Liebe Pflanzenfreunde,
im Forum gibt es bereits einige Beiträge zur Brennnessel. Deshalb möchte ich heute nur das Rhizom im Quer- und Längsschnitt zeigen.
Systematik:
Ordnung: Rosenartige (Rosales)
Familie: Brennnesselgewächse (Urticaceae)
Tribus (eine Rangstufe zwischen Unterfamilie und Gattung) :Urticeae
Gattung: Brennnesseln (Urtica)
Art: Große Brennnessel
Wissenschaftlicher Name: Urtica dioica
Die wesentlichen Aufgaben der Wurzel sind die Verankerung der Pflanze im Boden und die Aufnahme von Wasser und Mineralien.
Der stark im Boden verzweigte Wurzelstock der ausdauernden Pflanze treibt viele oft fast mannshohe Sprosse, sie bilden meist große Bestände. Für den Menschen selbst hat das Rhizom in der Pharmazie als Teil einer Heilpflanze eine gewisse Bedeutung.
Die Heilwirkung der Brennnessel war im Altertum schon den Griechen bekannt. Schon die Kräuterbücher des Mittelalters erwähnen ihre Heilwirkungen ausführlich. Infolge ihrer brennenden Wirkung spielte die Pflanze auch im Aberglauben eine nicht unbedeutende Rolle
Kosmetische Verwendung: Als Haarwasser gegen Haarausfall, fettigem Haar und Schuppen.
Brennnesseln wurden auch bei der Färbung verwendet, weil ihr Saft grün ist.
Magische Verwendung: Die beschützenden Eigenschaften der Brennnessel wurden schon lange in der Magie verwendet. Um einen Fluch abzuwenden oder ihn zurück zu senden, soll man Brennnesseln in eine Puppe stopfen oder sie in einem Säckchen mit nach Hause nehmen.
Um Böses vom Haus fern zu halten oder es zurück zu senden, besprenge es mit Brennnesseln. Das Kraut wird auch verbrannt, um eine Gefahr fern zu halten und man hält sie in der Hand um Geister abzuwehren. Man trägt sie auch gemeinsam mit Schafgarbe gegen die Angst und als Amulett um Negatives zu bannen. Gibt man eine frisch geschnittene Brennnessel unter das Bett einer kranken Person, wird sie die Heilung unterstützen.
Von der Magie zurück zur Wurzel.
Die Brennnessel hat eine vielsträngige - polyarche Wurzel, es gibt eine große Anzahl von Xylemsträngen. Das luftfreie Xylem dient der Wasserleitung und dem Transport von Mikro- und Makronährstoffen. Es ist recht dickwandig, da der Transport fast ausschließlich durch ,,Sog" in Gang gehalten wird. So können sie auch bei sehr angespannten Wasserverhältnissen nicht kollabieren und der Wasserfaden reißt nicht ab.
Bild 01 Illustration, Zeichnung, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_54625026.jpg)
Bild 02 Schnittstellen, Rhizom, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/71578_37828994.jpg)
Querschnitte
Bild 03 Rhizom im Probenhalter eingespannt, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_25033562.jpg)
Arbeitsanleitung:
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 40 µm.
Probe lag in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) 15 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5 : 1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan
Ergebnis :
Rindenparenchym grün; Sklerenchymring rot;. Phloem blau; Epidermis hellrosa;
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot.
Fotos erstellt mit Nikon D5000.
Bild 04 Querschnitt, Rhizom, Übersicht, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_19743096.jpg)
Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.
Bild 05 Querschnitt, Rhizom, Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_4160572.jpg)
Ph = Phellem, Pg + Pd = Phellogen und Phelloderm, R = Rindenparenchym - stärkespeichernd, K = Kambium, Hp = lignifiziertes Holzparenchym, P = Phloem, X = Xylem, T = Tracheen, H = Holzparenchym - unverholzt und stärkespeichernd, Pr = Protexylem neu entstehender Zwischenbündel, M = Markparenchym - stärkespeichernd.
Bild 06 Querschnitt, Rhizom , Vergrößerung aus der Übersicht, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_36365744.jpg)
Bild 07 Querschnitt, Rhizom, Vergrößerung, Floureszenzaufnahme, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_14600517.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED
Längsschnitte
Bild 08 Längsschnitt, Rhizom, auf einen kleinen Holzklotz aufgeklebt, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_61750291.jpg)
Bild 09 Längsschnitte, Rhizom in Ethanol 70 % - Petrischale, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_48733980.jpg)
Bild 10 Längsschnitt, Rhizom, Übersicht, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_51936136.jpg)
Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.
Bild 11 Längsschnitt, Rhizom, Vergrößerung mit Beschriftung, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_49006825.jpg)
X = Xylem, K = Kambium, P = Phloem (Typisch die sehr langgestreckten Zellen mit den schrägen Zellwänden, bei denen es sich sicher um Siebplatten handeln dürfte), Pg + Pd = Phellogen und Phelloderm, Ph = Phellem.
Bild 12 Längsschnitt, Rhizom, Floureszenzaufnahme, Große Brennnessel (Urtica dioica)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/71578_63122808.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED
Tüpfelgefäße im Xylem. Calciumoxalatdrusen konnte ich nicht erkennen.
Damit die Zellen untereinander in Kommunikation treten können, bleibt die Zellwand an verschiedenen Stellen dünn. So entstehen feine, plasmaerfüllte Kanäle – die Tüpfel.
Literatur:
Aichele, D.; Golte - Bechtele, M.: "Was blüht denn da, -wildwachsende Blütenpflanzen Mitteleuropas", Kosmos - Verlag, Stuttgart, 1997, S. 388.
Katherine Esau: ,,Pflanzenanatomie"
Bettina Rahfeld: ,,Mikroskopischer Farbatlas pflanzlicher Drogen"
Für Verbesserungsvorschläge habe ich ein offenes Ohr.
Lieber Detlef, herzlichen Dank für Deine Unterstützung.
Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen