Guten Abend
an Ostern 2012 fand ich auf ca. 900 m.ü.M. an einer gefällten Abies alba am gipfelnahen Stammteil verschiedene Orthotrichaceaen. Unter dem Schnee versteckt fand ich viele kleinste Polster von Orthotrichum tenellum (eine der sehr seltenen kleinen Orthotrichum-Arten, dazu aber später in einem weiteren Bericht!), andere Orthotrichum-Arten und auch Polster von Ulota.
Ulota unterscheidet sich zu Orthotrichum durch seine wild-krausen Blätter die unter dem Mikroskop betrachtet an der Basis an den Rändern mit ein- bis mehrreihigem hyalinen Saum aus rechteckig bis quadratischen Zellen versehen sind.
Zur Präparation standen mir nur letztjährige Kapseln zur Verfügung. Eine Darstellung des Peristom und der Sporen war deshalb nicht möglich.
Polster von U. crispa Neu: Ulota bruchii; eindrücklich sind die gekräuselten Blätter und die stark behaarte Kalyptra
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/94306_43698461.jpg)
Blätter: verbreitert-eiförmige und hohle Basis, hyaliner Blattsaum an der Basis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/94306_46806451.jpg)
Stammquerschnitt: der Zentralstrang fehlt; Blattquerschnitt: Laminazellen beidseitig fein papillös
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/94306_12587538.jpg)
li: Stoma an der Kapselwand phaneropor; re: Querschnitt der Kalyptrawand
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures002/94306_40016303.jpg)
Literatur: - Epiphytische Moose als Umweltgütezeiger; J.P. Frahm, N. J. Stapper, I. Franzen-Reuter
- Die Moose Baden-Württembergs Band 2; Nebel/ Phillippi
Freundliche Grüsse
Arnold Büschlen
Beachten sie die Anmerkung von B. Kaiser zu der Unterscheidung von U. bruchii und U. crispa mit Literaturangabe!
Arnold, wunderbare Schnitte und sehr ansprechend in ihrer Eigenfärbung.
Viele Grüße
Rolf-Dieter
Lieber Arnold,
vielen Dank für die interessante Dokumentation und die tollen Bilder. Mir war gar nicht mehr bewusst, dass die Stoma schon bei den Moosen bekannt waren. ;)
Herzliche GRüße
Jörg
Hallo Herr Büschlen,
neben Ulota crispa gibt es das ähnliche Ulota bruchii (U. crispa var. norvegica). Beide unterscheiden sich dadurch, dass bei U. crispa die reifen Kapseln gerade über die Blätter hinausragen. U. bruchii dagegen hat deutlich über die Blätter hinausragende Kapseln.
Da im vorliegendem Fall die Kapseln noch nicht reif (braun) sind gibt es noch ein weiteres Merkmal um beide zu trennen. Am Grunde der Seta wird diese von einem tütenförmigen Scheidchen umfasst. Ist dieses unbehaart handeltes sich um Ulota crispa. Ulota bruchii dagegen hat ein lang behaartes Scheidchen.
Dieses deutliche und leicht feststellbare Unterscheidungsmerkmal habe ich bisher nur bei: Loeske, L. (1903): Moosflora des Harzes. 350 S., erwähnt gefunden.
Ob das Merkmal bei den hier vorliegenden unreifen Seten schon ausgeprägt ist käme auf eine Nachprüfung an.
Herzliche Grüße
Bernhard Kaiser
edit: Loeske, L.
Lieber Jörg,
das hat mich auch schon lange fasziniert, da es für mich eigentlich nicht so ganz klar ist, wozu die gut sein sollen. Es ist nämlich so, dass sie nur an den Sporenkapseln, d.h. an der diploiden Pflanze, die ja auf dem haploiden Pflänzchen "parasitiert", vorkommen. Aber, klar die Kapseln sind grün und versorgen sich vermutlich durch Photosynthese weitgehend autonom. Trotzdem: spannend! Sie gehören übrigens dem sehr einfach gestalteten "Mnium-Typ" an - Nomen est Omen.
Herzliche Grüße
Detlef
geschätzter Herr Kaiser,
besten Dank für ihre Erläuterungen zu dem leicht einsehbaren Merkmal. Ich hatte Dieses nicht beachtet! -
Nun habe ich einige unreife Seten herauspräpariert und tatsächlich bei allen ein behaartes Scheidchen vorgefunden!
Das Scheidchen Vulvela ist ein feines Häutchen. Daraus wächst die Seta. Sie wird an ihrem Fuss vom Scheidchen umschlossen.
Herr Kaiser, ist es nun richtig, dass ich den Namen auf Ulota bruchii korrigiere?
Hier auf die Schnelle ein Bild mit den gesuchten Haaren.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures007/94369_29445288.jpg)
Freundliche Grüsse
Arnold Büschlen
Lieber Detlef,
ja, bei einem ansonsten recht einfachen Bauplan hatte ich die Stoma auch nicht erwartet. Allerdings hat Prof. Frahm sie uns im Rahmen eines MKB-Treffens zum Thema Moose einmal gezeigt.
Herzliche Grüße
Jörg
Lieber Arnold,
klasse! Freue mich schon auf dein nächsten Moos.
@Bernhard: Dein Fachwissen über Moose ist eine echte Bereicherung des Forums.
ZitatHerr Kaiser, ist es nun richtig, dass ich den Namen auf Ulota bruchii korrigiere?
Ja Herr Büschlen. Das Merkmal ist eindeutig.
Gratulation zu der bisher erstmaligen Scheidchen-Aufnahme.
@Ralf: Danke.
Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser
Guten Tag,
Herr Kaiser besten Dank für ihren Hinweis:
...neben Ulota crispa gibt es das ähnliche Ulota bruchii (U. crispa var. norvegica). Beide unterscheiden sich dadurch, dass bei U. crispa die reifen Kapseln gerade über die Blätter hinausragen. U. bruchii dagegen hat deutlich über die Blätter hinausragende Kapseln.
Da im vorliegendem Fall die Kapseln noch nicht reif (braun) sind gibt es noch ein weiteres Merkmal um beide zu trennen. Am Grunde der Seta wird diese von einem tütenförmigen Scheidchen umfasst. Ist dieses unbehaart handeltes sich um Ulota crispa. Ulota bruchii dagegen hat ein lang behaartes Scheidchen.
Dieses deutliche und leicht feststellbare Unterscheidungsmerkmal habe ich bisher nur bei: Loeske, L. (1903): Moosflora des Harzes. 350 S., erwähnt gefunden....
Ich habe nun den Titel im Betreff geändert.
@ Rolf-Dieter, Jörg und Ralf: Herzlichen Dank für die Rückmeldungen!
Freundliche Grüsse
Arnold büschlen