Liebe Forumisten,
kürzlich ist ein Artikel erschienen, in dem der für die haluzinogenen Effekte der Trichterwinde Ipomoea tricolor verantwortliche Pilz charakterisiert und als neue Art Periglandula clandestina benannt wurde, Artikel (https://www.tandfonline.com/doi/10.1080/00275514.2025.2483634?url_ver=Z39.88-2003&rfr_id=ori:rid:crossref.org&rfr_dat=cr_pub%20%200pubmed).
Etwa zwei Wochen alte Keimlinge habe ich jetzt präpariert, wie man es zum Nachweis von VA Mykorrhiza in Wurzeln macht, d. h. 10 min in 7% NaOH gekocht und dann in essigsauer, königsblauer Tinte von Pelikan angefärbt. Bis jetzt habe ich nichts pilzliches gesehen, aber dafür schöne Tracheiden.
Ipomoea_Tracheiden.jpg
Viele Grüsse
Florian
Hallo Florian,
interessantes Thema, ich wusste nicht, dass bereits Albert Hofmann (der "LSD-Vater") rätselte woher die psychtrope Wirkung von Prunkwinden herrührt.
Fun Fact am Rande: in einer unbenannten bayerischen Gemeinde treffen sich an einer verschwiegenen Wertstoffinsel regelmäßig Jüngere und rauchen nicht nur Tabak, großes Tamtam; dahinter befindet sich viel Gestrüp und Brache, rätselt mal welche Pflanze dort ungehemmt in Massen wuchert... eine psychotrope Plantage, allerdings die hellblaue Variante "Flying saucer".
Es zeigt sich, bei der Namensgebung einiger Sorten scheint die Wirkung dieser üppigen Gartenpest, die nie wieder verschwindet, durchaus bekannt gewesen zu sein.
Wishing a glorious morning ;D
Stefan
Hallo Florian.
auch wenn Du das Gesuchte nicht gefunden hast, das ist dank Deiner Färbung ein wunderschönes Bild geworden!
Kannst Du bitte das Färbe-Protokoll noch etwas konkretisieren?
Zitatessigsauer, königsblauer Tinte von Pelikan
Ist das einfach die Tinte mit einem "Schuss" Essig? Was nimmst Du dazu: Eisessig oder reicht Essigessenz aus dem Lebensmittelhandel?
Ist das ein Schmitt oder ein Quetsch-Präparat?
LG Gerd
Hallo Gerd,
vom Thema abschweifend: Fühlst Du Dich so alt, dass Du Deinen Avatar hast so altern lassen?
Lieber Gerd,
ich hatte das in diesem Artikel https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=49129.0 etwas detaillierter beschrieben, mit Literaturlinks. 10 min kochen (Wasserbad) in 7% NaOH (fast zu lang). Danach Färbung für 5 min in 5% Essigsäure mit einigen Spritzern königsblauer Tinte von Pelikan (alles Pi mal Daumen). 15 min differenzieren in leicht mit Essigsäure angesäuertem Leitungswasser. Die Stiele sind dann sehr weich und können gequetscht werden. Blätter sind auch sehr schön, man erkennt ein Netz aus Tracheiden.
Viele Grüsse
Florian
Hallo Florian,
danke für die Infos! Ich mag Rezepte, die sich mit Hausmitteln realisieren lassen. O.K. das NaOH hat nicht jeder zu Hause herumliegen, ist aber noch auf normalem Wege beschaffbar.
Lieber Jürgen,
ich fühle mich nicht alt, sondern "weise" ;D und das bringt mein aktueller Avatar doch besser rüber. Das Foto stammt vom Liedermachertreffen in Frankfurt(Oder), wo ich mein "Gebet eines Mikroskopikers" zum besten gegeben habe und damit dass Pupslikum das auch versteht, hatte ich ein altes Mikroskop dabei und vorher erklärt, was ein Deckglas ist.
Frankfurt-Oder-2025-Foto Anke Ullrich-2a.jpg
Foto: Anke Ulrich
Es brauchte also keine KI, um meinen Avatar etwas "weiser" wirken zu lassen.
Liebe Grüße
Gerd
Die halluzinogenen Alkaloide befinden sich ja offensichtlich in den Samen und nicht in der Pflanze selbst:
https://de.wikipedia.org/wiki/Prunkwinden (siehe Abschnitt Nutzung)
Deshalb wurden auch in den Versuchen zu dem verlinkten Artikel die pilzlichen Organismen aus den "seed coats", den Samenhüllen vermehrt.
Grüße
Martin
Zitat von: beamish in Juni 21, 2025, 15:32:42 NACHMITTAGSDie halluzinogenen Alkaloide befinden sich ja offensichtlich in den Samen und nicht in der Pflanze selbst:
https://de.wikipedia.org/wiki/Prunkwinden (siehe Abschnitt Nutzung)
Deshalb wurden auch in den Versuchen zu dem verlinkten Artikel die pilzlichen Organismen aus den "seed coats", den Samenhüllen vermehrt.
Grüße
Martin
Hallo Martin,
"Periglandula DNA was detected in the highest quantities relative to Ipomoea DNA in hypocotyls, with lesser quantities in cotyledons, stems, and leaves (FIG. 6A). The fungus was not detected in roots of the same plants in which it was detected in aboveground tissues."
das spricht doch dafür, dass der Pilz in allen Pflanzenteilen ausser den Wurzeln wächst. Visuell haben sie ihn allerdings bevorzugt in den Samen und im Hypocotyl nachgewiesen. Bei anderen Ipomoea Arten wachsen die Pilze auf den Blättern. Im Supplementary Material ist ein Bild der Hyphen im Hypocotyl abgebildet. Darauf bezieht sich auch der Artname: "We propose the name Periglandula clandestina because of the hidden nature of the fungus within its host plant, a characteristic that contrasts with the other described species of Periglandula."
Alkaloide wurden in allen Pflanzenteilen, in verschiedenen Konzentrationen, nachgewiesen.
Viele Grüsse
Florian
Viele Grüsse
Florian
Ich dachte nur, daß die Chance Pilzhyphen zu finden, an den Samen vielleicht höher wäre.
Noch ein Bild der Federkernmatratze im Keimblatt.
Tracheiden_Blatt.JPG
Viele Grüsse
Florian
Zitat von: Gerd Schmahl in Juni 21, 2025, 15:15:30 NACHMITTAGSHallo Florian,
danke für die Infos! Ich mag Rezepte, die sich mit Hausmitteln realisieren lassen. O.K. das NaOH hat nicht jeder zu Hause herumliegen, ist aber noch auf normalem Wege beschaffbar.
Lieber Gerd,
ich vermute, auch die Natronlauge könnte man durch Sodalösung ersetzen, man muss dann halt vielleicht etwas länger erhitzen. Dann aber 100% schultauglich.
Viele Grüsse
Florian