Liebe Pflanzenfreunde,
der Name der Art erinnert daran, dass der Rainkohl früher als Wildgemüse genutzt wurde, auch wenn die Pflanze wenig ergiebig ist. Die Blüten und Blätter des Rainkohl sind essbar. Heute wird der Rainkohl im Garten von vielen Leuten eher als "Unkraut" angesehen und gnadenlos ausgerupft, der Rainkohl verdient diese Einstufung jedoch nicht. Die bis zu 160 cm hohe Wildpflanze ist häufig an Wegrändern zu finden. Die Blüten sind nur morgens für 4 – 5 Stunden bei hellem Wetter geöffnet. Bei schlechtem Wetter bleiben sie geschlossen und bestäuben sich selbst.
Bei mir zu Hause sammelt man diese Pflanze gerne als Futter für Kaninchen und Hasen.
In der Naturheilkunde benutzt man von dem Rainkohl die Blätter und den Milchsaft. Inhaltsstoffe des Rainkohls sind: Bitterstoffe und Inulin (der geheime Schlankmacher).
Systematik:
Ordnung: Asternartige (Asterales)
Familie: Korbblütler (Asteraceae)
Unterfamilie: Cichorioideae
Tribus: Cichorieae
Gattung: Lapsana
Art: Gemeiner Rainkohl
Wissenschaftlicher Name der Gattung: Lapsana
Wissenschaftlicher Name der Art: Lapsana communis
Volkstümlicher Name: auch Gewöhnlicher Rainkohl oder einfach Rainkohl
Englischer Name: Nipplewort
Französisch: herbe-aux-mamelles
Bild 01 Illustration
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_65273341.jpg)
Quelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany
Dieses Bild ist gemeinfrei.
Bild 02 Gemeiner Rainkohl (Lapsana communis)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_58961324.jpg)
Die einjährige Pflanze bildet nur dünne Stängel die sich im oberen Bereich verzweigen.
Bild 03 Blätter vom Gemeinen Rainkohl
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_1495183.jpg)
Der Rainkohl ist vegetativ an den leierförmigen Grundblättern mit 1 – 2 Paaren von buchtig gezähnten Lappen zu erkennen. Von den Grundblättern bis zum Blütenstand werden die Blätter immer einfacher. Im Verlauf des Stängels findet eine Veränderung der Blätter bis hin zu linealen Blättern im Bereich des Blütenstandes statt. Die Form der Blätter im unteren Bereich der Pflanze ist spitz-eierförmig, die Blätter im oberen Bereich sind eher lanzettförmig.
Bild 04 Schnittstelle, Spross, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_61302538.jpg)
Schnitte mit dem Reichert - Jung Schlittenmikrotom.
Arbeitsanleitung:
Original Färberezept siehe Seite von Herrn Armin Eisner http://www.aeisner.de/
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziert
Arbeitsablauf :
1. Probe liegt in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 4 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in Entellan.
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt
Spross, Querschnitt, 35 µm
Bild 05 Übersicht, Spross, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_30376100.jpg)
Die Übersichtsaufnahme wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.
Bild 06 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_37460558.jpg)
CU = Cuticula, EP = Epidermis, R = Rindenparenchym, X = Xylem, PH = Phloem, K = Kambium, H = Haar (Trichom),
PX = Protoxylem, M = Strahlparenchym, SK = Sklerenchymring, T = Trachee, MP = Markparenchym.
Der Sklerenchymring umfasst die Leitbündel. In der Mitte ein Parenchym, welches aufgelöst wird, wodurch sich der Hohlraum im Stängel bildet.
Bild 07 Vergrößerung, Protoxylem, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_59487907.jpg)
Bild 08 Vergrößerung, Parenchym, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_23085090.jpg)
Bild 09 Vergrößerung,
Sekretgang (blau) , Protoxylem, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_6964596.jpg)
Bild 10 AF – Fluoreszenzaufnahme, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_17113003.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF
Bild 11 Dunkelfeld, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_30544512.jpg)
Bild 12 Polarisation, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_44365459.jpg)
Das Foto wurde mit Sony Cyber-shot DSC-W30 erstellt.
Wurzel, Querschnitt, 35 µm
Bild 13 Schnittstelle, Wurzel, Querschnitt
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_7044526.jpg)
Bild 14 Übersicht, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_20390146.jpg)
Vielstrahlige, Wurzel. Der Durchmesser beträgt 8 mm. Die Epidermis mit Cuticula (schön gelb gefärbt) ist deutlich erkennbar
Bild 15 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_30689639.jpg)
PR = primäres Rindenparenchym, Ph = Phloem, K = Kambium, XY = Xylem, T = Trachee
Dass die Rindenzellen vor allem im Bereich der Strahlen so flach sind, hängt mit der Dilatation (Umfangerweiterung) zusammen.
Bild 16 Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_50315679.jpg)
Cuticula, Epidermis und Rindenparenchym ( von links nach rechts)
Bild 17 primäres Rindenparenchym , Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_49676947.jpg)
Bild 18 Lapsana communis
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_23488915.jpg)
Links der Ansatz einer Seitenwurzel
Bild 19 Rindenparenchym, Lapsana communis, AF – Fluoreszenzaufnahme
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_23521433.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF
Bild 20 Xylem, Lapsana communis, AF – Fluoreszenzaufnahme
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures003/97712_24854661.jpg)
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF
Literatur :
J. Sturm's Flora von Deutschland
Was blüht denn da ?, Kosmos, ISBN 978-3-440-11379-0
Der neue Kosmos Tier-und Pflanzenführer, Kosmos, ISBN 3-440-07286-X
Schubert – Wagner, Pflanzennamen und botanische Fachwörter, Neumann Verlag, 1961
Für Verbesserungsvorschläge habe ich ein offenes Ohr.
Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen