Servus, Ihr Lieben,
brauche Euren Rat. Habe eben eine Schalenamöbe auf unterschiedliche Weise dargestellt:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38310_2850719.jpg)
Vergrößerung 100x, Bearbeitung per Photoshop (Helligkeit, Kontrast, Schärfe und Aufräumen des Hintergrunds)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38310_61173510.jpg)
Vergrößerung 400x, Bearbeitung per Photoshop (wie oben, doch zusätzlich Einstempeln von Details aus weiteren Fotos)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38310_1344526.jpg)
Vergrößerung 400x, Bearbeitung zunächst per Picolay (Stapel aus 5 Fotos), Nachbearbeitung per Photoshop (wie bei Nr. 1)
Welches der drei Bilder findet Ihr am besten? Dies ist keine rhetorische Frage, denn ich kann mich zumindest bezüglich der Fotos 2 und 3 wirklich nicht entscheiden.
Gerade bei rundlichen, stark strukturierten Objekt komme ich regelmäßig ins Schleudern.
Auf Antworten hoffend grüßt Euch
Angie
Hallo Angie,
"am besten" sind immer die Fotos, die das zeigen, wonach ich grad aus bin. Das kann das ästhetisch schönste sein, oder das, wo dieses oder jedes Mikromerkmal am besten zu sehen ist. Daher hebe ich immer(fast) alle auf.
Herzliche Grüße,
Martin
Servus Martin,
das ist ein berechtigter Hinweis. Demnach sollte Bild Nr. 2 am ehesten zeigen, was das gesehene Objekt ausmacht. D.h. man sieht die Struktur der Schale, aber auch das Innere.
Natürlich hebe auch ich einzelne Fotos auf, die besondere Merkmale zeigen. In meine Homepage kommen aber nur Fotos, die den Gesamteindruck möglichst wirklichkeitsgetreu wiedergeben. U.a. deshalb meine Frage.
Vielen Dank für Deine Antwort und liebe Grüße
Angie
Hallo Angie,
Ein Nebela collaris! Mir gefällt das zweite Bild.
Viele Grüsse,
Ferry
Servus Ferry,
dankeschön, auch für die Bestimmung. Aber dieses Foto machte auch die meiste Arbeit ...
Liebe Grüße
Angie
Hallo Angie,
Da bin ich wieder. Hier meine Nebela collaris, gestäckt von sechs Bilder. Die Schale ist etwas schmaler, aber das ist eine normale Variation.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38329_1163494.jpg)
Viele Grüsse,
Ferry
Hallo Ferry,
oh ja, das ist sie! Sehr schönes Foto! Ohne Stacken kann man das Tierchen sicher kaum vernünftig ablichten, oder?
Liebe Grüße
Angie
Hallo Angie
mir gefällt das zweite am besten, das stacken hat für mich in Bild 3 nichts gebracht und wirkt matschig und indifferent. Bild 2 hat eine viel schönerer Tiefenwirkung durch den Wechsel von scharfen und unscharfen Stellen in der Schale.
Details verschiedener Bilder ineinander zu kopieren finde ich persönlich etwas grenzwertig obwohl ich ja bekennender Bildbearbeiter bin. Es ist halt dann eine Fotomontage und wenn es gut gemacht ist und keine frei erfundenen Details zeigt, hat es wohl auch eine Berechtigung.
Viele unmontierte Grüsse
Bernhard
Hallo Bernhard,
es stimmt schon, dass durch das Einkopieren von Bilddetails eine Fotomontage entsteht, doch gilt dies für gestackte Bilder ja auch, oder?
Liebe Montagegrüße von
Angie
Hallo zusammen,
bei den gezeigten Nebela-Arten bin ich bei der Artdiagnose ohne Größenangaben etwas vorsichtiger. Wenn man allerdings N. collaris als Sammelart betrachtet, trifft Ferry's Hinweis auf die große Variabilität in besonderer Weise zu. Biometrische Untersuchen haben an vielen Stellen die einfachen Bestimmungsmerkmale fragwürdig erscheinen lassen, da viele "Arten" als überlappende Teil-Ausschnitte eines Kontinuums an Größen- und Formenvariationen darstellen.
Sehr schön kann man auf den Fotos die in die Schale eingebauten Schalenplättchen erkennen, die die Beute-Schalenamöben (v.a Euglyphidae) als Vorrat für die nächste Zellteilung im Plasma hatten (Reserveplättchen).
Angies Fotos zeigen sehr gut die Problematik der Darstellung räumlicher Gebilde in einem Foto. Ästhetisch ist eine digitale Montage ansprechend, die Wolfgang Bettighofer sehr treffend als "digitale Zeichnungen" in seinen Artikeln bezeichnet.
Beim ersten Foto ist mit einer geringeren Apertur ("100X") als bei den weiteren Fotos ("400X") gearbeitet worden, so dass der Effekt der leeren Vergrößerung sehr gut erkennbar ist.
Völlig leere Gehäuse von Schalenamöben sind unproblematischer zu stapeln, allerdings zeigt das Foto von Ferry eine weitere Problematik des Stackens: wie Ringe erscheinen die scharfen Partien auf dem Gehäuse, die Bestimmung wird so nicht sehr erleichtert, da normalerweise die Schärfeverteilung auf der Schale auch Rückschlüsse auf die Form der Schale zulassen könnte. Ferry hat geschickterweise nur die obere Schalenansicht fokussiert, so dass der Schaleninhalt noch als solcher zu erkennen ist.
Bei Angies manueller Montage ist nur durch das etwas unscharfe Übersichtsbild klar, was zur Schale gehört und was Inhalt der Zelle ist. Hier sind einige Reserveplättchen der Beuteamöben als helle "Striche" erkennbar (optischer Querschnitt durch die Plättchen).
Angies drittes Bild bringt kaum etwas, da hier gar nicht mehr zwischen Oberfläche und Inhalt unterschieden werden kann. Dies Problem kenne ich seit längerem bei automatischen Stacks von Schalen die nicht völlig leer sind. Ich stacke meist nur wenige Schichten, um den Bildeindruck der Schalenoberfläche und des Schaleninhalts auf getrennten Fotos darzustellen.
Besten Grüße
Martin
Zitat von: Monsti in April 21, 2010, 10:06:54 VORMITTAG
es stimmt schon, dass durch das Einkopieren von Bilddetails eine Fotomontage entsteht, doch gilt dies für gestackte Bilder ja auch, oder?
Möglicherweise hab ich Dich misserstanden: unter reinkopieren von Details verstehe ich die Verwendung völlig verschiedener Bilder. wenn Du jeweils die scharfen oder wichtigen Details aus verschiedenen Schärfeebenen verwendet hast, wäre das ja manuelles stacken wie Wolfgang Bettighofer das macht. Dagegen ist natürlich nichts einzuwenden, im Gegenteil: dann kannst Du das Stackergebnis besser kontrollieren.
Umso gelungener finde ich Dein zweites Bild. Man kann das automatische Stacken aber auch üben in dem Sinne dass man viele verschiedene Kombinationen aus dem Bilderstapel verbindet. Die Ergebnisse fallen dann sehr unterschiedlich aus.
Viele Grüsse
Bernhard
Servus Martin,
zunächst herzlichen Dank für Deine interessanten Ausführungen. Sicher werde ich künftig einige Aspekte berücksichtigen.
Zur Bestimmung: Netterweise nannte Ferry die Art, obwohl ich gar nicht danach gefragt hatte, weil es mir hier primär um das phototechnische Problem gegangen war. Deshalb hatte ich keine Größenangabe gemacht. Wo wir aber schon mal bei der Diagnose sind: N. collaris scheint vor allem eine Moos-Art zu sein. Ich fand das Tier (ca. 150 µm) im vermoosten Uferbereich unseres Gartenteichs (unterhalb des Wasserspiegels), und zwar gleich mehrfach. Alle waren zwischen 130 µm und 160 µm groß.
Liebe Grüße
Angie
Hallo Bernhard,
selbstverständlich habe ich für's Reinstempeln nur jene Bilder unterschiedlicher Schärfebereiche verwendet, die ich auch bei Picolay eingegeben habe. Würde ich Fotos von unterschiedlichen Tierchen verwenden, kann ich mein "Wunschtier" ja auch gleich malen. Malen tu ich übrigens auch --> http://www.almgarten.info/Malereien.htm - das wäre für mich also kein besonderes Problem.
Ich versuche die Bilder möglichst so zu bearbeiten, dass das Ergebnis in etwa dem entspricht, was ich durch's Okular gesehen habe. Mangels Erfahrung kann es natürlich sein, dass Einzelheiten nicht so rüberkommen, wie sie sollten (siehe Martin: "Bei Angies manueller Montage ist nur durch das etwas unscharfe Übersichtsbild klar, was zur Schale gehört und was Inhalt der Zelle ist."). Martin hat mit diesem Einwand vollkommen Recht. Die inneren Strukturen könnten auch außen sein ...
Liebe Grüße
Angie
Nachtrag: Hier die Ursprungsserie (unbearbeitet)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/38390_20776361.jpg)
Liebe Angie
verstehe! Ein schönes Beispiel für ein Objekt das sich nicht sinnvoll stacken lässt. Vergessen wir nicht dass das Tiefenschärfe Stacken eigentlich aus der Makrofotografie stammt. Wenn im Durchlicht Details untereinander liegen, kann ich die zwar visuel durchfokussieren, aber eine sinnvolle fotografische Darstellung ist unmöglich! Dann lieber mehrere Bilder der Fokusebenen einzeln zeigen, oder eventuel als GIF kombinieren wie ich das auch schon mal gezeigt habe!
Viele ungestapelte Grüsse
Bernhard
Lieber Herr Lebeda!
Zitatverstehe! Ein schönes Beispiel für ein Objekt das sich nicht sinnvoll stacken lässt.
Da muss ich natürlich widersprechen. Es gibt keine Mikro-Objekte, deren Darstellung sich durch Stacken nicht verbessern lässt. Allerdings ist meine Erfahrung, dass selten etwas gutes herauskommt, wenn man das Objekt einfach mal in einigen Ebenen fotografiert hat und sich dann später überlegt: Ich könnte es ja mal mit Stapeln versuchen...
Vier Bilder sind für ein so dickes Objekt schlicht zu wenig. Auch die sechs von 'Ferry' zeigen Jahresringe. Ich schaue mit vor dem Fotografieren genau an, wie der Fokus durchs Bild wandert und versuche dann alles, was irgenwann mal scharf wird, einzufangen.
Dann zur Darstellung: Natürlich kann man einzelne Schichten darstellen und störende darüber weglassen. Das wird aber dem Objekt insgesamt nicht gerecht. Seit Jahren predige ich, dass
Stacken = digitales Plattbügeln ist. Also sollte man eine 3D-Darstellung wählen, die das vermeidet. Mit PICOLAY kann man durch den Parameter '% Preference of upper structures' sehr fein einstellen, wie stark untere Ebenen zum Tragen kommen. Dadurch ergibt sich dann ein sehr viel natürlicherer Eindruck als er mit einfachem Stacken zu erreichen ist. Außerdem gibt es dann noch das Hologramm-Stacking, mit dem man das Objekt so drehen kann, dass verdeckte und untere Strukturen sichtbar werden. Letzteres geht aber nicht mit allen Objekten in zufriedenstellender Weise.
Nach wie vor gilt: Kaum macht man's richtig - schon funktioniert's :)
Mit besten Mikrogrüßen
Heribert Cypionka
hallo zusammen,
ergänzend zur Aussage von Herrn Cypionka möchte ich noch auf einen Beitrag im alten Forum verweisen.
Dort wurde bei einer Schalenamöbe das Ergebnis eines m.E. gelungenen Stackings gezeigt, ein Foto, das mich damals wegen seiner Räumlichkeit schwer beeindruckt hat.
Möglicherweise war es dieser: http://www.mikroskopie.de/mikforum/read.php?2,36642,36642#msg-36642
Leider ist das Foto nicht mehr da. Vielleicht kann Steffen Clauss das Bild ja nochmal einstellen?
Es ist aber nicht nur eine Frage der Bildbearbeitung, sondern auch der Präparation. Sind die Objekte nicht mechanisch fixiert (= festgelegt), kann man das Ganze vergessen. Insofern scheiden in den meisten Fällen bewegliche Organismen- gruppen von vornherein für das Stacking aus.
beste Grüße Michael Plewka