Schönen guten Abend.
Nachdem hier ja vor einiger Zeit ausführlich über Zirkularpolarisation und die Verwendung von 3D-Kinobrillen dafür diskutiert wurde, habe ich mich jetzt mal aufgerafft, dies in die Praxis umzusetzen. Ziel der Übung ist es, als Alternative zu den vorhanden Linearpolarisatoren (unter dem Kondensor und im Zwischentubus eines Zeiss Standard) Zirkularpolarisatoren parat zu haben. Der Vorteil, so habe ich es verstanden, soll ja wohl sein, dass doppelbrechende Proben in jeder Stellung des Poltisches immer ihre maximale Interferenzfarbe zeigen. Das wäre eine feine Sache, dann könnte ich beim Durchmustern einer Charge Kristalle schnell erkennen, welcher Kristall die größte Doppelbrechung hat. Für den, der keinen drehbaren Tisch hat, wäre es auch attraktiv, er könnte sich das Drehen des Objekträgers ersparen, um festzustellen, ob er da was doppelbechendes vor der Flinte hat oder nicht.
Ich habe also die vorhandenen Polfilter aus dem Strahlengang geschwenkt bzw. gezogen. Dann habe ich von jedem der beiden Brillengläser einer 3D-Brille je ein Strück abgeschnitten. Diese beiden Zirkularpolarisatoren habe ich auf die Leuchtfeldblende gelegt bzw in den Zwischentubus geschoben, und zwar so, dass die Seite mit der Linearpolfolie jeweils der Lampe bzw. dem Auge zugewandt waren. Und in der Tat zeigten dann alle Kristalle im Blickfeld ihre höchste Interferenzfarbe bei jeder Stellung des Tisches.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/35169_59347593.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/35169_17332212.jpg)
Dass es die höchste Interfrenzfarbe ist, sieht man in diesem mit gekreuzten Linearpolarisatoren gemachten Bild (schlecht und recht) an dem langen Kristall, besser an seinen beiden Begleitern am linken/unteren Ende:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/35169_39532060.jpg).
Aber es fällt auf, dass z.B. diese beiden kleinen violetten Kristalle nicht immer die gleiche Farbe haben, man vergleiche die ersten beiden Bilder. Auch ist der Hintergrund bei den ersten Bildern ja alles andere als schwarz, was mancher vielleicht ganz hübsch findet, was aber so nicht sein sollte. Die Hintergrundfarbe ist vielmehr abhängig von der Stellung des Zirkularpolarisators auf der Leuchtfeldblende. Sie kann allerlei verschiedene Farben annehmen, aber nie Schwarz. Weiß jemand hierfür eine Erklärung? Es fiel mir auch auf, dass die Polfilterfolien, die in den Brillengläsern stecken, nicht sauber polarisieren. Hält man zwei Stücke Brillenglas so aufeinander, dass die Polfolien zusammenstoßen, dann kann man die Gläser gegeneinander verdrehen, bis fast kein Licht mehr durch den Stapel kommt. Hält man den Stapel aber so vor eine Lampe, so sieht man, dass eben doch noch etwas blaues Licht durchkommt. Zwei kommerzielle Polfilter übereinander sperren da viel besser. Vielleicht hängt es mit der unsauberen Polarisation zusammen, dass das Sehfeld bei meiner Zirkularpolarisation nicht schwarz ist. Weiss jemand dazu mehr? Benutzt überhaupt jemand Zirkularpolarisatoren?
Ole
Hallo Ole,
wir hatten das ja schon einmal vor kuzem hier im Foum mit den Polfilterfolien angerissen. Fakt ist, dass die Polfolien bzw. -filter aus Produktionen für die Mikroskopie eine extrem hohe Extinktion in Kreuzstellung aufweisen als Ausdruck dafür, dass sie das Licht zu einem sehr hohen Anteil polarisieren. Das hat seinen Preis - wie wir ja alle wissen. Poleinrichtungen für Kameras oder auch für das 3-D-Kino weisen keinen so hohen Polarisationsgrad auf. Daher wird der Hintergrund in Kreuzstellung dann auch nicht "pitsch"schwarz, sondern nimmt ein mehr oder minder dunkles Blau an - dafür ist eine solche Konstruktion auch wesentlich kostengünstiger.
Zirkulare Polarisation lässt sich natürlich auch mit teuren Linearpolarisatoren und Lambda/4-Plättchen erzeugen.
Beste Grüße !
JB
Hallo Ole,
für meinen Bedarf benutze ich Zirkularpolarisatoren aus dem Fotobereich (billig bei ebay)
Für Kurszwecke zur Darstellung von Funktion und Wirkungsweise völlig ausreichend. Der bei völliger Kreuzung entstehende dunkelblaue Hintergrund wird von den Meisten als angenehm empfunden.
Persönlich nutze ich diese Art der Polarisation für Schnellnachweise (Stärke, etc.)
Echte Polarisation wäre sowieso nur mit spannungsfreier Optik möglich; und wer hat das schon :-)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/35189_30376100.jpg)
Gruß
Wolfgang
Hallo Jürgen und Wolfgang,
danke für eure Hinweise. Dann werde ich mal selbst ein wenig experimentieren.
Viele Grüße
Ole
Hallo Jürgen,
Zitat"... Zirkulare Polarisation lässt sich natürlich auch mit teuren Linearpolarisatoren und Lambda/4-Plättchen erzeugen. ..."
Leider ist nicht in jedem Mikroskop soviel Platz, auch noch ein zusätzliches Lambda/4-Plättchen im Beleuchtungsstrahlengang unterzubringen.
Viele Grüße
Erik
Hallo Wolfgang,
Zitat von: liftboy in März 16, 2010, 08:22:43 VORMITTAG
für meinen Bedarf benutze ich Zirkularpolarisatoren aus dem Fotobereich (billig bei ebay)...
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/35363_30544512.jpg)
...
Warum sind bei Verwendung von Zirkularpolarisatoren eigentlich noch Auslöschungsstreifen zu sehen?
Viele Grüße
Erik
Ich benutze die zirkulare Polarisation bei Proben die später eine Bildauswertung über sich ergehen lassen müssen. Da die Farben für die aktiven Kristalle dann richtungsunabhängig in ähnlicher Weise dargestellt werde, ergibt sich ein geeignetes, selektives Alleinstellungsmerkmal für die gewünschten Kristallsorten und erleichtert die Arbeit enorm.
Gruß
Thomas
Hallo Thomas,
das ist interessant. Und was für Zirkularpolarisatoren hast du (von welchem Hersteller)? Oder hast du Linearpolarisator und Verzögerungsplättchen getrennt?
Darf ich fragen was für Kristalle da auseinandersortiert werden?
Grüße
Ole
Ich benutze ausschließlich Zeiss Mikroskope (Es gibt im Archiv Bilder meiner Ausrüstung, Suchfunktion). Ich arbeite in einem Institut welches sich mit Glas und Keramik beschäftigt. Aus diesem Umfeld kommen meine Präparate.
Herzliche Grüße
Thomas