Hallo Tümpler,
letztes Jahr habe ich mal eine ältere und stark angegammelte Tümpelprobe filtriert und das Filterpapier fixiert. Jetzt habe ich die Probe aufgearbeitet und ins REM gelegt. Hier vier Bilder aus der Probe, die mal einen Blick auf die Oberfläche einiger Organismen bzw. deren Überbleibsel zeigen.
Eine Cosmarium, sicherlich nicht mehr ganz vital.
(http://www.bewie.de/images/FuerExterneSeiten/20100301Cos.JPG)
Immer wieder ein bizarrer Anblick: Zerfallender Dinoflagellat, bei dem sich die äußere Haut schon aufgelöst hat und den Blick auf die Panzerplatten freigibt.
(http://www.bewie.de/images/FuerExterneSeiten/20100302Dino.JPG)
Gebilde beinahe wie aus dem Krieg der Sterne: Staurastrum.
(http://www.bewie.de/images/FuerExterneSeiten/20100304Stau.JPG)
Gehäuse eine Euglypha (vermutlich tuberculata).
(http://www.bewie.de/images/FuerExterneSeiten/20100303Euglypha.JPG)
Viel Spaß beim Anschauen und einen schönen Mikronachmittag!
Bernd
Hallo Bernd, also für vergammelt sieht das super aus!
Sonst kennt man ja nur die Diatomeen im Rem, da sind Deine Bilder von (Zier)-Algen eine echte Bereicherung!
Lieber Bernd,
vielen Dank für die REM-Einblicke! Gerade Dinoflagellaten geben darüber ein wunderbares Bild ab.
Viele Grüße,
Wolfgang
Hallo Bernd,
wunderbare Aufnahmen. !!! ::)
Herzliche Grüße
Frank
Hallo Bernd,
wirklich sehr schöne REM-Aufnahmen. REM-Bilder sind hier ja eine Seltenheit, daher vielen Dank dass du diese hier zeigst!!!
Gerne darfst du auch in Zukunft wieder welche zeigen. ;)
Viele Grüße
Michael
Hallo Bernd,
immer wieder von Deinen Aufnahmen begeistert, möchte ich eine Bitte äußern.
Würdest Du mir/uns einmal kurz die Vorgehensweise der Präparation schildern und die Bildüberschriften erklären?
Herzliche Grüße
Frank
Lieber Bernd,
auch von mir schönen Dank für die aussergewöhnlichen Bilder. Davon gerne mehr!
Leider sieht man REM-Aufnahmen viel zu selten - wohl deswegen, weil sie etwas sperriger sind und einen noch geringeren WAF haben, wie ihre kleinen optischen Brüder. ;D
Herzliche Grüße
Jörg
Hallo Bernd,
auch ich finde REM-Bilder immer wieder faszinierend. Danke, dass Du welche zeigst.
Ich zeige im Unterricht oft auch die botanischen REM-Bilder aus dem Wanner, das sind eben noch einmal ganz andere "Einsichten",
viele Grüße
Mila
Lieber Jörg,
ZitatLeider sieht man REM-Aufnahmen viel zu selten - wohl deswegen, weil sie etwas sperriger sind und einen noch geringeren WAF haben, wie ihre kleinen optischen Brüder.
Nun kann ja sein, dass ich das TLA "WAF" falsch deute, aber ich denke, dass den meisten von uns schlicht und einfach das fehlt, was Bernd im Keller hat, nämlich ein kleines REM. Sonst gäbe es schon mehr REM-Bilder hier zu sehen ;D ;D.
Im Stereomikroskop hat man eine Ahnung von den räumlichen Strukturen dieser Viecher, aber meist bleibt es bei der Ahnung, weil sie eben zu klein sind. Amöbenschalen z. B. im REM zu betrachten (diese Gelegenheit hatte ich kürzlich bei Dr. Karl-Heinz Schäffner in Solingen) ist eine Wucht und sorgt für eine sichere Einordnung von "oben und unten".
Das Cosmarium (es sieht mir nach C. reniforme aus) konnte ich mir beim Durchfokussieren schon so ähnlich vorstellen, nun sehe ich es aber mal wirklich.
Das Staurastrum: Welch eine Pracht! Was habe ich mich beim Handstacken bemüht: http://www.protisten.de/gallery/pics/Staurastrum-pingue_040-125_P1185860-924_NZG-INET800.jpg.
Gut, ist auch was geworden, aber das REM zeigt es eben noch akkurater.
Ich wollte nur, eben initiiert durch das "weil sie etwas sperriger sind", mitteilen, dass ich die REM-Aufnahmen eher körperlicher, verständlicher finde als unsere abstrakten optischen Schnitte, die wir üblicherweise machen (müssen).
Insofern wünsche ich mir zu den vielen schönen und instruktiven LM-Aufnahmen eben auch immer wieder mal REM-Bilder, die mich sehen lassen, was ich bei der Lichtmikroskopie oft nur erahnen kann.
Aber danke, dass Du dich so geäußert hast. Ohne diesen Anstoß hätte ich dies hier nicht geschrieben.
Tschüß, Wolfgang
Zu dem REM-Thema nochmal einen Buchtipp (hatte ich aber auch schon mal gepostet bei "Literaturhinweise"):
ich finde das Buch klasse, die Anschaffung lohnt sich: http://www.amazon.de/Nanowelten-Die-fabelhafte-Welt-Mikrokosmos/dp/3894057602/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1269297700&sr=8-1
viele Grüße
Mila
Lieber Wolfgang,
schön, dass ich Dich in den Thread locken konnte, sonst wäre mir Dein wirklich eindrucksvolles Bild des Staurastrums entgangen.
Aber Du hast natürlich recht: die REM-Bilder sind ja nicht nur wegen der hohen Vergrößerung und Auflösung so faszinierend, sondern eben auch, weil sie einen quasi dreidimensionalen Blick auf das Objekt erlauben.
Leider gehört die REM ja vom Preis und dem Platzbedarf immer noch zur Großtechnik. Darauf bezog sich das sperrig: in der Regel darf es ja schon ein eigener Raum sein und die notwendige Vakuumpumpentechnik älterer Institutsgeräte wird wohl auch einen Drehstromanschluss benötigen und den Stromzähler mal so richtig in Schwung bringen.
Die neuen sind natürlich schon etwas kleiner - aber den Preis möchte ich garnicht wissen: Tisch-REM (http://www.jeol.de/wDeutsch/produkte/rasterelektronenmikroskope/niedervakuum_rem/jcm_5000_neoscope.shtml).
WAF (oder HAF) ist der wifes- bzw. husbands acceptance factor. Ich wüsste jedenfalls, was ich zu hören bekäme, sollte ich irgendwann einmal mit einem Kleinlaster vorfahren ... ;D ;D
Dass Bernd diese - und andere - Hürden überwunden hat, wusste ich und hoffe daher auf mehr seiner tollen Aufnahmen. :)
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Jörg,
Deine Zeilen vermitteln mir, dass Du das, was Du ausgedrückt hattest, nicht hattest sagen wollen, denn...
ZitatLeider sieht man REM-Aufnahmen viel zu selten - wohl deswegen, weil sie etwas sperriger...
"sie" in diesem Satz ist der Stellvertreter für "REM-Aufnahmen". Der Satz bedeutet also, dass Du die REM-Aufnahmen als sperrig im Sinne von schwierig interpretierbar ansiehst. Tust Du nicht, wie nun zu lesen ist, Du meintest das Equipment.
Ja, ein Raum + nennenswerte Kosten + Geschick beim Basteln zwischen Elektronik und Mechanik...
Schön, dass wir das geklärt haben :)
Schönen Tag, Wolfgang
Lieber Wolfgang,
ja, jetzt sehe ich es auch. :)
Das passiert immer, wenn man sein Geschreibsel sofort abschickt, ohne noch mal 'drüberzulesen. :-[
Sorry für die Verwirrung.
Herzliche Grüße
Jörg
Hallo und vielen Dank für all das Lob!
In der Tat bietet das REM gute Oberflächenabbilder mit enormer Tiefenschärfe. Man kann etwas über die Oberflächenstruktur erfahren, die man so im Lichtmikroskop nicht sieht und die Bilder haben mit ihrer Plastizität auch einen gewissen Reiz. Aber zur Taxonomie der Protisten ist das REM fast durchweg ungeeignet; da sind andere Merkmale wichtiger, die man nur im Lichtmikroskop sieht. Ausnahmen sind allenfalls die Testaceen-Schalen, die anhand des REM-Bildes ganz gut zu klassifizieren sind. Vielleicht kann man auch nackte Diatomeen-Schalen mit dem REM klassifizieren, da fehlt mir allerdings die Erfahrung.
Sperrig ist das REM in der Tat, etwas größer als ein Schreibtisch, aber mit insgesamt 400 Kilogramm nicht mehr so einfach zu verschieben. Heutzutage gibt es allerdings schon richtig zierliche Geräte, die ein bisschen wirken wie eine größere Kaffee/Espresso-Maschine von Jura. Man könnte sie sogar mit in den Urlaub nehmen - der Firmenvertreter reist mit einem solchen Gerät im PKW von Präsentation zu Präsentation.
@Frank zur Präparation: Fixiert wird mit Mitteln, die die Oberfläche stabilisieren und härten. Bei normalen histologischen Proben soll die Oberfläche ja nicht so schnell härten, damit das Fixiermittel möglichst flott in die Tiefe eindringen kann und auch insgesamt soll das Gewebe nicht so hart werden, damit es schneidbar bleibt. Mir geht es vor allem darum, die Oberfläche möglichst ohne Verformung zu stabilisieren; wie die Probe innen aussieht, ist nicht so wichtig. Allerdings muss auch innen noch genügend Stabilität herrschen, sonst verformt sich die Probe in den späteren Präparationsschritten. Die Probe hier wurde mit dreiprozentigem Glutardialdehyd (in Leitungswasser) fixiert, dann über mehrere Stufen in 100prozentiges Isopropanol überführt und darin gelagert. Auch hier wieder ein Unterschied zur normalen Histologie: Dort würde man man in 70prozentigem Isopropanol lagern, weil damit der beste Kompromiss zwischen Konservierung und Härtung erzielt wird. Getrocknet habe ich diese Probe mit HMDS (Hexamethyldisilazan). Zu diesem Zweck wird die Probe über mehrere Mischstufen in 100prozentiges HMDS überführt, das ich anschließend verdunsten lassen. HMDS hat eine extrem niedrige Oberflächenspannung und lässt daher beim Trocknen die Oberfläche intakt - es gibt einiges an Literatur zu dieser Methode. Es muss aber wirklich 100prozentig sein, sonst gibt es Probleme. Auch ist HMDS längst nicht für jedes Material geeignet. Anschließend wird die Probe mit einem leitfähigen Kleber auf das Probentischchen geklebt und mit Gold besputtert - danach kann sie in die REM-Kammer.
Die Beschriftung zeigt in manchen Bildern über dem Maßsstabsbalken die Vergrößerung (bezogen auf ein Polaroidbild), die Beschleunigungsspannung der Elektronenkanone in Kilo-Volt, den Arbeitsabstand (WD) und zwei numerische Parameter, die man zwecks Bildidentifikation verändern kann. Das war früher wichtig, als das Bild noch per Polaroidkamera aufgenommen wurde, ich habe die Bildausgabe meines Gerätes aber von Anfang an digitalisiert und deswegen für die beiden Nummern keine Verwendung.
In Micscape gab es übrigens mal einen Bericht über A Scanning Electron Microscope in the Dining Room (http://www.microscopy-uk.org.uk/mag/artsep08/tk-sem.html), der in etwa meinen Erfahrungen ähnelt - zumal ich das gleiche Gerät habe.
Wie Wolfgang schon schrieb: Man braucht einige Übung im Basteln zwischen Elektronik und Mechanik und vor allem auch eine Menge Zeit für Proben-Präparation, Wartung und Reparatur. Und man sollte die Wärmeentwicklung von REM-Elektronik und Vakuum-System nicht unterschätzen - in meinem (nicht klimatisierten) Keller kann ich in heißen Sommerphasen nicht mit dem REM mikroskopieren, weil ich dabei unweigerlich hitzefixiert würde.
Demnächst noch weitere Bilder!
Schöne Grüße
Bernd.
Lieber Bernd,
zur Diagnosequalität von REM-Bildern ist noch hinzuzufügen, dass es z. B. bei Testaceen (Matrix, Zementstruktur) also auch bei Heliozoen (Schuppen) Diagnoseschritte gibt, die nur mittels REM gesichert durchgeführt werden können.
Tschüß, Wolfgang
ZitatDemnächst noch weitere Bilder!
Schöne Grüße
Bernd.
:) :D ;D :) :D ;D
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für die Ergänzung. War mir bei den Heliozoen neu, ich dachte immer, die Schuppen kann man auch im Lichtmikroskop hinreichend differenzieren. Aber so freue ich mich natürlich, dass meine alte Kiste doch noch ein bisschen was wert ist...
Herzliche Grüße an die Ostseeküste
Bernd
Hallo Bernd!
Endlich wieder REM Bilder im Forum - sehr schön!
Ein Tipp für die Präparation von Desmidiaceen (die wie man sieht - "starken Husten" hatten):
kurz vor der eigentlichen Präparation in Bisolvon Hustensaft (Wirkstoff Bromexin) einlegen, dann gibts keine Schleimartefakte und die Poren kommen besser zur Geltung.
In diesem Sinne - bitte noch mehr Bilder! :D
LG Thomas
Lieber Bernd,
im Band 2 der Prozozoenfauna, herausgegeben von Dieter Matthes, haben Fred Page und Ferry Siemensma eine größere Anzahl "Nackte Rhizopoda und Heliozoea" beschrieben (Verlag Gustav Fischer, Stuttgart, 1991). Ferry hat zu den Radiärspiculae und Tangentialschuppen sehr detaillierte Zeichnungen nach REM-Aufnahmen angefertigt, einige Arten lassen sich auch am sichersten mittels dieser oftmals recht abenteuerlichen Formen bestimmen.
Es ist ein sehr wertvolles Bestimmungsbuch auch ohne REM, denn die Keys fußen auf lichtmikroskopisch sichtbaren Kriterien, ohne die REM-Details kommt man meist zum Bestimmungsziel.
Der Tipp von Thomas, den Polysaccharidschleim von den Desmidiaceen weg zu bekommen ist Gold wert. An diesem Überzug kranken die meisten REM-Bilder, die ich von Desmidiaceenhüllen bisher gesehen habe.
Auch ich freue mich auf "jede Menge" REM-Bilder von Protisten ;D ;D ;D
Tschüß, Wolfgang
Hallo Thomas, hallo Wolfgang,
vielen Dank nochmals an Euch beide für Literaturhinweis und Bromhexin-Tipp!
Was das Bromhexin betrifft, habe ich doch ein wenig gestaunt. Bromhexin steigert in den menschlichen Bronchien ja eher die Schleimsekretion und der Abbau des Schleims wird durch Aktivierung der bereits in den Bronchien vorhandenen enzymatischen Systeme gefördert. Sind an der Desmidiaceen-Oberfläche ebenfalls mucolytische Enzyme vorhanden oder wie erklärt sich dort die schleimbeseitigende Wirkung von Bromhexin?
Neugierige Grüße
Bernd