Hallo Dünnschlifffreunde,
einen hab' ich noch! ;D ;D ;D Und zwar einen von einem Gestein, das mich seit einiger Zeit schwer fasziniert...
Pyrometamorphose (so der Titel dieses Threads) beschreibt die Veränderungen eines Ausgangsgesteins bei sehr hohen Temperaturen (> 800 °C), aber nicht signifikant erhöhtem Druck. In der Praxis tritt so etwas auf, wenn Magma in ein oberflächennahes Gestein intrudiert, oder wenn ein oberflächennahes Kohleflöz in Brand gerät. Die Veränderungen in den benachbarten Gesteinen erinnern mitunter an das, was beim Brennen von Porzellan oder Keramik passiert - mit dem Unterschied, dass man sich bei diesen technischen Produkten Mühe gibt, die Temperatur regelmäßig zu erhöhen und das Ausgangsmaterial möglichst vollständig zu homogenisieren, damit auch ein homogener Scherben erhalten wird. Mutter Natur ist da natürlich nicht so gründlich.
Die folgenden Bilder stammen von dem Präparat eines etwa 1-2 cm starken Basaltganges, der in Sandstein der Buntsandsteinformation eingedrungen ist. Nun ist Sandstein ein relativ "langweiliges" Ausgangsprodukt, da er meist nur Quarz und Feldspat enthält. Dennoch finde ich das Präparat recht spannend.
Im ersten Bild erkennt man ein "Netzwerk" aus rötlich gefärbtem Quarzglas mit weißen Reaktionssäumen innerhalb einer sehr lichtundurchlässigen Matrix aus Basalt, der große Mengen an Magnetitkriställchen ausgeschieden hat (und deshalb so dunkel ist). Links unten ist ein stark zonierter Augitkristall (mit grünem Kern) zu erkennen, rechts oben ein idiomorpher Olivin. Olivin-Phänokristalle sind in diesem Basalt nicht selten, aber meist stark verändert: Es hat sich eine mehr oder weniger breite Randzone aus einem braun gefärbten Sekundärmineral ("Iddingsit") gebildet. Das merkwürdige Gebilde in der Mitte des oberen Bildrandes ist eine ehemalige Gasblase im Gestein (in der sich bedauerlicherweise große Mengen Schleifmittel gefangen haben). Rechts und links dieser Gasblase sind zwei nicht vollständig aufgeschmolzene Quarzkörner erkennbar.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38092_64939307.jpg)
Im XPL zeigt sich, dass das Glas weitgehend amorph ist (also dunkel erscheint), auch wenn sich als Reaktionsprodukte am Rand große Mengen an kleinen Kristallen ausgeschieden haben (die aber bei dieser Vergrößerung nicht individuell zu erkennen sind):
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38092_36587673.jpg)
Bei stärkerer Vergrößerung finden sich um die Quarzkörner hübsch ausgeprägte Reaktionssäume. Ich neige dazu, die nadligen Kristalle als Mullit anzusprechen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38092_35832574.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38092_1853108.jpg)
Zum Schluß noch ein Bild von der Randzone dieses kleinen Basaltganges: Links Quarzglas mit einigen nicht aufgeschmolzenen Quarzkörnern, rechts der stark magnetithaltige Basalt mit einzelnen Olivinkristallen, und dazwischen - besonders im XPL gut erkennbar - eine Reaktionszone mit zahlreichen Mullit(?)kristallen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38092_16281031.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38092_61557762.jpg)
Gruß,
Holger