Liebe Pflanzenfreunde,
Der Essigbaum oder Hirschkolbensumach (Rhus typhina) ist ein sommergrüner Strauch aus dem Osten Nordamerikas. Er wurde um 1620 in Europa eingeführt und ist wegen seiner ausgeprägten Herbstfärbung ein weit verbreitetes Ziergehölz.
Carl von Linné stellte den Essigbaum 1753 in seinen Species Plantarum in die Gattung der Scheinhanfe und nannte ihn Datisca hirta.
Der deutsche Name Essigbaum kommt wohl von dem sauren Zellsaft der Pflanze. Der botanische Gattungsname Rhus ist die griechische Bezeichnung für Pflanzen dieser Gattung. Von der Gattung Rhus gibt es weltweit ca. 250 Arten. Der Artname typhina stammt ebenfalls aus dem Griechischen und bedeutet rohrkolbenartig.
Systematik:
Ordnung: Seifenbaumartige (Sapindales)
Familie: Sumachgewächse (Anacardiaceae)
Gattung: Rhus
Art: Essigbaum
Wissenschaftlicher Name: Rhus typhina
alternative Bezeichnungen: Kolben-Sumach, Sumac, Färberbaum, Gerbersumach
englische Name: staghorn sumac
Der Essigbaum ist ein sommergrüner Strauch. Er erreicht eine Höhe von bis zu 7 Metern. An seinen samtig behaarten Trieben stehen wechselständige Blätter. Die oberseits sattgrünen und unterseits hell graugrünen Blätter sind anfangs behaart. Ihr gesägter Rand unterscheidet sie eindeutig von den Blättchen des Götterbaumes (Ailanthus altissima), mit dem der Essigbaum teilweise verwechselt wird.
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Bild 01 Blattnarbe, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_57917207.jpg)
Nach Abfallen der Blätter hinterlassen die Blattstiele hufeisenförmige Blattnarben an den Ästen. Die Borke älterer Stämme ist grau und rissig, die Rinde älterer Äste ist mit zahlreichen orange-braunen Korkwarzen (Lentizellen) besetzt.
Die unscheinbaren Blüten sind 2-häusig und stehen in dichten, stark behaarten, endständigen Rispen. Männliche Blüten haben gelblichgrüne, weibliche haben rote Kronblätter. Bei Reife der Nussfrüchte nehmen die kolbenähnlichen Fruchtstände eine dunkelrote Farbe an. Die kolbenartigen Fruchtstände bleiben auch über den Winter erhalten und verleihen der Pflanze dann in Verbindung mit der geweihartigen Verzweigung der Äste ein besonders markantes Aussehen, von dem sich auch der Name Hirschkolben-Sumach ableitet. Durch sein weit reichendes Wurzelsystem mit sehr widerstandsfähigen Schösslingen kann er leicht verwildern und über sein weit reichendes, dichtes Wurzelsysteme Polykormone (http://de.wikipedia.org/wiki/Polykormon)
ausbilden, die große, artenarme Dominanzbestände zur Folge haben. Er ist besonders widerstandsfähig gegen Immissionen.
Alle Pflanzenteile sind giftig, aber vor allem der Saft. Die Pflanze enthält Ellagsäure (http://de.wikipedia.org/wiki/Ellags%C3%A4ure)
und stark sauren Zellsaft. Eine Vergiftung ist nur nach Aufnahme größerer Mengen denkbar; die Vergiftungserscheinungen wären Magen- und Darmbeschwerden.
Für einige Indianerstämme war die Art von medizinischer Bedeutung. Die Wurzeln dienten als Mittel zur Blutstillung, die Früchte halfen gegen Erkrankungen der Lunge und der Tee aus der inneren Wurzelrinde linderte ,,innere Beschwerden".
Die Indianer Nordamerikas benutzten die Früchte zur Herstellung eines limonadenähnlichen Getränkes und für ihre Naturmedizin - Borke und Blätter wurden zum Gerben, sowie zur Verfeinerung des Tabaks verwendet.
Essigbaum wird bei uns in der Heilkunde nicht verwendet.
Das Holz hat keine wirtschaftliche Bedeutung, eignet sich aber für die Kunsttischlerei.
Bild 02 Drechselkunst Berthold Greiner
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_25795266.jpg)
Geradwandiger Kelch aus dem Holz des Essigbaums, mit geradem, kurzem Fuß.
Maße zirka: Ø 180 mm h 155 mm
Arbeitsanleitung:
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
Reichert - Jung Schlittenmikrotom Hn 40 - Schnittstärke beträgt 40 µm, Quer-und Längsschnitte.
Probe lag in AFE – Gemisch
Fixiergemisch auswaschen in 70 % Ethanol 5 Minuten
1. (Querschnitte) mit 70 % Ethanol
2. Alkoholreihe bis zum 30%igen Ethanol
3. Wasser entmin. 3x wechseln je 1 Minute
4. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
5. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
6. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) 12 Sekunden.
7. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
8. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 6 : 1 verwendet.
9. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben
10. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % )
11. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen
12. Einschluss in Entellan
Ergebnis :
Rindenparenchym grün; Sklerenchymring rot;. Phloem blau; Epidermis hellrosa;
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot.
Fotos erstellt mit Nikon D5000.
Die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.
Junger Spross, Querschnitt 40 µm.
Bild 03 Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_50972955.jpg)
Ein kräftig, brauner filzig behaarter junger Trieb. Schnittdicke 40 µm.
Bild 04 Spross, quer, Übersicht, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_9516396.jpg)
Die Übersichtsaufnahme wurde mit Zeiss Objektiv Plan 1/0,04 erstellt.
Bild 05 Spross, quer, Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_54627942.jpg)
MP = Markparenchym, K = Kambium, VZ = verdickte Zellen, AE = ausgebildete Epithelzellen, T = Trachee, XY = Xylem, PH = Phloem, SE = Sekretgang, SK = Sklerenchymring
Bild 06 Spross, quer, Vergrößerung aus der Übersicht, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_25153121.jpg)
Auf der linken Bildseite sind einzellige unverzweigte Haare (Trichome) zu erkennen. Die Haare sind mit dem unteren Teil, dem Fuß, in der Epidermis verankert. Den über die Epidermis hinausragenden Teil bezeichnet man als Schaft. Die Trichome dienen hauptsächlich als Strahlungs- und Verdunstungsschutz.
Bild 07 Spross, quer, Vergrößerung aus der Übersicht, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_24645023.jpg)
Bild 08 Spross, quer Fluoreszenzaufnahme, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_3813000.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED
Bild 09 Spross, quer, Dunkelfeld, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_22115311.jpg)
Bild 10 Spross, quer, Polarisationsaufnahme, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_34312522.jpg)
Im Rindenparenchym vom Hirschkolbensumach sind viele Kristalldrusen (Calciumoxalat Kristalle) zu sehen .
Junger Spross, Längsschnitt 40 µm.
Bild 11 Spross, längs, Probe auf einen Holzklotz geklebt, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_64636157.jpg)
Bild 12 Spross, längs, Mikrotomschnitt, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_32836751.jpg)
Bild 13 Spross, längs, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_4129521.jpg)
Die Einwegklinge spanne ich so ein, dass sie etwas aus dem Messerhalter herausragt. So wird ein Aufrollen der Schnitte vermieden.
Bild 14 Spross, längs, Übersicht, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_35092670.jpg)
Bei diesem jungen Spross gibt es noch keine Lentizellen.
Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.
Bild 15 Spross, längs, Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_29513333.jpg)
MA = Markparenchym, T = Schraubentrachee, XY = Xylem, PH = Phloem, SK = Sklerenchymring, RP = Rindenparenchym, CU = Cuticula
Bild 16 Spross, längs, Vergrößerung aus der Übersicht, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_2087103.jpg)
Bild 17 Spross, längs, Fluoreszenzaufnahme, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_18462382.jpg)
Radialschnitt des Stängels. Tüpfelgefäße
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED
Bild 18 Spross, längs, Fluoreszenzaufnahme, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_18760187.jpg)
Starke Vergrößerung, Tüpfelgefäße
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED
Bild 19 Spross, längs, Fluoreszenzaufnahme, Hirschkolbensumach (Rhus typhina)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/81245_30970182.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED
Literatur :
Peter Schütt: Enzyklopädie der Sträucher. Nikol, Hamburg 2006, ISBN 978-3-937872-40-7, S. 267–274 (Sonderausgabe, Auszug aus: Peter Schütt (Hrsg.): Enzyklopädie der Holzgewächse – Handbuch und Atlas der Dendrologie. Loseblattsammlung, ecomed, Landsberg am Lech 1994–2008 / Wiley-VCH, Weinheim 2008 ff, ISBN 3-609-72030-1).
Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen, Pflanzengifte. 4. Auflage. Nikol, Hamburg 1994, ISBN 3-933203-31-7, S. 616–617.
M. A. Fischer, K. Oswald, W. Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3. Aufl. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der OÖ Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 3-85474-187-1
Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3. Aufl. Nikol, Hamburg 2005, ISBN 3-937872-16-7
Heinz-Dieter Krausch: Kaiserkron und Päonien rot... Von der Entdeckung und Einführung unserer Gartenblumen. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2007, ISBN 3-423-34412-1, S. 391f.
Essigbaum. In: FloraWeb.de.
Essigbaum. In: Baumkunde.de
Für Verbesserungsvorschläge habe ich ein offenes Ohr.
Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen