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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Maria in Mai 19, 2025, 11:20:31 VORMITTAG

Titel: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 19, 2025, 11:20:31 VORMITTAG
Moin,

ich besitze eine kleine aber ferine Sammlung von alten Zeiss und Leitz Mikroskopen. Bei beiden Herstellern ist als Zubehör seitlich im Kasten immer ein Halter für Lochblenden (?)   :-\ . Ich verstehe die Funktion dieses Zubehörs nicht. Wie und wofür wurde es eingesetzt? Ich habe den Kondensor mit Linse versuchsweise entfernt und den Halter mit Blende eingesetzt. Natürlich ohne Erfolg. Also was macht es?

Dann noch eine Frage zum Kondensor. Der Kondensor ist verschiebbar. Was bewirkt das Verschieben des Kondensors? Dachte schon mal an die "schiefe Beleuchtung"  :-\ .

Kann mir bitte jemand erklären, wofür Halter und verschiebbarer Kondensor sind? Konnte dazu im Netz leider nichts finden. Dann ist das Forum immer meine lezte Hoffnung ;) .

Viele Grüße

Maria 
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: beamish in Mai 19, 2025, 11:30:58 VORMITTAG
Hallo Maria,

die Lochblenden sind die (ältere) Alternative zur Irisblende. Die Verschiebbarkeit der Blende am Abbe'schen Beleuchtungsapparat dient tatsächlich der schiefen Beleuchtung.

Grüße
Martin
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 19, 2025, 11:41:45 VORMITTAG
Hallo Martin,

vielen Dank für die Erklärung. So ganz habe ich es noch nicht ;) . Also dieser Halter ist ja auch überall im Kasten, wo an den Mikroskopen eine Irisblende vorhanden ist. Und trotzdem der Halter noch zusätzlich :-\ . Da würde ich doch immer die regelbare Blende vorziehen. Egal. Habe nicht 1895 gelebt :)  :) . Aber um den Halter einzuführen, muss ich den Kondensor mit Linse und damit verbundenen guten Sichtfeld herausnehmen und den Halter ohne Linse mit Lochblende einstecken. Ich kann sie auch nicht übereinander stecken. Nur der Halter ohne Optik geht gar nicht. Da ist im Sehfeld nichts zu sehen. Ich habe es noch nicht verstanden..... ;D .

Grüße
Maria
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: beamish in Mai 19, 2025, 12:00:00 NACHMITTAGS
Möglicherweise wurde übergangsweise beides geliefert, Lochblenden und Iris. Für die Kunden, die ihre gewohnten Lochblenden nicht missen wollten. Die Lochblenden haben ja eine definierte Öffnung.
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 19, 2025, 12:09:07 NACHMITTAGS
Vielleicht habe ich mich nicht richtig ausgedrückt. Der eigentliche fest verbaute Kondensor am Mikroskop hat eine Optik zur Lichtbündelung. Das ist ja die Aufgabe des Kondensors. Setze ich den Halter mit Lochblende ein habe ich keine Linse mehr. Wie soll das dann gehen ??? . Dann ist nur noch Okular und Objektiv im Stahlengang  ;D  ;D .

Grüße
Maria
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 19, 2025, 12:19:27 NACHMITTAGS
Noch ein Foto
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Lupus in Mai 19, 2025, 12:23:33 NACHMITTAGS
Hallo Maria,

diese 3 Lochblenden wurden je nach Objektiv in die links daneben abgebildete Fassung eingesetzt, und diese statt dem Kondensor in die Kondensorfassung eingeschoben. Also Aperturblenden ohne Verwendung des Kondensors.

Hubert.
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: beamish in Mai 19, 2025, 12:28:44 NACHMITTAGS
genau, so war es gedacht und beschrieben. Hier ein Stativ IV aus dem Zeiss-Katalog von 1889. Im Vordergrund der herausgenommene Kondensor mit Linse. Dafür ist der Halter mit Lochblende eingesteckt. Siehe auch die zugehörige Beschreibung.
Zeiss_1889_Stativ_IV.jpg


Martin
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 19, 2025, 12:40:08 NACHMITTAGS
@ Martin

Wie komme ich an den Anhang? Sehe zwar eine Klammer aber kann nichts öffnen....
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: beamish in Mai 19, 2025, 12:43:12 NACHMITTAGS
Eingebundene Abbildungen dauern oft etwas, bis sie angezeigt werden. Ruf meine Antwort etwas später nochmal auf...
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Lupus in Mai 19, 2025, 12:57:51 NACHMITTAGS
Hallo,

hier sieht man es vielleicht etwas besser, rechts unten die Fassung für die Lochblenden (damalige Bezeichnung "Cylinderblendung").

Zeiss Kondensor.jpg

Hubert
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 19, 2025, 13:43:19 NACHMITTAGS
@ Martin und Hubert

vielen Dank für die Klarstellung. Vielen Dank auch für die Fotos. Sind von Martin auch angekommen. Muss es heute Abend mal testen. Kann mir nicht vorstellen, dass man ohne Linsengruppe sprich Kondensor ein Bild erzeugen kann... :-\ . Habt ihr das mal versucht? Muss man evtl. die Tubuslänge verändern?. Ok hab ja alles da und werde mal selber gucken. Denke mal dass die "schiefe Beleuchtung" nur mit einem Kondensor funktioniert? 

Viele Grüße
Maria
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Thomas Böder in Mai 19, 2025, 13:47:17 NACHMITTAGS
Zitat von: Maria in Mai 19, 2025, 13:43:19 NACHMITTAGSKann mir nicht vorstellen, dass man ohne Linsengruppe sprich Kondensor ein Bild erzeugen kann... :-\

Ging auch schon problemlos und ziemlich gut an meinem ersten Mikroskop, dem Kleinmikroskop aus Rathenow.  :D
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: beamish in Mai 19, 2025, 13:55:37 NACHMITTAGS
Die Lochblenden funktionieren mit Objektiven bis c. 40fach. Bei höheren Vergrößerungen braucht man dann schon den Kondensor mit Sammellinse... Einfache Studien- und Schülermikroskope hatten früher einfach eine drehbare Lochscheibe unter dem Tisch mit verschieden großen Öffnungen.
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 19, 2025, 14:04:28 NACHMITTAGS
Ja darum hat man mit diesen Mikroskopen und Flaschenboden aber 1000x nix gesehen  :)  :) . Ja so eins hatte ich auch mal in den 60er Jahren. Mit Lochblende.

Prima, gaube dann haben wir mein Problem gelöst. Werde heute Abend mal testen ohne Kondensor. Obwohl der Kondensor ja "nur" für die Lichtbündelung zuständig ist. Könnte mir vorstellen, dass das Bild dann dunkler und nicht mehr so gut ausgeleuchtet ist.

Vielen Dank für die Hilfe!

Viele Grüße
Maria
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Thomas Böder in Mai 19, 2025, 14:06:49 NACHMITTAGS
Zitat von: Maria in Mai 19, 2025, 14:04:28 NACHMITTAGSJa darum hat man mit diesen Mikroskopen und Flaschenboden aber 1000x nix gesehen  :)

Auch das Meopta Exkursionsmikroskop hat Lochblenden.
Und von nix sehen und Flaschenboden kann bei Rathenow und Meopta nicht die Rede sein.
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Lupus in Mai 19, 2025, 14:16:15 NACHMITTAGS
Hallo Maria,

ZitatKann mir nicht vorstellen, dass man ohne Linsengruppe sprich Kondensor ein Bild erzeugen kann...
 ....  Muss man evtl. die Tubuslänge verändern?
Es geht nur um die Beleuchtung unterhalb des Objektträgers, natürlich muss man oberhalb nichts verändern, erst Recht nicht die Tubuslänge. Die Variante mit den Lochblenden statt Kondensor war sozusagen die billigere Ausführung für einfachere Mikroskope. Speziell wenn man mit einem Umlenkspiegel und dem diffusen Himmel als Lichtquelle beleuchtet, das war ja früher auch im Vergleich zu den üblichen Petroleumlampen keine so schlechte Alternative bezüglich der Helligkeit.

Auch modernere "Jugendmikroskope" hatten wie von Martin angesprochen oft keinen Kondensor, man konnte z.B. ganz einfach eine mattierte Glühlampe als diffuse Leuchtfläche einspiegeln. Da bringt ein Kondensor keinen Vorteil, das ist ein Trugschluss.

Hubert
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: rhamvossen in Mai 19, 2025, 16:06:31 NACHMITTAGS
Hallo,

ZitatJa darum hat man mit diesen Mikroskopen und Flaschenboden aber 1000x nix gesehen

Ja, das man mit solche einfache Mikroskope ohne Kondensor überhaubt nichts sieht, ist hier zu sehen:

https://mikroskopiedernatur.de/was-man-sehen-kann-mit-einem-einfachen-mikroskop

Beste Grüsse,

Rolf
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Alfons Renz in Mai 19, 2025, 17:13:00 NACHMITTAGS
Hallo Maria,

Die Funktion der einfachen Lochblende ergibt sich aus der Kombination mit dem konkaven Spiegel. Man kann mit diesem das Licht bündeln und das Präparat schräg beleuchten. Laut Abbe verdoppelt eine schräge Beleuchtung die Auflösung.

Sowohl der exzentrisch ausfahrbare Große Abbesche Kondensor und der konkave Spiegel mit Lochblende erlauben eine solche schräge Beleuchtung.

Der Vorteil der Lochblende mit Spiegel dürfte in der höheren Lichtausbeute liegen, was zu Zeiten der Petroleum-Funzeln noch eine entscheidende Rolle gespielt haben dürfte.

Soweit meine Vermutung. Der experimentelle Beweis steht also noch aus!

Beste Grüße,

Alfons
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 19, 2025, 18:16:09 NACHMITTAGS
Upps,

da habe ich wohl die einfache Beleuchtung mit Spiegel und Lochblenden drehbar oder steckbar total unterschätzt ;D . Sorry dafür. Ich werde das mal testen. Na klar hatte ich auch schon das Feldmikroskop von Meopta mit der Glocke und auch von Rathenow das Kleinmikroskop C. Schon lange her und ich glaube ich habe nie mit gearbeitet. Ich weiß auch, dass man das Gerd Schmahl eine tolle Abhandlung darüber geschrieben hat.

Rolf, danke für den sehr informativen Berich. Ich habe mir den gleich mal in Farbe ausgedruckt und werde ihn studieren.

Ich danke Euch allen für die Hilfe.

Viele Grüße
Maria 
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Gerd Schmahl in Mai 20, 2025, 17:38:41 NACHMITTAGS
Hallo Maria,
hat denn Dein altes Mikroskop eine zweiseitigen Spiegel (einmal plan und einmal konkav) oder nur einen planen?
Ein Hohlspiegel fungiert ja schon wie eine Sammellinse meist mit einer "Apertur um 0,25 bis 0,35 je nach Wölbung.
LG Gerd
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 20, 2025, 18:21:39 NACHMITTAGS
Hallo Gerd,

danke für die Rückmeldung. Die Spiegel an meinen alten Leitz und Zeiss Mikroskopen haben alle beides: plan und konkav. Also den Zusammenhang zwischen Spiegel und Apertur habe ich so nicht gewusst. Vielen Dank für den Hinweis.

Habe mir den Link von Rolf #17 genau angesehen. Danach habe ich richtig Respekt vor der Kombination Spiegel mit/ohne Kondensor. Ein gut gemachter Bericht für den Mikroskopiker!

Viele Grüße
Maria
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 20, 2025, 19:16:17 NACHMITTAGS
Hallo Gerd,

habe noch mal nachgelesen:
- Planspiegel reflektiert ohne zu bündeln
- für weit entfernte Lichtquellen wie Himmel

- konkav bündelt das Licht
- für Lichtquellen nahe am Mikroskop
- für ein helleres Bild und Auflösung zu verbessern.

So verstehe ich die Nutzung des Spiegel.

Viele Grüße
Maria
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Gerd Schmahl in Mai 20, 2025, 20:02:56 NACHMITTAGS
Hallo Maria,
der Planspiegel wird in Verbindung mit dem Kondensor genutzt, der Konkavspiegel ohne Kondensor. Damals hat man hauptsächlich mit Tageslicht gearbeitet und die Kondensoren sind für parallel einfallendes Licht konstruiert.
LG Gerd
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Lupus in Mai 21, 2025, 09:14:57 VORMITTAG
Hallo,

Zitat- Planspiegel reflektiert ohne zu bündeln
- für weit entfernte Lichtquellen wie Himmel

- konkav bündelt das Licht
- für Lichtquellen nahe am Mikroskop
- für ein helleres Bild und Auflösung zu verbessern.
Zitatder Planspiegel wird in Verbindung mit dem Kondensor genutzt, der Konkavspiegel ohne Kondensor.
Da muss man etwas präzisieren:
Sowohl Plan- als auch Konkavspiegel sind i.V. mit Kondensoren, aber auch ohne Kondensoren verwendbar. Die Diskussion bezog sich zunächst auf die Lochblenden, also ohne Kondensor.

Ohne Kondensor:
Wenn man eine große diffuse Lichtquelle verwendet (die also von Natur aus einen großen Beleuchtungswinkel erzeugt vergleichbar mit der NA des Objektivs) wie der Himmel oder eventuell eine mattierte Glühbirne nahe vor dem Umlenkspiegel, dann verwendet man einen Planspiegel.
Ein Konkavspiegel wirkt wie Gerd schon erwähnt hat wie eine Linse (allerdings in der Praxis ist er relativ langbrennweitig, z.B. hat der Zeiss-Umlenkspiegel für die schwarzen Standard-Modelle etwa eine Brennweite von 9 cm). Damit kann man eine Lichtquelle vor dem Mikroskop, z.B. damals eine Petroleumflamme, ähnlich einem Kondensor auf das Objekt abbilden. Bei einem Spiegeldurchmesser von 5 cm erreicht man in dem Beispiel max. eine NA von 0.27, reicht also nur für weniger anspruchsvolle Anwendungen.

Mit Kondensor:
Der Planspiegel dient insbesondere dazu, bei Köhler-Beleuchtung die vor dem Mikroskop aufgestellte Beleuchtungseinheit (Lampe + Kollektor + Leuchtfeldblende) in den Kondensor einzuspiegeln.
Mit dem Konkavspiegel erreicht man die Wirkung einer Kollektorlinse, indem das Licht einer vor dem Mikroskop in der Brennebene des Spiegels aufgestellten Lichtquelle - wie z.B. eine Petroleumlampe - parallel gerichtet wird und dann vom Kondensor (der i.d.R. für parallel einfallende  Beleuchtung optimiert war) auf das Objekt abgebildet wird.

Ob das Bild mit oder ohne Kondensor heller ist hängt von der Lichtquelle ab. Sobald die Leuchtfläche der Lichtquelle vor dem Mikroskop selbst einen Beleuchtungswinkel abdeckt, der mindestens der NA des Objektivs entspricht, kann die Lichtintensität durch einen Kondensor grundsätzlich nicht weiter erhöht werden.
Die Auflösung wird durch den Konkavspiegel ebenfalls nicht erhöht, entscheidend ist der erreichte Beleuchtungswinkel in Bezug zur NA des Objektivs, egal mit welcher Methode.

Hubert
Titel: Aw: Historische Mikroskope Funktion
Beitrag von: Maria in Mai 25, 2025, 12:08:18 NACHMITTAGS
Hubert,

ich möchte mich für Deine wunderbaren Ausführungen zum Gebrauch des Spiegels bedanken. Sehr beeindruckend wie gut Du es erklärt hast. So hab ich es sogar verstanden und einige Leser hier vielleicht auch. So ausführlich habe ich es noch nirgends gelesen. Danke  :)  :) .

Viele Grüße
Maria