hallo bakterien-fans,
ich hab´ mir von der seite https://www.zobodat.at/index.php
unter der suche "robert koch" die 2 bücher heruntergeladen.
nachdem ich teile davon gelesen hatte, wurde mir bewusst, wie konsequent und systematisch er vorging.
ob das mikroskopie, -techniken, färbung, sterilisation, nährböden, tierversuche, mikrofotografie
und tabellen sind, sah ich, dass seine definierte arbeitsweise ein wichtiger teil seiner resultate bzw. seines erfolgs waren.
dass er sich mit seinem "tuberkulin" verrannt hatte, sei ihm verziehen.
viele seiner details sind jedoch unverändert, heute noch elementar in der mikroskopie.
echt empfehlenswert !
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.... und zumindest bei frisch-präparaten, genickstarre :D
Moin in die Runde,
zu den Präparaten und Krankheiten (Läuserückfallfieber), an denen Robert Koch seine Techniken entwickelt hat, gibt es hier ein PDF der Folien von einem Vortrag:
http://www.mikrohamburg.de/Programmtexte/20120420_RobertKoch.pdf
Und außerdem gibt es einen publizierten Aufsatz, der die Ergebnisse beschreibt. Das faszinierende ist, das Koch mit größter Akribie Techniken entwickelt hat.. die die Basis der Bakteriologie bilden... aber trotzdem das ihn zu dieser Zeit als Antsarzt am meisten beschäftigende Läusreückfallfieber und seinen Infektionsweg damit nicht aufklären konnte. Das hat ihn bis an sein Lebensende enttäuscht. Erst einem Schüler Kochs gelang der Erregernachweis...mit den von Robert Koch entwickelten Methoden...
Wenn man sich einmal in die Protokoltechnik Kochs eingearbeitet hat, kann man die patientenbezogenen Präparate , die dazugehörigen Krankheitsverläufe und die Dokumentation auf Glasplattenegativen zusammenführen .
Grüße sendet
CMB
Lieber CBM,
Vielen Dank für die treffliche Beschreibung der Entdeckung des Erregers und seiner Übertragung! Vor allem auch für das Bild des bis heute erhaltenen Präparats der Borrelien: Hast Du es in der Sammlung des Robert-Koch-Museums in Berlin gefunden?
Gestatte mir eine Bemerkung als Biologe: Febris recurrens ist eine klinische Terminologie ('Rückfallfieber'), ebenso wie die Begriffe "Wochenbettfieber" oder "Wechselfieber". Geprägt, bevor man die Erreger kannte.
Die schraubenförmigen Bakterien tragen einen eigenen, zoologischen Namen: Borrelia recurrentis.
Für (erhebliche!) Verwirrung sorgt, dass es ein weiteres, auch von Läusen übertragenes Fieber gibt, das Läusefleckfieber, hervorgerufen durch Rickettsien, intrazelluläre Bakterien. Rickettsia provazekii wurde von da Rocha-Lima 1916 benannt, nach Stanislaus Prowazek, Edler von Lanow, einem u.a. in Hamburg forschenden Bakteriologen, der 1915 an dem nach ihm benannten Erreger starb, ebenso wie Howard Taylor Ricketts, ein amerikanischer Pathologe, der seine Forschungen zum Rocky Mountain Fever (Rickettsien, übertragen durch Zecken) auch mit dem Leben bezahlen musste.
Umso überraschender ist es, dass Robert Koch bei seinen Untersuchungen über die Äthiologie des Milzbrands und des Läuserückfallfieber selbst nicht erkrankte, obwohl er die Erreger massenhaft in seiner Küche züchtete! Die Sporen des Erreger des Milzbrands können ja über die Luft übertragen werden, ebenso wie die Rickettsien des Fleckfiebers, nur bei Borrelien ist ein direkter Kontakt über Schleimhäute oder Wunden - oder die blutsaugenden Arthropoden - nötig.
Das alles wusste Robert Koch ja noch nicht, als er die Erreger in der Gallerte des Glaskörpers von Rinderaugen züchtete.... Heute benötigt man dazu ein Labor der Sicherheitsstufe 3!
Des weiteren gibt es ein Zeckenrückfallfieber, hervorgerufen von Borrelia duttoni, übertragen durch Argasiden (Lederzecken) in Afrika. Und zu aller Verwechslung den 'Flecktyphus' hervorgerufen durch R. provazekii, zu unterscheiden vom Salmonellen-Typhus. Wenn man dann noch die englischen und französischen Bezeichnungen für derartige Fieber und Erkrankungen berücksichtigt, ist die Verwirrung perfekt. Sollte man bedenken, wenn man in solchen Ländern zum Arzt geht...
Fieberfreie Grüße,
Alfons
Hallo Alfons,
Danke für die Hinweise zu den Namen.
Die Präparate, die Beschreibung der Krankheitsverläufe und die fotografische Dokumentation habe ich in wirklich mühseliger Kleinarbeit heraussuchen müssen. Weite Teile waren ausweislich der Dokumentationen mehrere Jahrzehnte nicht angefasst worden. Wenn man aber die Kürzel mal verstanden hatte, war es möglich gezielt zu suchen und zu finden. Wirklich erschlossen war der Nachlass nicht. Es hatten sich etwa 200 Präparate überwiegend von verstorbenen Patienten erhalten, die häufig noch in einem Zustand waren, dass man die Bakterien finden konnte.Das Glasplattenarchiv mit mehreren tausend! Mikroaufnahmen war in einem guten Erhaltungszustand. Das für mich faszinierende war, dass Koch alle Bausteine in der Hand hatte, aber trotzdem den Erregernachweis nicht führen konnte. Der Erreger wird wohl nur dann übertragen, wenn die Läuse während des Saugaktes gedrückt werden.Veranlassung für die Recherche war Das Jubiläumsjahr von Robert Koch und die selbst gestellte Frage, was er in der Zeit zwischen den beiden maßgeblichen Publikationen zur Bakteriologie gemacht hat...Interessant fand ich auch den Umgang mit dem wissenschaftlichen Lehrer von Koch, Henle. Der hatte auf der Basis von tausenden Obduktionen in einer theoretischen Schrift postuliert, dass Krankheiten durch vermehrungsfähige Partikel entstehen und verbreitet werden. Das hat ihn seinen Job in Göttingen(?) gekostet.. Koch hat bei ihm das mikroskopische Handwerk in Perfektion erlernt und ihn zeitlebens sehr geschätzt.
Man muss Beide für diese wissenschaftliche Leistung im Blick haben...korrekt wurde die Methode des Erregernachweises als Henle -Koch Postulat beschrieben. Und während Koch berühmt wurde ... wurde Henle, der die richtige Idee hatte eher vergessen.
Grüße in die Runde
Matthias (CMB)
Lieber Matthias,
Ganz vergessen wurde Prof. Henle nicht. Sein Name lebt ja bis heute weiter in der henleschen Schleife, durch die unser Harn in der Niere ständig passieren muss.
Und ganz verübeln wollen wir es Robert Koch auch nicht, dass er nicht alle Erreger und Übertragungszyklen entdeckt hat: So blieb auch für andere Forscher noch etwas zu erforschen. Gesehen hat er die Spirochaeten offenbar ganz deutlich unter dem Mikroskop. Nur die Übertragung nicht verstanden.
Die zyklische Übertragung von Erregern durch Arthropoden wurde erst 1893 am Beispiel des Texas Fevers der Rinder (Babesia bigemina) von Smith, Kilborne & Curtice eingehend beschrieben, noch bevor Ronald Ross die Übertragung der Malaria durch Mücken entdeckte.
Verwunderlich ist es vielmehr, dass der materielle Nachlass Kochs offenbar so wenig erforscht und bearbeitet wurde; dass sich Niemand die Mühe gemacht hat, seine Präparate unter ein Mikroskop zu legen. Am besten unter ein historisches Mikroskop von Hartnack oder Zeiss.
Herzliche Grüße,
Alfons
Hallo zusammen,
lauter interessante Sachen macht ihr oder wisst ihr zu berichten.
Jakob Henle (1809-1885), wie sehr viele Mediziner und Naturforscher des frühen bis mittleren 19Jh sind wirklich weitgehend vergessen, nur in der Henleschen Schleife der Niere lebt sein Name fort. Zum einen war er jüdischer Abstammung was nicht überall in deutschen Landen (D existierte ja noch nicht) den Zugang zu einer Uni ebnete, zum anderen ein früher deutsch-nationaler Burschenschaftler, zu einer Zeit als das noch progressiv-liberal war. Deshalb wurde er zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, aber bald bednadigt (von A. v Humboldt). Zu Kontroversen kam es wohl in Heidelberg woraufhin er nach Göttingen wechselte. Interessant vielleicht auch dass seine Beziehung und nicht standesgemäße Ehe zu Elise Egloff (https://de.wikipedia.org/wiki/Elise_Egloff) damals mehrfach literarisch verarbeitet worden ist: George Bernard Shaws Pygmalion oder das darausfolgende Musical My fair Lady dürfte eventuell bekannt sein.
Beste Grüße Stefan