Mikro-Forum

Foren => Mikroskopie-Forum => Thema gestartet von: Detlef Kramer in November 02, 2008, 19:27:48 NACHMITTAGS

Titel: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Detlef Kramer in November 02, 2008, 19:27:48 NACHMITTAGS
Hallo,

zur Wiedergeburt unseres Forums ein kleiner Beitrag zum Thema Holundermark. Jetzt ist Erntezeit. Man schneidet sich entsprechende Zweige aus den Büschen, die man dann zu Hause erst einmal einlagern kann. Das für die Schnitte benötigte Mark ist natürlich noch von Holz u.a. umgeben. Das muss man abschälen, was aber auch noch später erfolgen kann.

Holunderzweige sind aber nicht alle gleich. Man sollte nach möglichst unverzweigten Sprossen suchen, die demnach einjährig sind. Und das kann so aussehen:
(https://www.mikroskopie-forum.de/pictures001/533_25560520.jpg)

1 ist deutlich nicht besonders geeignet, da der Markanteil recht gering ist. 2 und 3 sind schon besser; 4 ist ein typischer Wasserschosser, der im Wachstum gestockt ist und deshalb ganz leicht geschält werden kann.

Aber auch aus 3 und 4 kann man etwas brauchbares erstellen, indem man eine "Pyramide" schnittst. Das hat dann auch noch den Vorteil, dass man die, mit dem Objekt, in die Spannzange des Mikrotoms einspannen kann, ohne das Objekt zu quetschen.

Herzliche Grüße

Detlef Kramer

Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: wilfried48 in November 03, 2008, 10:41:40 VORMITTAG
Hallo Herr Kramer,

schöne Erklärung und auch für den Nichtbiologen verständlich.

Wer arbeitet im forum eigentlich noch mit Holundermark ? Ich meinte hier mal gelesen zu haben, dass es im Baumarkt einen Kunststoff gibt, der als Holundermarkersatz tauglich ist.

Nach was muss ich denn da genau suchen und ist das wirklich ein gleichwertiger Ersatz oder sogar besser ?

Gruss

Wilfried
Titel: Re: Styrodur
Beitrag von: Bernhard Lebeda in November 03, 2008, 10:59:51 VORMITTAG
Hallo Wilfried

mein persönliches Problem mit Holundermark war immer, dass ich fast immer nur zu dünne Sprosse bzw. Schösslinge gefunden habe. Das dünne Mark lässt sich dann schwer im Handmikrotom einspannen, auch im Hinblick auf gerade Schnitte.

Der Ersatzstoff ist Styrodur! Da gibt es verschiedene Versionen. Zum einen eine ziemlich fest gepresste mit waffelartiger Struktur. Diese ist wenig geeignet. Eine bessere Version ist deutlich schaumiger und weicher und eignet sich für mein Empfinden ausgezeichnet zum Schneiden!


Gut Schnitt!

Bernhard
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Klaus Henkel in November 03, 2008, 11:15:02 VORMITTAG
Als kleine Ergänzung siehe auch:

http://www.mikroskopie-muenchen.de/cut-hand.html#bett
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte & Styrodur
Beitrag von: Klaus Yde in November 03, 2008, 12:07:28 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard

I am trying to find some Styrodur here in Denmark. Do You or others know of some brand name(s) for Styrodur?

MvG Klaus

PS I have used glycerinsoap for several series of cuts and it works very good albeit it cost some work to get the cuts separated and cleaned for the soap. It is easy to work with and easy to get.
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: icho_mann in November 03, 2008, 12:15:34 NACHMITTAGS
Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich denke doch,
dass man das zu schneidende Präparat in das Halundermark "einbettet" es dann in das Mikrotom einspannt um es damit zu schneiden.
Oder?
Wenn dem so ist, was spricht dann dagegen die Karotte in das Mikrotom einzuspannen?
Warum ausgerechnet Holundermark?
Das wärs dann auch
Vielen Dank
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Detlef Kramer in November 03, 2008, 12:39:18 NACHMITTAGS
Hallo Jonathan,

gegen die Karotte spricht grundsätzlich eigentlich nichts. Allerdings hat sie doch einen kleinen Nachteil: der Schnitt ist übersäht mit ausgespülten Chromoplasten, schön rot.

Was aber auch geht, habe ich früher schon einmal erwähnt: dicke, einjährige Ranken der Brombeere.

Herzliche Grüße

Detlef


Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Bernhard Lebeda in November 03, 2008, 12:40:30 NACHMITTAGS
Zitat von: icho_mann in November 03, 2008, 12:15:34 NACHMITTAGS

Wenn dem so ist, was spricht dann dagegen die Karotte in das Mikrotom einzuspannen?


Moin Jonathan

dagegen spricht überhaupt nichts! Ich hab vor Styrodur immer mit Karotte geschnitten. Mein Problem war eigentlich nur die Vorratshaltung. Und wie oft hatte ich vergessen, mittags Karotten zu kaufen, wenn ich abends schneiden wollte  :-\


Tschüss

Bernhard

Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: icho_mann in November 03, 2008, 12:45:01 NACHMITTAGS
Aha Chloroplasten...
Ja kann schon sein aber oft bleiche ich meine Schnitte danach mit Clorix von daher sollte das Rot nicht so das Problem sein...
Ich werde es einfachmal mit Karotte versuchen sobald mein Handmikrotom da ist und wenn ich damit Probleme habe werde ich auf etwas anderes umsteigen!

Vielen Dank soweit
Achja ich züchte gerade Artemia und arbeite an einer kleinen Dokumentation dazu.
ICh bin mal gespannt wann die Eier schlüpfen.
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte & Styrodur
Beitrag von: Bernhard Lebeda in November 03, 2008, 12:46:22 NACHMITTAGS
Zitat von: Klaus Yde in November 03, 2008, 12:07:28 NACHMITTAGS
Hallo Bernhard

I am trying to find some Styrodur here in Denmark. Do You or others know of some brand name(s) for Styrodur?


Hello Klaus

well, I used to think that "Styrodur" is the brandname already !?
Have a look for instance: Styrodur (http://www.basf.de/en/produkte/kstoffe/schaum/styrodur/benefit_solution.htm?id=V00-dvwAhD8aRbw2-12)

I don't have a clue what Styrodur is in Denish  ???

If you won't find it, I can send you a sample!!


Bye

Bernhard
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Klaus Henkel in November 03, 2008, 12:54:38 NACHMITTAGS
> Ich bin mir nicht ganz sicher aber ich denke doch,
dass man das zu schneidende Präparat in das Halundermark "einbettet" es dann in das Mikrotom einspannt um es damit zu schneiden.
Oder?

#### Von einbetten, Einbettung, Einbettungsmittel etc. spricht man in der deutschsprachigen Mikro-Literatur, wenn es sich um ein flüssig gemachtes Mittel handelt, welches das Objekt so durchtränkt, daß es praktisch in die Zwischenräume des Zellaufbaus eindringt, ja sogar in die Zellen selbst, und sie ausfüllt. Erst dann wird das Objekt in das soeben erstarrende Medium gebracht, das sodann zu einem schneidbaren Block erstarrt.
(Embedding - Einbettung)

Bei allen Mitteln, die das Objekt nur festhalten, wie Holundermark, Rüben, Seife usw. spricht man von einschließen, "umschließen", damit im Unterschied zu den Einbettungsmedien klar ist, daß es sich um ein Mittel handelt, welches das Objekt nicht durchtränkt.

(Von Einschluß, einschließen spricht man bei der Fertigstellung eines Mikropräparates auf dem Objektträger: Balsam, Euparal, Glyzeringelatine usw.)

> Wenn dem so ist, was spricht dann dagegen die Karotte in das Mikrotom einzuspannen?
Warum ausgerechnet Holundermark?

#### Zu den Vor- und Nachteilen von div. gebräuchlichen Einschlußmitteln siehe:

http://www.mikroskopie-muenchen.de/cut-hand.html#bett
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: icho_mann in November 03, 2008, 12:59:56 NACHMITTAGS
Möglicherweise habe ich das einbetten deshalb mit "" versehen.
Es ist nicht nötig mir jedes Wort in seiner komplexen Bedeutung zu erläutern.
Trotzdem danke, denn ihre Verbesserung hat doch sicher etwas Zeit gekostet und mir den Unterschied zwischen einbetten und umschließen näher gebracht...

Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Päule Heck in November 03, 2008, 19:13:44 NACHMITTAGS
Hallo Detlef,
ich kann mich erinnern, dass Du mal Brombeere als Holundermark-Ersatz als sehr geeignet für Schnitte bezeichnet hast. Ist schon länger her (Beitrag vom 17.06.2005 ?).

Zitat: "Holundermark ist bekannt und seit vielen Jahrzehnten beliebt als DAS Einbettungsmedium für Handschnitte. Es hat genau die richtige Konsistenz und ist weich genug, um das Messer zu schonen.

Styropor und Styrodur werden immer wieder als - leicht erhältliche - Alternativen gepriesen und haben sich in der Tat z.B. in den Kursen an den Unis gut etabliert, ungeachtet der Tatsache, dass sie die Rasierklingen schnell stumpf machen. Mit Rasiermessern, die man ja immer wieder abziehen muss, sollte man tunlichst einen Bogen darum machen. Aber es gibt eine natürliche Alternative:

An Brombeeren, besonders, wenn sie oft zurück geschnitten werden, bilden sich mehrmals im Jahr bis ca. 12 mm dicke Wasserschosse, die im Innern ein Mark enthalten, das etwas fester als Holundermark erscheint, aber recht gut als Ersatz für letzteres zu gebrauchen ist. Der Vorteil: man kann es sofort (frisch) verwenden. Ich habe, um das auszuprobieren, ein etwa 4 cm langes Stück mit der Gartenschere abgeschnitten und dann mit einer alten Rasierklinge an allen Seiten schräg von oben nach unten alles Gewebe bis auf das Mark beseitigt, so dass ein oben nur aus Mark bestehender Pyramidenstumpf entsteht. Der wird jetzt wieder von oben auf ca. 15 mm in der Mitte gespalten und diesen Spalt steckt man das zu schneidende Gewebe."

Siehsde, hier kommt nix weg!

Herzliche Grüße, besonders an das NEUE TEAM und danke für Euer Engagement!!!!

Päule




 
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Detlef Kramer in November 03, 2008, 20:32:10 NACHMITTAGS
Danke, auch Dir lieber Päule, für das revivel

Herzliche Grüße

Detlef
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Rolf-Dieter Müller in November 03, 2008, 20:50:10 NACHMITTAGS
Zitat von: Päule Heck in November 03, 2008, 19:13:44 NACHMITTAGS
Hallo Detlef,
ich kann mich erinnern, dass Du mal Brombeere als Holundermark-Ersatz als sehr geeignet für Schnitte bezeichnet hast. Ist schon länger her (Beitrag vom 17.06.2005 ?).
...

Päule

Hallo Herr Heck,

auch von mir vielen Dank, das Sie den Beitrag hier noch einmal eingestellt haben. Ich wollte nämlich diesen viel versprechenden Vorschlag einmal ausprobieren.

Styrodur und Styropor halte ich ebenfalls nur bedingt geeignet, weil beim Schneiden die Rasierklingen tatsächlich schnell an Schärfe verlieren. Deshalb habe ich es noch nie mit meinem Rasiermesser probiert.

Für mich bleibt immer noch Holundermark oder mit Paraffin durchtränktes Holundermark das Umschließungsmittel der Wahl.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Bernhard Lebeda in November 03, 2008, 21:32:35 NACHMITTAGS
Zitat von: Rolf-Dieter Müller in November 03, 2008, 20:50:10 NACHMITTAGS


Styrodur und Styropor halte ich ebenfalls nur bedingt geeignet, weil beim Schneiden die Rasierklingen tatsächlich schnell an Schärfe verlieren. Deshalb habe ich es noch nie mit meinem Rasiermesser probiert.


Hallo Herr Müller

würden Sie da wirklich Styropor und Styrodur in einen Topf werfen wollen? Das sind immerhin zwei grundverschiedene Stoffe, wobei ersteres ja schon seit langem "out" ist. Ich hab hier sowohl Holundermark als auch (das richtige!) Styrodur, und ich sehe in der Materialstruktur keine so grossen Unterschiede.

Herzliche Grüsse

Bernhard
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Rolf-Dieter Müller in November 03, 2008, 22:03:01 NACHMITTAGS
Zitat von: Bernhard Lebeda in November 03, 2008, 21:32:35 NACHMITTAGS
Hallo Herr Müller

würden Sie da wirklich Styropor und Styrodur in einen Topf werfen wollen? Das sind immerhin zwei grundverschiedene Stoffe, wobei ersteres ja schon seit langem "out" ist. Ich hab hier sowohl Holundermark als auch (das richtige!) Styrodur, und ich sehe in der Materialstruktur keine so grossen Unterschiede.

Herzliche Grüsse

Bernhard

Hallo Herr Lebeda,

natürlich haben Sie recht, die Materialstruktur von Styrodur und Styropor ist schon verschieden. Aber, wie gesagt, die Schärfe der Rasierklinge bei Schnittversuchen mit Styrodur hat so schnell nachgelassen, das ich es mit dem Rasiermesser erst gar nicht versucht habe. Und der Gedanke, mein mit viel Zeit und Mühe aufgearbeitetes Mikrotommesser zu verderben, ließ mich erschaudern. Aber nehmen wir letzteres als Scherz, denn es bedarf des Nachweises.

Was ich aber immer mehr schätze, ist mit Paraffin durchtränktes Holundermark. Ich verwende es gerne bei Nadelblättern und Stängelquerschnitte, wenn die Stängel zu dünn sind und deshalb nicht auf Holzklötzchen mit Sekundenkleber halten. Das durchtränkte Holundermark etwas anwärmen und das Nadelblatt/Stängelstück in einem  Loch stecken, das mit einer Präpariernadel vorgestochen wurde. Das Paraffin umschließt das eingesteckte Objekt zusätzlich und schonend.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Gunther Chmela in November 03, 2008, 22:26:41 NACHMITTAGS
Zitat von: Rolf-Dieter Müller in November 03, 2008, 22:03:01 NACHMITTAGS
Was ich aber immer mehr schätze, ist mit Paraffin durchtränktes Holundermark. Ich verwende es gerne bei Nadelblättern und Stängelquerschnitte, wenn die Stängel zu dünn sind und deshalb nicht auf Holzklötzchen mit Sekundenkleber halten. Das durchtränkte Holundermark etwas anwärmen und das Nadelblatt/Stängelstück in einem  Loch stecken, das mit einer Präpariernadel vorgestochen wurde. Das Paraffin umschließt das eingesteckte Objekt zusätzlich und schonend.

Viele Mikrogrüße
Rolf-Dieter Müller

Hallo Herr Müller,

ich meine, das wär's doch wert, mit entsprechend verändertem Text in die Rubrik "Rezepte" aufgenommen zu werden!

Beste Grüße!
Gunther Chmela
Titel: Re: Holundermark für Pflanzenschnitte
Beitrag von: Detlef Kramer in November 03, 2008, 23:04:10 NACHMITTAGS
Lieber Gunther,

wie gerne lese ich wieder einmal etwas von Dir!

Deine Idee ist gut, ich werde mich morgen früh an dieses Thema begeben. Ist ja etwas Neues hier im Forum.

Herzliche Grüße

Detlef