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Foren => Mikrofoto-Forum => Thema gestartet von: Roderich Römhild in September 12, 2010, 00:03:10 VORMITTAG

Titel: Kiefer: Nadelquerschnitt mit Holzfäller-Mikrotom
Beitrag von: Roderich Römhild in September 12, 2010, 00:03:10 VORMITTAG
Moin moin!

Habe heute meine Mikrotechnik verbessert [war dringend nötig] und mein erstes gefärbtes Präparat erstellt. Geschnitten wurde eine Kiefernadel aus dem Garten.
Um mir nicht wie gestern :( in die Finger zu schneiden [obwohl der Blutausstrich doch recht spaßig war :)] habe ich dazu ein Mikrotom gebastelt. Die Bauanleitung ist recht einfach.

1) Ein hartes Stück Eberesche mit Kernholz aus dem Gartenschuppen geholt und daraus eine etwa 10 cm dicke Scheibe geschnitten.
2) Oberflächen mit Schmirgel-Maschine glätten. Das geht aufgrund des außergewöhnlich harten Kernholzes erstaunlich gut.
3) Von oben nach unten ein 5 cm tiefes und 1,2 cm breites Loch bohren.
4) Dieses Loch mit geringerem Durchmesser [7 mm] bis zum Boden erweitern.
5) Von unten nun eine 8 mm- Schraube langsam eindrehen. Dabei wird im holz ein hartes, genaues und rutschresistentes Gewinde erstellt.
6) KLeines Holzstückchen zurechtschneiden und von oden einführen.
7) Das ganze ist nun mit Schraubchlüssel und Rasierklinge zu bedienen.
8) Eine Schraubendrehung [360°] entsprechen 1,25 mm Höhe.

Hier ein paar Bilder davon. Die Fertigung war sehr spaßig. :)

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/47196_14330497.jpg)

Mit dem Schnittgut:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/47196_50679491.jpg)

Damit habe ich nun eine Kiefernnadel (äquifaciales Nadelblatt) geschnitten.
Allesamt ungestackt und unbearbeitet. (Dazu fehlt mir entschieden die Zeit).
Aufgenommen mit Olympus E-500 im Stativ durch Okular ohne Adapter bei abgedunkeltem Zimmer geknipst.
Mikrotechnik: Leica Biomed, selbst gebautes Holzfäller-Mikrotom, und Will Wetzlar V300 mit improvisiertem Dunkelfeld. 

Übersichtsbild Durchlicht

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/47196_64593248.jpg)

Analog mit Beschriftung:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/47196_31077505.jpg)

Sk...   hypodermales Sklerenchym
En...    Endodermis
Pa...   Assimilationsparenchym [Armparenchym ohne Interzellularräume]
Sp...   Spaltöffnung
H....   Harzkanal
L....   Leitbündel (Xylem oben)
Tr...    Transfusionsgewebe
E....   Epidermis mit Cuticula   

Hier eine Nahaufnahme vom Eckensklerenchym und der starken Epidermis.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/47196_66218166.jpg)

Dann habe ich gefärbt. Als Leie natürlich mit der Universallösung Etzold blau.
Reaktionszeit: 15 min [wahrscheinlich etwas zu lang].

Nahaufnahme der Sklerenchymzellen:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/47196_30590265.jpg)

Übersichtsbild mit improvisiertem Dunkelfeld:

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/47196_46241322.jpg)

Und mein Lieblingsbild: Leitbündel im Dunkelfeld. Erinnert mich etwas an die Karnevalsmaske meiner Freundin...

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/47196_16846035.jpg)

FG

Rodi





Titel: Re: Kiefer: Nadelquerschnitt mit Holzfäller-Mikrotom
Beitrag von: Fahrenheit in September 12, 2010, 17:17:41 NACHMITTAGS
Lieber Roderich,

meinen Glückwunsch zu Deiner Konstruktion - die Schnitte zeigen, dass es funktioniert.

Wenn Du Dir nun noch die passende Axt zum Mikrotommesser umschleifst, kannst Du stilecht nach Holzfällerart Dünnschnitte machen. - Natürlich nur im passenden rot karierten Hemd.  ;D

Spaß bei Seite: ist das Kernholz der Esche tatsächlich so hart, dass die Klinge beim schneiden nicht hineinzieht? Na ja, wenn es doch mal passiert, reicht ja eine kurze Zeit auf der Schleifmaschine, um es wieder zu richten.

Herzliche Grüße
Jörg
Titel: Re: Kiefer: Nadelquerschnitt mit Holzfäller-Mikrotom
Beitrag von: Roderich Römhild in September 12, 2010, 17:38:09 NACHMITTAGS
Hallo Jörg. :)

Das Kernholz ist erstaunlicherweise äußerst hart und glatt. Das liegt daran, dass dieser Ast genau 7 Jahre lang in unserem Gartenhäuschen gelagert wurde, und das Kernholz durch die eingelagerten Harze stabil, wasserabweisend und glatt ist.
Wenn natürlich je eine Macke hineingerät, dann...hast du du ja schon beschrieben. Auf jeden Fall um einiges besser und genauer als das "Garnrollen"-Mikrotom aus dem großen "KOSMOS Buch der Mikrodkopie".

Das Hemd liegt natürlich gleich neben dem Mikrotom bereit. :) Die Axt, muss ich jedoch erst neu schärfen.

Titel: Re: Kiefer: Nadelquerschnitt mit Holzfäller-Mikrotom
Beitrag von: Ragin in September 12, 2010, 18:13:57 NACHMITTAGS
Hallo Roderich,
Ich finde Deine Konstruktion auch ganz toll. Ich hatte heute gerade mal im Netz Ausschau nach einem Handmikrotom gemacht und gleich danach Deine Konstruktion entdeckt. Ist wohl ein Wink mit dem Zaunpfahl, mir auch mal eines selber zu bauen. Ich muss gestehen, dass ich bislang nur wenige Versuche mit Freihandschnitten gemacht habe. Die waren auch nicht besonders toll.
Meine Gärtnerhände sind so feines Gepfriemel einfach nicht gewöhnt, macht mich ganz nervös, so muss mal ein Hilfsmittel her.
Die Eberesche, Sorbus aucuparia und besonders ihre Verwandte, die Mehlbeere, Sorbus aria dienten früher zum drechseln von hölzernen Spindeln. Es ist sehr fein gewachsen und belastbar und ich denke, Du hättest kaum was besseres finden können, um da ein Gewinde einzuschneiden. Mal sehen, wie lange das hällt.
Ich denke, Harze wirst Du kaum welche in dem Laubholz finden. Viel Erfolg noch bei Deinen Arbeiten.
Schöne Grüße,
Rainer
Titel: Re: Kiefer: Nadelquerschnitt mit Holzfäller-Mikrotom
Beitrag von: Roderich Römhild in September 12, 2010, 18:19:12 NACHMITTAGS
Stimmt, mit dem Harz war das nicht ganz so richtig..... ;)

Aber irgendwelche Substanzen werden im Kernholz ja eingelagert. Frgat sich nur welche...
Titel: Re: Kiefer: Nadelquerschnitt mit Holzfäller-Mikrotom
Beitrag von: Ragin in September 12, 2010, 18:47:16 NACHMITTAGS
Ja, stimmt, der dunklen Farbe nach zu urteilen werden es wohl Gerbstoffe sein. Die machen das Holz recht wiederstandsfähig gegen Mikroben und Pilzbefall.
Kann aber auch dazu führen, dass Eisen wie z.B Schrauben und Nägel korrodieren, was im Möbelbau, beispielsweise bei Eichenholz zu Verfärbungen führt.
Hast Du eigentlich gleich ein ganzes Bündel der Nadeln da in die Bohrung gestopft und bist dann mal mit der Klinge durchgezuscht? Ich dachte immer, die würden gleich stumpf wenn man nur wenige Schnitte ausgeführt hat.
Ich überlege grade, ob im Holz nicht auch Öle bzw. Fette eingelagert sind. Müsste man halt mal untersuchen. Ich hab wohl grade nur lebendes Material im Garten stehen und nichts in meinem Fundus an Brenn -oder- Drechselholz.
Titel: Re: Kiefer: Nadelquerschnitt mit Holzfäller-Mikrotom
Beitrag von: Roderich Römhild in September 12, 2010, 18:53:32 NACHMITTAGS
Das mit dem "stumpfwerden" ist vollkommen richtig. Für diesens erste Durchzuschen habe ich natürlich ein Skalpell verwendet.
Letztendlich hätte ich es auch in einer Karotte einbetten können, es waren jedoch gerade keine in der Speisekammer.