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Foren => Bestimmungshilfe => Thema gestartet von: peter-h in April 11, 2010, 18:48:10 NACHMITTAGS

Titel: Squatinella ?
Beitrag von: peter-h in April 11, 2010, 18:48:10 NACHMITTAGS
Liebe Tümpler,

bei meinen Blitzversuchen und ersten Schritte in die flinke Wasserwelt, konnte ich dieses Tierchen finden. Hauben-Rädertierchen? Jedenfalls sind schon einige Details gut sichtbar geworden.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/37651_16100567.jpg)

CZJ Apo 40/0,95 , Mipro63 + Winkeladapter , Canon 450D , Blitz

Sonntagsgrüße
Peter Höbel
Titel: Re: Squatinella ?
Beitrag von: bewie in April 11, 2010, 19:12:42 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

Deine ersten Blitzaufnahmen aus der Welt der lebenden Wasserbewohner sind ja eindrucksvoll - zumal Squatinella-Spezies ja nicht gerade zu den besonders behäbigen Rädertieren gehören.

Blitzgrüße
Bernd
Titel: Re: Squatinella ?
Beitrag von: Martin Kreutz in April 11, 2010, 20:21:17 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

ein gutes Foto von Squatinella rostrum. Man sieht sogar die Augenlinsen! Jedoch (wenn etwas konstruktive Kritik erlaubt ist) wird der Gesamteindruck durch die farbigen Artefakte im Bild getrübt. Was ist das? Sind das Fremdkörper im Präparat oder im Linsensystem?

Martin
Titel: Re: Squatinella ?
Beitrag von: peter-h in April 11, 2010, 23:12:29 NACHMITTAGS
Hallo Bernd und Martin,

danke für die Antworten und auch für mich sehr hilfreich mit Kritik. Ich bin bei diesem Thema absoluter Anfänger und habe einige Punkte total unterschätzt. Hier nun nocheinmal ein größeres Bild für bessere Beurteilung.

http://www.fotos-hochladen.net/squatinella1anuqr3htd.jpg

@Martin
welche Farbartefakte sind gemeint? Der "Regenbogen" im rechten oberen Bildteil? Es war eine leichte schräge Beleuchtung (auch bei Blitz) hier verwendet. Der Apo 40/0,95 ist recht farbrein und kontrastreich. Mag sein, dass ich die Farbsättigung in der Nachverarbeitung zu stark angehoben habe.

Also für jeden Tipp und jede Kritik wirklich dankbar.

Welche Methoden sind für eine "Ruhigstellung" denn brauchbar, oder absolut ungeeignet?
Wasserentzug ? Tapetenkleister ? CO2 ?   (MS222 soll ja nicht wirken)

Viele Grüße
Peter
Titel: Re: Squatinella ?
Beitrag von: bewie in April 12, 2010, 14:34:52 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

wie man immobilisiert, dürfte vom Untersuchungsziel und vom Geschmack abhängen. Ich verwende im allgemeinen weder Kleister (den sieht man im DIK) noch CO2 oder MS222. Letzteres sollte theoretische bei Rädertierchen allerdings funktionieren, es ist ein Lokalanästhetikum, das die Nervenleitung der Vielzeller und damit die Signalübertragung zu den Muskeln stilllegt. Wirkungslos ist es bei Einzellern, die haben keine Nerven; deren Motorik kann mit Nickelchlorid stillgelegt werden.

Ich beobachte und fotografiere die Tierchen zunächst beim Herumschwimmen, bei dem sie noch einigermaßen ihre physiologischen Aktivitäten entfalten. Eigens zu diesem Zweck habe ich mir einen motorisierten und mit Joystick steuerbaren Kreuztisch und einen Fußschalter für die Kamerauslösung zugelegt. Wenn das Wasser langsam verdunstet (oder mit Filterpapier abgezogen wird), werden die Tierchen irgendwann vom Deckglasdruck immobilisiert und geplättet (wie von Martin Kreutz ausführlich beschrieben: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=12.msg12#msg12). Dabei sieht man dann auch Organe bzw. beim Einzeller die Organellen, die zuvor nicht sichtbar waren. Exemplarisch lässt sich das beispielsweise bei Paramecium bursaria oder Stentor polymorphus beobachten: Solange das Tierchen schwimmt, wird der Makronukleus von den Zoochlorellen verdeckt, erst wenn es (auf Kerndicke) geplättet wird, kommen Kern und weitere Organellen zum Vorschein. In dieser Phase sieht man dann die Details viel genauer und man hat viele Einzeleiten praktisch auf einer Schärfenebene, aber die physiologischen Bewegungsabläufe sind dabei bestenfalls noch eingeschränkt zu sehen. Der Prozess schreitet wegen der Wasserverdunstung stetig voran, so dass die Tierchen bald platzen. Es steht also nur eine mehr oder weniger kurze Zeitspanne für diese Phase der Beobachtung zur Verfügung. Aber Martin Kreutz kann dazu sicherlich noch sehr viel mehr Erfahrungen beitragen als ich.

Voraussetzung ist allerdings ein möglichst sauberes Präparat, weil Verunreinigungen (wie beispielsweise Fadenalgen etc.) das Absenken des Deckglases und das "Plätten" verhindern. Wenn man also beobachten und dokumentieren will, wie beispielsweise Lauftierchen oder Bauchhärlinge auf Fadenalgen herumrennen und dann auch noch ihre Details untersuchen will, muss mindestens zwei Ansätze machen.

Herzliche Grüße und viel Spaß im neuen Arbeitsgebiet!
Bernd