zeige die Schnitte trotzdem und zwar erstens genau deswegen (schließlich ist das ja ein Diskussionsforum und kein Schaulaufen) und zweitens weil es doch einige schöne Dinge zu sehen gibt.
Vorneweg noch: Die App PlantNet gibt mir als Bestimmung hier Lavandula latifolia an, aber ich denke nicht, dass das stimmt. Die Blätter von L. latifolia sind um einiges breiter und vor allem filziger. "Flora Incognita" ist sich dagegen sicher, dass es sich um L. angustifolia handelt und ich möchte mich dem anschließen.
Hier die Pflanze, von der die Probe stammt
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Bei der Übersicht über den Blattschnitt (nahe am Stängel) sieht man den Einfluss mangelnden Turgors. Beim Schneiden ist alles gut gelaufen, aber im Laufe der Präparation hat sich bei manchen Schnitten die Epidermis gelöst, in anderen Schnitten (so wie hier) gab es Risse im Mesophyll. Die Färbung ist nach Etzold mit FCA
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Die Epidermis ist von einem dichten Pelz an Haaren umgeben. Häufig finden sich auch (hier orangebraun gefärbte) Drüsenhaare, die das Öl produzieren, das für den Lavendelduft verantwortlich ist.
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Hier ein Blick auf das zentrale Leitbündel. Ganz oben ein weiteres Drüsenhaar
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Und hier noch zwei weitere Drüsenhaare im Gestrüpp der Deckhaare
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So richtig schön sieht man die Anzahl der Haare im polarisierten Licht
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Zum Abschluss noch eine Nahaufnahme (gestackt) der Haare, ebenfalls im polarisierten Licht.
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Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.
Hallo Peter,
gelungene Aufnahmen! Wenn Du selbts im Winter herzeigbare Schnitte schaffst, können wir uns im kommenden Frühjahr auf zahlreiche Top-Aufnahmen von Dir freuen.
Jürgen
Hallo Peter
Noch ein Tipp um die Ablösungen zu reduzieren, gib das Schnittgut für ein paar Tage in eine Alkohol/PEG Lösung. Ich verwende 70% Ethanol und gebe dazu 30 bis 40% PEG 1500. Wenn sich das PEG in den Zellen anreichert verringert das die Krafteinwirkung des Schneidens auf die Zellen da das PEG steif ist. Damit bekommst du nicht alles hin, aber die Vorschädigung beim Schneiden an den Gewebegrenzen wird reduziert.
Durch Wässern löst sich das PEG rückstandslos auf und hat damit keinen Einfluss auf die Spätere Färbung. PEG bekommt man problemlos zum Kaufen.
Ich finde es toll wie du uns mit Einblicken in deine Arbeit versorgst, danke :-)
Liebe Grüße
Gerhard
Hallo Jürgen,
vielen Dank! Was die Aufnahmen im Frühjahr angeht, zitiere ich als Münchner den "Kaiser": Schau mer mal.
Hallo Gerhard,
vielen Dank für Deinen Kommentar und auch für den Tipp mit PEG. Meine Proben liegen bisher ausnahmslos in 70% Ethanol.
Lieber Peter,
vielen Dank für Deinen schönen Beitrag, den ich gerne gelistet habe.
Beste Grüße
Jörg
Lieber Jörg,
vielen Dank für Deinen Kommentar und das Listing!