Liebe Pflanzenfreunde,
diesen Strauch habe ich an der Rhumequelle in Rhumspringe (Landkreis Göttingen) entdeckt. Diese Karstquelle ist die drittstärkste Quelle Deutschlands. Die mittlere Quellschüttung beträgt 2000 Litern pro Sekunde.
Bild 01
Rhumequelle in Rhumspringe
Quelle: Wikipedia; Urheber: Tola69
Zur Gattung Euonymus werden rund 175 Arten gerechnet. In Europa sind 4 Arten beheimatet.
Der Name ,,evonymus" leitet sich von ,,eu" und ,,onoma" = Namen, d. h. guter Name ab. Die Pflanze ist damals aufgrund ihres unangenehmen Duftes und der giftigen Früchte als unheilbringend und wurde daher verhüllend bezeichnet. Der deutsche Name ,,Pfaffenhütchen" nimmt auf die Ähnlichkeit der geschlossenen Früchte mit einem Birett (Kopfbedeckung von katholischen Geistlichen) bezug.
Fossil ist die Gattung seit dem Tertiär bekannt.
Das Tertiär begann vor 65 Millionen Jahren (Ende der Kreidezeit) und dauerte bis zum Beginn der Klimaveränderung vor rund 2,6 Millionen Jahren. Das Klima auf der Erde war im Tertiär wesentlich wärmer als heute. Nach dem Massenaussterben der großen Saurier und vieler anderer Tierarten am Ende der Kreidezeit entwickelte sich hauptsächlich im Tertiär die Tier- und Pflanzenwelt, wie wir sie heute kennen.
Das Gewöhnliche Pfaffenhütchen ist in allen Teilen stark giftig, insbesondere die Früchte und Samen, die Glykoside enthalten. Die wichtigsten Gifte sind Evonosid, Evobiosid und Evomonosid.
Das Pfaffenhütchen wurde 2006 zur Giftpflanze des Jahres gewählt.
Gepulverte Früchte dienten früher als Insektenpulver gegen Läuse. Auch über eine Verwendung bei Herzbeschwerden gibt es Berichte. Die Droge wird aufgrund ihrer Toxizität heute nicht mehr eingesetzt.
Das harte Holz vom Pfaffenhütchen wurde gedrechselt und zu Spindeln für die Weberei verarbeitet.
Diese Pflanze wird häufig durch Gallmilben (Spindelbaum – Blattrandmilbe: Eriophyes convolvens) befallen. Typisches Merkmal ist eine Blattdeformierung, Blattränder eng nach oben gerollt, oft rötlich verfärbt.
http://www.google.de/imgres?q=Blattrandmilbe&hl=de&sa=X&biw=1344&bih=733&tbm=isch&prmd=imvns&tbnid=PRbDg69cnSjN4M:&imgrefurl=http://www.arbofux.de/spindelbaum-blattrandmilbe.html&docid=rtYbFoTHia25qM&imgurl=http://www.arbofux.de/img/euonymus-gallmilbe1-g.jpg&w=600&h=480&ei=coqaUMOhJo7mtQawgIHIDA&zoom=1&iact=hc&vpx=180&vpy=94&dur=260&hovh=201&hovw=251&tx=141&ty=125&sig=113914764914901292646&page=1&tbnh=140&tbnw=175&start=0&ndsp=22&ved=1t:429,r:0,s:0,i:70
Systematik:
Ordnung: Spindelbaumartige (Celastrales)
Familie: Spindelbaumgewächse (Celastraceae)
Gattung: Spindelsträucher (Euonymus)
Art: Gewöhnlicher Spindelstrauch
Wissenschaftlicher Name: Euonymus europaeus (syn. Euonymus vulgaris)
Englischer Name: Ordinary Euonymus
Volkstümliche Bezeichnung: Gewöhnlicher Spindelstrauch ,Europäisches oder Gewöhnliches Pfaffenhütchen, Pfaffenkäppchen, Pfaffenkapperl, Spillbaum oder Spindelbaum
Bild 02 Illustration, Euonymus europaeus
Quelle: Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz 1885, Gera, Germany
Quelle: www.biolib.de
Diese Bild ist gemeinfrei, weil die urheberrechtliche Schutzfrist abgelaufen ist.
Bild 03 geschlossene Kapselfrucht 1 – 2 cm breit, Euonymus europaeus
Die Auffälligkeit seiner rosenroten Fruchtkapseln wird noch dadurch erhöht, dass aus ihnen die orangenfarbigen Samen, an kleinen Fäden hängend hervortreten. Die fleischige Hülle des Samens, der Samenmantel, bildet für das Rotkehlchen eine begehrte Speise. Leider sind bei meinem Bild diese Fäden nicht zu erkennen.
Bild 04 Schnittstelle, Spross, Euonymus europaeus
Junge Zweige sind durch Korkleisten schwach geflügelt .
Spross, Querschnitt 30 µmW-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau) modifiziertArbeitsablauf :
1. Schnitte liegen in 30 % Ethanol.
2. Aqua dest. 3x wechseln je 1 Minute.
3. Vorfärbung Acridinrotlösung 8 Min.
4. 1x auswaschen mit Aqua dest. .
5. Acriflavinlösung (differenzieren bis gerade keine Farbwolken mehr abgehen - Lupenkontrolle) ca. 12 Sekunden !!!.
6. 2 x auswaschen mit Aqua dest..
7. Nachfärbung Astrablaulösung 2 Minute.
Bei der Nachfärbung mit Astrablau eine Mischung aus Astrablau und Acriflavin im Verhältnis 5 : 1 verwendet (blau + gelb = grün).
8. Auswaschen mit Aqua dest. bis keine Farbstoffreste auf dem Objektträger verbleiben.
9. Entwässern mit 2x gewechseltem Isopropylalkohol ( 99,9 % ).
10. Als letzte Stufe vor dem Eindecken Xylol einsetzen.
11. Einschluss in DePeX.
Ergebnis :
Zellwände blaugrün bis grün, verholzte Zellwände leuchtend rot, Zellwände der äußeren Hypodermis orangerot, Cuticula gelb, Zellwände der innenliegenden Hypodermis tiefrot.
Fotos: Nikon D5000, die Übersichtsaufnahmen wurde mit ,,MagniFlash" erstellt.
Bild 05 Übersicht, älterer Spross, Euonymus europaeus
Der Spross ist durch eine kleine Korkleisten schwach geflügelt.
Bild 06 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Euonymus europaeus
CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, PH = Phloem, ST = Strahl, K = Kambium, T = Trachee, XY = Xylem
1 = sehr schwach ausgeprägtes Kollenchym
2 = Rindenparenchym und Epidermis mit einer Spaltöffnung in der Mitte
3 = hierbei handelt es sich um älteres, funktionsloses und zusammengepresstes Phloem.
Bild 07 Korkleiste, Euonymus europaeus
Charakteristisch für das Pfaffenhütchen sind längsverlaufende Korkleisten, zwischen denen normale Epidermis vorkommt. Korrekt müsste man ,, Korkflügel" sagen, denn sie gehen auf nur ein Phellogen zurück. Auffallend ist, dass solche Zweige nebeneinander eine funktionsfähige Epidermis und
zugleich eine massive Korkschicht besitzen, die durch ein Phellogen von der übrigen Pflanze getrennt ist.
Bild 08 eingelagerte Oxalatdrusen, Euonymus europaeus
Bild 09 AF – Fluoreszenzaufnahme, Euonymus europaeus
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.
Bild 10 AF – Fluoreszenzaufnahme, Euonymus europaeus
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.
Bild 11 ungefärbter Schnitt, Euonymus europaeus
Bild 12 Negativ (Photoshop), Euonymus europaeus
Bild 13 Polarisation, Euonymus europaeus
Spross, Längsschnitt, 30 µmFärbung: Etzold – Blau: Fuchsin; Safranin; Astrablau ( FSA)
Schnitte gründlich in Aqua dest. spülen.
FCA-Farblösg. 8 Min. gelegentlich schwenken.
Kurz abspülen in Aqua dest.
In zwei Portionen Ethanol 30%ig abspülen. je 30 Sek.
In Ethanol 70%ig differenzieren ca. 30 Sek.
In zwei Portionen Ethanol 30%ig abspülen. je 30 Sek.
der Rest des überschüssigen Farbstoffes geht ab.
Entwässern in zwei Portionen abs. Isopropanol je 1 Min.
Je nach Einschlußmittel über Xylol oder gleich einschließen.
Einschluss in DePeX.
Ergebnis :
Verholzte Zellwände rot, oft in verschiedenen Farbtönen (Sklerenchym purpurrot, Xylem: ziegel- bis gelbrot). Eingewachsenen Steinzellen orange. Holzfasern dunkelrot, Markstrahlenzellen mehr gelbrot, cutinisierte Zellwände gelb bis orangerot. Unverholzte, nicht cutinisierte Zellwände grün, Korkschichten ungefärbt. Mittellamellen verkorkter Zellen oft rot (verholzt). Kallose (universelles Abdichtungsmaterial) sowie Reservezellulose in Samen ungefärbt. Plasma meist rötlich. Zellkerne rot oder blau.
Bei der Betrachtung wird eine Kontrastverbesserung bei Verwendung eines BG 38 Filters (blaugrün, 3mm dick) erreicht
Bild 14 Sprossgabelung , auf einen kleinen Holzklotz geklebt
Bild 15 Übersicht, Euonymus europaeus
Die Sprossgabel liegt nicht in einer Ebene. Der senkrecht verlaufendem Spross ist im Längsschnitt getroffen, der kleinere Spross rechts ist quer geschnitten.
Bild 16 Vergrößerung aus der Übersicht, Euonymus europaeus
Bild 17 Vergrößerung, Euonymus europaeus
Uniseriate Strahlen zu Beginn des Dickenwachstums
W-3A-Färbung nach Wacker (Acridinrot-Acriflavin-Astrablau)Bild 18 Übersicht, Euonymus europaeus
Bild 19 Vergrößerung aus der Übersicht mit Beschriftung, Euonymus europaeus
CU = Cuticula, EP = Epidermis, RP = Rindenparenchym, SK = Sklerenchym, OX = Oxalatkristalle, PH = Phloem, XY = Xylem
Bild 20 Vergrößerung, Euonymus europaeus
Schraubengefäße mit Windungen verschiedener Weite.
Bild 21 Korkleiste im Längsschnitt, Euonymus europaeus
Bild 22 Schraubengefäße mit Windungen verschiedener Weite. AF – Fluoreszenzaufnahme, Euonymus europaeus
Fluoreszenzaufnahmen mit Anregungswellenlänge RoyalBlue mit 455 nm, 3 Watt LED, Sperrfilter LP 519 IF.
Quellen:
Die große Enzyklopädie der Arzneipflanzen und Drogen, ISBN 978-3-89996-508-7
Gregor Aas/ Andreas Riedmiller: Bäume, ISBN 3-7742-4058-2
Heinz Butin: Farbatlas Gehölzkrankheiten, ISBN 3-8001-3874-3
Eschrich: Funktionelle Pflanzenanatomie, ISBN 3-540-59131-1
Peter A. Schmidt/Ulrich Hecker: Taschenlexikon der Gehölze, ISBN 978-3-494-01448-7
Mit freundlichem Gruß
Hans-Jürgen
Thanks Hans-Juergen, is a marvel of story.
I hope someday to do only 1/4 of something.
Thanks again and best regards. Francisco.