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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: pa3gmi in Juli 21, 2010, 13:31:03 NACHMITTAGS

Titel: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: pa3gmi in Juli 21, 2010, 13:31:03 NACHMITTAGS
Hallo,

Heute habe ich eine Einschreibebrief von Inspektion Kernfysische Dienst empfangen, wovon auch die Bürgermeister eine empfangen hat.

Es betrifft ein Päckchen  aus UK mit darein ein Zeiss Jena kardoid kondensor 1.2 und ein achromatik kondensor 1.3
Es ist durch Post abgefangen wegen radioaktiven Strahlung einer dieser kondensor von 0,35 mikroSievert/Stunde von Thorium 232  .
Ist da einer im Forum die etwas mehr davon Sagen konnte?
Ich habe Gelesen das Thorium gebraucht wird zum erhöhen der Brechung von Glas.


Gruß,

Rien
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: peter-h in Juli 21, 2010, 14:12:26 NACHMITTAGS
Hallo Rien,

ja es stimmt, dass es Gläser mit einem hohen Thoriumanteil gab. Beispiele für ein Objektiv mit f=50mm / 1:0,75 !
Diese Objektive kann man wunderschön mit einem einfachen Geigerzähler orten  >:(
Auch Schott Mainz hatte Filtergläser wie GG17 , VG 3 welche mit extra Aufdruck URANHALTIG versehen waren.
Heute alles vorbei !

Die natürliche Jahresdosis beträgt je nach Ort und Gegend in Deutschland zwischen 0,5 und 5 mSv/Jahr.
Wenn ich richtig gerechnet habe wären die 0,35 µSv/h auf das Jahr gerechnet 3 mSv/Jahr.

Es wird also auf den Beamten ankommen, ob er das Teil noch als ungefährlich akzeptiert. Früher waren diese Gläser sehr oft in hochwertigen Optiken zu finden. Brechungsindex bis über 1,7 !

Ich hoffe Du hast keinen zu großen Ärger.
Gruß
Peter

Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: wilfried48 in Juli 21, 2010, 18:56:31 NACHMITTAGS
Hallo Rien,

das verstehe ich nicht, Thorium 232 ist doch ein Alphastrahler und zerfällt zu Radium und in der gesamten weiteren Thoriumzerfallsreihe kommt nur Alpha- und Betastrahlung vor, die praktisch mit einem Papierdeckel abgeschirmt wird.
siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Thorium-Reihe
Wie haben die denn das ausserhalb der Verpackung überhaupt feststellen können ?
Früher wurde für dielektrische Spiegelschichten und Entspiegelungschichten auf Optiken neben MgF auch Thoriumfluorid eingesetzt. Von der Fa. Balzers wurde das Aufdampfmaterial für solche Beschichtungen als weisses Pulver in Glasflaschen verschickt. Auf der Glasflasche war ein Totenkopfzeichen und die Aufschrift "Vorsicht radioaktiv". ;D
Wenn man mit einem Geiger Zählrohr ausserhalb der Glasflache gemessen hat war absolut Null Strahlenbelastung.
Wenn man den Veschlussstopfen abgenommen hat und in die Öffnung gemessen hat war Vollausschlag. Mit dem Dünnfenster Zählrohr hat man dann immerhin also die Betastrahlung aus der offenen Flasche gemessen.
Aber das eigentlich gefährliche sind die Thoriumfluoridflitter die von solchen Beschichtungen bei Delaminationen abplatzen und leicht eingeatmet werden können. Dann hat man den ungeschirmten gefährlichen Alphastrahler
inkorporiert.

Also selbst wenn die Einfuhrbehörde das durchgehen lässt würde ich schon aus diesem Grund das Teil mit Vorsicht geniessen.

viele Grüsse
Wilfried
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: pa3gmi in Juli 21, 2010, 21:34:04 NACHMITTAGS
Hallo Herren,

Peter: das teil wird nicht an mir gesendet, aber ist Radioaktive Abfall.

Wilfried: Was mir überrascht man Spricht von Gamma Strahlung im folge von Tochternucliden,
was das Sind weiß ich nicht, es geht um teilen der Jenaval.
Ich lassen sie noch wissen welcher teil es war das Probleme gemacht hat.

Grüß,

Rien.



Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: Peter V. in Juli 21, 2010, 22:08:53 NACHMITTAGS
Hallo!

Ein interessanter Beitrag, der bei mir viele Fragen aufwirft ( über die ich mir zum Teil auch schon einmal Gedanken gemacht habe )


Rien wohnt ja in den Niederlanden.

Weiss denn jemand, ob Auslandspostsendungen regelmäßig auf Radioaktivität gescannt werden?

Auch in Deutschland?
( Mich würde das übriegns eher beruhigen, denn man weiss ja nie, was man woher so aus dem Ausland bekommt...)

Oder evetuell nur bei Sendungen aus Staaten, denen generell ein etwas "sorgloser" Umgang mit radioaktivem Material unterstellt werden darf?

Hast Du die Kondensoren aus einem Ostblockstaat?

Sind es welche aus der CF-250-Baureihe ( also für das Jenaval? )

Kann es sein, dass die Radioaktivität gar nicht vom Kondensor selbst herrührt, sondern durch eine Kontamination?

Herzliche Grüße
Peter

PS: Als ich letztens ein bei ebay ersteigertes kleines Laborgerät persönlich abholte, zeigte mir der Verkäufer stolz eine Sammlung alter Apothekengefäße mit z.T. gelbgrünlich fluoreszierenden alten Apothekenflaschen aus "Uranglas". Ich habe es vorgerzogen ( aus Unkenntnis, und Vorsicht ist ja bekanntlich die Mutter..... ), diese sehr hübschen Strahlemänner mal nicht zu nahe an meinem Körper zu lassen, ganz entgegen meinen sonstigen Drang, derartige Dinge zu "befingern".
Die könnte man dann vermutlich auch nicht mit der Post verschicken (?)




Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: Hyperion in Juli 21, 2010, 22:42:15 NACHMITTAGS
Zitat"Uranglas". Ich habe es vorgerzogen ( aus Unkenntnis, und Vorsicht ist ja bekanntlich die Mutter..... ), diese sehr hübschen Strahlemänner mal nicht zu nahe an meinem Körper zu lassen, ganz entgegen meinen sonstigen Drang, derartige Dinge zu "befingern".

Also Uranglas besitzen darf man eigentlich ohne weiteres. Gibt da so hübsche Dekomurmeln bei Ebay zu kaufen.

Und was manche Mineraliensammler für hochradioaktive Brocken im Regal stehen haben erstaunt auch etwas. Die Strahlen teilweise wirklich heftig.

In den USA ist man übrigens nicht so zimperlich. Hier kann man sich z. B. die schönsten Sachen kaufen:

http://www.unitednuclear.com/
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: Peter V. in Juli 21, 2010, 22:50:47 NACHMITTAGS
ZitatAlso Uranglas besitzen darf man eigentlich ohne weiteres.

O.k. - die Frage ist nur, ob man das tasächlich auch möchte: http://cgi.ebay.de/Schuh-Uranglas-/250670320617?cmd=ViewItem&pt=Glas_Kristall&hash=item3a5d1d8be9  ;D
Aber das Material bzw. seine Eigenschaften selbst haben zugegebenermassen ihre Reize. Als Apothekenflasche sah es zumindest sehr gut aus.

Ich habe keine allzu großes Detailwissen über Radioaktivität, weiss aber, dass man die tatsächlich von R. ausgehende Gefahr ohne exakte Kenntnis der Materie nahezu immer über- oder unterschätzt. Leider fehlt uns ja der "Sinn" für ionisierede Strahlung.

Aber ich wollte jetzt Riens thread nicht kapern.....
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: Hyperion in Juli 21, 2010, 22:56:07 NACHMITTAGS
In dem Glas sind kleinste Mengen abgereichertes Uran drin, solange man die Dinger nur zur Zierde rumstehen hat und nicht schleift oder bohrt und den Staub einatmet braucht man sich keine Sorgen machen.

Wer vor einigen Jahrzehnten mal mit alten Boings usw. geflogen ist, hatte übrigens immer mehrere Tonnen abgereichertes Uran unterm Hintern. Das wurde früher als Gewicht in den Rümpfen verwendet.
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: peter-h in Juli 21, 2010, 23:11:41 NACHMITTAGS
Hallo Wilfried,

stimmt was Du schreibst, aber dann mache den Versuch und schirme mit einer Alufolie 1mm einmal Thoriumnitrat ab, oder besser versuche es. Alpha- und Beta- können nichtmehr durch, aber in der Zerfallsreihe steht auch mal Ac228 und hier findest Du auch Gammastrahlung. Höchste Linie bei 911keV usw. Dein Zählrohr wird hübsch tickern.  ;D
Auch Thoriumfluorid wurde von Balzers praktisch an Jedermann vertrieben, war mir beim Aufdampfen nie recht geheuer.

Dann die netten großen Objektive von Rodenstock für die Röntgentechnik, wunderbare Strahler ! Es wurden eben Lanthangläser verbaut. Und der Nachweis ging immer nur über die Gammastrahlung.
Und so vermute ich, dass dieser Kondensor auch ein hochbrechendes Glas enthält.

Panik Panik !  Dann untersucht mal alle die Leuchtzeiger der alten Armbanduhren  :o , da kann ein Kastor ein Spielzeug dagegen sein.

Und in USA sind in manchen Rauchmeldern für das Haus auch Strahler mit Am241 ! Da käme bei uns ein Schutztrupp mit Panzer vorgefahren .... wegen der hohen Gefahr. Und so strahlt es in jedem Land sehr unterschiedlich gefährlich.

Munter strahlende Grüße
Peter
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: pa3gmi in Juli 22, 2010, 08:05:23 VORMITTAG
Hallo Herren,

Man Spricht über Thorium haltende Linse, also nicht kontaminiert.
Ich habe das aus England via Ebay, und ja es ist für die CF 250 reihe.
Wegen die Strahlung mochte das gar nicht transportiert werden, man Spricht von Gefahrenklasse 7.
Allein derjenigen mit eine Lizenz ist es Erlaubt diese Sachen im Besitz zu haben.
Sie vernehmen noch darüber.

Grüß,

Rien.
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: Peter V. in Juli 22, 2010, 08:18:26 VORMITTAG
Hallo!

Wer lesen kann.... ( Du schriebst, ja - UK! ).
Wie dem auch sei: Es erstaunt mich aber schon, dass in den Endzeiten von Zeiss Jena in den Achtzigern Linsen produziert wurden, die "so" radioaktiv sind, dass sie heute Gefahrgut darstellen....

Tja - schade um die schönen Kondensoren, die nun auf dem Sondermüll landen. Hoffentlich wr der finanzielle Schaden nicht zu hoch.

Herzliche Grüße
Peter
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: pa3gmi in Juli 22, 2010, 09:02:31 VORMITTAG
Hallo,

Es geht um einer dieser kondensor.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/44602_34354235.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/44602_2436729.jpg)

Das teil welche nicht radioaktiv ist, wird mir zugeschickt.

Grüß,

Rien.
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: Werner Jülich in Juli 22, 2010, 09:12:46 VORMITTAG
Wenn wir schon mal beim Thema sind. Ein Teil der Mikroskopiker wird sein Hobby im Keller pflegen, denn da ist man schön ungestört. Speziell bei älteren Häusern würde ich nicht mit einem Zählrohr hineingehen, Radon liebt diese alten Keller.

Werner Jülich
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: peter-h in Juli 22, 2010, 12:51:19 NACHMITTAGS
Und Herr Jülich,

da wird man fast in jedem Keller fündig. Nur dass Radon kaum Jemand zur Kenntnis nimmt. Geht übrigens sehr einfach mit einem auf Hochspannung geladenen dünnen Draht. Nach 2-3 Stunden den Draht abwischen und das Papierchen unters Zählrohr  :o  die Zerfallsprodukte lassen grüßen.

Gruß
Peter Höbel
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: Jürg Braun in Juli 22, 2010, 13:16:18 NACHMITTAGS
Guten Tag Peter

Ja, man wird in fast jedem Keller fündig. Meist sind die Werte jedoch um Faktoren unter dem Grenzwert. Wir lassen alle Umbauliegenschaften mit Naturkeller auf Radon untersuchen. Ich musste noch keinen deswegen sanieren.

Gruss

Jürg
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: peter-h in Juli 22, 2010, 14:08:15 NACHMITTAGS
Hallo Jürg,

na dann geh mal ins Fichtelgebirge oder Erzgebirge  :o  Da gibt es was zu messen.

Gruß
Peter
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: Eckhard F. H. in Juli 22, 2010, 18:48:50 NACHMITTAGS
ZitatWir lassen alle Umbauliegenschaften mit Naturkeller auf Radon untersuchen. Ich musste noch keinen deswegen sanieren.

Hallo Herr Braun!
Das war in der DDR keinesfalls so. Ich erinnere mich des Falles eines ehemaligen Arbeitskollegen. Der hatte auf einem als künftige Reihenhaussiedlung ausgewiesenen Areal ebenfalls gebaut und irgendwann in seinem Keller (illegal) Radioaktivität gemessen. Die rührte aus dem vorvorigen Jahrhundert, als in der Nähe des Döhlener Beckens Kohle abgebaut wurde und der Abraum auf Halde kam, worauf diese Siedlung entstand. Kein Mensch ahnte etwas davon, denn die Behörden handelten made in DDR. In den Sechzigern wurde das Uranvorkommen als ´Flöz´ erkannt, der sich von Böhmen bis Niedersachsen erstreckte und auf dem Gebiet der DDR in Regie der damaligen sowjetischen Wismut gefördert. Wie es in den Schächten bezüglich Arbeitsschutz zuging, kann sich jeder denken.
Gruß - Eckhard N.
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: Jürg Braun in Juli 22, 2010, 21:48:40 NACHMITTAGS
Guten Abend

Es ist nicht so, dass es in der Schweiz keine Probleme mit dem Radon gibt. Sonst würden wir es auch nicht messen?!
Nur ist mein Betätigungsfeld im gelben Bereich rund um Zürich.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/44634_33777302.jpg)

Gruss in die Runde

Jürg
Titel: Re: Radioaktive Kondensor
Beitrag von: pa3gmi in September 26, 2010, 14:35:02 NACHMITTAGS
Hallo,

Es war die Achromat 1,3.

Grüß,

Rien.