Der Strauchige Gamander ist ein immergrüner Strauch aus der Familie der Lippenblütler (Lamiaceae). Er wird bis über 2 m groß. Beheimatet ist er im Mittelmeergebiet, er bevorzugt sonnige und trockene Standorte. Mein Exemplar habe ich in Kroatien gefunden.
Für den Beitrag habe ich mir Sprossachse, Blattstiel und Blatt angeschaut.
Hier zunächst der Habitus
Bild 1 (Wikimedia Commons, Autor Franz Xaver)
(https://www2.pic-upload.de/img/37559005/Teucrium_fruticans_1.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Das Schneiden des Sprosses gestaltete sich als Geduldsprobe. Saubere Schnitte über den gesamten Querschnitt waren kaum zu erhalten. Ich habe es mit alten und neuen Klingen im Schlittenmikrotom sowie mit dem Tischmikrotom versucht. Produziert habe ich Matsch, Brösel und eine Mischung aus beidem. Die Schnitte waren zerrissen, zerfallen, verwüstet. Ich habe es ohne Einbettung, mit Möhre und Styrodur versucht, immer das gleiche Ergebnis.
Ich wollte aber unbedingt einen kompletten Querschnitt zeigen.
Ein zumindest halbwegs präsentables Ergebnis erbrachte dann die "Einbettung" in einen Flaschenkorken.
Bild 2
(https://www2.pic-upload.de/img/37559006/IMG_2010.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Bild 3
(https://www2.pic-upload.de/img/37559007/IMG_2012.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Diese Methode beschädigte zwar das innen liegende Gewebe, aber zumindest kann ich einen kompletten Querschnitt zeigen.
Die Färbung ist nach Etzold mit FCA
Bild 4
(https://www2.pic-upload.de/img/37558932/Tfsaqg.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Zunächst die ungefärbten Bilder des Sprossquerschnittes
Bild 5
(https://www2.pic-upload.de/img/37558914/Tfn2.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Was wir eine Hülle aussieht, ist Flüssigkeit rund um die zahlreichen Haare des Sprosses.
Bild 6
(https://www2.pic-upload.de/img/37558917/Tfn4.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Die vier "Gnubbel", die dem Spross ein viereckiges Aussehen verleihen, sind kollenchymatisch verdicktes Rindenparenchym
Jetzt einige Bilder von den nach Etzold (FCA) gefärbten Schnitten des Sprosses
Bild 7
(https://www2.pic-upload.de/img/37558921/Tfsaq6.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Erkennbar sind das lockere Markparenchym, die breite Xylemzone, das Phloem, eine dünne Sklerenchymschicht und das Rindenparenchym. Eindrucksvoll natürlich die intensive Behaarung.
Hier noch einmal als Detailaufnahme
Bild 8
(https://www2.pic-upload.de/img/37558919/Tfsaq2.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Und hier im polarisierten Licht
Bild 9
(https://www2.pic-upload.de/img/37558918/Tfsaq3.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Noch etwas näher ran
Bild 10
(https://www2.pic-upload.de/img/37558922/Tfsaq4.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
An manchen Stellen hat man den Eindruck, dass sich Steinzellen (?) zwischen das Sklerenchym gemogelt haben
Bild 11
(https://www2.pic-upload.de/img/37558924/Tfsaqsz.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Außer den "Wuschelkopftrichomen" sind auch zwei Arten von Drüsenhaaren auffällig
Zum einen köpfchenförmige Drüsenhaare (Capitate)
Bild 12 (Stack)
(https://www2.pic-upload.de/img/37558923/Tfsaq5.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Zum anderen so genannte Peltate, also scheibenförmige Drüsenschuppen, die auf einem Zellstiel sitzen
Bild 13 (Stack)
(https://www2.pic-upload.de/img/37558920/Tfsaq1.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Ein kurzer Abstecher vom äußeren Bereich in das Xylem
Bild 14 (DIC)
(https://www2.pic-upload.de/img/37558925/Tfsaq7.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Jetzt einige Bilder vom längs geschnittenen Spross
Bild 14
(https://www2.pic-upload.de/img/37558930/Tfsal1.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Bild 15
(https://www2.pic-upload.de/img/37558929/Tfsal3.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Bild 16
(https://www2.pic-upload.de/img/37558928/Tfsal2.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Bild 17
(https://www2.pic-upload.de/img/37558931/Tfsal5.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Wir wechseln vom Spross zum Blattstiel. Die Schnitte sind ebenfalls mit FCA gefärbt und 30 µm dick.
Zunächst der Blattstiel
Bild 18
(https://www2.pic-upload.de/img/37559003/Tfbs1.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Auf dieser Schnittebene ist bereits der Abgang der Blattspreiten mit den dazu gehörigen Leitbündeln erkennbar.
Die zentrale Leitbündelsichel im Detail
Bild 19
(https://www2.pic-upload.de/img/37559004/Tfbs4.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Der Querschnitt des Blattstiels im polarisierten Licht
Bild 20
(https://www2.pic-upload.de/img/37559001/Tfbs2.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Jetzt zwei Schnittebenen des Blattes
Bild 21
(https://www2.pic-upload.de/img/37558997/Tfb1.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Bild 22
(https://www2.pic-upload.de/img/37558995/Tfb3.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Im polarisierten Licht fällt auf, dass sich die Behaarung jetzt fast ausschließlich auf die Blattunterseite konzentriert
Bild 23
(https://www2.pic-upload.de/img/37558996/Tfb2.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Die starke Behaarung dient wohl in erster Linie dem Schutz, unter anderem auch vor Sonneneinstrahlung (bei bevorzugt trockenem und sonnigem Standort). Wie schützt sich dann die Oberfläche des Blattes?
Bild 24
(https://www2.pic-upload.de/img/37559000/Tfb4.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
In diesem Querschnitt der Blattspreiten sehen wir deutlich die unterseits ausgeprägte Behaarung. Auf der Blattoberfläche fallen eine sehr kräftige Epidermis (lignifiziert) und eine ebensolche Cuticula auf. Sie sorgen hier für die Schutzfunktion.
Was ebenfalls sichtbar ist: Das zweilagige Palisadenparenchym, das dem Schwammparenchym kaum Platz lässt. Der Strauchige Gamander scheint ein Meister der Photosynthese zu sein.
Eine ähnliche Stelle im polarisierten Licht. Auch hier ist die Anpassungsleistung des Blattes an den (sonnigen) Standort deutlich zu erkennen.
Bild 25
(https://www2.pic-upload.de/img/37558998/Tfb5.jpg) (https://www.pic-upload.de/)
Wie immer freue ich mich über Kommentare, Berichtigungen und Ergänzungen.
Guten Abend Peter,
da hast Du Dir sehr viel Mühe gemacht. Ich bewundere Deine Geduld!!
Gruß vom Namensvetter
Peter W
Schöne Schnitte und Darstellung! Da hast du dir echt Mühe gegeben, da ist eine Paraffineinbettung ja schon fast einfacher!
Hallo Peter,
Wie immer sehr gut und sehr interessant. Ich bewundere deine Geduld beim schnippeln , färben und zu guter letzt auch die Präsentation im Forum. Danke!☺️
Lg Daniel
Hallo Peter,
hallo Alf,
hallo Daniel,
vielen Dank für eure netten Kommentare!
Was die Geduld angeht - bei so besonders widerborstigen Pflanzen wird es halt irgendwann mal was Persönliches. Da heißt es dann "Mann gegen Stängel" ... ;)
Lieber Peter,
ich habe noch nie zuvor diese Pflanze; Strauchiger Gamander Teucrium fruticans gesehen.
Wieder etwas gelernt.
Der Spross ist nicht verholzt.
Sklereiden dienen hier der Festigung und Verstärkung von Pflanzenteilen.
Wie fixierst du die Pflanzenteile ?
Ich verwende immer das AFE-Gemisch.
Benötigte Chemikalie :
Ethanol vergällt 96%ig (kein Brennspiritus), Eisessig, Formol 40%ig, Aqua dest.
Der Eisessig härtet die Zellen.
Gruß
Hans-Jürgen
Lieber Hans-Jürgen,
danke für Deine Bestätigung (Sklereide).
Was den Gamander angeht: Wenn ich auf Reisen bin, versuche ich immer, Pflanzen zu ernten, die bei uns nicht vorkommen. Das ist schon beim Sammeln eine Freude, z.B. bei den Halophyten, die in salziger Umgebung wachsen und bei denen ich dann Salzdrüsen suchen kann.
Meine Proben liegen in 70%igem Ethanol. Das ist sicherlich nur zweite Wahl, aber mit AFE habe ich noch nie hantiert. Formalin kenne ich nur aus dem Medizinstudium, damit waren die Leichen in der Anatomie fixiert.
Gibt es AFE fertig zu kaufen?
Beste Grüße
Peter
Ich sehe gerade, es gibt Ethanol/ Eisessig-Gemisch zu kaufen. Das wäre vielleicht ein sinnvolles Upgrade.
Hallo Peter,
sehr gelungene Aufnahmen! Die Bilder der Blattquerschnitte gefallen mir besonders.
LG
Jürgen
Hallo Jürgen,
wieder mal herzlichen Dank für Deinen Kommentar. Die Blattquerschnitte sind auch am besten gelungen, es sind auch meine Favoriten.