Grauer Moosbart (Bryoria capillaris)
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Bild 1 - Bryoria capillaris - Liss Hoffmann, x1000.jpeg
Bild 1 – Grauer Moosbart, Thallus grau mit grünlicher Nuance, an einem am Boden liegenden Kiefernzweig. Foto: Liss Hoffmann.
Einführung, Lebensweise und Verbreitung
Am 21. Februar 2025 waren wir zwecks Kartierung im Nordschwarzwald in einem lichten Kiefernwald auf saurem, torfigem Boden, in etwa 720 mNN unterwegs. Beim fleißigen Absuchen des Bodens stießen wir auf eine 15 cm lange Bartflechte, die an einem dünnen Kiefernzweig angeheftet war (Bilder 1 und 3).
Die Farbe des Thallus (Lagers) war ein stumpfes Grau mit leicht grünlichem Einschlag, nicht so lichtgrün, wie wir das von Usnea-Arten her kannten. Es handelt sich, wie sich später herausstellte, um den Grauen Moosbart (Bryoria capillaris).
Die Art ist sehr selten, d.h. sie wird in der Roten Liste der Flechten Deutschlands in der Gefährdungsstufe 2 geführt. Sie ist bei uns eine Art kühler, luftfeuchter, gerne nebeliger Berglagen, wo sie meist an freistehenden Bäumen wächst. Obwohl man sie auch an Laubbäumen findet, werden doch Nadelbäume bevorzugt.
Bild 2 - Bryoria capillaris - Jason Hollinger, Wikipedia.org, x1000.jpg
Bild 2 – Grauer Moosbart, grülichgrauer Thallus lang herunterhängend. Foto: Jason Hollinger, wikipedia.org. This file is licensed under the Creative Commons Attribution 2.0 Generic license
Morphologische Merkmale (in Anlehnung an WIRTH & DÜLL 2000)
Der Thallus ist hängend, bis ca. 30 cm lang (Bilder 1 und 2), und in der Farbe grau, oft mit grünlichem Einschlag. Er wächst direkt am Stamm oder an den Ästen/Zweigen des Wirtsbaumes und ist stets nur an einer Stelle angewachsen. Die stielrunden, glatten Äste, die man aufgrund ihrer filigranen Struktur eher als ,,Fäden" bezeichnen kann, haben maximal 0,5 mm Durchmesser und sind gabelig verzweigt (,,dichotom"), wobei die Tochteräste meist etwa gleichlang sind (Bild 3). Die Fäden sind hohl im Schnitt. Sogen. ,,Kurzzweige" besitzt unsere Art nicht.
Isidien findet man keine, Apothecien so gut wie nie. Sorale sind bei manchen Exemplaren vorhanden, bei unserem Fund suchten wir vergeblich danach.
Bild 3 - B. capillaris, (B,R8,S4)_b_1000x.jpg
Bild 3 – Detail von B. capillaris mit glatten Ästen und dichotomen Verzweigungen. Sorale sind nicht erkennbar. Foto: Bernd Miggel.
Farbreaktionen des Thallus
K+ intensiv gelb, C+ flüchtig rosa, KC-, P+ intensiv gelb.
Notizen
• Neuerdings wird die Art nur noch als ,,Chemotyp" von Bryoria fuscescens geführt, also heißt das Taxon aktuell ,,Bryoria fuscescens Chemotyp capillaris".
Verwechslungsmöglichkeiten
• Der Braune Moosbart (Bryoria fuscescens) kommt wesentlich häufiger vor, ist in der Farbe mehr bräunlich und besitzt völlig andere Tüpfelreaktionen des Thallus, nämlich K-, C-, P+ rot oder P-.
• Die Usnea-Arten besitzen, im Gegensatz zu den Bryoria-Arten, in jedem Ast mittig einen dehnbaren, weißen Zentralstrang.
Literatur
• KIRSCHBAUM, U. & WIRTH, V. (2010): Flechten erkennen – Umwelt bewerten: 77.
• WIRTH, V. (1995): Die Flechten Baden-Württembergs, 2. Aufl., 1006 S.; Ulmer, Stuttgart: 184-184.
• WIRTH, V. & DÜLL, R. (2000): Farbatlas Flechten und Moose: 24.
• Wirth, V. et al. (2011): Rote Liste der Flechten und flechtenbewohnende Pilze Deutschlands.
• WIRTH, V. et al. (2013): Die Flechten Deutschlands: 237-241.
• WIRTH, V. & KIRSCHBAUM, U. (2024): Die Flechten Mitteleuropas. Bestimmung und Beschreibung der wichtigsten Arten: 158.
• https://www.wikidata.org/wiki/Q10509870
• https://italic.units.it/index.php?procedure=taxonpage&num=337
Viel Freude beim Anschauen!
Bernd
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