Hallo Tümpler,
in der Taxonomie der Rädertiere spielt der Kauer = Mastax eine wesentliche Rolle, besonders bei den Bdelloidea, da sich viele dieser Egelartigen recht ähnlich sehen. Am lebenden Tier ist er meist schwer zu erkennen, so präparieren Experten ihn heraus. Da ist es ein erfreulicher und seltener Zufall, wenn der natürliche Abbau diese Arbeit schon getan hat, und man das Ergebnis auch findet. Deshalb zeige ich hier ein solches:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/36262_18961937.jpg)
Aufnahme mit Wasserimmersions-Obj. 40x eingetaucht, Combine-Stack aus 4 Bildern.
Rückschließen auf die Art dieses wohl bdelloiden Rädertiers kann ich leider nicht. Vielleicht weiß jemand mehr.
Zitat von: Ernst Hippe in März 26, 2010, 21:45:29 NACHMITTAGS
Hallo Tümpler,
in der Taxonomie der Rädertiere spielt der Kauer = Mastax eine wesentliche Rolle, besonders bei den Bdelloidea, da sich viele dieser Egelartigen recht ähnlich sehen. Am lebenden Tier ist er meist schwer zu erkennen, so präparieren Experten ihn heraus. ...
Hallo Ernst,
wie macht man das denn?
Gruß, Oliver
Hallo Oliver,
ich zitiere aus Voigt/Koste, Rotatoria: "Das Herauslösen mit Hilfe von Eau de Javelle, 4%iger KOH oder NaOH gelingt erst nach einiger Übung." "...Bestandteile schwimmen leicht davon..." Also lieber auf einen so seltenen Fund hoffen!
Lieber Ernst,
ich habe den Eindruck, dass die Natur da gar nicht so selten vorarbeitet. Die habe ich schon relativ häufig in der "Ursuppe" rumschwimmen sehen.
Herzliche Grüße
Päule
hallo zusammen,
@ Herrn Hippe: vielen Dank für das schöne Bild.
In der Tat sind die Kauer bdelloider Rädertiere sooo selten nicht zu finden, was auch daran liegen mag, dass die Kauer dieser Tiere quasi aus einem Stück bestehen, bzw. selbst dann, wenn andere organische Bestandteile schon verwest sind, die beiden Kauerhälften noch miteinander verhakt sind. Die Kauer der Bdelloiden sind insgesamt sehr ähnlich (jedenfalls im Vergleich zu den Monogononten, bei denen es viele unterschiedliche Typen gibt) und können deshalb gut als solche erkannt werden. Wahrscheinlich können Experten aufgrund der ständig wachsenden Bibliothek von REM-Aufnahmen die bdelloiden Rädertiere auch bzw. gerade wegen des Kauers erkennen. Aufgrund der Anzahl der dickeren Spangen ("Zahnformel") lässt sich allerdings keine Bestimmung vornehmen.
Anders sieht es dagegen bei monogononten Rädertieren aus. Offensichtlich zerfallen die jeweiligen Kauer sehr schnell in die einzelnen Teile, die zum einen sehr klein sind und zum anderen einen geringen Wiedererkennungsfaktor haben, so dass es praktisch nicht möglich ist, solche Bestandteile zu finden.
Ich habe die Kauerpräparation des öfteren mal selbst ausprobiert und habe von daher allergrößten Respekt vor den Leuten, die das Verfahren beherrschen. Die Winzigkeit der Kauerteile macht das Wiederauffinden nach dem Zusatz von Eau de Javelle, welches ja vom Deckglasrand her zugesetzt werden muss, zu einem Glücks-und Geduldsspiel, da die Kauerteile typischerweise durch die Strömung der einziehenden Flüssigkeit weggeschwemmt werden. Häufig entstehen unter dem Deckglas durch freigesetztes Chlor Gasblasen, die das Deckglas anheben bzw. zusätzlich die Sicht auf die Kauer verwehren. Nicht zuletzt war mir dann das Risiko, die Objektivlinsen durch Lauge oder Chlor mittel- bis langfristig zu verätzen, doch zu hoch, so dass ich mir jetzt dadurch behelfe, die Objekte stark zu quetschen und dann ein Video zu machen, wenn ich die verschiedenen Ebenen des Präparats durchfokussiere. Das kann aber nur für einen Vergleich mit bekannten und bereits beschriebenen Arten funktionieren.
beste Grüße Michael Plewka
Hallo Herr Plewka,
danke für den guten Überblick. Inzwischen wundere ich mich, daß mir solche "losen" Kauer nur sehr selten begegnet sind, trotz 50 Jahren Tümpelei! Ihre bitteren Erfahrungen beim Präparieren decken sich völlig mit den Warnungen bei Voigt/Koste. Aber man muß ja nicht!
Zitat von: Michael Plewka in März 27, 2010, 10:26:08 VORMITTAG
Häufig entstehen unter dem Deckglas durch freigesetztes Chlor Gasblasen, die das Deckglas anheben bzw. zusätzlich die Sicht auf die Kauer verwehren. Nicht zuletzt war mir dann das Risiko, die Objektivlinsen durch Lauge oder Chlor mittel- bis langfristig zu verätzen, doch zu hoch, so dass ich mir jetzt dadurch behelfe, die Objekte stark zu quetschen und dann ein Video zu machen, wenn ich die verschiedenen Ebenen des Präparats durchfokussiere. Das kann aber nur für einen Vergleich mit bekannten und bereits beschriebenen Arten funktionieren.
beste Grüße Michael Plewka
Lieber Michale Plewka,
ich habe eine Weile mit Hypochloritlösungen im Labor gearbeitet und daher vielleicht einen Tipp: Wenn man Hypochloritlösung durch Zusatz von Lauge alkalisieren, hat Hypochlorit keine Chance Chlor frei zu setzen. Das Gegenteil läuft unter alkalischen Bedingungen ab: Chlorgas reagiert mit Lauge zu Hypochlorit.
Gruß, Oliver
Lieber Ernst,
wenn ich Proben mit Rädertieren längere Zeit (Wochen!) stehen lasse, finde ich darin jede Menge Schalen und Kauer dieser Gesellen. In frischen Proben konnte ich auch noch keinen Kauer entdecken.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/36319_47633461.jpg)
Liebe Grüße
Angie
hallo zusammen,
@ Oliver:
Zitat.. hat Hypochlorit keine Chance Chlor frei zu setzen..
Du hast recht (und ich hätte es besser wissen müssen): wahrscheinlich sind die von mir beobachteten Blasen Sauerstoff. Dennoch ist bei der Präparation ein deutlicher Chlorgeruch wahrnehmbar, so dass ich persönlich um diese Präparationsmethode soweit wie möglich eine großen Bogen machen werde...
beste Grüße Michael Plewka