Servus allerseits,
zum Schluss noch ein paar Viecher, bei denen vielleicht eine nähere Bestimmung drin ist.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/52335_58800142.jpg)
Coleps sp., ist eine genauere Benamsung möglich?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/52335_61995584.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/52335_58790999.jpg)
Hier vermute ich zumindest verwandte Arten. Könnte es sich um Pleuronema sp. handeln?
Und noch zwei Amöben:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/52335_61620748.jpg)
Eindeutig ein Diatomeenfresser ...
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/52335_43422719.jpg)
Quadrulella sp.?
Das war's für heute, ich sage jetzt schon danke!
Liebe Grüße
Angie
Hallo Angie,
du bekommst sicher noch Antworten aus berufenerem Munde,
aber hier ein Tipp: Bei Coleps ist es glaube ich immer eine gute Idee,
das Tierchen nach der Lebendbeobachtung richtig platt zu machen,
die Platten gehen auseinander und Du kannst wunderbar und statisch,
da tot, eine Reihe wichtiger Bestimmungsmerkmale sehen.
Ansonsten ist wichtig die Form der kleinen Fensterchen,
die Anzahl die caudalen Cilien, die Anzahl der Dornen am Ende,
die Anzahl der Fenster im vorderen Hauptring der Panzerung und ob
das Tierchen gerade oder bananenförmig gebogen ist.
Viele liebe Grüße
Timm
Hallo Monsti
Das erste bild ist Coleps, wahrscheinlich hirtus
Die Bilder 2 und 3 kann Pleuronema crassum sein auf den dritte Bild sieht man den leicht den Mundfeldmembran
Die erste Amöbe kann ich so nicht bestimmen aber die zweite kan eine Quadrulella spec sein
Liebe Gruss
Jan
Hallo, Ihr 2,
herzlichen Dank für Eure Antworten!
@Timm: Wenn irgend möglich, bringe ich kein Tier um. Notfalls bleibt es dann halt bei der Gattung.
Liebe Grüße
Angie
Hallo Angie,
Die erste Amöbe kann nicht bestimmt werden.
Die zweite ist Quadrulella (wegen die quadratische Plättchen) symmetrica, vielleicht die Varietät longicollis.
Viele Grüße,
Ferry
Hallo Ferry,
dass die erste Amöbe unbestimmbar ist, dachte ich mir schon. Ich fand es nur erstaunlich, dass sie selbst große Kieselalgen verschlingt. Die kleine Kieselalge darunter war einige Sekunden später ebenfalls einverleibt.
Herzlichen Dank für Deine Hilfe und liebe Grüße
Angie
Hallo,
erlaubt bitte die Frage eines blutigen Laien: was sind das für schöne quadratische Plaättchen bei dem letzen Viech ??? Der Regelmäßigkeit wegen würde ich auf Kristalle tippen, und wenn ja, wie sehen diese im polarisierten Licht aus ???
Gruß und Dank, Olaf
Zitat von: olaf.med in Dezember 07, 2010, 12:39:54 NACHMITTAGS
Hallo,
erlaubt bitte die Frage eines blutigen Laien: was sind das für schöne quadratische Plaättchen bei dem letzen Viech ??? Der Regelmäßigkeit wegen würde ich auf Kristalle tippen, und wenn ja, wie sehen diese im polarisierten Licht aus ???
Gruß und Dank, Olaf
Hallo Olaf
das "Tier" gehört zur Gruppe der Schalenamöben (Testaceen). Diese bilden, wie der Name schon sagt, im Gegensatz zu den Nacktamöben Schalen aus. Dabei produzieren die Organismen aus dem Keratin nahestehenden Eiweisskörpern (man spricht auch von Pseudochitin) eine Schale. Einige Testaceen bleiben einschalig, viele andere aber bilden eine zweite Schalenschicht aus. Diese werden aus kleinen Stückchen gebildet, die entweder selbst produziert ( Idiosomen) oder Fremdkörper aus der Umgebung (Xenosomen) sind. Das können Diatomeenschalen, Quarzkörner (Sand) oder auch Pollen sein. Sie werden auf die Pseudochitinschicht aufgekittet. Die Idiosomen bestehen immer aus Kieselsäure. Hier bei der Quadrulella (?), die auf deutsch Kieselplättchen-Schalenamöbe heisst, sind es gattungsspezifisch schöne quadratische Siliziumplättchen, die doppelbrechend sind. Ich meine auch, Ernst hätte da schon mal was gezeigt. Sicher wird er noch ergänzen.
Diese Weisheiten stammen aus dem Buch: "Beschalte Amöben" von Wilfried Schönborn , Neue Brehm Bücherei
Viele beschalte Mikrogrüsse
Bernhard
Hallo Bernhard,
herzlichen Dank für Deine schöne Beschreibung. Ohne allzu "Korinthen-kackerig" sein zu wollen aber ein Hinweis:
Zitatschöne quadratische Siliziumplättchen
das kann so nicht sein, sonst könnten wir aus den Plättchen gleich Computer-Chips machen. Ich vermute es handelt sich um SiO
2, Siliziumdioxid, in kristalliner Form schlicht Quarz. Das müßte man aber im polarisierten Licht sehen. Die Form allerdings ist mir dann noch immer ein Rätsel. Sehr spannend jedenfalls. Vielleicht können wir uns ja sowas mal gemeinsam hier in Pol ansehen.
Herzliche Grüße,
Olaf
Zitat von: olaf.med in Dezember 08, 2010, 09:34:15 VORMITTAG
Hallo Bernhard,
herzlichen Dank für Deine schöne Beschreibung. Ohne allzu "Korinthen-kackerig" sein zu wollen aber ein Hinweis:
Zitatschöne quadratische Siliziumplättchen
das kann so nicht sein, sonst könnten wir aus den Plättchen gleich Computer-Chips machen. Ich vermute es handelt sich um SiO2, Siliziumdioxid, in kristalliner Form schlicht Quarz. Das müßte man aber im polarisierten Licht sehen. Die Form allerdings ist mir dann noch immer ein Rätsel. Sehr spannend jedenfalls. Vielleicht können wir uns ja sowas mal gemeinsam hier in Pol ansehen.
Herzliche Grüße,
Olaf
Moin Olaf
das hatte ich gestern schon im Urin, dass der Mineraloge mir SO kommen wird! ;)
Ehrlich gesagt bin ich gestern da auch etwas ins stolpern geraten, da ich so aus dem Stand auch nicht immer parat habe:
Silizium-Kieselsäure-Quarz
wat is denn nun wat??
Entweder sind die Bezeichnungen bei den Amöbologen etwas lax, oder ich habs nicht kapiert.
Bei Wikipedia lese ich u.a. folgenden Satz
"Im deutschen Sprachraum werden aus historischen Gründen Kieselsäuren oft und fälschlich mit Kieselsäureanhydriden gleichgesetzt. Technisch gewonnene Kolloide (pyrogene Kieselsäuren), fossile Sedimente (Kieselgur), die natürlichen Panzer der Kieselalgen, sowie bestimmte Gläser (Kieselglas) lassen sich alle durch die allgemeine Summenformel SiO2 beschreiben, sind also Siliciumdioxide und können als Produkt einer chemischen Reaktion aus Monokieselsäure aufgefasst werden."
Nun denn,
zunächst steht bei Schönborn der Satz:
"Die Idiosomen bestehen aus Kieselsäure"
Desweiteren steht zu lesen:
" Die Idiosomen bestehen aus geformten Plättchen, können aber auch amorph sein. Solche amorphen Kieselelemente sind von Quarz schwer zu unterscheiden, man nennt sie daher auch Pseudoquarze....In gekreutzen Nicols werden die Pseudoquarze dunkelsein, während die Quarze in allen Farben leuchten..."
Soweit kann man (ich) ja noch folgen. Nun steht im Bestimmungsteil im Schönborn bei Quadrulella:
" Schalenbedeckung sind viereckige Siliziumplättchen"
Bei Streble/Krauter "Das Leben im Wassertropfen" steht:
" Von quadratischen, durchsichtigen , in Schrägreihen angeordneten Kieselplättchen bedeckt"
Ich denke die Biologen halten es ein bisschen wie Du mit Deinen Kakerlaken: irgendwat mit Kiesel halt. ;D ;D
Viele Mikrogrüsse
Bernhard
Hallo zusammen,
Quadrulella zeigt keine Doppelbrechung im Polarisischten Licht. Bei Paraquadrula sind in die rechteckigen Plättchen Calcium eingebunden, diese Plattchen zeigen eine Doppelbrechung.
Viele Grüße
Martin
Hallo Bernhard,
das Sprachgewirr ist babylonisch (leider kann ich die Geowissenschaften in diesem Punkt nicht ausschließen), die Natur zwar nicht trivial, aber doch eindeutig:
- Silizium: ein undurchsichtiges Metall der Zusammensetzung Si. Kommt in der Natur NIE vor, auch nicht bei Kakerlaken ;), sondern muß synthetisiert werden. Heute unverzichtbarer Teil der modernen technologischen Gesellschaft (Computerchips, Fotovoltaik etc......).
- Kieselsäure: Sauerstoffsäuren des Siliziums. Leider benutzen die Geowissenschaftler oft diesen Namen um den Gehalt an SiO2 in Gesteinsanalysen zu bezeichnen (siehe oben!). Achtung! ist keinesfalls mit dem Gehalt an Quarz zu verwechseln. SiO2 ist konstitutioneller Bestandteil fast aller Minerale, die die Gesteine aufbauen, also auch z.B. von Olivin Mg2SiO4, der niemals mit Quarz zusammen vorkommen kann. Granit ist z.B. ein "saures" Gestein (ca. 75 % SiO2), Basalt ist "basisch" (ca. 50% SiO2)
- SiO2 als eigenständiger Festkörper: gibt es in verschiedenen Formen.
1) amorph, das heißt ohne kristalline Struktur. Organisch als Skelette von Einzellern (Kieselgur), anorganisch z.B. in Blitzeinschlagsröhren (Fulgurite). Im Labor benutzt man "Quarzglas", geschmolzenen aber nicht mehr kristallinen Quarz für besondere Apparaturen. Amorph ist auch Opal, der hat aber immer auch Wasser eingebaut (SiO2+xH2O)
2) kristallin - viel, viel häufiger als amorph: Je nach Bildungsdruck und Temperatur gibt es ganz unterschiedliche Kristallstrukturen. Bei Normalbedingungen bildet sich Quarz, bei Drucken oberhalb 30.000 bar (ca.80 km Erdtiefe) entsteht daraus Coesit, bei noch höheren Drucken, z.B. in Meteoritenkratern, Stishovit, bei Temperaturerhöhung (über 800°C) entsteht Tridymit, bei noch höheren Temperaturen Cristobalit etc. Feistkristallinen Quarz nennt man Chalcedon mit vielen weiteren Unterarten (Achat, Chrysopras, Onyx....).
ZitatIn gekreutzen Nicols werden die Pseudoquarze dunkelsein, während die Quarze in allen Farben leuchten...
Die Aussage ist natürlich Quatsch, wie wir im Workshop gelernt haben. Bei der geringen Doppelbrechung des Quarzes (0,009) und der Winzigkeit der Plättchen erreichen wir nur sehr geringe Gangunterschiede, also allenfalls dunkelgrau erster Ordnung und nur Ernst Hippe könte mit seinem Laves-Ernst Kompensator daraus seine berühmten bunten Bilder zaubern :). Trotzdem wäre ich höchst interessiert so etwas mal zu sehen...
So, ich wollte kein Lehrbuch schreiben, aber doch etwas Licht ins Dunkel bringen ;D ;D
Gerade sehe ich, dass es einen neuen Beitrag gab während ich meinen Erguß zusammengeschrieben habe:
ZitatQuadrulella zeigt keine Doppelbrechung im Polarisischten Licht. Bei Paraquadrula sind in die rechteckigen Plättchen Calcium eingebunden, diese Plattchen zeigen eine Doppelbrechung.
Sind das dann carbonatische Schalen (Calcit, Aragonit)? Und wenn, dann haben sie natürlich garnichts mit "Kieselsäure" zu tun.
Beste Grüße, Olaf
Zitat von: Martin Schneider in Dezember 08, 2010, 12:48:17 NACHMITTAGS
Hallo zusammen,
Quadrulella zeigt keine Doppelbrechung im Polarisischten Licht. Bei Paraquadrula sind in die rechteckigen Plättchen Calcium eingebunden, diese Plattchen zeigen eine Doppelbrechung.
Viele Grüße
Martin
Hallo Martin
ich hatte gehofft dass Du mitliest!
Danke für den Hinweis. Ich selber habe leider noch keine Quadrulella im polarisierten Licht beobachtet. Soll das heißen dass die Plättchen dann aus amorphem Quarz bestehen?
Viele Grüsse
Bernhard
Zitat von: olaf.med in Dezember 08, 2010, 12:53:02 NACHMITTAGS
- Silizium: ein undurchsichtiges Metall der Zusammensetzung Si. Kommt in der Natur NIE vor, auch nicht bei Kakerlaken ;), sondern muß synthetisiert werden. Heute unverzichtbarer Teil der modernen technologischen Gesellschaft (Computerchips, Fotovoltaik etc......).
Hallo Olaf
vielen Dank für Deine Erhellungen.
Obiger Satz ist interessant für mich. Ich hatte mal von irgend so einem Mineralien Shop an der Autobahnraststätte so ein Ding mitgebracht, das aussieht wie mit Aluminium umwickelt
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/52526_23587850.jpg)
Es stand "Silizium" dran und zu Hause hab ich mich dann gewundert, dass das in Deinem Mineralienführer gar nicht vorkommt!
Desweiteren übergebe ich an Martin. Das ist unser Amöbenspezialist.
Viele Grüsse
Bernhard
Hallo Olaf,
respekt, ich finde du schreibst sehr spannend, war auch für mich als Chemiker sehr lesenswert
dein Beitrag, danke!
Aber gegen
Zitat von: olaf.med in Dezember 08, 2010, 12:53:02 NACHMITTAGS
Silizium: [...] muß synthetisiert werden.
(kursiv von mir)
würde ich gern dennoch ein respektvolles Veto einlegen!
Viele liebe Grüße
Timm
Hallo,
@ Timm:
ZitatSilizium: [...] muß synthetisiert werden.
Asche auf mein Haupt, aber auch ich bin gegen sprachliche Unvollkommemheiten nicht gefeit. Natürlich wird nicht das Element im engeren Sinne
synthetisiert, sondern aus seinen Verbindungen rein hergestellt. Wir sagen aber umgangssprachlich schon "Synthese" zu diesem Vorgang.
@ Berhard:
Zitatdass die Plättchen dann aus amorphem Quarz bestehen
>:( >:( Nein Bernhard! Ich habe doch gerade versucht klar zu machen, dass Quarz nie amorph ist, sondern immer kristallin! >:( >:( Hier muß man dann sagen "amorphes SiO
2".
ZitatIch hatte mal von irgend so einem Mineralien Shop an der Autobahnraststätte so ein Ding mitgebracht, das aussieht wie mit Aluminium umwickelt
Das Zeug ist jetzt aber wirklich synthetisiert im reinsten Sinne des Wortes. Es gibt verschiedene solcher metallisch glänzenden Produkte die als Hochofen-Zuschlagstoffe hergestellt werden, z.B. Ferrosilizium. F(W)indige Mineralienhändler verticken das dann an gutgläubige Kunden ;)
Herzliche Grüße, Olaf
Zitat von: olaf.med in Dezember 08, 2010, 14:26:16 NACHMITTAGS
@ Berhard:
Zitatdass die Plättchen dann aus amorphem Quarz bestehen
>:( >:( Nein Bernhard! Ich habe doch gerade versucht klar zu machen, dass Quarz nie amorph ist, sondern immer kristallin! >:( >:( Hier muß man dann sagen "amorphes SiO2".
Guten Morgen Olaf
hoppla, entschuldigung, war ein Lapsus linguini tastus ;D
Ich meinte natürlich den von Schönborn so benannten Pseudoquarz. Ich vermute das Wort schmeckt Dir auch nicht, also gerne amorphes SiO2 (wenn ich wüsste wie man die tiefgelegte 2 in Formelsprache schreibt ;))
Die interessante Frage bleibt doch:
Zitatwas sind das für schöne quadratische Plaättchen bei dem letzen Viech Huch Der Regelmäßigkeit wegen würde ich auf Kristalle tippen, und wenn ja, wie sehen diese im polarisierten Licht aus
Wieso bildet sich hier amorphes SiO2 als regelmässiges quadratisches Plättchen aus??
Ich lese mal weiter aus Schönborn vor:
" Über die Bildung der Pseudoquarze ist man sehr wenig informiert. Man nimmt an, dass dem Pseudochitin Kieselsäure beigemengt ist , die beim Erstarren der Masse ausfällt. Penard (1902)vermutete , dass diese Kieselsäure aus den Panzern der aufgenommenen Kieselalgen stammt, und Awerintzew (1906) vertrat die Ansicht, dass die Testaceen in der Lage seien, aus dem Wasser Silikate aufzunehmen."
Weiter vorne waren ja die regelmässigen Plättchen von den amorphen abgegrenzt worden.
Ich wiederhole also:
Wieso bildet sich hier amorphes SiO2 als regelmässiges quadratisches Plättchen aus??
Bleiben eigentlich nur die Gene. Die steuern also dass die Kieselsäure auf der ersten Pseudochitinschicht als regelmässige Plättchen ausfällt ??? ???
Ist doch schon bemerkenswert, oder?
Die oben zitierten Ausagen sind natürlich scho über 100 Jahre alt, deshalb wollte ich Martin nach dem neuesten Kenntnisstand fragen.
Viele amorphe Grüsse
Bernhard
Hallo Bernhard,
Zitat(wenn ich wüsste wie man die tiefgelegte 2 in Formelsprache schreibt
das ist ganz einfach. In Deinem Menu bei "Antworten" gibt es einen Schalter auf dem "sub" steht :D
Nun aber zu sachlichen Dingen: Mineralnamen sind schon sehr wichtige und eindeutig belegte Dinge. Das wird besonders an einem Beispiel, das gut in die Jahreszeit passt, klar. Wenn Du Deiner Herzallerliebsten etwas zu Weihnachten schenken willst, könntest Du wählen zwischen einem Schäufelchen Ruß aus dem Ofen (amorph), einer Packung Minen für den Druckbleistift von Faber Castell (hexagonal, Mineralname Graphit) oder dem Einkaräter, Top Wesselton im feinsten Brilliantschliff aus Südafrika (kubisch, Mineralname Diamant). Für Dich mag das dann alles nur Kohlenstoff sein, aber Deine Liebste macht Dir den Unterschied schon klar, wetten daß ;D! Amorpher Quarz geht also gar nicht; auch mit Pseudoquarz kann ich nichts anfangen.
ZitatWieso bildet sich hier amorphes SiO2 als regelmässiges quadratisches Plättchen aus??
Genau das ist die Frage, die mich auch brennend quält. Ich weiß nur nicht wie man an ein solches Vieh kommt. Vielleicht bringst Du ja mal eines vorbei und wir sehen es uns gemeinsam an. Wir können es dann auch mal in verdünnter Salzsäure schwimmen lassen. Wenn's sich dann entblößt war es Calcit und eine
Paraquadrula;D ;D ;D
Verschneite Grüße von Bochum nach Bochum,
Olaf
hallo,
Noch ein paar Anmekrungen zum Silicium in den Testacea-Schalen.
Alle nicht extern als Parikel aufgenommener Bestandteile (Xenosomen) der Schale werden im Golgi-Apparat der Zell aufgebaut. Besteht eine Schale aus Xensosomen, so wird die Kittsubstanz als Vesikel bei der Zellteilung an die Zelloberfläche gebracht unter Beteiligung von Mikrotubluli (auch beim Transport von Ideo- und Xenosomen sind Mikrotubluli im Spiel). Dieses Aufbringen aus Membranbläschen ist im REM und TEM noch in der Struktur zu erkennen.
Auch die Ideosomen werden in Golgi-Vesikeln gebildet, die sich oft gestapelt in lebenden Zellen erkennen lassen. Es handelt sich beim Kitt und bei den Ideosomen um Gemische verschiedener Proteine und Minaralien (neben dem aus dem Wasser aufgenommenen gelösten Si).
Die Kittsubstanz zeigt auch andere chemische Reaktionen als die Ideosomen, was sich zum Beispiel durch der Braunfärbung (Protargol) der Kittsubstanz bei Euglyphiden zeigt, während die Plattchen klar bleiben.
Leider gibt es bisher noch keinen umfassen Überblick zum Aufbau der Schalen der Testacea. Die o.g. Merkmale wurden immer wieder gefunden, allerdings mit starken Unterschieden im Proteinanteil und den zusätzlichen Mineralien.
Beste Grüße
Martin Schneider
Hallo,
ich bin, als reiner Mineraloge, mit der biologischen Aussage von Martin Schneider leider überfordert, würde daher gerne die Frage (bzw. mein Problem) klar formulieren:
- Sind die Plättchen Festkörper und rein anorganischer Zusammensetzung, oder gibt es, ähnlich wie in Knochen, auch organische Komponenten als konstituionelle Anteile darin, die das Wachstum steuern bzw. beeinflussen?
- Wenn sie rein anorganisch sind, was ist die genaue Zusammensetzung? Z.B. SiO2, oder CaCO3 bei Paraquadrula?
- Wenn sie rein anorganisch sind, wie ist die Anordnung der chemischen Bausteine im Raum? Ungeordnet = amorph, geordnet = kristallin. Das muss man im TEM klar sehen!
- Wenn es eine Ordnung gibt (= Kristallstruktur), wie ist diese? Entspricht sie Quarz bzw. Calcit bei Paraquadrula?
- Wenn die Kristallstruktur Quarz bzw. Calcit entspricht, warum sind die Dinger dann quadratisch und nicht trigonal (dreieckig oder sechseckig) wie es der Struktur des Quarzes (und zufällig auch des Calcits) entspricht?
Ich weiß, das sind viele Fragen, aber das ist ja gerade das spannende an diesen interdisziplinären Diskussionen: man erfährt etwas über die Probleme der Anderen und manchmal gibt es sogar dadurch konstruktive Ansätze für eine Lösung des Problems.
Beste Grüße,
Olaf
Zitat von: olaf.med in Dezember 09, 2010, 12:06:06 NACHMITTAGS
Genau das ist die Frage, die mich auch brennend quält. Ich weiß nur nicht wie man an ein solches Vieh kommt. Vielleicht bringst Du ja mal eines vorbei und wir sehen es uns gemeinsam an. Wir können es dann auch mal in verdünnter Salzsäure schwimmen lassen.
Gerne , Olaf
das kann aber dann ein paar Jahre dauern. :D
So was findet man beim tümpeln ja nicht gezielt. Und die Gesetze besagen, gerade dann nicht wenn man gezielt danach sucht. Natürlich gibt es typische Habitate, aber das ist im Augenblick so eine Sache!! Da sitz ich lieber im Warmen und schleife Steine oder schreibe kluge Beiträge. ;D ;D
Zu Deinem Fragenkatalog:
ich bin gespannt was Martin antwortet. Zwei Sachen hatte er ja schon erwähnt:
ZitatEs handelt sich beim Kitt und bei den Ideosomen um Gemische verschiedener Proteine und Minaralien (neben dem aus dem Wasser aufgenommenen gelösten Si).
und
ZitatLeider gibt es bisher noch keinen umfassen Überblick zum Aufbau der Schalen der Testacea
Das klingt nicht so richtig anorganisch,oder?
Ich denke hier gibt es noch Arbeit für junge aufstrebende Doktoranden (oder engagierte Hobbyisten) ;)
Viele Grüsse
Bernhard
Hallo Bernhard,
auch ich bin sehr gespannt auf Martin Schneiders Antwort. Klar ist jedoch, dass leider jede wissenschaftliche Disziplin ihre eigenen Idiome hat, und daher die interdisziplinäre Verständigung manchmal schwierig ist....
Bei uns z.B. ist der Begriff "Mineral" eindeutig und klar definiert: es handelt sich um
Festkörper mit einer spezifischen Zusammensetzung die ohne Zutun des Menschen entstanden sind. Mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen sind Minerale Kristalle, d.h. sie haben eine hochgeordnete periodische 3-dimensionale Anordnung der chemischen Bausteine (Kristallstruktur). Wir kennen ca. 3.000 verschiedene Spezies in der Mineralogie.
Umgangssprachlich werden auch gelöste Stoffe oft fälschlich als Minerale bezeichnet, z.B. im
Mineralwasser oder auch im Beitrag von Martin Schneider bzw. in der von ihm zitierten Literatur.
Interpretiere ich diese Aussage richtig:
ZitatAuch die Ideosomen werden in Golgi-Vesikeln gebildet, die sich oft gestapelt in lebenden Zellen erkennen lassen. Es handelt sich beim Kitt und bei den Ideosomen um Gemische verschiedener Proteine und Minaralien (neben dem aus dem Wasser aufgenommenen gelösten Si).
Die Kittsubstanz zeigt auch andere chemische Reaktionen als die Ideosomen, was sich zum Beispiel durch der Braunfärbung (Protargol) der Kittsubstanz bei Euglyphiden zeigt, während die Plattchen klar bleiben.
- Die Plättchen auf dem von uns diskutieren Viech sind Ideosome (also vom Organismus gebildete anorganische (Fest)Körper?), die durch einen Kitt (anorganisch) verbunden sind ??? Dann wären sie in unserem Sinne ein Mineral und den Entstehungsvorgang würden wir als Biomineralisation bezeichnen. Die Frage nach der Substanz ist dann aber immer noch ungeklärt.
Gruß, Olaf
Hallo,
Die genaue Sturktur und Zusammensetzung von Plättchen und Kitt kenne ich nicht.
Auf jeden Fall sind Plättchen deutlich haltbarer als der Kitt, da man nur Plättchen in Kohleablagerungen gefunden hat.
Bei der Element-Zusammensetzung bezog ich mich auf Arbeiten, die im REM Elementnachweise getrennt für Kitt und Plättchen deutlich Unterschiede zeigten.
So weit erst einmal ganz kurz, genaueres erst später.
Beste Grüße
Martin
Hallo Martin,
ZitatAuf jeden Fall sind Plättchen deutlich haltbarer als der Kitt, da man nur Plättchen in Kohleablagerungen gefunden hat
wäre es den möglich diese Plättchen irgendwie zu isolieren und damit auch zu konzentrieren. Bei Dimensionen von 10x10xX Mikron reicht schon eines für ein REM EDX (könnten wir hier machen), und ein paar Dutzend für eine konventionelle Röntgen-Phasenanalyse.
Herzliche Grüße,
Olaf
Hallo Olaf,
komm' doch einfach im Juni zum Pillersee-Treffen (siehe: Mikro-Termine), dann kannst Du das Objekt Deiner Gegierde massenhaft einsammeln! ;) Ansonsten könne ich Dir natürlich auch mal eine Miniprobe eintüten und schicken - sofern es meine Zeit zulässt.
Grüßle von
Angie
Hallo Angie,
Juni - Tirol - Pillersee .... klingt toll, muß ich nur meinem Chef irgendwie verkaufen, so mitten im Semester ;D.
Wie sagt man im Süden so: Schaun mer mal, dann sehn mer schon.
Gruß, Olaf
Hallo Olaf,
Dein Angebot finde ich sehr spannend.
Schick doch eine PN mit deiner Adresse und der benötigten Aufbereitung der Schalen bzw. Plättchen.
Herzliche Grüße
Martin