Hallo, wer gerade nichts Besseres zu tun hat (heute mal was Längeres):
Hier einige wellenoptische Mikroskop-Spiele - Beugungsbilder in der hinteren Brennebene (Fourier-Ebene) von Objektiven, Einfluss von Apertur und Wellenlänge - mit einem Gitter, hergestellt aus einer unbespielten CD. Für Durchlicht wurde die Alu-Schicht abgelöst; man kann vergleichbare Versuche aber mit der originalen CD auch mit Auflicht-Mikroskopen machen.
Die Gitterkonstante beträgt recht genau 1,50 µm entsprechend 667 LP/mm (wurde gemessen - siehe unten - mit einem Leitz-Objektmikrometer - aber auch ein Solches hat natürlich Fehlergrenzen). Die an sich ja vorhandene Krümmung der Gitterlinien ist bei diesen kleinen Bildausschnitten praktisch nicht zu bemerken. Das "weiße" Licht stammt aus einer "weißen" LED (6500 K); das "bunte" durch (etwas ältere) Interferenzfilter von CZJ.
"Rohstoffe" und Blick aufs Gitter
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_19185084.jpg) (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_48390968.jpg)
Blicke in die Fourier-Ebenen
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_37872666.jpg) (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_9275459.jpg) (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_44749499.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_22790131.jpg) (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_61980165.jpg) (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_58158834.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_35701987.jpg) (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_54495336.jpg) (https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_19716283.jpg)
Freundlich "verspielte" Mikrogrüsse
H. Husemann
Nur noch die Messung
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68648_3061244.jpg)
Lieber Herr Husemann,
genau das suchte ich heute schon verzweifelt im WWW. Wie haben Sie die Schicht entfernt? Alu mit NaOH geätzt? Oder geht es einfacher? Wäre für eine kleine Hilfestellung dankbar.
Viele Grüße
Peter Höbel
Lieber Herr Höbel,
quasi mit einer Mischung von Maßnahmen: Erst habe ich am Rande mit einem ganz scharfen Messerchen ganz vorsichtig erwas "gepokelt", dann aber mit etwas Säure (ich hatte etwas halbkonz. HCl, aber es könnte vielleicht auch mit NaOH gehen) an einem Q-Tip gewischt. Erst ging es nicht so recht, aber dann funktionierte es doch einigermaßen. Ein Idealrezept habe ich auch nicht. Man will ja auch nicht so viele Kratzer. Da ich nicht so große Flächen brauchte, hat es - zumindest für meine Zwecke - gereicht.
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann
Hallo,
ich hatte mal Rohlinge, bei denen es nicht mehr als einen kräftigen Luftstrom gebraucht hat, um die Metallisiertung herunter zu bekommen. Mit einer Druckluftpistole sollte es eigentlich gehen. Auf dem Bild der CD sieht man ja schon einige Flitter, die Beschichtung haftet wohl nicht so übermäßig fest.
Alu geht mit NaOH ganz sicher weg, nur wird die Lackschicht darüber stören.
Tim
Ansosnten gibts optische Gitter ind Diagröße für wenig Geld auch bei Astromedia.de...
Man nehme die CD in eine Hand und knicke sie in 2 Hälften, die beschreibbare Seite nach innen. Meist zerfällt sie dann in ein Durchsicht- und ein Reflexionsgitter.
Gruß,
Stuessi
Hallo Stuessi,
dazu empfehle ich aber dringend, ein Handtuch darum zu wickeln. Das schützt die Augen und verhindert große Schweinerei. Insbesondere die Alu-Stückchen fahren weit und in jeden Winkel.
Beste Grüße !
JB
Danke für alle Ratschläge.
Wenn man nicht lange genug warten kann, dann sieht es so aus ;D
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68701_4689012.jpg)
Hier war die Zeit für den Ätzvorgang doch etwas zu kurz. Mit Salzsäure und etwas H2O2, dann noch ins Ultraschall geht es ohne weitere mech. Bearbeitung. Nun etwas mehr Zeit und es sieht sicher ordentlich aus. Dann folgen die Versuche der Einbettung in ein Medium mit Abschluß eines Deckglases.
Viele Grüße
Peter Höbel
Lieber Herr Höbel,
wie sagte doch der König von Preussen 1806 nach der verlorenen Schlacht von Jena und Auerstädt: "Ruhe ist die erste Bürgerpflicht"! Und so sollte es auch in der Optik sein! ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D ;D
TRöstende Mikrogrüsse
H. Husemann
PS.: Ist natürlich wieder etwas OT.
Lieber Herr Husemann,
ja wie recht Sie haben ;D , es war auch nur ein Schnelltest um zu sehen wie gut die Schicht sich lösen läßt.
Nun also mit etwas mehr Ruhe - es geht gut. Ob KOH oder die HCl + H2O2 Version, es funktioniert sehr schön. Einzig meine Verwunderung über Ihren Superkontrast ! Muß ich meine PlanApos verschrotten ? Soll ich doch nach einem AXIOMAT Ausschau halten ?
Bitte verraten Sie mir den Trick.
Wenigstens stimmen Theorie und Praxis überein. Hier mit einem PlanApo 10/0,32. Das soll nach Rechnung noch 1,14µm auflösen können. Dazu eine Kamera mit einem Adapter mit Faktor 2x.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68735_54499803.jpg)
Da auch bei mir der Abstand der Gitter 1,5µm beträgt, sind keine groben Fehler erkennbar ;)
Wenn es mir noch gelingt zu einer Konrastverbesserung zu kommen, so reicht mir das sehr preisgünstige Gitter für einige Versuche.
Anmerkung , es lag ein Deckglas auf der CD.
Viele Grüße
Peter Höbel
Hallo
Weder mit HCl noch mit NaOH konnte ich die Aluschicht entfernen.
Mit dem Messer, oder durch biegen löste sich die Schicht.
Doch, wo gehen denn die Striche hin?
Ich suche und suche.
Hier ein Ausschnitt eines abgeblätterten Alu Stückchens!
Das Bild wurde stark bearbeitet.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68746_19899443.jpg)
Gut Licht
Kurt
Lieber Herr Höbel,
zugegeben: Ich hatte zur Demonstration und Gitterkonstantenmessung mein Gitterbild auf Schwarz-Weiß "konvertiert" und zusätzlich den Bild-Kontrast etwas erhöht. Aber die Beugungsbilder in den Fourierebenen der Objektive zeigen ja, daß man etwas mit diesem Gitter machen kann. Mein Bild war mit einem CZJ Apo 40/0,95 gemacht; dazu mit Optovar 2x durch Okular Kpl 10x / 20. Auch ich hatte ein Deckglas auf der (richtigen!!!) Seite der CD.
Wenn ich die "entaluminierte" CD-Scheibe mit einem roten Laser-Pointer durchleuchte, kann ich die 2. Ordnung praktisch nicht sehen, dafür aber wieder etwas die dritte. Es liegt wohl daran, daß das Verhältnis von Spaltbreite zu Balkenbreite des Gitters irgendwo zwischen 2 und 3 liegt. Bei den Pupillenbildern ließ sich das nicht verfolgen, weil die nur höchstens bis zur 2. Ordnung eingefangen sind; diese ist aber auch hier deutlich schwächer.
Ich habe auch eine recht dünne Gitterfolie in Dia-Fassung (Beilage aus einem älteren Optik-Lehrbuch) mit etwa 550 LP/mm; verglichen damit ist "unser" CD-Gitter in seiner Wirkung wesentlich kontrastreicher. Ein "Solideres" mit 570 LP/mm - es ist (wieder in Dia-Fassung) zwischen Glasplättchen "eingebettet" - ist etwas kontrastreicher als das CD-Gitter; zeigt mit dem Pointer aber praktisch gleiches Verhalten bezüglich der Intensität der Beugungs-Ordnungen.
Gitterfreundliche Mikrogrüsse
H. Husemann
Hallo Herr Wirz,
wenn ich Ihre Frage richtig verstanden habe: Herr Höbel und ich hatten die transparenten, vom Alu befreiten CD-Platten als Transmissionsgitter benutzt; nicht die abgeblätterte Alufolie. Man kann auch die originäre CD als Reflexionsgitter betrachten.
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann
Lieber Herr Husemann,
danke für die Ergänzungen. Natürlich ist mit dem CZJ Apo 40/0,95 das Bild wesentlich besser. Etwas knifflig war das dauerhafte Fixieren eines Deckglases, aber mit Minitröpfchen UHU Plus ging es. Immerhin ein nettes Gitter mit Kosten nahe Null.
Die von Ihnen angesprochenen Gitter in Diaformat oder aus dem Lehrmittelbereich habe ich auch schon getestet und sofort in die Schublade verfrachtet.
Einzige Frage: In der Fachwelt wird bei CDs von einem Abstand von 1,6µm gesprochen. Sie haben 1,5µm gemessen, ich komme auf einen Wert von 1,47µm. Aber das klärt sich auch noch.
War zwischendurch eine schöne Spielerei. Danke für den Anstoß ;)
Wellenoptische Grüße
Peter Höbel
Lieber Herr Höbel,
was den Wert von 1,47 µm anbetrifft, bin ich eher bei Ihnen als bei der "Fachwelt" von 1,6 µm. Ich habe ja geschrieben 1,50 - was nach allgemeiner Konvention bedeutet, daß die letzte Stelle unsicher ist. Aber auch Objektmikrometer von Leitz sind nun mal nicht völlig fehlerfrei. In die Nähe von 1,6 bin ich in vielen Messungen - auch mit anderen Objektmikrometern, z.B. von PZO - nie gekommen; eher unter 1,50.
Beugungsbehaftete, dennoch freundlich-kollegiale Mikrogrüsse
H. Husemann
Lieber Herr Höbel,
"Nachschlag": Was ich im vor-vorigen Posting über die fehlende 2. Beugungs-Ordnung beim Durchleuchten des CD-Gitters mit einem roten Laser-Pointer (ca. 650 nm) sagte, war falsch. Es ist sehr wohl die 2. , denn die 3. Ordnung kommt gar nicht mehr "zustande". Für die Beugungswinkel der i-ten Ordnungen (gemessen zur Senkrechten auf dem Gitter) gilt ja m. W. sin alpha(i) = i x Lambda / g (i = 1, 2...). Mit lambda = 650 nm und g = 1500 nm errechnet sich (bzw. mein Taschenrechner) alpha(1) = 25,7° und alpha(2) = 60°. alpha(3) "geht " schon nicht mehr. Es kommen mit "Rotlicht" also nur die 1. und 2. Ordnung (natürlich neben der Nullten) durch dieses Gitter. Das habe ich auch an meinem selbstgebastelten Apertometer festgestellt. Soweit meine morgendlich-neuen Erkenntnisse.
Gitterbewegte Mikrogrüsse
H. Husemann
hatte ich vergessen, noch anzumerken: So gilt das nur für "gerade" (= senkrechte) Beleuchtung. Bei schräger Beleuchtung bekommt man einseitig auch höhere Ordnungen (dafür auf der Gegenseite weniger).
Zitat von: hinrich husemann in Juli 15, 2011, 10:38:51 VORMITTAG
....Was ich im vor-vorigen Posting über die fehlende 2. Beugungs-Ordnung beim Durchleuchten des CD-Gitters mit einem roten Laser-Pointer (ca. 650 nm) sagte, war falsch....
Hallo Herr Husemann,
Ihre Überlegungen hatten mich etwas verunsichert. Ich spekulierte schon auf die Schwächung der 1. Ordnung (bei Spaltabstand=doppelte Spaltbreite), dann merkte ich aber, dass ich eine DVD und keine CD mit dem LASER-Pointer untersuchte. Bei der DVD beträgt der Linienabstand nur die Hälfte einer CD.
links: DVD, Mitte: 20µm in der Höhe, rechts: beschriebene CD
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68791_17878425.jpg)
Gruß,
Stuessi
Hallo Herr Meingast,
interessiert mich sehr! Dann hätte die DVD nur eine "Gitterkonstante" von 0,75 µm entsprechend 1333 LP/mm. Man bekäme bei gerader (= senkrechter) Beleuchtung mit rotem Pointer-Licht nur noch die 1. Ordnungen durch ( 60° bei 650 nm), auch bei Blau (480 nm) keine Weiteren. Werde auch mal mit einer DVD "spielen".
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann
Und weil es so schön ist mit einem Gitter zu spielen habe ich noch einen sehr gewagten Versuch unternommen. Kann das Profil der Rillen räumlich dargestellt werden ?
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68822_19979997.jpg)
Mit viel gutem Willen kann man "etwas" erkennen.
Aufn. Apo 63/0,95 , UV-LED @ 365nm , leicht schiefe Beleuchtung , monochrome Kamera , 20 Bilder gestapelt und mit HeliconFocus als 3D gewandelt. Mehr ist sicher kaum zu erwarten.
Mikrogrüße
Peter Höbel
Lieber Herr Höbel,
wunderschönes "optisches Wellblech"! Haben Sie noch was Neues zur Gitterkonstanten?
Wellenfreundliche Mikrogrüsse
H. Husemann
Lieber Herr Husemann,
nun habe ich noch 2 weitere CDs untersucht. Diesmal ohne Beschädigung, sondern durch die Trägerschicht hindurch. Geht natürlich nur mit einem Objektiv welches auch diese Dickschicht verträgt. Nikon LWD 40/0,55 mit Korr. von 0-2mm und dazu Auflicht.
1. eine CD mit 700 MB ergab 1,45µm Rillenabstand
2. eine alte CD-RW mit nur 650MB ergab 1,53µm Rillenabstand
Die Abstandsmessungen wurden über 12, bzw. 14 Rillen gemittelt. Als Referenz ein O-mikrometer von Leitz.
So wird aus der Gitterkonstanten eine G-variable. ;D
Damit beende ich die Recherche.
Ein schönes Wochenende und Grüße
Peter Höbel
Lieber Herr Höbel,
Nur zum Abschluß noch ein klassisches - etwas "freihändiges" "Wellen-Beugungs-Experiment" mit dem besprochenen CD-Gitter, Laser-Pointer: lambda = 0,66 µm (Mittelwert); und provisorischem Selbstbau-Apertometer: 1mm auf der Skala entspricht relativ genau 2°
Gitterkonstante g = i x [ lambda /sin alpha(i) ] mit Beugungsordnung i = 1, 2 : abgelesen: alpha(1) = (13,5x2)° = 27° , damit g = 1,45 µm
alpha(2) = (31,5x2)° = 63° , damit g = 1,48 µm
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68886_23210381.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/68886_12101535.jpg)
Man sieht auch hier: Die 3. Ordnung "passt" nicht mehr. (Die Theorie "lügt" eben nicht)
Auch von mir
schönes Wochenende und
freundlich gewellte Mikrogrüsse
H. Husemann
Nachträglicher Hinweis im folgenden Posting
Vielen Dank für diese schöne Thema. Das hat mich an eine Webseite erinnert, die ich vor einiger Zeit mal gefunden hatte. Nach einigem Suche habe ich sie wiedergefunden, ein Blick darauf lohnt sich:
The CD ROM Spectroscope -> die Übersicht
http://astro.u-strasbg.fr/~koppen/spectro/spectroe.html
My various types of spectroscopes
http://astro.u-strasbg.fr/~koppen/spectro/typese.html
Das MkII kann immerhin die beiden Natrium-Linen auflösen: 5769.6 and 5789.7 A:
http://astro.u-strasbg.fr/~koppen/spectro/mk3e.html
Leider ist die deutsche Übersetzung noch in Arbeit...(da die seite von 2007 ist, wird's wohl nichts mehr)
Gruss,
Stefan
Nur noch eine ergänzende Anmerkung zu meinem - wie schon gesagt etwas "freihändig" durchgeführten - Beugungsexperiment: Die Ebene des CD-Gitters liegt auf dem Apertometer ein klein wenig zu hoch. Dadurch fallen, wie man geometrisch leicht nachvollziehen kann, die abgelesenen Skalenwerte - und damit auch die resultierenden Winkel und so auch ihre Sinus-Werte - etwas zu hoch aus. Da letzte im Nenner der Berechnungsformel eingehen, ergeben sich wohl etwas zu niedrige Werte für die hier bestimmte Gitterkonstante. Aber das war auch nicht das Hauptanliegen dieses Versuchs. Es ging hier mehr um die Demonstration der Beugung am Gitter.
H. Husemann
Hallo Herr Husemann,
wenn die Gitterkonstante einer CD etwa 667 LP/mm groß ist, muss die Linse im CD-Player mindestens eine solche Auflösung haben.
Vor der Entsorgung eines CD-Players habe ich diese Linse ausgebaut.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78032_13307812.jpg)
Zur Bestimmung des Auflösungsvermögens habe ich diese Linse als Objektiv benutzt und mit meiner Alpha 900 durch mein altes Humbold-Mikroskop das Bild meiner 24 x 36 cm² großen Testtafel aus 1,1m Entfernung fotografiert.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78032_8749404.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78032_23181258.jpg)
Ein 0,1mm breiter Ausschnitt sieht so aus:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78032_10907512.jpg)
Bis zum Kreis 4 des Siemenssterns (180 Lp) kann man die Linien sicher trennen. Dieser Kreis hat einen Durchmesser von 0,08mm, einen Umfang von 0,25mm.
Damit komme ich auf 720 Lp/mm.
Viele Grüße,
Stuessi
Hallo und guten Abend die Herren,
dieser thread hat bei mir Erinnerungen geweckt und da wurde ein CD gewählt die nicht so dick bedampft ist und so konnte ich sowohl im Auflicht als auch im Durchlicht fotografieren. Da ich aus der Zeit, wie ich für Philips Eindhofen mit an den allerersten CD´s gearbeitet habe,>> dürfte so 1985<< gewesen sein, noch wußte, dass gleich neben dem Loch erst mal ein kleiner unbedampfter Teil kommt und dann ein unlackierter bedampfter Bereich, indem auch Beschriftung auftaucht, habe ich nicht nach Chemie gesucht sondern gleich mit dem Mikroskopieren begonnen. Ein Gitter brauche ich meiner Meinung nach nicht, aber ich wollte natürlich wissen, ob meine Ausstattung dafür reicht.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78057_3192818.jpg)
Also den Kreis in der Mitte angesteuert und losexperimentiert.
So sieht das im Durchlicht mit dem 100.er 0,90 NPL unbearbeitet aus
der bläuliche Teil ist der Alu.bedampfte Bereich.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78057_63796697.jpg)
Hier mal in Anlehnung an weiter oben den unbedampften Teil monochrom mit viel Kontrast
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78057_65527748.jpg)
Hier nun Auflicht mit leichter Nachbearbeitung
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78057_2283116.jpg)
Und hier die Originalaufnahme
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/78057_26498932.jpg)
Die Auflichtbeleuchtung ist nicht definierbar, da ich so lange am Metalloplanteil Hebelchen geschoben habe bis es mir am besten gefiel. Vermutlich etwas Reliefbeleuchtung wie bei der Metallografie. Müßt ihr mir nachsehen, bin ja noch der Lehrbub.
Einen schönen Abend noch
Lothar Gutjahr
( in Foren sonst gerne per Du; hier in Bayern sowieso, auch mit dem Landrat und dem Apotheker )
Hallo Herr Meingast (und eventuell weitere CD-Interessierte),
den Versuch mit der ausgebauten Linse des CD-Players finde ich sehr interessant. Die Ergebnisse passen ja recht gut zusammen.
Was mich aber noch interessiert, ist die numerische Aperur NA dieser Linse. Dazu versuchsweise einige "lockere" Philosophien:
Die Linse fokussiert ja einen Laser-Strahl - also ein Parallel-Bündel - in die Ebene der Spurlinien. Der Schnitt des Fokus - er ist ja kein mathematischer Punkt, sondern auf Grund der Wellenoptik ein räumliches Gebilde - mit dieser Ebene stellt (vereinfachend perfekte Abbildung vorausgesetzt) ein klassisches Airy-Scheibchen dar. Den Durchmesser d seines Kerns (gemessen jeweils bis zum ersten Minimum) kann man berechnen nach d = 1,22 lambda / NA (mit lambda = Wellenlänge des benutzten Lichtes ).
d sollte natürlich nicht "dicker" sein als eine CD-Spur breit ist, also nicht mehr als 1,5 µm . Als Laser nehme ich mal einen an, wie er auch in den üblichen roten Laser-Pointern gebraucht wird: lambda = 0,65 µm (etwa). Dann ergäbe sich für die notwendige NA der Linse (natürlich wieder "etwa") NA = 1,22 lambda / d = 1,22 * 0,65 / 1,5 = 0,53 .
Für ein gut korrigiertes Mikroskop-Objektiv fordert eine NA von 0,5 schon einen merklichen optischen Aufwand; aber die Linse im CD-Player muß ja nicht achromatisch sein, sondern nur für eine Wellenlänge einigermaßen passen.
Wie gesagt, nur der "lockere" Versuch einer Kalkulation. Hat jemand einen anderen Ansatz oder genauere Kenntnis über die Auslegung solcher Linsen?
Freundliche Mikrogrüsse
H. Husemann
Hallo Herr Husemann,
wie sie schon richtig schrieben " braucht ja nicht achromatisch sein" ist das eine errechnete Linse welche dann als Kunststoffspritzgießteil gefertigt wurde, wie heute viele optische Teile. Leider habe ich 1999 wie wir für den Griechenlandumzug gepackt haben, die zum Teil bis zu 1200 Seiten starken Sony-Patentschriften entsorgt. Da waren sehr viele Details nachzulesen wie auch Dinge wie Pitabstände 1/2 Lambda und so weiter. Es gab dann auch noch ein Weißbuch, was aber mehr die digitalen Verfahren betraf.
Was ich noch dazu beitragen kann ist der Brechungsindex als Problem bei den CD´s. So eine Scheibe wird über einen Schirmanguss in der Mitte angespritzt und das bedingt natürlich bei so einem schlanken Teil einen Druckgradienten zum Rand hin, welchen man sich in etwa wie einen "Tannenbaum" vorstellen kann. Dieser beieinflußte in der Anfangszeit die Doppelbrechung der Scheibe von aussen nach innen dermaßen, dass 10 bis 15 nm pro mm und 80 bis 100 nm Pro mm gemessen wurden. Dies reichte für Musik-CD´s aber nicht für Daten-CD´s Diese sollten über die ganze Fläche nicht mehr als 15 nm/mm abweichen. Hier waren wir dann mit der Kunststoffverarbeitung am Ende. Rechtzeitig brachte die Firma Bayer das Makrolon 2000 auf den Markt, welches brav und lammfromm diesen Wünschen entgegenkam. ( Ein Sieg der Chemie)
Ich hatte bereits mit zwei Studenten als Diplomarbeit ein Inline-Doppelbrechungsmessgerät gebaut aus welchem ein Gerät zur Produktionskontrolle abgeleitet wurde. Das kam dann nie zum Einsatz. Ein weiteres Insiderproblem war die Trocknung des Granulates. Geschieht dies nicht ausreichend, schäumt so eine CD bei Überschreiten der Glastemperatur regelrecht auf. Die Bläschen sind vorher komprimiert im Werkstoff eingefroren und beeinflussen auch die optische Qualität.
Die heutigen Scheiben dürften etwa bei 15 nm/mm über alles liegen.
Dann ist auch das schöne Foto von Stuessi von dem Linsenträger vielleicht noch ein paar Worte wert. Die dort angebrachten Spulen gehören zum "Tauchspulpositioniersystem" Die Rundlaufgenauigkeit der CD oder DVD wird mit den aussen sitzenden Einzelspulen nachgeregelt. Das gab es bei den ersten CD´s noch nicht. Was aber von Anfang an da war ist die große um den ganzen carrier laufende Spule, die gegen einen Permanentmagneten die axiale Verstellung der Optik vornimmt und für einen gleichmäßigen Abstand zur Lesespur sorgt. Die ersten Laserdioden hatten zu diesem Zweck eine zusätzliche Empfangsdiode, die hinter dem Laser lag und wenn ich mich richtig erinnere neben dieser Positionierungsaufgabe auch eine Leistungsregelung der Helligkeit in einem anderen Zeitkonstantenbereich vornahm.
So viel dazu. Es tut mir Leid, nicht mehr zu den gestellten Fragen beisteuern zu können.
Mit besten Grüßen
Lothar Gutjahr