Moin!
Mittlerweile hab ich mir auch wieder ein Gurkenglas angelegt: ein paar Lindenblätter, etwas Erde aus dem Kübel, in dem einst Tomaten wuchsen, abgekochtes Wasser. Und eine Woche Zeit.
Und heute fand ich ein gefräßiges Glockentierchen, das im Präparat ziemlichen Wirbel veranstaltete und sich an den reichlich anwesenden Bakterien sattfutterte. Und weil ich das so interessant fand, mußte ich die Kamera zücken:
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Bild 1: Das futternde Glockentierchen, das gierig Bakterien (die kleinen Krissel) in eine Vakuole stopft.
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Bild 2: Es scheint dem Tierchen zu schmecken...
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Bild 3: Es scheint mächtigen Hunger zu haben...
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Bild 4: Es wird langsam Zeit, den Staubsaugerbeutel zu wechseln...
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Bild 5: Ein paar Bakterien passen noch rein. Aber der Schlauch wird dünner und dünner...
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Bild 6: ... und noch dünner...
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Bild 7: ... und die Vakuole wird abgeschnürt und dümpelt im Tierchen herum.
Interessant: die frisch gefüllte Vakuole erschien durch die schiefe Beleuchtung als "Mulde" (weiße Pfeile), die alten Vakuolen als "Hügel" (graue Pfeile). Und im Laufe einiger zehn Sekunden schien sich der Brechungsindex der Vakuole zu ändern, jedenfalls wurde die "Delle" erst flach und dann auch ein "Hügel". Fand ich spannend. Werden da "Verdauungssäfte" eingelassen?
Schiefe Beleuchtung, Olympus UPlanFlN40x
ASI178MM, Verstärkung 200, 14 bit, Belichtungszeit 82 µs
Bildbearbeitung mit Irfanview: zurechtgeschnitten (leider irrtümlich nicht alle gleich groß :-( ), unscharfe Maske Stufe 3, Kontrast +47, Gamma 1,47, Pfeile reingemalt, in jpg umgewandelt.
Viele Grüße von Marcus
Moin Marcus,
Ja, mehr als ein Gurkenglas und ein Mikroskop braucht es nicht um immer wieder etwas Neues zu entdecken.
Und ja, es werden Verdauungssäfte in die Vakuolen abgegeben, aber wie sich das auf den Brechungsindex auswirkt weiss ich nicht.
Danke für's teilen der schönen Aufnahmen.
Die Verschlusszeiten deiner Astrokamera ist ja bemerkenswert...
LG Holger
Hallo Holger,
dankeschön für Deine netten Anmerkungen! Ja, doch, mir macht das Gucken auch wieder Spaß.
Und auch wenn die Bilder etwas körnig sind (ich mag das irgendwie) - mit der Kamera ist das einfach unglaublich bequem. Im Moment ziehe ich einen 5er bis 100er-Bilder-"Burst" ein. Der "neue" Rechner (naja, wirklich neu ist der nicht, ein alter ausrangierter Büro-PC...) hat mehr Speicher und eine SSD, der schlürft die Bilder dann flott weg. Und dann kann man sich nachher das schönste Bild aussuchen. Bewegungsunschärfe ist eher nicht das Problem und an Licht mangelt es auch selten.
Viele Grüße von Marcus
Und weil mir das Spaß macht, gibt es auch gleich Nachschlag ;-)
Moin!
Der heutige Blick ins Gurkenglas beschäftigte mich vom ersten bis zum letzten Bild etwa eine Dreiviertelstunde.
Was das (oder die) Tierchen da gerade veranstalten, das weiß ich nicht. Haben die sich ganz doll lieb oder teilt es sich? Ich tippe: das Tierchen teilt sich. Entdeckt hab ich das Tierchen kurz vor dem ersten Bild, direkt nach dem letzten Bild ist es "auseinandergefallen". Es schien mir so, als hingen die Tierchen gegen Schluß nur noch an den Cirren aneinander.
Ich habe dafür den zusätzlichen IR-Filter rausgekramt und zusätzlich auch einen Interferenz-Grünfilter aufgelegt. Ist für das Objektiv nicht nötig, aber die Tierchen sind dann - gefühlt - deutlich ruhiger als bei "purer Halogenbesonnung", mit dem Grünfilter vielleicht noch eine Spur ruhiger, deshalb hab ich den draufgelassen. Schaden tut der nix, der scheint den Bildkontrasten aber gut zu tun.
Bilder wieder mit der ASI178MM geknipst, Belichtungsdauer 82 µs, Verstärkung 100.
Und diesmal mit einem recht hübschen 20er-Objektiv, auch wenn man die dafür viel zu dicke Schichtdicke des Präparats deutlich bemerkt (ich konnte aber nicht warten, bis das Präparat durch Verdunstung dünner wurde, Pech. Aber dadurch wurde das Tierchen auch nicht gequetscht, auch gut.). Und wieder mit schiefer Beleuchtung geknipst.
Verhübscht mit Irfanview (zurechtgeschnitten, unscharfe Maske Stufe 2, Kontrast +50, in jpg gewandelt).
Viele Grüße von Marcus
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Hallo Marcus,
Zitat von: Marcus_S in Dezember 06, 2025, 17:46:54 NACHMITTAGSIch tippe: das Tierchen teilt sich.
Jup, das ist eine Teilung.
Ich denke übrigens das es sich bei deinen teilungsfreudigen Gurkenglasbewohnern wohl sehr wahrscheinlich um eine Oxytricha sp. oder einen nahen Verwandten handeln dürfte. Die sind sehr häufig in Aufgüssen wie deinem.
Tolle Beobachtungsobjekte, die haben sich an schnell austrocknende Lebensräume angepasst, und bilden z.b. auch, wenn man sie langsam eintrocknen lässt, sehr interessante Cysten.
Sollten sich diese Bakterienfresser jetzt in den nächsten Tagen weiter so freudig vermehren, ist das übrigens ein Indiz dafür, dass du sehr viel organisches Material in deinem Ansatz hast.
Dann ist es besser etwas vom Bodensatz zu entfernen und einen Teil des Wassers gegen frisches auszutauschen.
Ansonsten kann es sein das dir das kippt.
Achja,
deine Kamera ist mit ihrer Empfindlichkeit ja wirklich der Hammer!
Die Cilien so scharf abzubilden, ohne Blitz hat was.
Weiterhin viel Spass mit deinen neuen Haustieren, und es würde mich freuen weitere Bilder und Neuigkeiten von deinen Mixed Pickles zu erfahren.
Grüße Holger
Hallo Holger,
danke für Deine Nachhilfe und die Bestimmung der Tierchen.
Den Ansatz hab ich letzte Woche schnell zusammengeschmissen, einfach, um was zum Gucken zu haben - Teiche und Tümpel gibt es hier nicht. Ich war mir nicht so sicher, ob da überhaupt was anwächst. Obwohl eigentlich... Die (nicht mehr reif gewordenen) Tomaten habe ich immer mit Wasser aus der Regenwasserzisterne gegossen und die haben auch mal Brennesselbrühe an die "Füße" bekommen. Dann soll da aus der Erde wohl was anwachsen.
Die "Suppe" ist vielleicht tatsächlich etwas gehaltvoll geraten. Ich hab aber noch Gurkengläser, Deinen Tip mit dem "Verdünnen" werde ich morgen mal angehen.
Wegen der Kamera will ich hier nicht wieder eine Werbe- und Verkaufsveranstaltung abziehen, das habe ich vor ein paar Jahren schon gemacht und mittlerweile gibt es die auch gar nicht mehr - nur wohl verbesserte Nachfolgemodelle. Aber damit kann man schön herumspielen. Mein damaliger Rekord waren - mit einem langsameren Rechner und einem stark verkleinerten Bildausschnitt - Belichtungszeiten von ca. 32 µs und einer Bildaufnahmerate von etwa 950 Bildern pro Sekunde. Das Auswerten solcher Videos dauert dann... Aber schon mit "nur" rund 300 (dafür größeren) Bildern pro Sekunde kann man viel Spannendes begucken.
Ich werde weiter gucken und berichten.
Viele Grüße von Marcus
Moin!
Umgetopft hab ich den Inhalt des Gurkenglases nun: weniger (aber bestimmt noch immer zu viel) Feststoff und mehr Wasser. Und zumindest einigen Tierchen ist der Umzug ganz gut bekommen:
Spannend fand ich: nach vielleicht einer Viertelstunde sammelten diese Tierchen sich fast alle in der Nähe des Deckglasrandes - so, als würden sie gerne ein wenig Luft schnappen.
Dann waren ein paar umziehende Glockentierchen unterwegs und schleppten Modderflocken hinter sich her. Und von den Glockentierchen waren es mindestens vier verschiedene Arten.
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Und ein paar mehr ziemlich kleine Ciliaten, die ungefähr aussahen wie Sitzsäcke. Da hätte ich das 40er einsetzen müssen, aber die Sitzsäcke waren erstaunlich munter und flott aus dem Gesichtsfeld raus. Hätte mit dem 40er keinen Spaß gemacht.
Die Oxytricha (oder Oxytrichae?) hatten sich offenbar gut vermehrt. Und die hingen (oder standen) auf ihren Cirren freundlicherweise am Deckglas, so daß man denen nett auf den Bauch gucken konnte. Und da paßte auch noch ein kleines, kugeliges Tierchen dazwischen.
Die Viecher ähneln einer Brötchenhälfte, die meisten Cirren hängen an am Rand "an der Kruste", die Mundöffnung befindet sich auf der "Schnittfläche". Nur was die Tierchen gefuttert haben, das konnte ich nicht erkennen. Zumindest habe ich keine Bakterien herumwirbeln gesehen.
Und ein paar Innereien haben die auch...
Und mit gekreuzten Polarisatoren beguckt, da glitzern die auch ganz weihnachtlich. Da reichten dann 82 µs nicht mehr, da brauchte es dann schon mehr Verstärkung und 2,5 ms. Und dafür war das Tierchen dann doch etwas zu schnell...
Mehr gibt es von gestern nicht zu berichten. Heute suche ich mal mein altes "DLiW".
Bilder wieder mit schiefer Beleuchtung mit dem 20er geknipst, wieder mit der ASI178MM, mit zusätzlichem IR-Filter (hilft ungemein!), 82 µs Belichtingszeit. Bild nur einmal mit Irfanview unscharf maskiert (Stufe 2) und zurechtgeschnitten, ansonsten: nix.
Viele Grüße von Marcus
Hallo Marcus,
tolle Bilder, aber leider mit deutlichem Bildrauschen, was wohl der kurzen Belichtungszeit geschuldet ist. Probier mal die OpenSource Software Upscayl, funktioniert aber nicht mit allen Prozessoren (Ryzen i5 geht).
Weiterhin viel Spaß bei der Jagd.
Roland
Hallo Roland,
Zitat von: rolo-m in Dezember 12, 2025, 11:26:43 VORMITTAGtolle Bilder, aber leider mit deutlichem Bildrauschen, was wohl der kurzen Belichtungszeit geschuldet ist.
Danke! Das bei dem Bild des Glockentierchens recht auffällige Rauschen liegt vermutlich eher daran, daß ich recht stark geschärft und am Kontrast gedreht habe. Bei den letzten Bildern finde ich das Rauschen weniger schlimm. Wobei - schlimm finde ich das sowieso nicht.
Zitat von: rolo-m in Dezember 12, 2025, 11:26:43 VORMITTAGProbier mal die OpenSource Software Upscayl
Danke für die Anregung. Ich hab mal in Dein bearbeitetes Beispielbild reingesehen, das wirkt zwar schön flauschig, aber da fehlen mir doch Details. Dann lieber Rauschen.
Ich glaube, ich bleibe lieber für schnell und schmutzig bei meinem geliebten IrfanView und für ausgesuchte Bilder bei meiner Astro-Software.
Viele Grüße von Marcus