Mikro-Forum

Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Dypsis in Mai 07, 2013, 23:29:27 NACHMITTAGS

Titel: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Dypsis in Mai 07, 2013, 23:29:27 NACHMITTAGS
Hallo,

ich habe heute (endlich) ein Stativ I bekommen. Es hat eine 13000er Seriennummer, sollte also Anfang 1889 gebaut sein.
Es hat einen Dreifachrevolver mit RMS-Gewinden. Nun schreibt aber Beck in seinem Buch, dass das Hartnackgewinde bei Leitz erst 1891 durch das RMS-Gewinde abgelöst wurde.
Der Revolver macht mir gar nicht Eindruck, als wenn er nachgerüstet wäre (zumal seine Verschraubung im Tubus vermutlich auch ein RMS-Gewinde ist, wobei ich das noch nicht überprüfen konnte, ich habe ihn noch nicht abschrauben können).

Weiß jemand von Euch wann die RMS-Gewinde bei Leitz eingeführt wurden?

Herzliche Grüße
Thomas
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Dypsis in Mai 08, 2013, 19:00:51 NACHMITTAGS
... dann geb´ich mir jetzt selbst eine Antwort  :D
Vielleicht interessiert die Anwort ja jemanden...

Timo Mappes hat mir bestätigt, dass die RMS-Gewinde bei Leitz 1889 eingeführt wurden. Damit verhält sich mein Stativ dann wohl doch artgerecht.

Herzliche Grüße
Thomas
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: peter-h in Mai 08, 2013, 22:27:32 NACHMITTAGS
Hallo,

ich besitze ein Leitz Nr. 5915 vom Oktober 1883 , großes Stativ Ia (nach Leitz Brief vom 7.3.1983) mit 7 Objektiven und ALLE haben ein RMS Gewinde. Das nur zur Abrundung.

Viele Grüße
Peter (H)
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Nomarski in Mai 08, 2013, 23:02:54 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

ZitatDas nur zur Abrundung.
wie wurde das RMS-Gewinde denn abgerundet? Mit einem Formstahl oder mit der Feile?
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Dypsis in Mai 09, 2013, 00:07:22 VORMITTAG
Hallo Peter,

also das ist merkwürdig. Ob es die Gewinde parallel gab? Ich habe ein Ia mit einer 11000er Nummer. Da sind noch die Hartnackgewinde angesagt.

Rätselhaft interessant.

Grüße
Thomas
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: peter-h in Mai 09, 2013, 10:08:49 VORMITTAG
Hallo Bernd,

kein Formstahl, keine Feile, früher wurde funkenerosive Bearbeitung vorgenommen.  ;D

Peter
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Nomarski in Mai 09, 2013, 19:33:26 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

eine interessante Fertigungstechnologie. Wie haben die denn dann das mit dem Linksgewinde hinbekommen? Einfach die Spannung an den Elektroden umgepolt?
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Dypsis in Januar 18, 2014, 20:00:15 NACHMITTAGS
Hallo Peter (oder wen immer es auch interessiert),

ich krame diesen alten Thread noch mal raus, das Thema lässt mir einfach keine Ruhe.

Ich habe jetzt selbst ein Stative unter 12000 und habe reichlich Stative bei Ebay "gescannt".
Keines, aber auch gar keines hat Objektive mit RMS Gewinde. Deines ist also ein ziemlicher Ausreißer. Wie schon geschrieben, auch laut Timo ist das RMS-Gewinde bei Leitz erst 1889 eingeführt worden. Kann es nicht sein, dass Deines mit einem Revolver für RMS nachgerüstet wurde? Es müssten dann aber auch die Objektive alle jünger sein (was an der Form leicht zu erkennen wäre). Wenn die Objektive die alte Form haben aber mit RMS-Gewinde sind, muss es parallel zwei Objektivbauarten gegeben haben, oder sind Adapter (Hartnack-RMS) an diesen Objektiven?

Grüße
Thomas
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: peter-h in Januar 19, 2014, 11:38:16 VORMITTAG
Hallo Thomas,

ich kann dazu auch nicht mehr beitragen. Nach einer Anfrage vom Feb. 1983 bekam ich einem Brief von Leitz vom 7.3.1983 mit den Angaben zu meinem Mikroskop. Dabei wurde die Bestückung der 3 Objektive auch beschrieben. Zusätzlich sind im Schränkchen noch die 4 Objektive vorhanden.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/143013_63584221.jpg)
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/143013_3805964.jpg)

Mehr Info kann ich jetzt nicht liefern
Einen schönen Sonntag
Peter

Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Klaus Henkel in Januar 19, 2014, 13:23:32 NACHMITTAGS
Zitat von: peter-h in Mai 08, 2013, 22:27:32 NACHMITTAGS
Hallo,

ich besitze ein Leitz Nr. 5915 vom Oktober 1883 , großes Stativ Ia (nach Leitz Brief vom 7.3.1983) mit 7 Objektiven und ALLE haben ein RMS Gewinde. Das nur zur Abrundung.

Viele Grüße
Peter (H)

Einen schönen Sonntag allerseits!

Zitat Mikrofibel, Kap. 1.2.3:

Dieses Objektivgewinde (W 0,8" x 1/36") und der Steckdurchmesser von 23,2 mm für die Okularaufnahmen wurden von der RMS 1856 empfohlen und seither von allen namhaften Mikroskopherstellern angewandt. Sie sind für normale Durchlichtmikroskope, die man auch ,,biologische Mikroskope" nennt, zu Defacto-Normen geworden, nachdem Carl Zeiss um 1870 exakte Konstruktionszeichnungen von ihnen angefertigt und sie anderen Mikroskopherstellern unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte.

Man könnte den Zögerlichen noch eine Zeitspanne zum Überlegen einräumen, aber nach 1875 dürften kaum noch Objektive ohne RMS-Gewinde gefertigt worden sein. Später (nach 1900 glaube ich) wurden dann für Auflichtobjektive in der Metallurgie und Mineralogie metrische Gewinde eingeführt und arithmetrische Vergrößerungsstufen bei den Objektiven mit Unendlich-Abbildung.

Einige Hersteller versäumten es, sich anzupassen. Sie verschwanden über kurz oder lang von der Bildfläche.

KH
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Dypsis in Januar 19, 2014, 13:52:08 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

danke für die Bilder (ein schönes Exemplar scheint das zu sein!!!)
Wenn ich das richtig sehe, dann haben die vier moderneren Objektive ein Außengewinde (RMS). Sie müssen später dazu gekommen sein. Die Form der Objektive taucht doch erst ab ca. 14000 auf, wenn ich mich nicht sehr täusche.

Die in der zeitgemäßen Form am Revolver haben das typische Innengewinde. Oder verschaue ich mich da total????
Und das ist bei Deinen ein RMS-Gewinde?

Ebenfalls einen schönen Sonntag
Thomas


Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: peter-h in Januar 19, 2014, 14:53:15 NACHMITTAGS
Hallo Thomas,

hier noch eine letzte Ergänzung.
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures004/143034_6602946.jpg)
links -> rechts
Zeiss Planapo 100 , Leitz Nr. 4 , Objektiv vom Revolver mit Innengewinde

Gruß
Peter

Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Dypsis in Januar 19, 2014, 15:06:53 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

das heißt, Du sagst jetzt nichts mehr? Nervt´s?

Du hast geschrieben, dass ALLE sieben Objektive ein RMS-Gewinde haben. Es sind aber doch zwei ganz verschiedene Generationen.
Das Innengewinde, ist das nun ein RMS-Gewinde?

Nach meinem Kenntnisstand sind genau das die "Hartnackgewinde" (meine passen zumindest an zeitgleiche Hartnackstative und Reichert usw. die eben noch nicht konsequent auf RMS umgestellt hatten).

Grüße
Thomas
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: peter-h in Januar 19, 2014, 15:14:45 NACHMITTAGS
Thomas,

also ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Der Revolver hat ein RMS Gewinde und daran sind dann die Objektive mit den Innengewinden. Frag aber nicht, was das für ein Gewinde ist.

Gruß
Peter
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Dypsis in Januar 19, 2014, 15:24:25 NACHMITTAGS
Hallo Peter,

dann passt ja wieder alles. Der Revolver hat aber auch nur zum Tubus hin ein RMS-Gewinde.
Leitz (und andere) hat das RMS-Gewinde an seinen Objektiven eben doch erst ab ca. 14000 (=ca. 1889) eingeführt (und ist gottlob nicht gleich von der Bildfläche verschwunden obschon sie z.B. mit Reichert zusammen doch noch reichlich Objektive ohne RMS-Gewinde nach 1875 produziert haben...).

Jetzt hast Du Ruh´

Grüße
Thomas
Titel: Re: Einführung des RMS-Gewindes bei Leitz
Beitrag von: Dypsis in Januar 21, 2014, 14:37:16 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Henkel in Januar 19, 2014, 13:23:32 NACHMITTAGS


Zitat Mikrofibel, Kap. 1.2.3:

Dieses Objektivgewinde (W 0,8" x 1/36") und der Steckdurchmesser von 23,2 mm für die Okularaufnahmen wurden von der RMS 1856 empfohlen und seither von allen namhaften Mikroskopherstellern angewandt. Sie sind für normale Durchlichtmikroskope, die man auch ,,biologische Mikroskope" nennt, zu Defacto-Normen geworden, nachdem Carl Zeiss um 1870 exakte Konstruktionszeichnungen von ihnen angefertigt und sie anderen Mikroskopherstellern unentgeltlich zur Verfügung gestellt hatte.

Man könnte den Zögerlichen noch eine Zeitspanne zum Überlegen einräumen, aber nach 1875 dürften kaum noch Objektive ohne RMS-Gewinde gefertigt worden sein. Später (nach 1900 glaube ich) wurden dann für Auflichtobjektive in der Metallurgie und Mineralogie metrische Gewinde eingeführt und arithmetrische Vergrößerungsstufen bei den Objektiven mit Unendlich-Abbildung.

Einige Hersteller versäumten es, sich anzupassen. Sie verschwanden über kurz oder lang von der Bildfläche.


... das könnte man, was den Zeitpunkt der umfassenden Einführung des RMS Gewindes bei allen relevanten Mikroskopherstellern betrifft, als schlicht falsch bezeichnen.

So schreibt Otto Bachmann noch 1883:

Die meisten (... gemeint sind die Mikroskope von Leitz, Reichert, Hartnack, Nachet usw.) der vorstehend beschriebenen und abgebildeten Instrumente führen am Tubus das allgemein verbreitete Hartnack´sche Gewinde. Durch Abdrehen des trichterförmigen Zwischenstückes vom Tubus können aber auch Systeme mit dem weiten englischen Gewinde (Societyscrew) an den Instrumenten verwendet werden. Seibert und Wächter führen ein eigenes, abweichendes Gewinde, bei welchem die Schraubenmutter nicht in die Fassung des Systems, sondern in den Tubus eingeschnitten ist. Die englischen und amerikanischen Mikroskope sind ausschließlich mit dem englischen Vereinsgewinde versehen. Ebenso haben alle Zeiss´schen Instrumente dieses Gewinde, doch lässt sich an den mit einfachen Buchstaben A bis J bezeichneten Systemen, sowie auch bei DD, soweit dieselben nicht eine Korrektionsfassung besitzen, die eigentliche Linsenfassung vom Trichterstück abschrauben, worauf dieselben mit dem Hartnack´schen Gewinde benutzt werden können.

Aus Otto Bachmann, ,,Unsere modernen Mikroskope..." 1883, S. 204-206

Selbst wenn Bachmann hier nicht auf dem neuesten Stand gewesen sein sollte, wie oben schon festgestellt hat Leitz erst 1889 bei seinen Objektiven das RMS-Gewinde eingeführt.
Außerdem, wenn auch bei Zeiss zumindest bis 1883 das hartnack´sche Gewinde noch nicht gänzlich verschwunden war, hatte man sich wohl allseits gewisse Kompatibilitäten offen gehalten.

Grüße
Thomas