Liebe Pflanzenfreunde,
das ,,Schmalblättrige Weidenröschen" habe ich in Ufernähe eines kleinen Baches gefunden. Normal ist der Stängel einfach, selten verzweigt. Bei dieser Pflanze ist der Stängel sehr verzweigt.
Zeigen möchte ich hier einen alten und einen jungen Spross im Querschnitt.
Bei dem wissenschaftlichen Namen gibt es viele Bezeichnungen. Ich habe mich für Epilobium angustifolium entschieden. Dieser Name steht in: ,,Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands" von Henning Haeupler und Thomas Muer und in ,,Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen".
Epilobium angustifolium (syn. Chamaenerion angustifolium, Epilobium gesneri, E. persicofolium, E. salicifolium, E. spicatum, Lysimachia chamaenerion)
Systematik:
Ordnung: Myrtenartige (Myrtales)
Familie: Nachtkerzengewächse (Onagraceae)
Unterfamilie: Onagroideae
Gattung: Weidenröschen
Art: Schmalblättriges Weidenröschen
Wissenschaftlicher Name: Epilobium angustifolium
Englische Name: ,,Fireweed"
Französischer Name: Épilobe en épi
Niederländischer Name: Wilgenroosje
Volkstümlichen Namen : Trümmerblumen, Stauden-Feuerkraut, Wald-Weidenröschen oder Waldschlag-Weidenröschen, Antonskraut.
Das Weidenröschen ist eine mehrjährige, bis zu 2 m große Staudenpflanze aus der Familie der Nachtkerzengewächse. Es gibt über 20 Unterarten.
Man findet das Weidenröschen sogar im Wappen des kanadischen Yukon-Territoriums.
Zur Blütezeit (Juli bis August) fallen die Weidenröschen mit ihren leuchtenden Blüten ins Auge.
Die schönen großen purpurroten Blüten bilden am Ende des dicht beblätterten Stängels eine langgestreckte Blütentraube, oft außerdem kleine aus den oberen Blattachseln. Der ausdauernde Wurzelstock (Rhizom) kriecht ausläuferartig im Boden und treibt dicht nebeneinanderstehende, oft rot angelaufene Stängel. Die langen lanzettlichen Blätter sind dunkelgrün, unten etwas graugrün.
Die schalenförmige Fruchtkapsel enthält eine Menge Samen an 4 Klappen, die sich von der Mittelsäure ablösen. Die Samen haben ein Federkrönchen, so dass sie vom Wind fortgetragen werden. Es braucht nur irgendwo ein Stück Wald niedergeschlagen zu werden, sofort stellt sich auch das Weidenröschen ein, so dass sie zur Blütezeit einem leuchtend roten Feld gleichen.
Bei Jägern gilt die Art als Indikatorpflanze, weil man sie bei überhöhtem Wildbesatz nur noch in wildfreien Kulturgattern antrifft.
Das Weidenröschen ist eine Heilpflanze. In der Volksheilkunde galt die Pflanze als Heilmittel gegen Magen- und Darmentzündungen und zur Wundheilung.
In Osteuropa bereitet man aus jungen Blättern einen beliebten Haustee, den "Koptischen Tee".
Inhaltsstoffe: Gerbstoffe, Tannine, Zucker, Ursolsäure und
Vitamin C (200 mg/100g Weidenröschenblätter, mehr als Orangen!)
Im Jahr 1790 entdeckte der Botaniker Christian K. Sprengel an dieser Pflanze die Fremdbestäubung, also die Tatsache, dass zur Entstehung eines Samens in einer Blüte der Bestäubungsvorgang mit Blütenstaub stattfindet, der nicht aus der gleichen Blüte stammt, sondern von einer anderen Blüte der gleichen Pflanzenart kommen muss.
Quelle: http://www.bund-hessen.de/startseite/
Geschichtliches:
Die Pflanze galt als blitzabweisend und gehörte in manchen Gegenden zum Kräuterbuschen von Maria Himmelfahrt. Die Wurzeln der Kräuterweihe reichen weit bis zu den Ur-Mysterien der Menschheit zurück.
Zuerst wurden mit einem Kräuterbusch Natur- und Erntedankfeste zu Ehren verschiedener Götter gefeiert. Um 745 n. Chr. wurde erst die Kräuterweihe verboten, dann unter den Segen Marias gestellt. Seitdem feiert man die Kräuterweihe an Maria Himmelfahrt und das ist am 15. August...
Die Legende...
...als am 3. Tag nach dem Begräbnis Mariens die Apostel ihr Grab besuchten, schlug ihnen eine Woge köstlichen Wohlgeruchs entgegen. Das Grab war verlassen, dafür aber angefüllt mit Rosen und Lilien, rings um die Grabstelle sprossten und blühten all die bescheidenen Heilkräuter, welche die Gottesmutter in ihrem Leben geliebt hatte. Seitdem werden am Tage des Heimgangs der Gottesmutter in der Kirche die Kräuter geweiht.
Die kathol. Kirche sieht die Weihe vor allem als Ausdruck für die Achtung vor der Schöpfung und die Heilkraft der Kräuter als Symbol für die Zuwendung Gottes an den Menschen.
In der Kräuterweihe mischen sich Tradition und Frömmigkeit, Volksglaube und Religiosität, verbunden mit der Notwendigkeit Werterhaltendes zu bewahren. Maria Himmelfahrt ist der Auftakt zur wichtigsten Kräutersammelzeit des Jahres. Heilpflanzen, die zu dieser Zeit gesammelt werden, übertreffen alle anderen Kräuter an Kraft (mit Ausnahme der Johanniskräuter, die zur Sommersonnenwende gesammelt werden). Die Spanne gilt bis zum 15. September und wird als ,,Frauendreißiger" bezeichnet- inmitten des 8. Sept. als ,,Kleiner Frauentag" = Maria Geburt.
Arbeitsanleitung:
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 40 µm, Querschnitt.
Probe lag in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) 12 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 6 : 1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan
Ergebnis :
Rindenparenchym grün; Sklerenchymring rot;. Phloem blau; Epidermis hellrosa;
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot.
Fotos erstellt mit Nikon D5000.
Bild 01 Illustration, Schmalblättriges Weidenröschen, (Epilobium angustifolium)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/74258_60689296.jpg)
Otto Wilhelm Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz ,1885
Bild 02 Schmalblättriges Weidenröschen, (Epilobium angustifolium)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/74258_62915409.jpg)
Bild 03 Schnittstellen, Schmalblättriges Weidenröschen, (Epilobium angustifolium)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/74258_29394974.jpg)
Der Spross ist extrem hart, man kann ihn brechen.
Die aufrechten, im Querschnitt runden bis stumpfkantigen und meist unverzweigten Stängel sind kahl oder nur schwach behaart und bis in die Spitze dunkel purpurn gefärbt
Alter Spross
Bild 04 Spross, Übersicht, Schmalblättriges Weidenröschen, (Epilobium angustifolium)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/74258_64343253.jpg)
Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.
Bild 05 Vergrößerung aus der Übersich mit Beschriftungt, Schmalblättriges Weidenröschen, (Epilobium angustifolium)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/74258_20827679.jpg)
Wir haben hier den Fall, dass sich ein Periderm zwischen Phloem und primärer Rinde bildet.
Ep = Epidermis, R = Rindenparenchym, Pg = Phellogen, Phe = Phellem (Kork), Ph = Phloem, K = Kambium, Xy = Xylem, T = Trachee, Pd = Phelloderm
Das luftfreie Xylem dient der Wasserleitung und den Transport Von Mikro – und Makronährstoffen. Es ist auch recht dickwandig, da der Transport fast ausschließlich durch ,,Sog" in Gang gehalten wird. So können die Pflanzen auch bei sehr angespannten Wasserverhältnissen nicht Kollabieren und der Wasserfaden reißt nicht ab.
Bild 06 Schmalblättriges Weidenröschen, (Epilobium angustifolium)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/74258_48628494.jpg)
Xylem mit Tracheen
Bild 07 Das Rechteck markiert die Schnittstelle des folgenden Bildes Nr. 10.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/74258_47611227.jpg)
Hier habe ich den Spross längs angeschnitten.
Bild 08 Floureszenzaufnahme, Spross, Längsschnitt, Schmalblättriges Weidenröschen, (Epilobium angustifolium)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/74258_5903270.jpg)
Mit Schraubenbänder versehene Tracheiden
Die Schraubenbänder liegen in verschiedenen Ebenen.
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED
Junger Spross
Bild 09 Junger Spross, Vergrößerung mit Beschriftung, Schmalblättriges Weidenröschen, (Epilobium angustifolium)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/74258_40707513.jpg)
Ep = Epidermis, R = Rindenparenchym, P = Phloem, K = Kambium, Sk = Sklerenchymring, T = Tracheen im Xylem, i P = inneres Phloem .
Siebröhren und Geleitzellen sind beispielhaft gut im inneren Phloem zu erkennen. Zwischen Xylem und innerem Phloem liegt kein Kambium, was die häufigere Variante dieses Phänomens des bikollateralen Leitbündels ist.
Bild 10 Blattstiel, Vergrößerung aus der Übersicht, Schmalblättriges Weidenröschen, (Epilobium angustifolium)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/74258_58395333.jpg)
Bild 11 Floureszenzaufnahme , Schmalblättriges Weidenröschen, (Epilobium angustifolium)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/74258_45398434.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED
Literaturquellen :
Kühn, I., Klotz, S. 2002: Systematik, Taxonomie und Nomenklatur.
Klotz, S., Kühn, I., Durka, W. (Hrsg.): BIOLFLOR - Eine Datenbank mit biologisch-ökologischen Merkmalen zur Flora von Deutschland.
Xaver Finkenzeller, Jürke Grau: Alpenblumen. Mosaik, München 2002, ISBN 3-576-11482-3.
Manfred A. Fischer, Wolfgang Adler, Karl Oswald: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 2., verb. u. erw. Auflage. Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2005, ISBN 3-85474-140-5.
Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 6. völlig neu bearb. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
Bildatlas der Farn- und Bütenpflanzen Deutschlands" von Henning Haeupler und Thomas Muer.
Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen
Für Verbesserungsvorschläge habe ich ein offenes Ohr.
Lieber Detlef, herzlichen Dank für Deine Unterstützung bei der Beschriftung von Bild Nr. 5.
Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
sehr schöne bilder einer sehr schönen pflanze.
in nordamerika wird sie übrigens fireweed genannt, da sie dort oft auf abgebrannten waldflächen wächst.