Das Vorkommen der virginischen Traubenkirsche beschränkt sich auf den Norden Amerikas, wo sie weit verbreitet ist. Mein Exemplar steht auf der wunderschönen New Yorker High Line.
Im Gegensatz zur europäischen Traubenkirsche sind ihre Früchte wegen des niedrigen Blausäuregehalts für Menschen nicht giftig. Nutztiere wie Kühe, Pferde und Schafe sollten das Laub allerdings nicht fressen.
Prunus virginiana wächst als großer Strauch bzw. kleiner Baum.
Wikipedia erwähnt, dass die Früchte (trotz des geringen Anteils an Fruchtfleisch) als Vitaminlieferant für die indigene Bevölkerung sehr wichtig waren.
Der englische Name "Chokeberry" hingegen lädt nicht gerade zum Verzehr ein.
Hier zunächst ein Bild der Blüten.
Bild 1 (Wikimedia Commons, Autor Nadiatalent)
(https://www2.pic-upload.de/img/37557038/Prunus_virginiana_flowers.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Ich habe mir für den Beitrag Sprossachse, Blattstiel und Blatt angeschaut. Die Schnitte sind zwischen 25µm und 30 µm dick, gefärbt wurde mit FCA (nach Etzold)
Hier der Überblick über die Sprossachse
Bild 2
(https://www2.pic-upload.de/img/37557035/Pvsa1.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Der Randbereich zeigt Tendenzen zur Lignifizierung, weiterhin auffällig sind die Sklerenchymkappen über dem Phloem. Die kräftige Färbung scheint kein Artefakt zu sein, dieser Schnitt ist 25 µm dick und nach Protokoll gefärbt.
Jetzt noch der Schnitt im polarisierten Licht
Bild 3
(https://www2.pic-upload.de/img/37557034/Pvsa2.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Die verschiedenen Zelltypen lassen sich manchmal in der Aufnahme mit Polfilter besser voneinander unterscheiden, so auch hier.
Nun eine Detailaufnahme
Bild 4
(https://www2.pic-upload.de/img/37557036/Pvsa4.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Von innen nach außen (hier von "oben nach unten") Xylem, Kambium, Phloem, Sklerenchymzellen.
Frage: Die blau gefärbten Sklerenchymzellen mit den dicken Zellwänden und die vier intensiv rot gefärbten Zellen liegen ja alle in einem Bereich, in dem man Sklerenchym erwartet. Weiß jemand, was der Unterschied zwischen diesen Zellen ist? Die rot gefärbten treten übrigens regelhaft in allen Schnitten auf.
Jetzt aber zum Blattstiel, zunächst die Übersicht
Bild 5
(https://www2.pic-upload.de/img/37557028/Pvbs1.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Die roten Zellen sieht man auch hier, unterhalb der Leitbündelsichel und auch am linken kleinen Leitbündel außen
Bild 6
(https://www2.pic-upload.de/img/37557032/Pvbs2.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Dieses "unruhige" Bild mit den intensiv rot gefärbten Zellen habe ich so bisher noch nicht gesehen. Man hat auch den Eindruck (vor allem links und rechts), dass unterhalb dieser Zellen (also zum Leitbündel hin) ebenfalls größere, aber blau gefärbte Zellen auftreten.
Ein Schnitt weiter in Richtung der Blattspreite zeigt folgendes Bild
Bild 7
(https://www2.pic-upload.de/img/37557031/Pvbs3.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Die Leitbündel machen sich auf in Richtung Blattspreite.
EDIT: Alf und Hans-Jürgen weisen zurecht darauf hin, dass es sich bei den "Hörnchen" um extraflorale Nektarien handeln dürfte! (Siehe die entsprechenden Kommentare.)
Das gleiche Bild im polarisierten Licht:
Bild 8
(https://www2.pic-upload.de/img/37557030/Pvbs4.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Man erkennt auf dieser Aufnahme, dass sich in den "Hörnchen" jede Menge Kristalle tummeln.
Dazu eine Nahaufnahme (ebenfalls im polarisierten Licht)
Bild 9
(https://www2.pic-upload.de/img/37557033/Pvbs5.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Und jetzt zum Blatt selbst, zunächst ein Überblick
Bild 10
(https://www2.pic-upload.de/img/37557019/Pvb1.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Außer der Mittelrippe und den zwei Nebenrippen sind weitere kleine Adern an den rötlich gefärbten Leitbündelzonen zu erkennen.
Im polarisierten Licht ergibt sich folgender Anblick
Bild 11
(https://www2.pic-upload.de/img/37557021/Pvb4.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Sehr auffällig natürlich die Haarbüschel lateral der Hauptrippe, außerdem sieht man auch hier jede Menge Kristalle, wohl am ehesten Calciumoxalatkristalle.
Dazu jetzt einige Bilder, alle aufgenommen im polarisierten Licht
Bild 12 (gestackt)
(https://www2.pic-upload.de/img/37557025/Pvb9.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Bei den ansonsten haarlosen Blättern sind die Büschel schon sehr auffällig. Bei Prunus sind wohl keine Domatien bekannt, also "gezielt" bereitgestellte Unterschlupfmöglichkeiten für Insekten, aber aus Insektensicht könnte so ein Haarbüschel durchaus verlockend sein, sich hier zu verstecken. Ob das diese ökologische Bedeutung hat, darüber habe ich nichts gefunden.
Jetzt einige der wirklich sehr schönen Kristalle, die meist als Prismen, aber auch als Drusen auftreten.
Bild 13
(https://www2.pic-upload.de/img/37557027/Pvb10.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Bild 14
(https://www2.pic-upload.de/img/37557024/Pvb7.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Bild 15
(https://www2.pic-upload.de/img/37557023/Pvb6.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Abschließend noch ein Blick auf den Querschnitt der Blattspreite
Bild 16
(https://www2.pic-upload.de/img/37557020/Pvb2.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Man sieht den üblichen Aufbau mit ein- bis zweireihigem Palisadenparenchym und hier relativ dichtem Schwammparenchym.
Wie immer freue ich mich über Kommentare, berichtigungen und Ergänzungen.
Lieber Peter,
schöner artikel mit tollen Bildern! Bei den "Hörnchen" wird es sich um extraflorale Nektarien handeln welche bei Traubenkirschenblättern typisch sind. Sie sezernieren Nektar welche Insekten anlocken welche wiederum potentielle Schädlinge am Weg eliminieren sollen.
Habe hier https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=44293.0 (https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=44293.0) mal angeschnitten. Vermutlich sind die roten Zellen mit Skeret gefüllt welches an den extrafloralen Nektarien sezerniert werden.
Lg
Alex
Hallo Alf,
an extraflorale Nektarien habe ich überhaupt nicht gedacht!
Aber Du hast da höchstwahrscheinlich Recht, Deine Bilder belegen das ja eindrucksvoll. Und auch die virginische Traubenkirsche bildet die aus.
Super - ganz herzlichen Dank!
Lieber Peter,
ein interessanter Beitrag zur Virginische Traubenkirsche.
Die ,,Hörnchen" sind extraflorale Nektarien.
Ich habe 2012 einen Beitrag im Forum eingestellt:
Extraflorale Nektarien am Blattstiel vom Gewöhnlichen Schneeball.
https://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=13660.0
Gruß nach München
Hans-Jürgen
Lieber Hans-Jürgen,
auch Dir ganz herzlichen Dank!
Extraflorale Nektarien hatte ich gar nicht ,,auf dem Schirm".
Um so schöner, dass das jetzt geklärt ist.