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Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: TSchaefer in Januar 08, 2011, 17:32:56 NACHMITTAGS

Titel: Einbetten für Gesteinsdünnschliffe
Beitrag von: TSchaefer in Januar 08, 2011, 17:32:56 NACHMITTAGS
Hallo,

möchte eine Liste mit Einbettmittel, die für Gesteinsdünnschliffe verwendet werden, erstellen. Das Einbetten kann kalt oder warm erfolgen, mit oder ohne Druck. Welche Erfahrungen gibt es mit diesen Mitteln? Welche Geheimrezepte gibt es, die Proben in einer ganz bestimmten Lage einzubetten, um einen genau definierten Schnitt zu bekommen? Die Liste soll allgemeingültig sein und nicht unbedingt auf einen speziellen Fall zugeschnitten sein.

In meinem Fall jedoch hab ich Schuppen von Knochenhechten (Lepisosteus, Atractosteus, rezente, später auch fossile Schuppen). Benötigt wird ein Profilschnitt der Schuppe für die Altersbestimmung (werde demnächst einige Bilder davon einstellen). Hab jetzt eine Probe geschliffen, die in Araldit eingegossen wurde. Als Gießform wurde Knetmasse benutzt: einfach eine Vertiefung eindrücken, dann die Schuppe in die Knetmasse stecken und ausgießen.

Hier mal eine Auswahl (Lieferant in Klammer). Hat jemand schon Erfahrung mit Meltmount und GTS-Epoxidharz? Gibt es noch weitere Mittel, um die Liste zu erweitern?


ARALDIT XW 396 / XW 397 – 2020 (Kremer Pigmente)

Körapox 439 (Fema Salzgitter)

Meltmount (Fema Salzgitter)

Technovit 2000 LC (Kulzer-Technik)

VISCOVOSS GTS und Härter MEKP FL-501/GTS (z.B. Krantz)


Viele Grüße
Thomas Schaefer
Titel: Re: Einbetten für Gesteinsdünnschliffe
Beitrag von: Stefan_O in Januar 09, 2011, 14:44:00 NACHMITTAGS
Salü Thomas,

interessante Frage, leider kann ich nur die Liste erweitern, aber sonst keinen Rat geben. Hier ein Link zu einer pdf von Buehler für Eingiessmittel:

http://www.buehler.com/productinfo/consumables/pdfs/COLD_MOUNTING.pdf

bzw dem Gesamtkatalog (schon zum Träumen):

http://www.buehler.com/productinfo/2011CBG/2011CBG.pdf

Aus meiner Erfahrung ist Buehler sehr hilfsbereit, auch wenn man mit "dummen" oder exotischen Fragen kommt. Buehler vertreibt auch die Technovit 4000 und 4002, die mir für den Zweck oben relativ geeignet scheinen.

Darf ich fragen, warum es ein Dünnschliff für die Schuppen sein soll? Eine sauber geschliffene Probe fürs Auflicht ist doch ausreichend zum Zählen?

Bei den oben genannte Mitteln würde ich auf Wärmeentwicklung beim Polymerisieren achten, auf das Schrumpfverhalten und die Viskosität. Der ARALDIT XW 396 ist zB als Klebstoff deklariert, nicht unbedingt als Einbettmittel.

Gruss,
Stefan
Titel: Re: Einbetten für Gesteinsdünnschliffe
Beitrag von: TSchaefer in Januar 09, 2011, 17:36:44 NACHMITTAGS
Hallo Stefan,

vielen Dank für den Link. Dieser ist sehr interessant.

Auf die Frage warum Dünnschliffe: "the same procedure as...".  Ist scheinbar bei den fossilen Fischen so üblich (hab ich auch nur übermittelt bekommen und in Fachbeiträgen gelesen). Um die Wachstumsringe gut zu erkennen, untersucht man unter dem Pol mit Hilfsobjekt rot. Hiermit erhält man einen guten Kontrast. Auflicht wäre eine Alternative, könnte ich mal ausprobieren. Hast du da Erfahrung mit?

Viele Grüße Thomas
Titel: Re: Einbetten für Gesteinsdünnschliffe
Beitrag von: Stefan_O in Januar 09, 2011, 18:32:46 NACHMITTAGS
Salü Thomas,

Erfahrung mit Auflicht Pol ja, aber nur an Erzen, keine Fischschuppen. Von daher war es eine Verständnisfrage, zumal ich es mir recht schwiering vorstelle, die Schuppe(n) in der richtigen Position einzugiessen, zu sägen und dünn zu schleifen. Die Schuppen wachsen in der Dicke, korrekt?

(Ich habe im Hinterkopf, kleine Erz-Proben (zum besseren Handling) und grössere (zur Stabilisierung bei brüchigem Material) einzugiessen, daher die ansatzweise Beschäftigung mit dem Thema. Da ich fast nur Buehler-Material verwende, wird es eben auch Buehler-Harz sein, wenn es soweit ist. Die Schweizer Buehler-Vertretung ist wirklich super, schnell und hilfsbereit)

Gruss,
Stefan
Titel: Re: Einbetten für Gesteinsdünnschliffe
Beitrag von: TSchaefer in Januar 10, 2011, 07:55:48 VORMITTAG
Hallo Stefan,

ja die wachsen in der Dicke. Aber mit der Knetmasse-Giessvorrrichtung geht das sehr gut. Die fertigen Proben, die ich hier habe, wurden in den 90ern so gemacht. Steckt man die Schuppe in die Knetmasse, ist sie fixiert. Unter dem Stereomikroskop wird diese noch ausgerichtet und dann mit Araldit ausgegossen. Eine Bühler-Vertretung ist auch in Düsseldorf. Werde da mal nachfragen.
Für mein Zeiss Universal hab ich auch einen Auflicht-Pol-Aufsatz. Hab ich zwar noch nie benutzt, aber jetzt wird es dafür Zeit. Müssen da die Proben nicht poliert sein? Ich hab zwar eine Schleif-Schneidvorrichtung, aber den Endschliff mach ich immer von Hand. Und händisch polieren soll sehr langwierig sein. Wär mal einen Versuch wert.

Viele Grüße
Thomas
Titel: Re: Einbetten für Gesteinsdünnschliffe
Beitrag von: Klaus Herrmann in Januar 10, 2011, 11:20:16 VORMITTAG
Hallo Thomas,

bei Deinen Fisschuppen sind die Wachstumsstreifen doch sicher gut kontrastiert, dann sollte Feinschliff mit 1000er Körnung schon reichen. Und dann hilft etwas anfeuchten mit Immersionsöl und im Auflicht Pol betrachten.
Zeig mal ein Bild!

Ich habe hier einen Dünnschliff von Fischschuppen (wie ich vermute) aus einem Steinbruch bei Tübungen. Die Schicht ist aus dem Rhät.

Die Wachstumsstreifen sind nicht super aber doch zählbar.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/55855_19737372.jpg)
Titel: Re: Einbetten für Gesteinsdünnschliffe
Beitrag von: TPL in Januar 10, 2011, 12:03:43 NACHMITTAGS
Lieber Thomas,
die Firma Fema Salzgitter kannst Du als Lieferant wieder streichen: die liefern (leider) schon seit Jahren nicht mehr.
Mit Meltmount und Körapox habe ich vor gefühlten 100 Jahren einmal selbst geklebt. Genauso altes Meltmount kann ich gerne bereitstellen aber ähnlich frisch werden auch meine Erfahrungen sein :(.

Mein Eindruck ist, dass die Auszählung der Anwachsstreifen per Dünnschliff mit gekreuzten Polarisatoren und Hilfsobjekt Rot1 (und auch die ungewöhnliche Schliffdicke) ein Zugeständnis an die 'steigerungsfähige' Schliffqualität Deiner Vorgänger ist (zur Erklärung: ich hatte bereits Beispielbilder gesehen). Im Anschliff sind solche Strukturen ohne eine ordentliche Oberflächenbehandlung natürlich kaum noch zu erkennen.
Aber wenn der Feinschliff und die Politur stimmen (oder, statt der Politur ein Öl/Lack aufgetragen wird), dann könnte ein Anschliff reichen.

Richtig gut werden die Unterschiede von Knochen-, Schuppen- oder Zahn-Anwachsstreifen übrigens im Kathodolumineszenz- oder Fluoreszenz-Kontrast sichtbar (s.auch hier: http://www.mikroskopie-forum.de/index.php?topic=2832.0). Das ist natürlich mit wesentlich größerem Geräteaufwand verbunden aber vielleicht eine Möglichkeit, lichtoptisch gemachte Zählungen zu prüfen.

Schöne Grüße, Thomas
Titel: Re: Einbetten für Gesteinsdünnschliffe
Beitrag von: TSchaefer in Januar 11, 2011, 20:39:46 NACHMITTAGS
Hallo Stefan, Klaus und Thomas (hoffe ich hab niemand vergessen),

vielen Dank für eure Beiträge. Hier mal ein Schliff von Atractosteus spatula (Alligatorhecht).

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/55950_55065544.jpg)

Der Schliff ist ca. 70-80µm dick (hab ich so bekommen). Man sieht die Wachstumsstreifen, aber man kann es nicht besser Auflösen. Die  Streifen sind abwechselnd hell und dunkel und dick. Dazwischen sind noch dünne Streifen, die man hier schlecht sieht. Im nächsten Bild (ist von einem Informant) sieht man die Zwischenstreifen gut (Aufnahme 400x, mehr ist nicht bekannt).

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/55950_16610569.jpg)

Von dem Material, das ich hier habe, waren 2 eingegossene Schuppen (in Araldit) dabei: von Lepisosteus platostomus (Kurzschnauzen-Knochenhecht). Konnte eine davon erfolgreich Schleifen.

(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures006/55950_43094825.jpg)

Bei dieser Panorama-Aufnahme (2,5x Objektiv, 13,5mm x 1,5mm Objektgröße) sieht man keine Ringe, obwohl der Schliff 30µm dick ist. Es hat sich herausgestellt, dass der Hecht nur 48 cm lang war und somit noch kein Jahr alt (die werden 2 bis 3m lang). Jetzt wollte ich von anderen Schuppen (von älteren Tieren) noch Schliffe anfertigen und suche nach einem geeigneten Mittel zum Eingießen. Denke bei 30µm Schliffdicke wird auch die Auflösung besser sein. Auflicht würde ich auch mal versuchen. Kennt jemand das GTS Harz von der Fa. Voss (wird z.B. bei Krantz vertrieben)?

Viele Grüße
Thomas